UNBEGLEITETE MINDERJÄHRIGE FLÜCHTLINGE – DIE TRAGÖDIE IN DER TRAGÖDIE IN ITALIEN

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2016 verschwanden von den 20.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die in Italien ankamen, 6.000 vom Radar der italienischen Behörden (Repubblica, 2016). Es handelt sich dabei vor allem um Minderjährige aus Eritrea, Somalia und Ägypten im Alter von zehn bis 16 Jahren. Leider findet Italien keine wirksame Lösung für dieses ernste Problem.

Schwierige Ankunftsbedingungen für die Minderjährigen in Italien

Bei ihrer Ankunft in Italien gestaltet sich die Situation für die Minderjährigen ganz anders als erwartet, sie stoßen auf viele Hindernisse. Zunächst einmal finden sie sich in oft unhygienischen und überfüllten Aufnahmezentren wieder (Rodini, 2017). Darüber hinaus können sie aufgrund ihres prekären Status und der Tatsache, dass sie sich unrechtmäßig im Staatsgebiet aufhalten, weder studieren noch arbeiten, um den Personen, die für ihre Überfahrt über das Mittelmeer aufgekommen sind, den Betrag zurückzuzahlen. Des Weiteren sind die Verfahren der Familienzusammenführung sehr lange und komplex. Aus diesen Gründen beschließt eine sehr große Zahl von minderjährigen Flüchtlingen (2016 waren es 6.000 Minderjährige unter 16 Jahren!), aus den Zentren zu fliehen und unterzutauchen (Save the children, 2017).

Sie leben auf der Straße, zum Teil mit Erwachsenen der selben Nationalität und wenn sie Glück haben, werden sie von ehrenamtlichen Mitarbeitern von dort tätigen Organisationen unterstützt. Die Mehrzahl von ihnen wird versuchen, Geld aufzutreiben, um Italien zu verlassen und sich Familienmitgliedern in einem anderen europäischen Land anzuschließen oder ganz einfach einen Asylantrag in einem anderen als dem Einreiseland zu stellen.

Die große Schutzbedürftigkeit der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge

Man muss sich darüber klar werden, dass all diese Minderjährigen schon aufgrund psychologischer oder gesundheitlicher Probleme oder Ausbildungsschwierigkeiten schutzbedürftig sind. Jedoch sind sie zudem alle auf dieselbe Weise den Menschenhändlern ausgeliefert, die sie einfach manipulieren können (Repubblica, 2016). Es handelt sich hierbei um eine verborgene und verbreitete Ausbeutung, bei der die Minderjährigen in den meisten Fällen sexuell missbraucht werden.

Letztendlich sind Schicksal und Überleben der Minderjährigen sowie ihre Reise durch Europa eine Frage des Geldes. Bestenfalls schicken die Eltern oder die Familie die für die Weiterreise durch Italien und über die Grenze hinaus verlangte Summe. Andernfalls versuchen die Minderjährigen durch Schwarzarbeit, kleinkriminelle Aktivitäten, Drogenhandel oder Prostitution Geld zu verdienen (Repubblica, 2016).

Die Unzulänglichkeit des italienischen Rechtssystems

Die Hauptursache dieser hoffnungslosen Situation ist das Fehlen eines Spezialgesetzes zum Schutz minderjähriger Flüchtlinge. Die Normen, die derzeit in Italien in Kraft sind, sind zum einen die Kinderrechtskonvention von New York von 1989, nach der unbegleitete Flüchtlinge immerhin das Recht auf eine Aufenthaltsgenehmigung haben, und zum anderen die Rechtsverordnung 268/1998 zur Einwanderung, die allgemeine Vorschriften zu diesem Themengebiet vorsieht. Diese Maßnahmen sind unzureichend für die Bewältigung dieses Problems (Camilli, 2017), da keine der beiden Lösungen für die minderjährigen Flüchtlinge beinhaltet, die aus dem Aufnahmesystem ausbrechen.

Der Entwurf des Gesetzes Zampa, das eine Sonderregelung für die Vormundschaft von minderjährigen Flüchtlingen, einführt, soll diese Probleme lösen. Jedoch fehlt für den Gesetzesentwurf seit 2013 – nahezu vier Jahren – noch die Zustimmung des Parlaments. Der Entwurf beinhaltet folgende fünf Punkte:
1. Ein auf Nationalebene einheitliches Verfahren zur Feststellung des Alters und der Identität
der Minderjährigen
2. Ein strukturiertes Aufnahmesystem mit organisierten Strukturen in Italien
3. Die Achtung des Wohls des Minderjährigen
4. Das Recht auf Bildung und Gesundheit
5. Das Recht auf juristischen Beistand und Anhörung in den Gerichts- und
Verwaltungsverfahren, in die sie verwickelt sind (Save the children, 2017).
Wie lange dauert es bis zum Inkrafttreten des Gesetzes noch?

Die NGOs wenden sich an die nationalen und internationalen Behörden

Oxfam hat genug von dieser katastrophalen Situation und fordert von den italienischen und europäischen Behörden, rasch einzuschreiten, um diesen Minderjährigen eine geeignete Unterbringung und angemessene Unterstützung zu garantieren, die sie für ein würdiges Leben brauchen. Diese Forderung wird auch von Save the children unterstützt (Save the children, 2017). Hoffen wir, dass ihr Aufruf Gehör findet!

Geschrieben von : Francesca Corsetti
Übersetzt von : Jeannette Nitsche
Korrekturgelesen von : Marlies Zaczek

 

 

Camilli, A. (2017, 02 13). Abgerufen am 03.03.2017, auf internazionale.it: http://www.internazionale.it/notizie/annalisa-camilli/2017/02/13/migranti-minori-non-accompagnati-legge-zampa

Oxfam Italia. (o.D). Abgerufen am 11.02.2017, auf oxfamitalia.org: https://www.oxfamitalia.org/ogni-giorno-28-bambini-scompaiono-dal-sistema-di-accoglienza-italiano/

Repubblica. (2016, 10 26). Abgerufen am 10.02.2017, auf Repubblica.it: http://www.repubblica.it/esteri/2016/10/26/news/migranti_minori_inchiesta_lena_repubblica_el_pais_welt_le_soir_die_welt-150581936//

Rodini, G. (2017, 01 4). Abgerufen am 03.03.2017, auf ilfattoquotidiano.it: http://www.ilfattoquotidiano.it/2017/01/04/centri-daccoglienza-il-racconto-in-italia-condizioni-disastrose-la-struttura-di-cona-una-delle-peggiori/3294706/

Save the children. (2017, 02 10). Abgerufen am 10.02.2017, auf savethechildren.it : https://www.savethechildren.it/blog-notizie/minori-migranti-cosa-si-intende-quando-si-parla-di-vie-sicure