Integration von Flüchtlingen im Kindesalter in europäische Bildungssysteme

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2015 hat die Europäische Union 1.321.600 Asylwerber aufgenommen; 30 % davon waren Kinder. Diese Flüchtlinge müssen eine Reihe von Schwierigkeiten durchstehen – , nicht nur die Trennung von Heimat und Familie sondern auch die Integration in ein neues Land. Das betrifft auch die Jüngsten.

Jungen Flüchtlingen eine Zukunft geben

The situation is real. „Die Herausforderung ist da. Deutschland ist ein begehrtes Ziel und hat allein im Jahr 2015 mehr als eine Million Menschen aufgenommen“ (Harris, n.d). Viele dieser Flüchtlinge sind Eltern, die nur ein Ziel haben: Eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Nun müssen sie und ihre Kinder lernen, sich in eine völlig neue Umgebung einzufügen und zu integrieren, was besonders für Kinder manchmal schwierig ist.

Bildung ist der Schlüssel, aber auch eine große Herausforderung

Die Staatengemeinschaft ist verpflichtet, geflüchteten Kindern Unterkunft, Kleidung und Verpflegung zu gewähren. Daneben gibt es zudem die moralische Verpflichtung, den Kindern durch Bildungsangebote bessere Zukunftschancen zu bieten. Vielfach wird Bildung als das einzige effektive Mittel zur Integration gesehen, was insbesondere in Bezug auf junge Flüchtlinge absolut richtig ist. Allerdings gibt es einige EU-Länder, in denen Flüchtlingskinder nicht vollständig integriert werden und ganz normal, wie jedes andere Kind auch, den Unterricht besuchen können, da sie dort nicht vollständig in das nationale Bildungssystem aufgenommen werden. Dann sind diese Kinder isoliert und haben weniger Chancen. „Auch sie müssen Zugang zu einervollständigen Ausbildung, idealerweise zum gesamten Bildungsangebot des jeweiligen Aufnahmelandes erhalten ” (Dryden-Peterson, n.d.).
Die Integration von Flüchtlingen in nationale Bildungssysteme ist eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung. Deshalb sollte alle Weltgemeinschaft Lehrkörper und Bildungsbehörden unterstützen, die letztlich dafür verantwortlich sind, dass diese Integration gelingt.
Die Integration in das Bildungssystem bedeutet für die Kinder Stabilität, und für eines stabile Zukunft benötigen sie, wie alle anderen Kinder auch, einen qualifizierten Lehrerkörper, durchdachte Lehrpläne, die die Fähigkeiten und Kenntnisse der Kinder fördern, und die Möglichkeit, Zeugnisse in Bezug auf ihre Fähigkeiten zu erwerben. Außerhalb des Bildungssystems können die Kinder das nicht schaffen. (Dryden-Peterson, n.d.)
Heinz-Peter Meidinger, der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, dessen Mitglieder landesweit an weiterführenden Schulen unterrichten, betont: „Wenn Integration gelingen soll, darf es keine Klassen geben, in denen ausschließlich Flüchtlingskinder sitzen.“ (Bleiker, 2015).

Soziale Einbindung von Flüchtlingskindern

Die Teilnahme am Schulalltag ist wichtig, aber nur der erste Schritt. Der nächste Schritt, und damit eine weitere Herausforderung, ist die soziale Einbeziehung dieser Flüchtlingskinder. Für sie sind Schulen nämlich „der wichtigste Ort, um mit Ortsansässigen in Kontakt zu treten, was wiederum für den Aufbau von Beziehungen wichtig ist, die der Integration dieses Personenkreises zuträglich sind“. (Ager & Strang, 2008)
Dennoch gibt es eine Reihe von Barrieren, die eine erfolgreiche Integration in das Bildungssystem behindern. Viele Flüchtlingskinder müssen sowohl körperliches als auch emotionales Mobbing und Rassismus aushalten, finden schwerer Freunde usw., wo doch gerade Verbindung und Verwurzelung so wichtig wären.
Der Deutsche Philologenverband betont, dass die Unterrichtsqualität leidet, wenn mehr als 30 % der Kinder einer Klasse keine guten Deutschkenntnisse haben (Bleiker 2015). Dies hat einerseits negative Auswirkungen auf die einheimischen Kinder der betreffenden Klasse, die ausgebremst werden bzw. unterfordert sind, da sie mangels Sprachschwierigkeiten rascher lernen können, als Flüchtlingskinder, und andererseits auf die Flüchtlingskinder, da die Integration für sie unter solchen Umständen noch schwieriger wird.
Und genau hier ist die Rolle des Lehrkörpers entscheidend. Jeder einzelne Lehrende, der Flüchtlingskinder betreut, muss sich zu dem Thema „soziale, emotionale und Lernbedürfnisse von Schülern und Studenten mit Flüchtlingsstatus und das Verständnis von einheimischen und zugewanderten Schülern und Studenten für- und untereinander“ weiterbilden wollen. (Dryden-Peterson, n.d.)

Wenig politische Unterstützung

Die Integration von Flüchtlingskindern in nationale Bildungssysteme ist eine gute Sache, die allerdings rasch zu einer politischen Herausforderung wird, wenn die notwendigen Mittel in der Realität einfach nicht zur Verfügung stehen. Länder, die viele Flüchtlinge aufgenommen haben, kämpfen auch häufig mit fehlenden Mitteln im Bildungsbudget. An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf die Zahlen: Sobald man weiß, dass von Hilfsgeldern nur 2 % für Bildungseinrichtungen verwendet werden, ist die Erklärung der Sachlage um vieles verständlicher. Um Integration zu ermöglichen ist also noch einiges an politischer und finanzieller Unterstützung notwendig.
Im Moment ist die Situation nicht ideal. Das liegt an zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Ursachen, die die Integration schwieriger machen, doch der Kampf um die Integration ist real. Die Situation muss sowohl in Flüchtlingsländern wie auch in den Klassen eindeutig verbessert werden. Aus allen Nähten platzende Klassenzimmer, oftmals mit mehr als 30 Schüler, sind keine Seltenheit. Das kann und soll aber nicht bedeuten, dass Flüchtlingskinder nicht zur Schule gehen sollen bzw. müssen. Das wäre die schlechteste, und am wenigsten akzeptabelste Alternative.

 

Text: Ivana Kaćunko
Übersetzt von: Anna André
Editiert von: Helga Humlová

 

 

Ager, A., & Strang, A. (2008, April). Understanding Integration: A Conceptual Framework. Journal of Refugee Studies, 21(2). Am 18. März 2017 abgerufen von http://www.cpcnetwork.org/wp-content/uploads/2014/04/19.-Ager-Strang-Understanding-Integration-2008.pdf
Bleiker, C. (2015, 10 15). How to integrate refugee kids in German schools. Abgerufen am 18. März 2017 von Deutsche Welle: http://www.dw.com/en/how-to-integrate-refugee-kids-in-german-schools/a-18785567
Dryden-Peterson, S. (n.d.). A Future for Syrian Children: Integration in National Education Systems. Abgerufen am 18. März 2017 bei der Huffington Post: http://www.huffingtonpost.com/sarah-drydenpeterson/a-future-for-syrian-child_b_8631316.html
European Union Committee. (2016, July 26). Children in crisis: unaccompanied migrant children in the EU. Abgerufen am 18. März 2017 bei http://www.scepnetwork.org/images/21/295.pdf
Harris, D. (n.d). Europe and Migration: Five Challenges. Abgerufen am 18. März2017 von der Huffington Post: http://www.huffingtonpost.com/david-harris/europe-and-migration-five_b_8798548.html