Kinder in Aserbaidschan

Kinder in Aserbaidschan

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Aserbaidschan

Aserbaidschan, eines der am dichtesten besiedelten Länder des Kaukasus, hat schwere Zeiten durchlebt. Obwohl bereits große Fortschritte bezüglich der Lage und des Wohlergehens der Kinder des Landes erzielt wurden, gibt es immer noch viele Bereiche, die kritisch betrachtet werden. Zu diesen Bereichen gehören zum Beispiel das Recht auf Bildung, das Recht auf Schutz, sowie das Recht auf Gesundheit und weitere grundlegende Bedürfnisse. Leider ist die Achtung dieser Grundrechte nicht für jedes einzelne Kind gewährleistet.
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Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,6/10
Orange Stufe: Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 8,4 M.
Bev. 0-14 Jahren: 23,9%

Lebenserwartung: 70,8 years
Kindersterblichkeit: 28‰

 

Hauptprobleme der Kinder in Aserbaidschan:

Armut

Trotz der relativ stabilen wirtschaftlichen Lage, kann die Mehrheit der Bevölkerung am Wohlstand des Landes, der größtenteils aus der Öl-Industrie stammt, nicht teilhaben. Viele Familien sind verarmt und müssen täglich für das Wohlergehen ihrer Kinder kämpfen.
Die Umsetzung der Kinderrechte ist voller Fallstricke. Aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Grundsätze der Kinderrechtskonvention (KRK) können Kinder ihre Rechte nicht in vollen Umfang genießen.

Das Recht auf Gesundheit

Kinder, die in Aserbaidschan leben, haben mit spezifischen Gesundheitsproblemen zu kämpfen, die hauptsächlich mit einer unzulänglichen medizinischen Ausstattung und Infrastruktur zusammenhängen.
Die Mehrheit der Bevölkerung leidet an Vitamin A-Mangel, wodurch viele Kinder mit psychischen Gesundheitsproblemen (ca. 20.000 pro Jahr) geboren werden. Zudem beachten manche Lagerhalter von Schutzimpfungen die entsprechenden sanitären Richtlinien nicht, wodurch Kinder, die solche Impfungen erhalten, oft erkranken.
Ärmere Familien haben nur beschränkten Zugang zu gesundheitlicher Behandlung und sind oft nicht in der Lage, ihren Kindern eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen. Dies hat zur Folge, dass 10% der Neugeborenen an Untergewicht leiden.

Unbegleitete Minderjährige (UM)

In Aserbaidschan gibt es ca. 20.000 Kinder, die nicht unter elterlicher Betreuung stehen. Unabhängig davon, ob diese Kinder in Waisenhäusern untergebracht sind oder auf der Straße leben, sind sie oft unzumutbaren Lebensbedingungen ausgesetzt.
Obwohl die Eltern der meisten noch am Leben sind, werden diese Kinder durch Armut oder grobe Misshandlungen und Missbrauch in ihren Familien zu “sozialen Waisen”.
Treten die Kinder in öffentlichen Pflegeeinrichtungen, werden sie oft Opfer körperlicher und psychischer Gewalt. Zudem sind sie dem Risiko des sexuellen Missbrauchs ausgesetzt. Der Zugang zu Bildung, die Gesundheitsversorgung und anderen Leistungen sind für unbegleitete Minderjährige weitestgehend eingeschränkt.

Kinder als Opfer bewaffneter Konflikte

Die Region Bergkarabach (Nagorny Karabakh) gehört zwar aus geographischer Sicht zu Aserbaidschan, wird jedoch von Armenien kontrolliert, wodurch sie sich direkt im Spannungsfeld zwischen beiden Länder befindet. Der vor Ort anhaltende Konflikt um territoriale Ansprüche ist längst nicht gelöst. Bedauerlicherweise sind es vor allem Kinder, die am meisten darunter leiden, da sie in den Kampf verwickelt werden.
Das Recht auf Schutz, das laut Kinderrechtskonvention gewährleistet werden muss, wird nicht beachtet, wodurch jene Kinder, die in der betroffenen Region beheimatet sind, in ständiger Gefahr und Unsicherheit leben. Hinzu kommt, dass einige Kinder im Konflikt getötet werden.
Bei Familien, die aus der bedrohten Region fliehen, sind Kinder prekären Situationen ausgesetzt, da sich die plötzlichen destabilisierenden Veränderungen stark auf ihr Wohlbefinden auswirken.

Das Recht auf Bildung

In Aserbaidschan geht mehr als ein Viertel aller Kinder nicht zur Schule. Schulbildung birgt versteckte Kosten und somit melden viele Familien aufgrund ihrer finanziellen Unsicherheit ihre Kinder oft nicht in der Schule an.
Dennoch lassen sich die Schwierigkeiten mancher Kinder beim Zugang zu Bildung auf andere Gründe zurückverfolgen. Beispielsweise ist das Bildungssystem, obwohl es sich um eine öffentliche Dienstleistung handelt, nur schlecht auf die Bedürfnisse von Flüchtlingskindern oder Kindern mit Behinderungen angepasst. Selbst wenn es den Kindern gelingt, eine Schule besuchen zu dürfen, werden sie oft Opfer von Diskriminierung.
Des Weiteren, betrachten Eltern ihre Kinder, die nicht zur Schule gehen, als eine zusätzliche Einkommensquelle, im Falle, dass sie eine Arbeit finden. Beispielsweise werden Jungen in abgelegenen Regionen des Landes häufig in den Sektoren der Landwirtschaft und Tierhaltung beschäftigt.

Further, if children do not attend school, they can be of use to the family for they may provide another source of financial income if they are to find a job. For example, in more remote regions of the country, young boys may be employed in the agricultural and livestock sector.

Hinzu kommt, dass die Qualität des Bildungsangebotes in einigen Schulen mangelhaft ist. Unzureichendes Lehrmaterial, marode Schulgebäude und unterqualifiziertes Lehrpersonal sind nur einige Beispiele von vielen Problemen, die ins Auge stechen.

Misshandlungen

Häusliche Gewalt ist ein relativ verbreitetes Phänomen in Aserbaidschan. Viele Kinder, insbesondere jedoch Mädchen, sind in ihrem Zuhause Misshandlungen ausgesetzt. Daraus kann man folgern, dass obwohl die Gesetzgebung solche Geschehnisse verhindern soll, diese nicht wirksam ist.
Außerdem sind Hilfs- und Unterstützungsangebote für Opfer von Gewalt nur unzureichend vorhanden. Dies führt dazu, dass Kinder, die Misshandlungen ausgesetzt sind, oft ohne Ausblick auf einen Ausweg, mit ihrem Schicksal leben müssen. Demzufolge leiden sie oft im Stillen.

Sexueller Missbrauch

Ungeachtet der kürzlich unternommenen Versuche, das Problem in den Griff zu bekommen, kam es in den vergangenen Jahren zu einem starken Anstieg von Fällen sexuellen Missbrauchs gegen Kinder in Aserbaidschan. Viele Kinder leiden unter verschiedene Formen sexuellen Missbrauchs. Einige Kinder werden sogar dazu gezwungen, in der Sextourismus-Industrie zu arbeiten und sind sexueller Ausbeutung ausgesetzt. Kinder werden nicht auf angemessene Weise vor Menschen geschützt, die sie sexuell ausbeuten, weshalb sie leicht besonders schwerwiegenden Formen des Missbrauchs zum Opfer fallen können.
Aufgrund des erleichterten Zugangs von sexuellen Ausbeutern zu modernen Technologien wie vor allem dem Internet wird die Feststellung und der Nachweis von Fällen sexuellen Missbrauchs immer schwieriger. Dies ist eines der Gründe, weshalb die Regierung umgehend ihre Aufklärungskampagne ausbauen sollte, da dies erheblich zur Senkung dieser tragischen Vorfälle, die die psychische und körperliche Gesundheit der Kinder beeinträchtigt, beitragen könnte.

Kinderehen

In Aserbaidschan werden 10% der Mädchen noch vor ihrem achtzehnten Geburtstag verheiratet, da die Vorbereitungen für die Ehe bereits ab einem sehr frühen Alter beginnen. Diese verfrühten Ehen haben starken Einfluss auf die Gesundheit der Mädchen, die in solch zartem Alter die Auswirkungen einer Ehe noch nicht verstehen.