Kinder als Opfer der Gesundheitskrise in Madagaskar

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Seit Oktober 2018 ist in Madagaskar eine neue Sanitätskrise ausgebrochen:  die Bevölkerung leidet unter einer schrecklichen Verbreitung von Masern. Das Gesundheitsministerium hat über 19.000 Fälle von Infektionen, darunter 67 Todesfälle von Oktober bis Dezember, verzeichnet. Es wird berichtet, dass 63 Distrikte und 22 Regionen der Insel von dem Virus betroffen sind, darunter die Hauptstadt Antananarivo (Midi Madagasikara, 2019). Laut der „Weltgesundheitsorganisation“ machen „Kinder im Alter von 1 bis 14 Jahren 64% der Gesamtfälle aus“.  

 

Masern: Sehr ansteckend und gefährlich

Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten der Menschheit. Auch wenn diese Krankheit in entwickelten Ländern harmlos ist, kann sie für Länder, wo Betroffene keine angemessene Behandlung erhalten, sehr gefährlich werden. Diese Krankheit ist durch zahlreiche Symptome gekennzeichnet, hohes Fieber, Husten und das Auftreten von weißen Flecken, die ursprünglich im Mund auftreten und sich dann im gesamten Körper des kontaminierten Individuums ausbreiteten (Französische Botschaft von Madagaskar, 2018). Die Herausforderung bei der Bekämpfung eines Masernausbruchs ist das späte Auftreten dieser Symptome, was die Übertragungswahrscheinlichkeit erhöht. Tatsächlich ist der Höhepunkt der Kontaminierung vier Tage vor dem Auftreten der weißen Flecken. Fieber kann auch 10 Tage nach der Kontraktion des Virus auftreten. Mit anderen Worten: Kontaminierte Individuen sind sich in diesem Stadium meistens nicht ihres Gesundheitszustands bewusst. Kontaminationen können auf verschiedene Arten auftreten, wie durch Husten, Niesen oder Kontakt mit Nasensekret. Infolgedessen breitet sich das Virus über die Atmungsorgane aus und übernimmt den Körper des Patienten während der Inkubationszeit von 10 bis 12 Tagen (European Center for Disease Prevention and Control, 2018).

 

Niedrige Impfungsrate + Unterernährung = Erhöhtes Mortalitätsrisiko

Trotz der ernsten Lage der Krankheit spielt sie oft nur eine Nebenrolle beim Tod eines Patienten. In der Tat sind es die zusätzlichen Komplikationen, die zu einer  hohen Sterblichkeitsrate führen. Dehydrierung, Hirnschwellung und Lungenentzündung sind die schwerwiegendsten und lebensbedrohlichsten Komplikationen (Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten, 2018). Diese Komplikationen sind auf zahlreiche Ursachen zurückzuführen. Die häufigsten Ursachen sind Unterernährung, vor allem niedrige Vitamin-A-Zufuhr, geschwächtes Immunsystem aufgrund anderer Krankheiten wie AIDS oder fehlender Impfungen für Patienten (Französische Botschaft von Madagaskar, 2018). Diese Faktoren sind in Madagaskar allgegenwärtig und erhöhen somit die Wahrscheinlichkeit einer Sterblichkeit im Falle eines Masernausbruchs.

Im Jahr 2018 erklärte „UNICEF“ chronische Unterernährung zu einem großen Problem der öffentlichen Gesundheit in Madagaskar. Mit über 2 Millionen leidenden Kindern ist Madagaskar auf Platz fünf der am stärksten betroffenen Länder weltweit (UNICEF, 2018). Es wird davon ausgegangen, dass jedes Jahr 8% der Kinder unter fünf Jahren von schwerer Unterernährung betroffen sind (UNICEF, 2018). Darüber hinaus hat sich die Zahl der HIV-Neuinfektionen innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte im Land verdreifacht (UNAIDS, 2018). Trotz des Anstiegs der Impfungen und der internationalen Bemühungen, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Impfungen zu schärfen, stagniert die Impfrate bei 80% (World Health Organization, 2018). Obwohl dies eine Verbesserung um 23% seit 2017 darstellt, bestätigt dieser Ausbruch die große Besorgnis der Weltgesundheitsorganisation, wonach bei einem Schwellenwert von Nicht- Geimpften-Personen über 10% ein Ausbruchsrisiko unvermeidlich ist.

 

Recht auf Gesundheit: Eine ständiger Kampf

Der Masernausbruch in Madagaskar ist die schmerzhafte Erinnerung daran, dass das Recht auf Gesundheit ein ständiger Kampf für die Madagassen ist. Es ist tatsächlich nicht die erste sanitäre Krise auf der Insel. Das Land hat schwere Ausbrüche im Zusammenhang mit der Pest oder dem Poliovirus erlebt, und trotz der Ausrottung ist die Sensibilisierung für Gesundheitsfragen und das Recht auf Gesundheit in diesem Land nach wie vor ein Problem (World Health Organization, 2017). Dieses neue Beispiel zeigt einmal mehr, dass mehr getan werden muss, um eines der wichtigsten Menschenrechte zu fördern und zu schützen. Es besteht ein hoher Bedarf an Aufsicht, Unterstützung, Aufklärung und Kommunikation. Schwachstellen im Impfprozess, Mangel an Lagerbeständen für erwachsene Patienten und mangelnde Kenntnis darüber, dass Impfungen kostenlos sind,  haben fatale Folgen. Diese Probleme müssen angegangen werden, sodass die Impfrate des Landes steigen und das Risiko der Ausbreitung und des Ausbruchs vermieden werden kann. Während die lokale Regierung mit Unterstützung der internationalen NGOs an der Entwicklung einer neuen Impfkampagne im ganzen Land teilnimmt, besteht nach wie vor Bedarf an Sensibilisierung für das Recht auf Gesundheit.

 

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Geschrieben von Maureen Fauconnier
Übersetzt von Katharina Keilhofer

 

Quellen:

Midi Madagasikara, “Measles outbreak, 63 districts impacted, 19283 cases including 67 deceased”, [Online] 2019. http://www.midi-madagasikara.mg/societe/2019/01/10/epidemie-de-rougeole-63-districts-touches-19283-cas-dont-67-deces/

World Health Organisation, “Disease outbreak news: Measles Madagascar”, [Online] 2019 https://www.who.int/csr/don/17-january-2019-measles-madagascar/en/

French Embassy of Madagascar, “Reminder about measles” [Online] 2018, https://www.aefe-ien-madagascar.mg/IMG/pdf/18-10-19_fiche_rougeole.pdf

European Centre for Disease Prevention and Control, “Factsheet about measles”, [Online] 2018, https://ecdc.europa.eu/en/measles/facts/factsheet

UNICEF, “Nutrition”, [Online] 2018, https://www.unicef.org/madagascar/programme/nutrition

UNIAIDS, “Madagascar”, [Online] 2018, http://www.unaids.org/fr/regionscountries/countries/madagascar

World Health Organisation, “Annual Report WHO Madagascar”, [Online] 2017, http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/272374/MadagascarRap2017.pdf