Immigranten in das Bildungssystem integrieren – Ist Deutschland dieser Aufgabe gewachsen?

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Durch die steigende Globalisierung wird es immer einfacher, über Grenzen zu reisen. Einige Nationen haben allerdings Probleme, fremde Menschen in ihrem Volk zu integrieren, während andere das aus dem Stegreif zu schaffen scheinen. 2015 kamen 1,1 Millionen Asylsuchende in Deutschland an, darunter etwa 40% Kinder im Schulalter. Für viele dieser Migranten ist der Besuch der Schule eine Herausforderung, sowohl sprachlich als kulturell und logistisch.

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Das deutsche Bildungssystem

Das deutsche Bildungssystem gilt seit Langem als eines der besten der Welt. Die Lehrpläne und Programme sind Sache der Bundesländer, aber jedes Kind beginnt die Schulzeit (1. Klasse) mit 6 Jahren. Davor, im Alter von 1- 6, gehen die Kinder in öffentliche Kindergärten und Vorschulen, die gewöhnlich kein akademisches Umfeld bieten. Die Grundschule in Deutschland dauert nur den halben Tag, was für Flüchtlingskinder nicht unbedingt ideal ist, da ihre Eingliederung in die Sprache und die Kultur von Ganztagsbetreuung sehr profitieren würden. Viele der Kinder von Immigranten und Flüchtlingen verbringen so nur wenige Stunden am Tag in einer Umgebung mit Muttersprachlern.

Etwa im Alter von zehn Jahren werden die Kinder in Deutschland aufgeteilt auf eher berufsbildende oder akademische Laufbahnen. Statistiken zeigen, dass Flüchtlingskinder 44% wahrscheinlicher berufsbildende Schule besuchen als in Deutschland geborene Kinder. Diese Aufteilung ist ein Problem bei der Integration älterer Migranten, die zwar wohl die akademischen Fähigkeiten für ein Studium hätten, aber leider sprachliche Lücken aufweisen. Obwohl ein Wechsel zwischen den Schulen möglich ist, ist er meistens schwierig. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass ein deutsches Kind die Universität besucht, als Schüler mit Migrationshintergrund. Hieran sieht man, dass das deutsche Bildungssystem schon vor der Flüchtlingswelle Probleme hatte, Migranten auszubilden: 2012 haben Migranten durchschnittlich 61 Punkte weniger bei den PISA-Tests (Programme for International Student Assessment) erhalten, als in Deutschland geborene Mitschüler.

Nur 8% der Studenten haben einen Migrationshintergrund.

Integration von Flüchtlingen in das System

Asylsuchende kommen nach ihrer gewöhnlich langen und gefährlichen Reise unsicher und desorientiert in Deutschland an. Posttraumatische Belastungsstörungen, Schock und Trauma sind nicht ungewöhnlich für Kinder und Erwachsene, die ihrer Heimat entflohen sind. Bevor sie von zuhause Richtung Deutschland aufbrechen, war die Bildung von den meisten Kindern schon gestört durch den dort herrschenden Krieg. Die Schule bietet den Schülern allerdings eine Art Normalität, Struktur und Ordnung in ihrem Leben.

Um Flüchtlinge im Bildungssystem Deutschlands aufzunehmen, hat Deutschland mehr als 8 500 neue Lehrer eingestellt, viele davon speziell im Fach Deutsch als Fremdsprache. Außerdem hat die Regierung den Bildungsetat der einzelnen Bundesländer erhöht. Um die Kinder passend unterrichten zu können, müssen die Schulen auch Übersetzer, Psychologen und Sozialarbeiter an den Schulen und im Land einstellen.

In vielen Bundesländern Deutschlands, besonders in Bayern und Berlin, werden für Kinder von Asylbewerbern Übergangskurse oder Willkommensklassen geschaffen, um ihnen zu helfen, sich an die Sprache und die Kultur zu gewöhnen und in den regulären Klassen in Deutsch weniger Probleme zu haben. Das ist natürlich einerseits ein Vorteil, andererseits werden die Flüchtlinge so auch von ihren deutschen Mitschülern getrennt. Eine Beziehung zu ihren Mitschülern könnte den Migranten dabei helfen, die Sprache und die Kultur schneller kennenzulernen und sich eher willkommen und in der Gesellschaft integriert zu fühlen.

Hindernisse

Eins der Hauptprobleme bei der Bildung für Flüchtlinge und Immigranten ist, dass diese Gruppen oft gemeinsam an einem Ort untergebracht und ausgebildet werden. So sind 60% der Kinder an Schulen, die mindestens zur Hälfte aus Immigranten bestehen. Dadurch entsteht teilweise eine Art Rassentrennung, was dazu führt, dass die Schüler die Sprache nicht so schnell lernen und sich auch nicht integriert fühlen.
Refugee2Wenn ein Kind in der Schule erfolgreich ist, stehen die Chancen gut, dass auch die Familie

in der Zukunft besser dasteht und erfolgreich ist. Allerdings entsteht so ein Stressfaktor für die Kinder, da sie als „Sprecher“ für die Familie herhalten müssen, wenn die Eltern kein Deutsch sprechen. Das stört die Familiendynamik und schadet dem Verhältnis zwischen Eltern und Kindern.

Durch die niedrige Geburtenrate in Deutschland (die niedrigste weltweit), braucht die Nation Einwanderer – besonders junge Menschen, die gut arbeiten und ausgebildet werden können. Das Land muss deshalb sicherstellen, dass Migranten und Flüchtlinge als Möglichkeit zum Wachstum angesehen werden und nicht als Problem.

Geschrieben von: Katie Krakow
Übersetzt von: Nathalie Ferner
Lektorat: Katrin Glatzer

http://www.ibtimes.com/refugee-crisis-germanys-teachers-prepare-teach-syrian-children-2098024

http://www.theguardian.com/teacher-network/2015/nov/29/german-schools-taking-refugee-children-syria

http://www.resettlement.eu/page/supporting-refugees-access-higher-education

http://www.cnn.com/2015/12/28/europe/germany-refugees-8500-new-teachers/

http://www.economist.com/news/europe/21684830-integrating-migrants-schools-will-not-be-easy-learning-hard-way

http://www.unhcr.org/pages/49c3646cda.html

http://www.latimes.com/world/europe/la-fg-germany-schools-syrians-20150908-story.html

http://www.aljazeera.com/news/2016/02/merkel-visits-turkey-fleeing-syrians-wait-border-160208045039438.html

Bendel, P. (2014). Coordinating immigrant integration in Germany: Mainstreaming at the federal and local levels. Brussels: Migration Policy Institute Europe.

Germany’s Refugee Crisis Comes to the Classroom