In Kamerun ist Kinderarbeit eine kulturelle Norm

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Die Weltgemeinschaft fordert, dass der unerträglichen Kinderarbeit ein Ende gesetzt wird. Sie verlangt, dass den schlimmsten Formen der Ausbeutung von Kindern Einhalt geboten wird: Arbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen, gefährliche und schwere Arbeit und andere Formen extremer Ausbeutung. Die Internationale Arbeitsorganisation schlägt im Rahmen ihrer Kampagne gegen Kinderarbeit vor, einen neuen internationalen Normenkatalog zu verabschieden, um gegen die abscheulichsten Formen der Kinderarbeit zu kämpfen. Dieser wird ergänzt durch Empfehlungen für konkrete Maßnahmen, die zu ergreifen sind, und die notwendige Unterstützung.

Definition von Kinderarbeit

Kinderarbeit umfasst alle Arbeiten, die von Kindern oder Jugendlichen durchgeführt werden. Arbeiten, die sich darauf beschränken, den Eltern im Haushalt oder unter bestimmten Bedingungen im Familienbetrieb zu helfen, ein wenig Taschengeld außerhalb der Schulzeiten oder während der Schulferien zu verdienen, werden nicht als Kinderarbeit definiert. Das Konzept „Kinderarbeit“ fasst allerdings alle Aktivitäten zusammen, die Kindern ihre Kindheit, ihr Potenzial und ihre Würde verwehren und sie daran hindern, zur Schule zu gehen, oder ihrer Gesundheit und körperlichen und geistigen Entwicklung schaden. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit wurden von der Internationalen Arbeitsorganisation im Artikel 3 des Übereinkommens Nr. 182 definiert.

Die meisten verkaufen Eisenabfälle, die sie auf Müllhalden gesammelt haben

Kinderarbeit ist die soziale und wirtschaftliche Realität, die in vielen Ländern Afrikas, speziell in Kamerun, beobachtet wird. Dort streifen Kinder auf der Suche nach Eisenabfällen in den Straßen und auf den Müllhalden herum und setzen sich so zahlreichen Gefahren aus.

Einige dieser Kinder haben keine Schuhe mehr und erleiden schlimme Verletzungen an den Füßen, die niemals richtig behandelt werden (EYAMBE EKALLE, 2009).

Sie sammeln die Eisenabfälle in kleinen Säcken. Schließlich gehen sie am Ende des Tages zu einem Mann, der „Amadou“ genannt wird. Er wiegt die Säcke und legt dann den Preis dafür fest.

In den meisten Fällen werden die Kinder von diesem Mann sehr schlecht bezahlt und verdienen weniger als 2000 CFA-Franc pro Tag – das entspricht ungefähr 3€.

Eine gefährliche Arbeit, die von den Eltern gefördert wird

Die Eltern wissen über die Gefahren der Arbeit ihrer Kinder Bescheid, aber in Anbetracht der Armut ermutigen sie sie trotzdem dazu. In den Augen der Eltern ist es eine Möglichkeit für die Kinder, sich als nützlich zu erweisen und sich manchmal auch an den Haushaltskosten zu beteiligen (TCHUIKOUA, ELONG, 2014).

Die jungen Mädchen sammeln nicht nur die Eisenabfälle, sondern verkaufen auch noch Erdnüsse. Sie laufen durch die ganze Stadt Douala auf der Suche nach möglichen Kunden. Hin und wieder kommt es vor, dass ein Kunde einem Mädchen vorschlägt, mit ihm zu gehen unter dem Vorwand, dass er dann noch mehr kaufen würde oder dass er nicht genügend Geld dabeihabe. Doch entweder wird ihnen dann die ganze Ware geklaut oder, schlimmer noch, sie werden vergewaltigt.

Einige der Mädchen, die Opfer einer solchen Tat werden, wollen nicht mehr nach Hause zurückkehren aus Angst, dass sie von ihren eigenen Eltern deswegen geschlagen werden. Der Grund dafür ist, dass die Eltern ihnen immer, wenn sie das Haus verlassen, sagen, dass sie ihnen entweder Geld mitbringen oder fern bleiben sollen. Diese jungen Mädchen leiden also unter einem fürchterlichen Druck und müssen sich durchkämpfen, um Ware zu verkaufen, und dabei große Risiken in Kauf nehmen.

Schwerer Zugang zu Bildung für Kinder

Die Mehrzahl der Kinder geht nicht zur Schule. All jene, die das Glück haben, doch zur Schule zu gehen, können nur schwer die Unterrichtszeiten einhalten, da sie schon bei Sonnenaufgang auf den Müllhalden sein müssen, um eventuell ankommende LKW, die Müll abladen, nicht zu verpassen.

Die jungen Mädchen, die nicht zu den Müllhalden geschickt werden, müssen indes ihre Waren verkaufen (Allamine, 2010). Die kulturelle Norm sieht vor, dass sich junge Mädchen verheiraten, egal, wie alt sie sind. Sie heiraten also sehr früh und beenden daher vorzeitig ihre Schullaufbahn.

Der Staat Kamerun versucht, Kinderarbeit aufzuhalten und abzuschaffen, aber die kulturelle Norm lässt sich in Kamerun nur sehr schwer ändern.

Geschrieben von : Salomon Malang
Übersetzt von : Nicole Wintrich
Revision von : Fenja Behrmann

 

 

 

Internationale Arbeitsorganisation. Übereinkommen 182, 87. Sitzung, Juni 1999, in Kraft getreten am 17.06.1999, Art. 3 verfügbar auf: http://www.ilo.org/public/french/standards/relm/ilc/ilc87/com-chic.htm

Allamine M., (2010). Le travail des enfants au Cameroun: le cas de la ville de Yaoundé (1952-2005). Verfügbar unter: http://www.memoireonline.com/04/11/4413/m_Le-travail-des-enfants-au-Cameroun-le-cas-de-la-ville-de-Yaounde-1952-200512.html

EYAMBE EKALLE, A., (11/12/2009). CAMEROUN – Activités de récupération de déchets dans une décharge : dangers et potentialités. Verfügbar im Podcast Journal: http://www.podcastjournal.net/CAMEROUN-Activites-de-recuperation-de-dechets-dans-une-decharge-dangers-et-potentialites_a3773.html.

TCHUIKOUA L. B., ELONG J. G. (2014). La gestion des déchets solides ménagers à l’épreuve des pratiques urbaines à Douala (Cameroun). Revue Canadienne de Géographie Tropicale/Canadian Journal of Tropical Geography. Vol. 2 (1): 38-46. Verfügbar auf: http://www3.laurentian.ca/rcgt-cjtg/wp-content/uploads/2015/05/Article_Louis_Bernard_Tchuikoua_vol_2_1_2015.pdf

Douala.overblog.net (12/11/2009). Projet sur les décharges sauvages de Douala. Verfügbar auf: http://douala.over-blog.net/article-projet-sur-les-decharges-sauvages-de-douala-39295818.html