Marokko: Die “Petites Bonnes“ wollen nicht länger schweigen

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Für die “Petites Bonnes“, junge Mädchen, die in Marokko als Hausangestelle hart arbeiten müssen, ist die Zeit des Schweigens vorbei. Die Mädchen werden meist in ländlichen Gegenden von örtlichen Vermittlern in die Städte geschickt, um dort für Familien der Mittelklasse als Hausmädchen zu arbeiten. Ihnen werden dabei eine gute Erziehung, eine Schulbildung und ein guter Verdienst in Aussicht gestellt. Die Realität jedoch sieht anders aus: Jedes Jahr sterben junge Mädchen in Marokko an den Folgen von Misshandlungen seitens ihrer Arbeitgeber. So gut wie keine von ihnen erhält eine Bildung. Sie werden geschlagen, sind unterernährt und arbeiten für einen Lohn von 55 Euro – fünfmal niedriger als der gültige Mindestlohn – der direkt an ihre Eltern gezahlt wird. Nun wollen sie die Situation nicht länger hinnehmen.

Von diesen jungen Hausangestellen gibt es viele in Marokko: In dem nordafrikanischen Königreich müssen zwischen 30.000 und 123.000 Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren arbeiten. Dies mag im Vergleich mit den 517.000 Kinderarbeitern, die es noch 1999 waren, niedrig erscheinen. Die Situation der Kinder selbst ist und bleibt jedoch erschreckend – Todesfälle und Misshandlungen müssen verhindert werden.

Die Eltern wissen oft nur wenig über den harten Alltag ihrer Kinder in diesen Familien und kennen nur selten das Ausmaß ihres Leids. Auch über ihre rechtliche Situation sind sie sich häufig im Unklaren. Da sich nun die tragischen Fälle immer mehr zu häufen scheinen, machen auch in den Medien die Geschichten von Fatima, Khadija und Zineb die Runde, die allesamt Opfer ihrer Arbeit wurden. Mithilfe neugewonnener Informationen stellen sich jetzt verschiedene Organisationen gegen die Misshandlungen und arbeiten äußerst hart daran, die Öffentlichkeit gegen die Missstände zu mobilisieren und die Eltern darauf aufmerksam zu machen, dass sie eine solche Ausbeutung ihrer Kinder nicht akzeptieren müssen.

Marokko ist Unterzeichnerstaat der UN-Kinderrechtskonvention und erließ 2011 ein eigenes Gesetz, das unter 15-jährige vor Kinderarbeit schützen soll. Hinter dieser gesetzlichen Fassade spielt sich jedoch eine Debatte um die Milde der Justiz gegenüber den Verantwortlichen der Todesfälle ab: Eine Debatte, die unbedingt auf einer öffentlicheren Plattform geführt werden muss.

Um diesen Kindern zu helfen, müssen wir die Nachricht weiterverbreiten, mehr über das Problem sprechen und unser Umfeld sensibilisieren. Die Kinder wollen nicht mehr schweigen – und wir sollten ihnen zuhören.

Hier finden Sie weitere Informationen zu diesem Thema:
http://www.tdh.ch/de/news/marokko-kleine-hausmadchen-sind-die-grossen-opfer
http://www.dw.de/das-schicksal-der-petites-bonnes-in-marokko/a-4703233-1

Geschrieben von : Manon Moreno
Übersetzt von : Lukas Zielke
Bewertet von : Katrin Glatzer