Chinas Kinder
Verwirklichung der Kinderrechte in China
Obwohl in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht wurden sind die Kinderrechte in China nicht verwirklicht. Probleme wie Kinderhandel, regionale Ungleichheiten bei Bildung und Gesundheitsversorgung, die Situation in Tibet usw. bestehen weiterhin.
Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,85/10 Bevölkerung: 1,35 billion Lebenserwartung: 75.3 years |
Hauptprobleme der Kinder in China:
Trotz der Initiativen der Regierung zur Bekämpfung der Armut ist China nach wie vor von einer sehr ungleichen Einkommensverteilung geprägt. Ungefähr 4,2 Millionen Kinder werden als extrem arm eingestuft. Dazu kommen schätzungsweise 9 Millionen Kinder, die als sozial benachteiligt gelten. Am meisten von Armut getroffen sind Familien, die in ländlichen Gebieten wohnen oder die einer ethnischen Minderheit angehören.
OneChinas Ein-Kind-Politik
Wie kann man über Kinder in China reden ohne die En-Kind-Politik zu erwähnen? Diese Politik, die 1979 von der Regierung eingeführt wurde, kontrolliert die Anzahl von Geburten, um so die Bevölkerungsstatistik des Landes zu regulieren. Das System begünstigt Paare mit nur einem Kind, indem es allerlei Anreize bietet, wie zum Beispiel Wohnungen oder in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Kinderreiche Familien hingegen müssen eine Gebühr bezahlen. Jedoch muss man dabei beachten, dass dieses System allein für die Han Chinesen gilt, die in China die Mehrheitsethnie sind.
Solche Maßnahmen sind für arme ländliche Familien äußerst problematisch, denn sie verlassen sich vor allem auf ihre männlichen Nachkommen zur Unterstützung bei der Arbeit und als „Altersvorsorge“. Seit 2002 wurde diese Politik langsam gelockert. Wenn auf dem Land eine Familie als erstes Kind ein Mä
dchen oder ein behindertes Kind bekommt, dürfen Sie ein zweites Kind bekommen.
Laut Behörden wurden aufgrund dieser Politik mehr als 400 Millionen Geburten „verhindert” und für die Chinesen ein besserer Lebensstand geschaffen.
Eine unglückliche Folge der Ein-Kind-Politik ist, dass wegen diesen Einschränkungen viele Kinder einfach ausgesetzt werden, insbesondere Mädchen. Kindestötungen sind nicht selten, auch wenn Beijing das abstreitet. Selektive Abtreibung wird zwar vom Gesetz verboten, wird aber oft praktiziert, was zu einem großen Missverhältnis bei den Geburtenzahlen zwischen Mädchen und Jungen führt. Die Ein-Kind-Politik ist bezüglich des Rechts auf Leben, das in Artikel 6 der Kinderrechtskonvention gewährleistet wird, sehr problematisch.
Nach Angaben der Regierung sind fast 100.000 Frauen und Kinder in China Opfer von Menschenhandel. Man geht davon aus, dass zumindest 10% davon Kinder sind. Bei den meisten Opfern handelt es sich um Jungen aus armen Verhältnissen und ländlichen Gebieten im Westen des Landes oder auch aus anderen asiatischen Ländern, die an den Höchstbietenden verkauft werden. Die betroffenen Mädchen werden meist sexuell ausgebeutet. Eine der Ursachen ist auch hier die Ein-Kind-Politk, denn es kann passieren, dass Eltern ihre Tochter verkaufen, um noch einen Jungen zu bekommen.
Im Hinblick auf Zugang zu Gesundheitsversorgung hat China in den letzten zwanzig Jahren große Fortschritte gemacht. Die Kindersterblichkeit ist von durchschnittlich 65 auf 19 pro tausend Geburten gesunken. Die Lebenserwartung ist auf bis über 70 Jahre gestiegen.
Trotzdem bestehen weiterhin große Ungleichheiten zwischen verschieden Regionen Chinas und auch zwischen den ethnischen Gruppen. Menschen, die in armen ländlichen Gebieten wohnen und die ethnischen Minderheiten angehören haben schlechteren Zugang zu Ärzten und zu Gesundheitsversorgung. Zum Beispiel liegt in Shanghai die Kindersterblichkeit unter 5 Jahren bei 10 ‰ während sie in Tibet bei 450 ‰ liegt.
Chinas erklärtes Ziel sind neun Jahre Pflichtschulzeit für jedes Kind. Dennoch verlassen jedes Jahr Tausende von Kindern vorzeitig die Schule.
In China sind die Unterrichtsmethoden sehr traditionell und die aktive Teilnahme der Kinder wird nicht gefördert. Eines der Hauptprobleme ist, dass Chinesisch die einzige Unterrichtssprache ist und nicht die Sprachen der ethnischen Minderheiten. Zudem sind viele Grundschulen sehr schlecht ausgestattet – es fehlen Ausrüstung und qualifiziertes Personal. Universitäten sind sehr teuer und dies schließt viele Studenten aus, deren Familien ein Studium nicht finanzieren können.
Hierbei ist zu beachten, dass fast zwei Drittel der Kinder die nicht zur Schule gehen, Mädchen sind. 70% der gesamten analphabetischen Bevölkerung sind Frauen. Behinderte Kinder werden auch sehr vernachlässigt. Offiziellen Angaben zufolge haben nur 76% Zugang auf Bildung.
Migrantenkinder
Es gibt in China ungefähr 19 Millionen Migrantenkinder. Sie kommen sie kommen aus ländlichen Gebieten und sind ihren Eltern gefolgt, die im Zuge der Arbeitsmigration in die Stadt gezogen sind. Viele dieser Kinder haben einen sehr beschränkten Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung und leben oft unter sehr prekären Bedingungen, manche leben auf der Straße: von den 150.000 Straßenkindern, die in China registriert sind, sind die meisten Migrantenkinder.
Viele dieser Kinder werden zudem aufgrund ihrer Armut diskriminiert, oder weil es ihnen schwer fällt, einen neuen Dialekt zu lernen. Es gibt spezielle Schulen für Migrantenkinder, die aber in der Regel nicht anerkannt sind, und daher sind die Abschlüsse wertlos. Aus diesem Grund ist es für Migrantenkinder fast unmöglich, später eine Arbeitsstelle zu finden.
Meinungsfreiheit
Auch wenn Chinas Verfassung vorschreibt, dass die Meinungsfreiheit gewährleistet ist, ist diese Freiheit in Wirklichkeit stark beschränkt. Die Medien werden streng kontrolliert und Regierungsgegner und Menschenrechtsverteidiger werden oft inhaftiert. Die Regierung ist für ihre strenge Zensur bekannt, besonders im Internet.
Diese Einschränkungen verhindern, dass chinesische Kinder ihr Recht auf Information und auf Meinungsfreiheit genießen können, was einen Verstoß gegen Artikel 13 der UN-Kinderrechtskonvention darstellt.
Jugendstrafrecht
Statistisch gesehen nimmt die Jugendkriminalität in China weiter zu. Die Regierung hat daher ein strenges Jugendstrafrecht eingesetzt: 99% der Fälle, die vor Gericht kommen enden mit einem Schuldspruch. Diese Bedingungen werden von NROs stark kritisiert, weil Jugendliche entgegen der Bestimmungen der Kinderrechtskonvention ohne jegliche Trennung in den gleichen Gefängnissen mit Erwachsenen inhaftiert werden. Wenn jemand zu einer Erziehungsmaßnahme oder zu einer Schule für „Arbeit und Bildung“ verurteilt wird, hat er oder sie kein Recht, von einem Anwalt während des Verfahrens vertreten zu werden und kann auch keine Berufung einlegen. In solchen „Schulen für Erziehungsmaßnahmen” müssen jugendliche Straftäter in Fabriken arbeiten und dürfen ihre Familien nicht kontaktieren.
Verletzung der Kinderrechte in Tibet
Diskriminierung: In Tibet sind die Kinderrehte längst nicht verwirklicht. Tibetanische Kinder sind Opfer von zahlreichen Diskriminierungen, besonders im Bereich Ausbildung. Ungefähr 49% der jungen Tibeter sind Analphabeten oder können nicht richtig lesen und schreiben. Viele Kinder, die in entlegenen Gebieten leben, haben kein Zugang zu einer Schule, und manche Familien könn
en sich eine Bildung für Ihre Kinder nicht leisten.
Die chinesische Regierung ermutigt ihre Bürger mit guten Löhnen, sich in Tibet anzusiedeln. Das gefährdet die Wirtschaft Tibets und drängt viele Einheimische in die Armut. Vor allem Kinder leiden unter dieser Situation.
Recht auf Gesundheit: In Tibet ist der Zugang zu Gesundheitsversorgung sehr beschränkt. Deshalb hat Tibet was Gesundheit betrifft in ganz China die schlechteste Versorgung. Krankenhäuser finden sich vor allem in städtischen Gebieten, während fast 40% der tibetanischen Bevölkerung nomadisch oder halbnomadisch lebt, zudem verlangen Ärzte von Tibetern überhöhte Honorarforderungen. Die Kindersterblichkeitsrate ist dort eine der höchsten weltweit. Die Ärzte, die in den Dörfern traditionelle Medizin ausüben, können Infektionen und einfache Krankheiten wie zum Beispiel Masern oder Zahnprobleme, nicht behandeln.
Recht auf Nahrung: Die Ernährung mancher Kinder in Tibet ist zu einseitig, da das Klima für Landwirtschaft nicht förderlich ist. Die Kinder essen wenig oder gar kein Gemüse und leiden deswegen an Ernährungsmangel. Viele Kinder sind unterernährt.
Religionsfreiheit: Am meisten sind aber die Kinder Tibets Verletzungen ihrer Rechte auf Glaubensfreiheit ausgesetzt. Die chinesische Regierung versucht, die tibetisch-buddhistische Religion zu kontrollieren. Das wird am Beispiel von Penchen Lama klar, der nach dem Dalai Lama für die Tibeter der wichtigste religiöse Führer ist. Einige Tage nachdem der Junge als die Reinkarnation des Penchen Lama erkannt wurde, wurde er von der chinesischen Regierung entführt und gefangen gehalten die dann ein anderes Kind als Penchen Lama ernannte. Bis heute ist es uns nicht möglich zu erfahren, was mit dem Kind geschehen ist, den die Tibeter für den „echten” Penchen Lama halten.
Ein weiteres Problem ist, dass manche Kinder ins Kloster geschickt werden. In Tibet gibt es viele junge Mönche, die erst fünf Jahre alt sind. Es gibt zahlreiche Gründe, weshalb Familien ihre Kinder so früh den Mönchen anvertrauen (Armut, historische Gründe usw.). Zweifellos können die Kinder ihr Recht, diese Entscheidung selbst zu treffen oder sich dazu zu äußern, nicht wirklich wahrnehmen.
Zudem werden junge Mönche wegen Opposition gegen die Regierung oft verhaftet: Berichten der NROs zufolge werden manchen von ihnen sogar gefoltert.
Die Lage in Tibet bleibt daher in Hinblick auf Menschenrechte angespannt. NROs kämpfen dafür, Hilfe leisten zu dürfen, denn die chinesische Regierung ist sehr zurückhaltend und hält dies für eine Einmischung.
“Wer viel Geld, aber keine Kinder hat ist nicht reich; wer viele Kinder und kein Geld hat, ist nicht arm.” (chinesisches Sprichwort)
Rituale bei der Geburt: Chinesische Frauen bringen viele Gaben dar, um die Götter der Fruchtbarkeit gnädig zu stimmen, z.B. Nahrung oder kleine gestickte Schuhe. Nach der Geburt verlangt die Tradition, dass die Mutter mehrere Wochen lang wie unter Quarantänebedingungen zuhause bleibt. Sie wird von Familienmitgliedern verwöhnt, die in dieser Zeit die Hausarbeit und Einkäufe übernehmen. Um das Böse fernzuhalten dürfen die Mutter und ihre Angehörigen nicht zu viel vor dem Kind schwärmen. Emotionen werden in dieser Zeit unterdrückt. Wenn Kinder zum ersten Mal rauskommen, werden Jungen in Rot angezogen (das Symbol für Glück), und Mädchen in Grün (das Symbol für Leben). Manchmal bekommen die Babys auch ein geflochtenes Armband umgelegt, das die Verbindung zwischen dem Kind und seinem Geist symbolisiert.
Namenauswahl: Traditionsgemäß bekommen Neugeborene ein Jahr lang keinen Namen. Die Eltern nennen Ihre Kinder bei ihren Spitznamen, um zu verhindern, dass sie böse Geister anziehen. Die Namensgebung ist in der chinesischen Gesellschaft sehr wichtig. Es ist üblich, dass Experten (z. B. ein Astrologe) befragt werden, bevor die Eltern sich entscheiden. Namen aus den fünf Elementen (Wasser, Erde, Feuer, Luft, Metall) sind sehr beliebt. Dem Geburtsdatum entsprechend ist eins dieser Elemente stärker als die anderen, und dadurch wird das Schicksal des Kindes bestimmt. Der Vorname kann auch das Symbol des fehlenden Elements enthalten, um für eine bessere Zukunft zu sorgen.
Kleine Kaiser: Wegen der von der Regierung verfolgten Ein-Kind-Politik zur Regulierung der Bevölkerungszahlen des Landes sind die meisten Kinder in China Einzelkinder. Die chinesische Presse nennt sie „kleine Kaiser” weil sie oft so viel Aufmerksamkeit von ihren Eltern kriegen und von der ganzen Familie ausgesprochen verwöhnt werden.
Datum der Unterzeichnung Chinas: 29. August 1990
Ratifiziert am 2. März, 1992
Erklärungen und Vorbehalte:
Die Volksrepublik China legte einen Vorbehalt zum Art. 6 der Kinderrechtskonvention (Recht auf Leben) ein, nämlich dass dieser nur gültig sei, sofern er mit dem Familienplanungsgesetz in Übereinstimmung ist.
Bewertet von: Vera Wilson
Übersetzt von : Madalena Cruz