Kindheit in Bangladesch – ausgebeutet zwischen Prostitution und Werkstätten

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Bangladesch – Das Land, welches als zweitgrösster Textilexporteur hinter China gilt, konnte seinen Human Development Index in den letzten 30 Jahren um 88% steigern. Bis 2021 strebt Bangladesch an, der Gruppe der Staaten mittleren Einkommens anzugehören (Außenministerium 2016). Diese wirtschaftliche Dynamik, welche wirtschaftliche und politische Krisen zu überstehen vermag, hat jedoch nur geringen Einfluss auf die gesellschaftliche Situation im Land. Es herrschen Armut und politische Ohnmacht. Die Schulabbrecherquote im Bangladesch zählt zu den höchsten der ganzen Welt. Die Kinder verlassen ihre Schulbänke um das Heer der Handwerker und Schwarzarbeiter zu vergrößern.

Gesetzliche Vereinbarungen finden kein Gehör

Bangladesch hat bereits 7 der 8 wichtigsten Konventionen der Weltarbeitsorganisation ratifiziert, darunter auch die Abschaffung der Kinderarbeit. Die darin enthaltenen Bestimmungen verbieten Tätigkeiten, die sich negativ auf Gesundheit, Sicherheit und Sittlichkeit des Minderjährigen auswirken könnten. In Entwicklungsländern wurde das Mindestalter für die Aufnahme einer Beschäftigung auf 14 Jahre festgelegt. Laut Jahresbericht der Weltarbeitsorganisation (OIT, 2016) werden diese Regelungen im Land trotzdem nur unzureichend beachtet.

Gefahrenzone Werkstatt

Die Kinder im Bangladesch arbeiten mehr als 64 Stunden pro Woche, grösstenteils in Textilwerkstätten (Quattri & Watkins, 2016). Durch die ständig wachsende Nachfrage des Marktes rücken die Arbeitsbedingungen in den Hintergrund: versperrte Notausgänge, marode Elektroinstallationen und Platzmangel – in der Region wurden in den 1106 besichtigten Fabriken nicht weniger als 80000 Sicherheitsprobleme gemeldet (AFP 2016; AFP 2014). Solche Versäumnisse können zu schweren menschlichen Katastrophen führen, wie es bereits 2013 in Rana Plaza der Fall war, als eine einstürzende Fabrikhalle 1127 Menschen das Leben kostete.

Sexuelle Ausbeutung von Mädchen

Für Mädchen wurde eine spezielle Art des Handels aufgebaut. Die jungen Mädchen werden auf der Strasse aufgegriffen und für die Prostitution angeworben, um in einem der zahllosen Bordelle Bangladeschs zu arbeiten, falls sie nicht über internationale Netzwerke weiterverkauft werden. Datlauda gilt als grösstes Bordell im Land. Hier – am Stadtrand der Hauptstadt Dacca, prostituieren sich 2000 Mädchen, welche teilweise nicht älter als 15 Jahre sind (Rashid & Auer, 2015). Um den Mädchen ein reiferes Aussehen zu geben, werden den Jüngsten von ihnen manchmal Steroide verabreicht, die auch in der Viehaufzucht Anwendung finden (Rashid & Auer, 2015) Neben den sexuellen Übergriffen existiert zudem ein Drogenproblem, welches nach und nach die Körper der Mädchen schwächt.

Die Auswirkungen der Arbeit auf die Kinder

Über kurz oder lang wirkt sich die Arbeit unweigerlich auf das Kindeswohl aus. Körperlich können Verletzungen oder Behinderungen auftreten oder aber auch Schwermetallvergiftungen, deren Symptomatik sich erst viele Jahre später bemerkbar macht. Oft treten auch psychische Probleme auf: Die Kinder leiden an Minderwertigkeitsgefühlen
und psychischen Traumata, welche durch die schlechten Arbeitsbedingungen und den daraus enstandenen Stress hervorgerufen wurden. Bildung wirkt sich positivauf eine Gesellschaft aus, während Kinderarbeit in einen Teufelskreis der Armut mündet.

Geschrieben von: Florine Tirole
Übersetzt von : Anja Caky
Überprüft von: Anna Pallaske

 

 

AFP. (2016, April 24). Bangladesh : Des Ateliers Textiles Toujours Dangereux. Abgerufen von Le Point.

AFP. (2014, Oktober 14). Bangladesh : Des Problèmes de Sécurité dans Toutes les Usines de Textile. Abgerufen von Libération.

Akash, G. (2016, Dezember 19). 8€/mois pour du t-shirt. Il photographie le travail des enfants…. Abgerufen von Mr Mondialisation.

Akash, G. (n.d.). Photo Series: Angels in Hell. Abgerufen von GMB Akash.

Choné, M. (2016, Dezember 8). Travail des enfants : 64 heures par semaine au Bangladesh. Abgerufen von ConsoGlobe.

Ministère des Affaires Etrangères. (2016, August 3). Présentation du Bangladesh. Abgerufen von France Diplomatie.

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Quattri, M., & Watkins, K. (2016, Dezember). Child Labour and Education: A Survey of Slum Settlements in Dhaka. Abgerufen von Overseas Development Institute.

Le Quément, J. L. (2008). La Pauvreté Durable? Au Bangladesh et en particulier à Dacca. L’Harmattan.

Rashid, T., & Auer, S. (2015, Februar 9). Elles n’ont aucune chance de sortir du plus grand bordel du Bangladesh. Abgerufen von Vice News.