Kindersterblichkeit

Kindersterblichkeit

Die Kindersterblichkeit auf der Welt

Die Anzahl der Kinder, die jedes Jahr in einem Land sterben, ist ein Index für das Wohlergehen und die Gesundheit der Kinder dieses Landes. Heutzutage ist die weltweite Situation der Kindersterblichkeit dramatisch: Alle vier Sekunden stirbt ein Kind.

Allerdings ist der Tod von 22.000 Kindern pro Tag nicht unausweichlich. Im Gegenteil gibt es Lösungen und die überwältigende Mehrheit dieser Todesfälle lässt sich leicht vermeiden.

Definition der Kindersterblichkeit

Mit dem Begriff der Kindersterblichkeit ist die jährliche Anzahl der Todesopfer unter Kindern dividiert durch die Anzahl der Lebendgeburten in einer Region gemeint. Dies ist die so genannte Kindersterblichkeitsrate.

Dieser Durchschnitt gibt wesentlich Auskunft darüber, wie gut der Gesundheitszustand der Kinder in einem Land ist.

Sterblichkeit bei Kindern unter 5 Jahren

Die Kindersterblichkeit wird anhand der Kindersterblichkeitsrate gemessen, auch Kindersterblichkeitsrate der unter Fünfjährigen, kurz U5MR (Englisch: under-5 mortality rate) genannt.

Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren ist ein statistischer Indikator für die Wahrscheinlichkeit, ob ein Kind im Zeitraum von seiner Geburt bis zum Erreichen seines fünften Geburtstages stirbt. Diese wird in Promille (‰) ausgedrückt, oder auch als Zehntelprozent (1% = 0,1 ‰). Die U5MR (Kindersterblichkeitsrate der unter Fünfjährigen) ist demnach ein Durchschnittswert, der besagt, dass beispielsweise in Kenia von 1.000 Lebendgeburten 121 Kinder unter 5 Jahren versterben.

Die U5MR bietet bedeutende komparative Vorteile, um die Auswirkungen getroffener Maßnahmen auf das Überleben und das Wohlergehen der Kinder zu bewerten: Sie ist ein Indikator für die Ergebnisse der Entwicklungshilfe und spiegelt die weltweiten Maßnahmen wider, die sich auf zahlreiche Schwerpunkte konzentrieren (Impfungen, sauberes Trinkwasser, Gesundheitsfürsorge für Mütter, Ernährung…). Die U5MR zeigt als verlässlicher Indikator an, wie es um die Gesundheit und das Wohlergehen des Großteils der Kinder eines Landes steht.

Zahlen zur Kindersterblichkeit

Weltweite Kindersterblichkeitsraten

Nahezu 9 Millionen Kinder unter 5 Jahren sterben jedes Jahr. Das bedeutet, dass weltweit alle 4 Sekunden ein Kind stirbt. Aber trotz dieses alarmierenden Befunds verschlechtert sich die Lage nicht, vielmehr verbessert sie sich: Zwischen den Jahren 2000 und 2010 ist die Rate der Kindersterblichkeit um 35% gesunken.

Jahr
1960
1970
1980
1990
2000
2010
Jährliche Anzahl der Kindertodesfälle
18.900.000
17.400.000 (-8%)
14.700.000 (-15%)
12.700.000 (-14%)
12.400.000 (-2%)
8.100.000 (-35%)

Über die Hälfte der weltweiten Kindertodesfälle entfallen allein auf die Länder Indien, Nigeria, Demokratische Republik Kongo, Pakistan, Äthiopien und China.

Zum Vergleich: Der blutigste Krieg in der Geschichte der Menschheit, der Zweite Weltkrieg, hat mehr als 60 Millionen Todesopfer gefordert. Verteilt auf sechs Jahre bedeutet dies jährlich mindestens 10 Millionen Tote. In dieser Zeitspanne starben jedes Jahr über 20 Millionen Kinder. Im Verhältnis war die Kindersterblichkeit somit weitaus todbringender als der schlimmste Krieg seit Menschengedenken.

Ursachen für die Kindersterblichkeit

Die Ursachen für die Kindersterblichkeit können vermieden werden, wenn die Regierungen sich dazu entschließen würden, Kinder zu ihren haushaltspolitischen Prioritäten zu machen. 

Die sechs häufigsten Ursachen für die Kindersterblichkeit sind:

  • Lungenentzündung (19%),
  • Durchfall (17%),
  • Frühgeburt (10%),
  • Neonatale Infektionen (10%),
  • Malaria (8%)
  • Sauerstoffmangel bei der Geburt (8%).

 

Viele Faktoren treten zusammen auf und erhöhen das Risiko der Kindersterblichkeit, insbesondere ist die Unterernährung weltweit für 50 % der Kindertodesfälle verantwortlich.

Maßnahmen gegen die Kindersterblichkeit

Einfache Interventionen können die Kindersterblichkeit erheblich verringern. Dazu zählen folgende Faktoren:

  • Verbesserung der Ernährungssituation der Kinder;
  • Verbesserung der Gesundheit der Mütter;
  • Verminderung der Auswirkungen von HIV, Malaria und anderen schwerwiegenden Erkrankungen;
  • sauberes Trinkwasser und Hygiene.

Über 27 Millionen Kindern fehlen beispielsweise noch immer die wichtigsten Impfungen: Davon sterben jährlich 1,4 Millionen durch Krankheiten, gegen die es durchaus Impfstoffe gibt. Weltweite Impfkampagnen haben bereits einen deutlichen Fortschritt erzielt: In Vietnam ist durch groß angelegte Impfungen gegen Masern die Kindersterblichkeitsrate seit 1990 um die Hälfte gesunken.

Obwohl es für eine wirkliche Wende noch viel braucht, kann die hohe Kindersterblichkeit erheblich verringert werden. So hat die Kindersterblichkeitsrate bei den unter Fünfjährigen innerhalb des letzten Jahrzehnts um 35% abgenommen. Die Vereinten Nationen haben die Senkung der Kindersterblichkeit zu einem „Millennium-Entwicklungsziel“ gemacht und erhoffen sich, die Sterblichkeitsrate von 1990 bis zum Jahr 2015 um Zweidrittel verringern zu können.

 

 

 

 

Geschrieben von : Aurélie Gigon
Übersetzt von : Nina Peiris
Bewertet von : Nadia Al
Verfasst am 25. Juli 2013