Kinderheirat

Kinderheirat

Die Praxis arrangierter und/oder erzwungener Heirat mit Kindern

Noch heute sind viele Kinder in der ganzen Welt Opfer erzwungener und arrangierter Ehen. Es liegt auf der Hand, dass solche Ehen gesundheitsgefährdend für die beteiligten Kinder sind.

Definition:

In bestimmten Ländern ist es in Familien Sitte/Tradition, den zukünftigen Ehemann oder Ehefrau ihrer Nachkommen auszuwählen. Aus diesem Grund kommt es häufig vor, dass ein junger Mann oder eine junge Frau ohne deren Zustimmung verheiratet wird. Dieses Vorgehen wird als erzwungene Heirat bezeichnet.

Erzwungene Ehen bedeuten eine Verletzung der Menschenrechte, da eine solche Praxis die Grundprinzipien einer Ehe, welche eine Verbindung von zwei frei und selbstbestimmten Individuen voraussetzt, verletzt. Sie behindern sowohl deren physische Freiheit als auch die Fähigkeit, für sich selbst zu entscheiden, wie sie ihre gemeinsame Zukunft gestalten wollen.Erzwungene Kinderehen werden gewöhnlich als Kinderheirat bezeichnet.

Meistens sind junge Mädchen von dieser Praxis betroffen. Schon in einem sehr jungen Alter – manchmal sogar schon bei der Geburt – entscheidet die Familie über den zukünftigen Ehemann. Sobald das Mädchen in die Pubertät kommt und damit als gebärfähig gilt, werden sie verheiratet.

Ursachen:

In wirtschaftlich schwachen Regionen gilt Kinderheirat als ein Weg aus der Armut und somit als Möglichkeit das Schicksal positiv zu beeinflussen. Eine Aussteuer hilft beispielsweise, die Familie zu unterstützen und Kinder gegenüber finanzieller Probleme zu schützen. Solche Ehen spielen in Entwicklungsländern eine bedeutende Rolle bei der Bewahrung der Kultur und der Festigung der Bindungen zwischen einflussreichen Familien.

Auswirkungen:

Kinderehen stellen eine eindeutige Verletzung der Kinderrechte dar – insbesondere der Rechte von Mädchen. Ihrer Kindheit beraubt, werden sie zu Ehefrauen und Müttern, obwohl sie weder die physische und psychische Reife noch das nötige Urteilsvermögen besitzen, um zu akzeptieren und zu verstehen, was eine Heirat bedeutet beziehungsweise beinhaltet.

Diese Heiraten haben gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit junger Mädchen, im physischen als auch psychischen Bereich. Oft werden sie während ihrer Hochzeitsnacht vergewaltigt und zu Opfern sexueller Gewalt durch ihren Ehemann.

Zudem sind sie – sowohl physisch als auch geistig – vollkommen unvorbereitet für Schwangerschaft und Geburt. Viele von ihnen haben Frühgeburten verbunden mit einer hohen Kindersterblichkeit. Auch kann die Erfahrung einer Geburt nicht nur für das Kind, sondern auch für die Mutter ein Trauma nach sich ziehen.

Gegenwärtige Situation:

Jedes Jahr werden Millionen von Kindern gegen ihren Willen oder ohne wirkliches Verstehen der Folgen dessen, worauf sie sich eigentlich einlassen, verheiratet. Das mangelnde Verständnis für die Begriffe einer erzwungenen und einer arrangierten Heirat erschwert es, genaue Feststellungen über die konkrete Anzahl von Kindern – vor allem junger Mädchen – zu treffen, die unfreiwillig verheiratet werden. Unabhängig davon, ob eine Ehe arrangiert oder erzwungen wird: Kinderheirat ist eine Verletzung der Grundrechte von Kindern.

Im Jahr 2005 wurden in den Entwicklungsländern bereits mehr als 65 Millionen Frauen (im Alter von 20 bis 24 Jahren) erfasst, die vor dem Erreichen ihres 18. Lebensjahres verheiratet worden sind. Mehr als 30 Millionen dieser Frauen lebten in Südostasien. In Nepal wurden 7 Prozent der jungen Mädchen vor ihrem 10. Geburtstag verheiratet.

14 Millionen Mädchen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren heiraten ebenso jedes Jahr und werden aufgrund des Drucks von ihren Familien und trotz gesundheitlicher Risiken Mütter: 15-Jährige sterben fünf Mal häufiger bei einer Geburt als 25-jährige Frauen. Und selbst wenn sie nicht sterben, können ernstzunehmende gesundheitliche Probleme entstehen.

Kinderheirat als Sitte:

Sitten sind Gewohnheiten, die aus der Vergangenheit übernommen werden und die von den Mitgliedern einer Gemeinschaft akzeptiert und respektiert werden.

Kinderheirat, ob erzwungen oder arrangiert, sind als ein Brauch anzusehen, der schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder hat. So neigen Kinder, die gegen ihren Willen heiraten müssen, zu Traumata, was ihre physische und geistige Entwicklung gefährdet.

Kinderheirat widerspricht der Definition der Kinderrechte durch die UN-Kinderrechtskonvention und sollte auf einer allgemeineren Ebene als eine Verletzung der Menschenrechte angesehen werden.

 

 

 

Geschrieben von : Audrey Gigon
Übersetzt von : Gabriele Mante
Bewertet von : Johanna Schenner
Verfasst am 17. Juli 2013