Das Recht auf eine Identität weltweit

Recht auf eine Identität – die globale Situation

Ein weltweiter Blick auf die Identitätsrechte des Kindes

Jährlich werden Millionen von Kindern auf der ganzen Welt um das Recht auf eine legale Identität beraubt. Im Jahr 2007 wurden über 51 Millionen Kinder bei ihrer Geburt nicht registriert, fast die Hälfte dieser jungen Menschen stammt aus Entwicklungsländern.

Das Scheitern der Geburtenregistrierung

Welche Regionen sind am stärksten betroffen?

Die Mehrzahl der nichtregistrierten Kinder kommt aus Südostasien, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind dies über 24 Millionen. An zweiter Stelle steht Subsahara-Afrika, wo nahezu 20 Millionen Kinder ohne Geburtsurkunde leben. In diesen beiden Regionen hat fast jedes dritte Kind keine legale Existenz. In einigen Ländern ist die Situation noch gravierender, insbesondere in Somalia und Liberia, wo gerade einmal 3% der Kinder unter 5 Jahren gesetzlich mit ihrem Namen und ihrer Nationalität erfasst sind. In anderen Ländern wie beispielsweise Afghanistan, Bangladesh, Äthiopien und Tansania liegt die Quote der Kinder, die bei ihrer Geburt registriert werden, unter 10%.

Wen trifft es am schlimmsten?

Kinder aus armen und marginalisierten Schichten sind von diesem Problem besonders betroffen. Stammen sie aus benachteiligten Familien und/oder leben in ländlichen Gebieten, dann laufen sie doppelt so häufig Gefahr, nicht registriert zu werden.

Meist werden Kinder aufgrund weiter Entfernung zu den Geburtsregistern und den damit verbundenen unerschwinglichen Kosten nicht registriert. Zudem sind sich bildungsschwache Eltern in der Regel nicht bewusst, wie wichtig die Geburtsregistrierung für das zukünftige Wohl ihrer Kinder ist. Denn Kinder ohne legale Identität fallen oft aus der Gemeinschaft und werden zu Opfern von Prostitution, Sklaverei und Ausbeutung.

Die unsichtbaren Kinder der Welt

Straßenkinder und Hausangestellte im Kindesalter

In allen großen Städten dieser Welt, sogar in den reichsten, gibt es Kinder, die ein unsichtbares Leben führen. Diese Kinder sind meistens zwischen 10 und 15 Jahren alt, aber es ist nicht ungewöhnlich, dass sich auch Sechsjährige unter ihnen befinden. Der Großteil von ihnen kommt aus sehr ärmlichen Verhältnissen und/oder aus Familien mit nur einem Elternteil. Im schlimmsten Fall sind sie sogar verwaist und verlassen. Sie arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen, oder, sofern sie denn keinen Familienkontakt mehr haben, um ihr eigens Überleben.

Da sie von der Regierung überhaupt nicht registriert werden, leben diese Kinder oft auf den Straßen, arbeiten und leben am Rande der Gesellschaft – eine Gesellschaft, mit der die Kinder zwar jeden Tag interagieren, zu der sie jedoch nie gehören werden.

Von ihrer Geburt an sind sie einem Leben voller Schwierigkeiten vollkommen ausgesetzt. Sie werden eine Kindheit ohne regelmäßigen Schulbesuch, Beaufsichtigung durch einen Erwachsenen oder medizinische Versorgung erfahren. Ohne jeglichen Schutz sind sie wehrlos gegenüber den schlimmsten Formen von Ausbeutung und Misshandlungen, denn ihr Verschwinden bleibt unbemerkt.

Die genaue Anzahl von Kindern, die auf der Straße leben, lässt sich nur schwer bestimmen. Momentan geht man von 120 Millionen Straßenkindern weltweit aus, davon entfallen allein die Hälfte auf Lateinamerika und 30% auf Südostasien.

Vertriebenen- und Flüchtlingskinder

Internationale und nationale bewaffnete Konflikte sowie durch den Klimawandel bedingte Naturkatastrophen zwingen ganze Gemeinschaften aus Angst um ihre eigene Sicherheit ihr Zuhause zu verlassen. Seit 2006 mussten schätzungsweise 20 Millionen Kinder mit ihren Familien aus ihrer Heimat flüchten.

Durch diese Vertreibungen verlieren Familien vielfach ihre amtlichen Unterlagen (Geburtsurkunden, Identitätsnachweise). Das macht es für sie noch schwieriger, ihre Kinder registrieren zu lassen und wichtige Dokumente zur Identität zu erhalten.

Flüchtlingsfamilien werden oft gegen ihren Willen getrennt und sind nicht im Besitz irgendeines rechtmäßigen Nachweises, um ihre Angehörigen auffinden zu können.

Jedes Jahr führen kriegerische Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen dazu, dass Tausende von Kindern ihre legale Identität verlieren und somit voll und ganz auf sich selbst gestellt sind. Durch den Verlust ihrer legalen Identität und die Trennung von ihren Familienmitgliedern sind sie folglich großen Gefahren ausgesetzt. Sie werden zu idealen Zielscheiben für Kinderhandel, Vergewaltigung, Prostitution und militärische Rekrutierung. Dies sind schwerere Verstöße gegen ihre grundlegendsten Menschenrechte und geschieht in einer Kultur völliger Straffreiheit.

 

 

 

Übersetzt von : Nina Peiris
Bewertet von : Nele Feuchter
Verfasst am 21. August 2013