Blickpunkt Schweiz: Die Hindernisse, die dazu führten, dass das Stimm- und Wahlrecht für Frauen erst 1971 eingeführt wurde, und der von Humanium gewählte Weg

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Wenn wir von Gleichberechtigung und Gleichstellung für alle sprechen, gilt die Schweiz heute als ein erfolgreiches und sicheres Land. Oder wir sehen die Schweiz sogar als ein Rollenmodell für die westliche Welt. All das ist wahr, aber es war nicht immer so – insbesondere was die Gleichberechtigung von Männern und Frauen betrifft. Und was noch überraschender ist – einige der Veränderungen, die wir heutefür selbstverständlich halten, stammen erst aus der nahen Vergangenheit.

 

Definition der Frauenrechte

Vor 70 Jahren legten die Vereinten Nationen in Genf in der Schweiz die Grundlagen für die Rechte der Frau. Diese Rechte beinhalten das Recht ohne Gewalt, ohne Versklavung und ohne Diskriminierung zu leben. Frauen sollen weltweit das Recht auf Erziehung und das volle Stimm- und Wahlrecht haben, außerdem das Recht für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie ein Mann zu erhalten.

 

Geschichte der Frauenrechte in Europa

Frauen hatten für lange Zeit wenig oder keine Rechte in Europa. Es gab immer geheime Gruppierungen, die für die Rechte der Frauen kämpften, aber sie hatten kaum Einfluss. Ende des 19. Jahrhunderts wurde erstmals das Frauenwahlrecht in einigen Ländern anerkannt, und das erste europäische Land, welches das volle Stimm- und Wahlrecht für Frauen einführte, war Finnland im Jahre 1906. Frauen erhielten das Recht zu wählen und konnten ins Parlament gewählt werden. Im Gegensatz zu Finnland war Liechtenstein das letzte europäische Land welches das Frauenwahlrecht 1984 einführte.

 

Entwicklung der Frauenrechte in der Schweiz

Es dauerte Jahrzehnte bis Frauen das Wahlrecht in der Schweiz erhielten. 1959 sprach sich in den Kantonen Waadt, Neuenburg und Genf eine Mehrheit für die Einführung des Frauenstimmrechts aus. Aber nicht alle anderen Kantone zogen nach. National wurde im selben Jahr die Einführung des Stimm- und Wahlrechts für Frauen durch eine Volksabstimmung abgelehnt. Erst im Jahre 1971 war eine zweite Volksabstimmung erfolgreich, was hieß, dass die Schweiz eines der letzten Länder in Europa war, welches den Frauen volle Bürgerrechte zustand. Obwohl diese Entscheidung national getroffen wurde, dauerte es bis 1991 bis Appenzell Innerhoden als letzter Kanton das Frauenstimmrecht einführte.

Seit 1981 ist die Gleichstellung der Geschlechter in der Schweizer Bundesverfassung verankert; dies beinhaltet auch das Recht der Frau auf gleichen Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit. Seit 2 Jahren ist die Schweiz in Europa auf dem 6. Platz für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, obwohl es bezüglich der Lohngleichheit noch einen Unterschied von 19,3% gibt, was höher ist als im Rest Europas (16%).

 

Argumente für und gegen das Frauenstimmrecht

1947: Zwei Frauen amüsieren sich über ein Plakat in Zürich, auf dem die Ablehnung des Frauenstimmrechts empfohlen wird. (Bild: Keystone / STR)

Wie in allen politischen Debatten gibt es Argumente für und gegen das Wahlrecht für Frauen. Einer der Hauptgründe für das Frauenstimmrecht liegt in politischen Prinzipien und gesetzlichen Grundlagen: Zum einen heißt es in der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft „Alle Schweizer sind vor dem Gesetz gleich“, was bedeutet, dass der Staat Frauen und Männer gleich behandeln sollte. Zum anderen heißt es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen, dass alle Menschen das Recht haben an der Regierung ihres Landes direkt oder indirekt über freie Wahlen mitzuarbeiten. Das heißt also, dass Frauen in einer Demokratie das volle Stimm- und Wahlrecht haben sollten, da sonst nur die Hälfte der Bevölkerung, nämlich Männer, das Recht hätten ihre Meinung auszudrücken. Ein weiteres Argument ist, dass Frauen maßgebend an der Wirtschaft beteiligt sind, was bedeutet, dass sie auch an der Öffentlichkeitsarbeit beteiligt sind.

Dennoch waren nicht alle Männer gegen das Frauenstimmrecht, es gab auch Unterstützung, und nicht alle Argumente gegen das Frauenstimmrecht kamen von Männern. Erstaunlicherweise gab es auch Frauen, die gegen ihr eigenes Stimmrecht waren. Sie führten an, dass Frauen ihre Zeit darauf verwenden sollten, sich um Haus und Familie zu kümmern, und dass sie ihre politische Meinung (wenn sie denn eine hätten) durch ihren Mann ausdrücken sollten. Oft wurde die Idee des Frauenstimmrechts auch als eine ‚ausländische’ Idee eingestuft. Es wurde angeführt, dass Frauen ihre Weiblichkeit verlieren würden, wenn sie politisch aktiv würden. Dies ging einher mit der Sorge, dass mehr Frauen aus nicht Schweizerischer Abstammung politisch aktiv werden würden.

 

Wie sieht man die Rechte der Frauen heute?

Rechte für Frauen sind noch nicht selbstverständlich; einige Länder ignorieren Frauen weiterhin. In einigen traditionellen Kulturen sind Frauen weiterhin abhängig von Männern für jegliche Alltagstätigkeit. Zum Beispiel erhielten Frauen in Saudi-Arabien erst vor 3 Jahren das Stimmrecht und das Recht ein Auto zu fahren oder und ein Fußballspiel in einem Stadium zu besuchen.

Frauen kämpfen weiterhin weltweit für ihre Rechte; sie sind immer noch benachteiligt, da sie trotz ähnlicher Ausbildung und Berufserfahrung nicht den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit erhalten,. Zudem dominieren in vielen Arbeitsbereichen noch immer Männer. Um absolute Gleichstellung zu erreichen, werden Frauen von verschiedenen Organisationen weltweit, einschließlich in Entwicklungsländern, unterstützt, z.B. dem ‚Global Fund for Women’ und den Vereinten Nationen.

 

Fazit: warum hat die Einführung des Stimmrechts für Frauen in der Schweiz so lange gedauert?

Der Hauptgrund für die späte Einführung des vollen Simm- und Wahlrechts für Frauen in der Schweiz war ein Resultat des politischen Systems. Verfassungsänderungen bedurften einer Entscheidung durch das stimmberechtigte Volk und der Kantone. Dies heißt, es war die Mehrheit der stimmberechtigten Männer nötig.

 

Humanium

Seit über 10 Jahren engagiert sich Humanium für die Realisierung der Kinderrechte, und dafür dass Mädchen von heute in Zukunft Frauen mit voller Gleichberechtigung sein können.

In Indien engagieren wir uns dafür ein Ausbildungszentrum mit Unterkunft in Madhya Pradesh zu öffnen, um Kinderarbeit durch Schulbildung zu beenden. Wir wollen arbeitenden Mädchen Bildung, physische, mentale und emotionale Unterstützung und einen Platz zum Schlafen bieten, mit dem Endziel die Mädchen in das öffentliche Schulsystem zu reintegrieren. Das Zentrum wird im Juli 2019 für 50 Mädchen öffnen, aber dann im Laufe der Zeit mehr und mehr Mädchen aufnehmen. Dieses Projekt ist eine unschätzbare Möglichkeit das Leben dieser Mädchen, diesen zukünftigen berufstätigen Frauen, Müttern und Führungskräften zu verbessern.

 

Verfasser: Alexia Blaettler

Uebersetzung: Sibylle Daymond
Korrekturlesen: Andrea Muller

 

 

Quellen

Demokratie. Veröffentlichungsdatum. Der lange Weg zum Frauenstimmrecht. (https://demokratie.geschichte-schweiz.ch/chronologie-frauenstimmrecht-schweiz.html) 2004-2008. Kurzform: demokratie.geschichte-schweiz.ch

Global Fund for Women. Veröffentlichungsdatum. Women’s Human Rights. (https://www.globalfundforwomen.org/womens-human-rights/#.WrI2z2aZN-U) 2018. Kurzform: globalfundforwomen.org

Kantonsschule Ausserschwytz KSA. Veröffentlichungsdatum. Maturaarbeit. Auswirkungen des Frauenstimmrechts auf das politische Wirken der Frau im Kanton Schwyz. (http://www.ksasz.ch/images/PDF-Dokumente/Maturaarbeiten/2014/4C/4C_Fleischmann_Stefanie.pdf) Oktober 2014. Kurzform: ksasz.ch

Schweizerische Eigenossenschaft. Veröffentlichungsdatum. Wahlen 2015. Warum konnten die Frauen in der Schweiz erst ab 1971 abstimmen, wählen und gewählt werden? (https://www.ch.ch/de/wahlen2015/zum-50-mal/warum-konnten-die-frauen-in-der-schweiz-erst-ab-1971-abstimm/) Oktober 2015. Kurzform: ch.ch

SWI. Veröffentlichungsdatum. Swiss Women celebrate 40 years of suffrage. (https://www.swissinfo.ch/eng/gender-equality_swiss-women-celebrate-40-years-of-suffrage/30401734) 6.06.2011 Kurzform: swissinfo.ch

The Local CH. Veröffentlichungsdatum. 14 fascinating facts about the history of women’s rights in Switzerland. (https://www.thelocal.ch/20170308/12-fascinating-facts-about-the-history-of-womens-rights-in-switzerland) März 2017. Kurzform: thelocal.ch

United Nations, Human Rights. Veröffentlichungsdatum. Women’s Rights are Human Rights. (http://www.ohchr.org/Documents/Events/WHRD/WomenRightsAreHR.pdf) November 2014. Kurzform: ohchr.org

Worldatlas. Veröffentlichungsdatum. First 15 Countries to Grant Women’s Suffrage. (https://www.worldatlas.com/articles/first-15-countries-to-grant-women-s-suffrage.html) 25.04.2017 Kurzform: worldatlas.com

 

Bildquelle

Independent. Veröffentlichungsdatum. Swiss Suffragettes were still fighting for the right to vote in 1971. (https://www.independent.co.uk/news/world/politics/swiss-suffragettes-were-still-fighting-for-the-right-to-vote-in-1971-10514445.html) 25.09.2015 Kurzform: independent.co.uk

Schweizerische Eigenossenschaft. Veröffentlichungsdatum. Wahlen 2015. Warum konnten die Frauen in der Schweiz erst ab 1971 abstimmen, wählen und gewählt werden? (https://www.ch.ch/de/wahlen2015/zum-50-mal/warum-konnten-die-frauen-in-der-schweiz-erst-ab-1971-abstimm/) Oktober 2015. Kurzform: ch.ch