Palästinas Kinder

Palästinas Kinder

Die Kinderrechte in Palästina verwirklichen

Mit Bezug auf den Israelisch-Palästinensischen Konflikt, erklärte das Komitee für die Rechte des Kindes 2013 seine tiefe Besorgnis über die Tatsache, dass Kinder beider Konfliktparteien weiterhin getötet oder verletzt werden, und dass jene Kinder, die in den besetzten Palästinensergebieten leben eine unverhältnismäßig große Anzahl dieser Opfer ausmachen.

Der Staat Israel ist für die richtige Umsetzung der Internationalen Kinderrechtskonvention in Israel und in den besetzten palästinensischen Gebieten verantwortlich. Tatsächlich ist er, laut dem Internationalen Gerichtshof, in der Funktion des Besatzers für die Menschenrechtssituation in den Palästinensergebieten verantwortlich. Der israelische Staat lehnt es jedoch ab, diese Verantwortung anzuerkennen. Als Konsequenz daraus, bleiben die zahlreich auftretenden Kinderrechtsverletzungen ungestraft.

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orange (1)Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,74/10
Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 4,3 Million
Bev. 0-14 Jahren: 40 %

Lebenserwartung: 73,2 Jahre
Kindersterblichkeit: 22 ‰

Hauptprobleme mit denen Kinder in Palästina konfrontiert sind:

Kinder als Kriegsopfer

Im bewaffneten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern beklagen wir den Tod vieler palästinensischer Kinder, unschuldige Opfer, die aus Versehen getötet, aber auch kaltblütig und grundlos von israelischen Soldaten abgeschlachtet werden.

victimes-conflit-andreas-h-lunde-flickrIm Gazastreifen, wo Israel einen Krieg gegen die Hamas führt, werden die verschiedenen israelischen Angriffe und Überfalle auf Kosten des Lebens vieler Kinder ausgetragen.

Die Angriffe zielen oft auf öffentliche Orte ab, welche als Zufluchtsorte für die Zivilbevölkerung dienen, wie zum Beispiel Schulen, Krankenhäuser usw. Abgesehen vom Verlust ihres Lebens erleiden zehntausende von Kindern Verletzungen und einige werden ein Leben lang gezeichnet sein.

„Flashbacks, Albträume, Agoraphobie: die negativen Folgen des Krieges verschonen die Kinder nicht“, sagte UNICEF nach einer Befragung von Kindern in Gaza. Diese sind traumatisiert: 80% von ihnen haben Angst.

Die Hamas zögert nicht, palästinensische Kinder aus dem Gazastreifen als aktive Kämpfer in ihrem Konflikt mit Israel zu rekrutieren. So kann man auf einer Internetseite beobachten, wie die Hamas die Kinder zum Suizid anstiftet und diesen glorifiziert, um die palästinensische Sache voranzutreiben. Mit dem Slogan: „Das Sterben für Gott ist der Sieg“, werden die Kinder ermutigt, sich aktiv am Konflikt zu beteiligen, auf Kosten ihres Rechts auf Leben und Schutz.

Kinder als Opfer der Besatzung

Andererseits beeinträchtigt die Besatzung der Palästinensergebiete durch Israel täglich das Leben der Kinder.

Die palästinensische Autonomiebehörde ist größtenteils von internationaler Hilfe abhängig, die finanziellen Ressourcen sind gering und der öffentliche Dienst ist nicht voll leistungsfähig.

Die Mauer, welche teilweise die Form eines Zauns annimmt, verläuft im Zick-Zack durch das Westjordanland und hat vielerlei Auswirkungen auf den Zugang zu Bildung, zu Wasser, zu medizinischer Versorgung und auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. (Siehe folgende Kapitel).

Außerdem zeigen Berichte von Nichtregierungsorganisationen, dass Israel pro-palästinensische Demonstrationen unter Anwendung von Gewalt unterdrückt und nicht zögert Tränengas anzuwenden oder in die Menge zu feuern, auch wenn es sich dabei um Kinder handelt.

Ein Kieselstein wird von der israelischen Armee als gefährliches Geschoss eingestuft, ebenso wie eine echte Kugel. Sollte also ein Kind einen Kieselstein auf einen israelischen Soldaten werfen, kann dieser darauf mit einer Waffe antworten und das Kind kann zu bis zu 20 Jahre Gefängnis verurteilt werden.

Armut

Die israelischen Einschränkungen für die Bewegungsfreiheit von Personen und Gütern ist eines der Hauptprobleme für die palästinensische Wirtschaft.

Im Jahr 2012 lag die Arbeitslosenquote bei 27% und neueren Zahlen zufolge leben 26% der Palästinenser unter der Armutsgrenze.

In Gaza, wo die Armut besonders groß ist, hat nur jeder zweite junge Mensch die Chance Arbeit zu finden.

pauvrete-delayed-gratification-flickrDie Auswirkungen der Armut auf das Leben der Kinder sind vielfältig. Ihre Bildung bleibt oft unvollständig, da sie die Schule früh abbrechen, um zu arbeiten und um ihre Familien zu unterstützen. Die frühe Heirat von Mädchen und Jugendkriminalität sind ebenfalls Auswirkungen der Armut.

Bildung

In Palästina besuchen etwa 70% der Kinder die Grundschule.
Der Zugang zu Bildung ist schwierig für die Kinder, die in Flüchtlingscamps und in Dörfern ohne eigene Schule leben.

education-delayed-gratification-flickrEiner UNICEF-Studie von 2013 zufolge durchqueren mehr als 2500 Kinder aus den untersuchten Gemeinden zwischen einem und mehreren Checkpoints um zur Schule zu gelangen. Eine Situation, die zum Abbruch der Schulausbildung und zur Kinderarbeit beiträgt.

Außerdem sind die Klassen übergroß, ihre Anzahl ist zu gering, der Unterricht ist von schlechter Qualität und die Schulen müssen mit wenigen Mitteln zurechtkommen.

In Gaza wurden als Folge der Operation „Gegossenes Blei“ 2012 viele Schulen beschädigt oder zerstört. Laut UNICEF haben 2013 mehr als 123000 Kinder ihre Schulausbildung abgebrochen.

Recht auf Gesundheit

In Palästina ist die Kleinkindersterblichkeitsrate siebenmal höher als in Israel. Tatsächlich sterben 22 ‰ der palästinensischen Kinder bevor sie das 5. Lebensjahr erreichen. Die Gründe für diese hohe Kindersterblichkeit sind vielfältig: Anämie, Mangelernährung und chronische Unterernährung.

Der Zugang zu medizinischer Versorgung kann sich in Palästina durch das Vorhandensein der Mauer und der Checkpoints äußerst schwierig gestalten. Es gibt Berichte über Fälle, in denen die israelische Armee es verhindert hat, dass Familien die Checkpoints durchquerten, um ein Krankenhaus zu erreichen, wo sie ihre kranken Kinder behandeln lassen wollten.

Wenn die medizinische Versorgung bereits überfällig ist, kann dieses Problem tödlich enden. Durch den Konflikt wurden auch viele der vorhandenen Krankenhäuser zerstört, was die Kinder ihres Rechts auf Gesundheit beraubt.

Recht auf Wasser

Die Wasserressourcen sind stark eingeschränkt, daher wird die Hygiene der Befriedigung der Grundbedürfnisse (Trinken und Essen) nachgestellt. Darüber hinaus bewirkt der Konsum des unsauberen Wassers schwere Krankheiten bei den Kindern (Durchfälle, Hepatitis…).

israel-v-p-il-e-02368-300x199Im Westjordanland mussten sich 2013 mehr als eine Million Palästinenser auf 60 Liter Wasser pro Tag und pro Person beschränken, was deutlich unter der von der UN empfohlenen Tagesmenge von 100 Litern pro Person liegt.

In Gaza sind 95% des Wassers nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Es ist so sehr verschmutzt, dass das Gebiet 2016 kein Trinkwasser mehr haben wird, mit irreversiblen Auswirkungen im Jahr 2020. Der gestiegene Nitratgehalt (verursacht durch schlechte Abwasseraufbereitung) ist die Quelle vieler Krankheiten, welche vor allem Kleinkinder und Kinder betreffen.

Kinderheirat

Obwohl die gesetzliche Volljährigkeit bei 18 Jahren liegt, ist Kinderheirat eine Praxis, die in Palästina bereits sehr verbreitet ist. Eines von zehn Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren ist verheiratet, 2% von ihnen bereits vor dem 15. Lebensjahr.

Diese Ehen können negative Auswirkungen auf die jungen Mädchen haben, die sich dieser Auswirkungen nicht bewusst sind. In den meisten Fällen sind die Mädchen gezwungen, nachdem sie verheiratet wurden, zu Frauen zu werden und sich um den Haushalt und um ihre Ehemänner zu kümmern. Darüber hinaus werden viele Mädchen im Zuge der Heirat schwanger und müssen sich um ihren Nachwuchs kümmern, obwohl sie selbst noch Kinder sind.

Diskriminierung

Frauen und Mädchen sind weiterhin Opfer von Diskriminierung. Sie sind besonders von „Ehrenverbrechen“ betroffen. Obwohl diese Verbrechen nach dem Gesetz strafbar sind, erhalten die Männer oft nur eine Abmahnung vor Gericht und der Hilferuf der Frauen wird nicht gehört.