Kinder in Finnland

Kinder in Finnland

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Finnland

Finnische Kinder leben unter guten Bedingungen und das Land gehört zu den zehn höchstplatziertesten Ländern in unserer Bewertung. Es bestehen dennoch gewisse Probleme, vor allem in Bezug auf Gewalt und Diskriminierung gegenüber Kindern von Migranten und Minderheiten.

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Index der Realisierung von Kinderrechten: 8,79/ 10
Gelb: recht gute Lage

Bevölkerung: 5,26 M.
Bev. 0-14 Jahren: 16,4 %

Lebenserwartung: 80,5 Jahre
Kindersterblichkeit: 2 ‰

 

Die hauptsächlichen Probleme von Kindern in Finnland:

Missbrauch

Im Vergleich zu den Erwachsenen ist die finnische Jugend einem wesentlich höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden. 2009 gaben 20 % der 15–19jährigen an, Opfer von Gewalt gewesen oder mit Gewalt bedroht worden zu sein. Dies lässt sich teilweise durch ein „raues“ Erziehungssystem und die Desensibilisierung von Eltern in Bezug auf die Konsequenzen solches Verhaltens erklären.

Von Kindern erlittene Misshandlung und sexueller Missbrauch im familiären Umfeld sind eines der Haupthindernisse für die vollständige und angemessene Umsetzung von Kinderrechten in Finnland. Mütter werden ebenso oft gewalttätig wie Väter. Diese weit verbreitete Gewalt wird meist nicht an die Behörden gemeldet. Darüber hinaus gibt es kein vollständiges oder zuverlässiges System, um Gewalt gegen Kinder zu kontrollieren. Das Land hat allerdings vor kurzem einen Plan in Bewegung gesetzt, um den Einsatz von Körperstrafen gegen Kinder zu bekämpfen. Dieser Plan wird 2015 abgeschlossen sein.

Fälle von Mobbing und sexueller Aggression an Schulen sind ebenfalls alarmierend. Die Diffusion durch neue Technologien hat neue Wege aufgetan, auf denen Schüler via E-Mail, SMS etc. belästigt und bedroht werden. Darüber hinaus sind 9 % der Schüler Opfer von psychologischer Gewalt und 5 % Opfer physischer Gewalt, die von Lehrern ausgeht. Dies führt dazu, dass viele finnische Schüler trotz großer Erfolge im Klassenzimmer mit ihrer Schule unzufrieden sind.

Kinder in Anstalten

Die Zahl von Kindern in Anstaltsfürsorge ist steigend. Die Regeln für die Einweisung von Kindern sind im Land jedoch nicht einheitlich. Dieses derzeitige System führt zu mehr Problemen, weil die Anstalten nicht über ausreichend Kapazitäten verfügen. Zahlreiche Kinder in solcher Fürsorge haben keinen angemessenen Zugang zu schulischem Unterricht oder passender psychologischer Betreuung.

Alkohol

Der UN-Kinderrechtsausschuss ist beunruhigt über zunehmenden Alkoholismus und Drogenmissbrauch unter finnischen Jugendlichen. Im Allgemeinen ist die Häufigkeit von Alkoholkonsum mit dem einzigen Ziel des Betrunkenwerdens unter nordeuropäischen Jugendlichen höher. Die Menge an konsumierten Alkohol unter finnischen Jugendlichen liegt über dem europäischen Durchschnitt.

Alkoholkonsum vervielfacht das Risiko tödlicher Unfälle und fördert risikoreiches Verhalten. Alkohol verursacht außerdem Probleme in der Schule. Zusätzlich geben beinah 4 % der 15–16jährigen Europäer an, unter Alkoholeinfluss ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. In den 1990ern schätzte eine Studie in Finnland, dass der mit 15 Jahren beginnende Alkoholkonsum zu einer Reduzierung der Lebenserwartung von zwei Jahren bei Jungen und sechs Monaten bei Mädchen führt.

Diskriminierung

Das Fortbestehen von Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Migranten und Minderheiten ist verstörend. Die Roma, eine traditionelle ethnische Minderheit in Finnland, ist dem höchsten Maß an Diskriminierung ausgesetzt, gefolgt von Russischsprechenden, Somaliern, Türken, Irakern, den Samen (eine indigene lappische Bevölkerungsgruppe im Norden Finnlands) und Thais.

Diese Diskriminierung betrifft Kinder in der Schule. Trotz spezialisierter Maßnahmen für Schüler, deren Muttersprache nicht Finnisch ist, bietet Finnland nicht genügend Kurse oder Textbücher in Minderheitensprachen an, und der Schulunterricht der Kinder leidet darunter. Junge Roma brechen beispielsweise in jüngerem Alter die Schule ab und haben im Durchschnitt schlechtere Noten als andere Schüler. Sie sind außerdem oft in Richtung der Kurse für Schüler mit Lernproblemen orientiert.

Die vom Erziehungssystem gemachten Bemühungen, zusätzliche Medienunterstützung (Presse, Fernsehprogramme für Kinder) in Minderheitensprachen, besonders den samischen Sprachen, zu bringen, sind derzeit noch nicht ausreichend für die bestehenden Bedürfnisse. Hilfeleistungen und andere Formen der Unterstützung sind für Minderheitengruppen oft nicht leicht zugänglich.

Diese Diskriminierung betrifft Kinder auch außerhalb der Schule, da ihre Eltern größere Schwierigkeiten haben, eine sichere Beschäftigung zu finden und deshalb möglicherweise nicht in der Lage sind, die Bedürfnisse ihrer Kinder ausreichend zu erfüllen. Die Arbeitslosigkeit unter Migranten ist doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt.

Flüchtlinge und Asylsuchende

Im Vergleich zu seinen europäischen Nachbarländern nimmt Finnland relativ wenige Flüchtlinge und noch weniger Asylsuchende auf. Die Kriterien für eine Aufnahme sind sehr strikt. Die Gesetzgebung funktioniert derart, dass potenzielle Asylbewerber, darunter auch Kinder, häufig ausgewiesen werden, bevor sie das Ende des Asylbewerbungsverfahrens erreichen.

Darüber hinaus greifen die Behörden sehr oft auf die Inhaftierung/Internierung von Flüchtlingen und Asylsuchenden zurück, darunter auch besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie beispielweise Minderjährige ohne Begleitung. Die Inhaftierungsdauer ist häufig zu lang, und ihre Bedürfnisse werden selten angemessen berücksichtigt. Kinder über 16 Jahre werden außerdem häufig zusammen mit Erwachsenen inhaftiert. 2010 wurden 54 Kinder in solchen unangemessenen Bedingungen inhaftiert.

Kinderhandel

Finnland ist ein Durchgangs- und Zielland für Hunderte von Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, die aus Russland, dem Baltikum, dem Kaukasus, Asien, Afrika und der Karibik kommen. Diese Menschen waren Opfer von Prostitutions- und Zwangsarbeitsnetzwerken. Kinder werden vorwiegend sexuell ausgebeutet und zum Betteln gezwungen.

Umwelt

Mit 12,7 t CO2-Emission pro Einwohner und Jahr zählt Finnland zu einem der am stärksten verschmutzenden Länder der Welt. Diese Tatsache hat sowohl einen direkten als auch schädlichen Einfluss auf das Leben von Kindern und deren Zukunft. Ihr Recht, in einer gesunden Umwelt zu leben und aufzuwachsen, wird nicht respektiert. Finnland muss deshalb noch starke Fortschritte darin machen, seinen ökologischen Fußabdruck zu verringern.