Die mentale Gesundheit von Kindern: eine globale Herausforderung im Bereich der öffentlichen Gesundheit

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Gemäss der Weltgesundheitsorganisation (WHO), “ist die mentale Gesundheit nicht durch die alleinige Abwesenheit psychischer Erkrankungen definiert; das seelisches Wohlbefinden trägt wesentlich zum allgemeinen Gesundheitszustand bei”. Zudem „kann man nicht als gesund bezeichnet werden, solange die Psyche leidet“. (World Health Organization, 2018a).

Weltweit sind Kinder und junge Erwachsene schon im frühen Alter von psychischen Gesundheitsproblemen betroffen (Patel et al., 2007). Der Weltgesundheitsorganisation zufolge treten die Hälfte aller seelischen Erkrankungen, unter denen Erwachsene leiden, bereits in der Jugend auf. Insgesamt haben 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychische Beschwerden (Weltgesundheitsorganisation, 2018b). Ein großes Problem ist, dass circa 70 Prozent der betroffenen Kinder und Jugendlichen keine rechtzeitige und adäquate Behandlung erhalten (Mental Health Foundation, o.d.).

 

Wichtige Fakten zum Thema der mentale Gesundheit von Kindern

Für ein Kind psychisch gesund zu sein, bedeutet die normalen Lebensbelastungen bewältigen zu können und weder im schulischen noch im sozialen Umfeld unter Depressionen, Angst- oder Wutgefühlen zu leiden (Mental Health Foundation, o.d.). Die mentale Gesundheit hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung und die Ausschöpfung  der individuellen Fähigkeiten von Kindern.

Psychische Störungen sind oft durch Veränderungen oder traumatische Erlebnisse in der Kindheit bedingt. Angstzustände, Depressionen, Selbstverletzungen, Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivitätsstörungungen, Zwangsneurosen und posttraumatische Belastungsstörungen zählen zu den häufigsten seelischen Erkrankungen im frühen Kindesalter (Centers for Disease Control and Prevention, 2018).  

Entscheidende Veränderungen im Leben eines Kindes, wie etwa die Einschulung oder ein Umzug, können die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Des Weiteren kann die Pubertät zu emotionaler und psychischer Verwundbarkeit führen, die junge Menschen für seelische Probleme anfällig macht. Traumatische Erlebnisse, wie beispielsweise die Scheidung der Eltern, der Verlust eines nahestehenden Menschen und die Erfahrung von Gewalt, Krieg oder Naturkatastrophen, zählen ebenfalls zu kritischen Auslöser für mentale Störungen.

Das psychische Wohlbefinden ist von größter Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes. Foto von Nathan Dumlao auf Unsplash

Gewalt ausgesetzt zu sein, ist eine der häufigsten Ursachen für seelische Erkrankungen bei Kindern. Weltweit sind immer mehr junge Menschen davon betroffen, was sich massiv auf ihre psychische Gesundheit auswirkt (Flannery, 2018). Manche Kinder erleiden körperliche, sexuelle oder emotionale Gewalt in ihrem sozialen Umfeld, der Schule oder der Familie. Andere sind nicht direkt betroffen, werden aber Zeugen von Gewalttaten oder sehen Gewalt in den Medien und sozialen Netzwerken.

Da fehlendes Bewusstsein und Stigmatisierung weit verbreitet sind, werden psychische Probleme bei Kindern oft nicht beachtet und daher nicht behandelt. Seelische Erkrankungen können bei jungen Menschen in diesen Fällen weitreichende negative Folgen für die allgemeine Entwicklung, schulischen Leistungen und den Übergang in das Erwachsenenalter mit sich bringen (Weltgesundheitsorganisation, 2018b). Beeinträchtigte mentale Gesundheit im Kindesalter kann sich diskriminierend, stigmatisierend oder ausgrenzend auswirken. Zudem kann es vorkommen, dass jungen Menschen soziale, schulische oder medizinische Hilfe verweigert wird, was ein schwerwiegender Verstoß gegen die Rechte des Kindes darstellt. Es ist daher wichtig, das Bewusstsein zu diesem Thema in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Es besteht des Weiteren dringender Aufklärungsbedarf zu der Frage, wie man seelische Erkrankungen erkennt und mit ihnen umgeht.

 

Was wird heute für die psychische Gesundheit von Kindern getan?

Obwohl das seelische Wohlbefinden den allgemeinen Gesundheitszustand stark beeinflusst, wurden psychische Störungen lange nicht als Gesundheitsproblem anerkannt. Auf der ganzen Welt werden Menschen mit seelischen Erkrankungen weiterhin stigmatisiert und aufgrund ihrer Probleme diskriminiert (Ives, 2018). Neuerdings beschäftigen sich nationale und internationale Interessensgruppen mit den Auswirkungen von psychischen Gesundheitsproblemen auf den globalen Gesundheitszustand. In diesem Rahmen wurden Versprechungen gemacht, die dahingehende Politik grundlegend zu verändern und psychischen Störungen, besonders bei Kindern und Jugendlichen, Rechnung zu tragen. Die Agenda für nachhaltige Entwicklung (Zielpunkt 3, Vorgabe 3.4) verlangt nun die Förderung mentaler Gesundheit (United Nations, o.d.). Um dieses Ziel zu erreichen, ist es von größter Wichtigkeit, die psychische Gesundheitslage von Kindern in den Fokus zu rücken.

Der Aktionsplan für psychische Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation hebt den maßgeblichen Einfluss des seelischen Wohlbefindens auf den allgemeinen Gesundheitszustand hervor (World Health Assembly, 2013). Der Plan dient dazu, den diesbezüglichen Aufholbedarf zu schließen und umfasst notwendige Schritte, um den Bedürfnissen von seelisch kranken Kindern und Jugendlichen gerecht zu werden: effektivere Führung und Koordination im psychischen Gesundheitswesen; Einrichtung umfassender und integrierter mentaler Gesundheits- und Sozialdienste für Gemeinden; stärkere Ausrichtung auf die Umsetzung relevanter Programme zur Krankheitsprävention und Förderung psychischer Gesundheit; verbesserte Informationssysteme und Forschungskapazitäten. Diese Pläne stellen wichtige Schritte dar, um eine nachhaltige Entwicklung in der mentalen Gesundheitspolitik und den entsprechenden Programmen und Forschungsaktivitäten zu gewährleisten.

 

Wie man helfen kann

Elterliche Unterstützung kann langfristige psychische Probleme verhindern. Foto von Jordan Whitt auf Unsplash

Wenn es um die Verbesserung der psychischen Gesundheit bei Kindern geht, zählen globale Fortschritte. Jedoch kann jeder Einzelne einen Beitrag leisten!

Was Kindern tun können: Wenn du ein anderes Kind kennst, dass sich Gefahren aussetzt oder dir zu verstehen gibt, dass es sich selber verletzen will, zögere nicht, jemanden um Hilfe zu bitten. Du selbst kannst dir einen eigenen Freundeskreis aufbauen, in dem ihr euch erzählt, wie es euch geht, euch gegenseitig zuhört und versucht, euch in die Lage der anderen hineinzuversetzen ohne zu urteilen. Es ist sinnvoll, sich regelmäßig zu treffen und dir selbst auch immer wieder die Frage zu stellen: Wie fühle ich mich denn eigentlich?“ Habt keine Angst davor, Freunde oder Erwachsene um Rat oder Unterstützung zu bitten, wenn ihr euch wütend, bekümmert oder traurig fühlt. Das gilt insbesondere, wenn diese Gefühle länger anhalten.

Was Eltern tun können: Achten sie auf das Verhalten ihres Kindes, hören sie ihm zu und nehmen sie seine Gefühle ernst. Wenn sie sich Sorgen machen, sprechen sie mit ihrem Kind darüber oder fragen sie andere Eltern, Lehrer oder Ärzte um Rat. Frühzeitige Diagnosen sind entscheidend, um negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes vorzubeugen. Stimmungswechsel, Verhaltensänderungen, extreme Gefühlsausbrüche, Konzentrationsstörungen, psychosomatische Beschwerden, wie Kopf- oder Magenschmerzen, Körperverletzung oder Suchtmittelmissbrauch sind, u.a., häufige Warnzeichen für seelische Probleme (Centers for Disease Control and Prevention, 2018).

 

Wir bei Humanium glauben, dass die wahre Heilung bei uns selbst beginnt. Jeder von uns lebt in seiner eigenen Welt, mit seinen eigenen Lebens- und Leidenserfahrungen, Bedürfnissen und Träumen. Es ist wichtig, sich der eigenen Gefühlen bewusst zu werden und sie Menschen mitzuteilen, denen man vertraut. Manchmal kann man dabei das Gefühl bekommen, dass einem nicht zugehört wird, aber das sollte man verzeihen. Wohlwollend und liebevoll miteinander umzugehen ist einfach sehr wichtig!

 

Autorin: Lina Brandt

Übersetzerin: Carolin Hollingsworth

 

 

Quellenangaben

Centers for Disease Control and Prevention. (2018). Children’s Mental Health. Abgerufen: August 2018, URL: https://www.cdc.gov/childrensmentalhealth/symptoms.html

Flannery, D. J. (2018). Here’s How Witnessing Violence Harms Children’s Mental Health.

Ives, J. (2018). World mental health support and the effect of stigma and discrimination. Abgerufen: August 2018, URL: https://www.news-medical.net/health/World-mental-health-support-and-the-effect-of-stigma-and-discrimination.aspx

Mental Health Foundation. (o.d.). Children and young people. Abgerufen: August 2018, URL: https://www.mentalhealth.org.uk/a-to-z/c/children-and-young-people

Patel, V., Flisher, A., Hetrick, S., & McGorry, P. (2007). Mental health of young people: a global public-health challenge. 369(9569).

United Nations. (o.d.). Sustainable Development Goal 3. Abgerufen August 2018, URL: https://sustainabledevelopment.un.org/sdg3

World Health Assembly. (2013). Comprehensive mental health action plan 2013-2020.

World Health Organization. (2018a). Child and adolescent mental health. Abgerufen: August 2018, URL: http://www.who.int/mental_health/maternal-child/child_adolescent/en/

World Health Organization. (2018b). Mental health: strengthening our response. Abgerufen: August 2018, URL: http://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/mental-health-strengthening-our-response