Kinder und AIDS – von der Statistik bis zum Stigma

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Es ist zweifellos ein schwer zugängliches Thema. Und jedes Jahr haben wir am 1. Dezember die Möglichkeit, uns individuell und in Gruppen auf vielfältige Weise aus erster Hand mit dem Thema zu beschäftigen. Der Welt-AIDS-Tag erinnert zwar an die betroffene Menschen, an die medizinische Forschung im Bereich AIDS sowie an die kurz- und langfristigen Lösungen, doch einige müssen sich diesem Problem täglich stellen.

Die globale Epidemie

Im Jahr 2018 hatten weltweit 37,9 Millionen Menschen HIV/AIDS. Von diesen Menschen waren 1,7 Millionen Kinder (0-15 Jahre). (HIV.gov) In der Vergangenheit sind seit 1984 mehr als 35 Millionen Menschen an HIV/AIDS gestorben. Auf der ganzen Welt ist sie zu einer der vernichtendsten Epidemien aller Zeiten geworden. (Welt-AIDS-Tag)

HIV und AIDS medizinisch

Das Virus HIV breitet sich durch Geschlechtsverkehr oder durch das Teilen von Spritzen zum Drogenkonsum aus und wird während der Schwangerschaft, Geburt oder Stillzeit von der Mutter auf das Kind übertragen. Es breitet sich über die folgenden Flüssigkeiten aus: Blut, Sperma, rektale Flüssigkeiten, Vaginalflüssigkeiten und Muttermilch. Es wird nicht über Speichel, Schweiß, Luft oder Wasser übertragen.

Außerdem ist AIDS das fortgeschrittene Stadium der HIV-Infektion. Bleibt das HIV-Virus unbehandelt, wird das Immunsystem des Körpers geschwächt, und die betroffene Person kann Gefahr laufen, AIDS zu bekommen. Mit AIDS kann eine Person zahlreiche schwere Krankheiten bekommen, die für sie schwerwiegender verläuft, weil ihr Immunsystem geschwächt ist. (HIV.gov)

Die Infektionen nehmen zu

Da viele über die Verbreitung, die Krankheit und den Schutz beim Sex falsch informiert sind, nehmen die Infektionen immer mehr zu, auch wenn sich die Situation verbessert. Im Jahr 2018 wurden 1,7 Millionen Menschen neu infiziert. Die „Neuinfektionen“ beziehen sich auf die Menschen, die das HIV-Virus im Laufe des Jahres erworben haben, und nicht auf die Menschen, bei denen in diesem Jahr HIV diagnostiziert wurde. Davon waren 1,6 Millionen Menschen im Alter von 15 Jahren und darüber und 160.000 Menschen im Alter von 0-14 Jahren. Die Epidemie betrifft daher nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder in erschreckender Weise. (HIV.gov)

Umso mehr trifft die HIV-Epidemie Kinder unverhältnismäßig stark. Etwas mehr als 50% der mit HIV lebenden Kinder unter 15 Jahren werden behandelt, was das Risiko für einen AIDS-bezogenen Tod erhöht. Dieses Risiko ist bei Kindern im Alter von 0-4 Jahren besonders hoch. Die Situation wird weiterhin durch jugendliche Mädchen verschärft, die in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen zwei von drei neuen HIV-Infektionen darstellen.

Es gibt auch bestimmte Schlüsselpopulationen, die stärker infektionsgefährdet waren. Das sind: Männer, die Sex mit Männern haben, injizierende Drogenkonsumenten, sexuell ausgebeutete jugendliche Arbeitskräfte und Jugendliche, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender oder intersexuell identifizieren. Es ist wichtig, zu Kenntnis zu nehmen, dass dies nicht die einzigen Personengruppen sind, die sich infizieren, sie waren lediglich in der Vergangenheit die hauptsächlich betroffenen Personengruppen. (UNICEF)

Gibt es Heilungsmöglichkeiten?

Leider gibt es bisher keine Heilung für HIV. Es gibt jedoch Medikamente zur Kontrolle des Virus. Was die Präventionsmaßnahmen betrifft, so gibt es PrEP, die Präexpositionsprophylaxe. Bei täglicher Einnahme wird die Wirksamkeit auf 99% geschätzt. Bei einer Infektion besteht die verfügbare Medikation in ART, einer antiretroviralen Therapie. Sie ist nicht in der Lage, das Virus zu bekämpfen, unterdrückt aber die Viruslast auf ein nicht nachweisbares Niveau und ermöglicht es den Menschen, die mit HIV leben, länger zu leben.

Mit einer niedrigen Viruslast haben HIV-positive Menschen geringe Chancen, das Virus auf HIV-negative Partner zu übertragen. (HIV.gov) Dies sind effektive medizinische Verbesserungen, die das Gesicht von AIDS verändert haben, seit es zum ersten Mal entdeckt wurde. Die Situation ist jedoch nicht überall gleich. Weniger als die Hälfte der Kinder im Alter von 10-19 Jahren (43%) erhielten 2017 eine ART-Behandlung.

Zwischen 2018 und 2030 werden die Neuinfektionen mit HIV voraussichtlich um 29 % zurückgehen, aber wie von der UNICEF betont, reicht dies nicht aus. Es besteht die Notwendigkeit, Kinder schnell zu diagnostizieren und zu behandeln, da kleine Kinder oft zu spät diagnostiziert und behandelt werden. (UNICEF) AIDS/HIV bei Kindern zerstört ihre Kindheit und nimmt ihnen die Freiheit.

Kinder mit AIDS-infizierten Müttern können ihre Bezugsperson verlieren, was sich neben anderen familiären und betreuerischen Auswirkungen auch nachteilig auf ihre Psyche auswirken kann. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Organisationen und Regierungen handeln.

Den Status kennen

Ein entscheidendes Problem bei der Epidemie ist, dass viele Menschen ihren HIV-Status nicht kennen. Da das Virus für einen bestimmten Zeitraum physisch unsichtbar bleiben kann, gehen viele Menschen fälschlicherweise davon aus, dass sie die Krankheit nicht haben und viele haben keinen Zugang zu Testanbietern, um Tests durchführen zu lassen.

Allein im Jahr 2018 kannten 79% der HIV-Infizierten ihren Status, während den restlichen 21% die entsprechenden Möglichkeiten dazu fehlten. Diese Situation trifft insbesondere auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu, Länder, die auch stark unter anderen Infektionskrankheiten, Ernährungsunsicherheit und anderen ernsten Problemen leiden. Die höchste Rate an HIV-Infektionen liegt im östlichen und südlichen Afrika (57%).

Trotzdem hat sich die Situation verbessert. Wie von HIV.gov erklärt, „ist die Zahl der Menschen mit HIV, die in ressourcenarmen Ländern behandelt werden, in den letzten zehn Jahren drastisch gestiegen und es wurden dramatische Fortschritte bei der Vorbeugung der Übertragung von HIV von der Mutter auf das Kind erzielt sowie dabei, die Mütter am Leben zu erhalten.“ (HIV.gov)

UNICEF ist insbesondere in Afrika südlich der Sahara aktiv und konzentriert sich auf Mütter und Kleinkinder, die von Infektionen bedroht sind. Die Organisation bietet lebenslange Behandlungsdienstleistungen für HIV-positive Mütter an und arbeitet mit Regierungen in den jeweiligen Ländern zusammen, um HIV-Technologien zu testen. (UNICEF)

Sicheren Sex

HIV wird durch Geschlechtsverkehr übertragen. Mit Schutz und sicherem Sex reduzieren sowohl Jugendliche als auch Erwachsene das Risiko, sich mit dem Virus zu infizieren. Für Präventionsmaßnahmen bieten bestimmte Organisationen kostenlose Kondome und Workshops zum Thema Safer Sex an. Die Kondomverteilungsprogramme haben sich bei der Prävention von HIV bewährt. Jugendliche sind sich dieser Präventionsmaßnahmen nicht immer bewusst, und viele haben vielleicht ungeschützten Sex.

In Großbritannien können Kinder unter 16 Jahren in einigen Hausarztpraxen, Verhütungskliniken und Sexualgesundheitskliniken kostenlose Kondome erhalten. (NHS) Kondome sind auch in einigen Zentren für sexuelle Gesundheit außerhalb des Vereinigten Königreichs kostenlos erhältlich. Wir empfehlen, nach diesen Gesundheitszentren zu suchen und sich an Workshops zu beteiligen.

So bietet beispielsweise die irische Organisation GOSHH Workshops zur sexuellen Gesundheit an, in denen über das Verständnis von HIV und AIDS, sexuelle Werte und den Gebrauch von Verhütungsmitteln gesprochen wird. (GOSHH) Die „The British Association for Sexual Health and HIV (BASHH)“ bietet ebenfalls Workshops und Kurse zur Erhöhung des Bewusstseins bezüglich HIV und HIV-Patienten an. Die britische Organisation Sexplain bietet Workshops in Schulen über das Einverständnis, Beziehungen und Sex an. Es gibt Organisationen, die diese Ressourcen zur Verfügung stellen. Wir empfehlen Ihnen, sich zu informieren und Safer Sex zu praktizieren.

Regierungen auf der ganzen Welt haben bisher keine Maßnahmen zur Bereitstellung kostenloser Kondome und Präventionsmaßnahmen ergriffen. Im Moment bieten bestimmte Organisationen diese an. Wir empfehlen Ihnen, mehr zu recherchieren, um die relevanten Organisationen in Ihrer Nähe zu finden.

Stigmatisierung und Diskriminierung

Am Welt-AIDS-Tag sprechen wir auch von dem Stigma hinter der Epidemie. HIV/AIDS betrifft nicht nur Einzelne, sondern auch Gemeinschaften. Viele HIV-positive Menschen werden in ihrer Gemeinde und in Krankenhäusern aufgrund ihrer Gesundheit diskriminiert.

Es hat sich in der Gesellschaft ein soziales Stigma etabliert, nämlich (beispielsweise) zu denken, dass Menschen es aufgrund ihrer Entscheidungen verdienen, HIV-positiv zu sein, dass nur bestimmte Menschen infiziert werden können, usw.

HIV wurde erstmals im Jahr 1984 entdeckt und viele Missverständnisse entstanden damals aus Angst – Stigmata, die noch immer vorhanden sind. HIV-positive Menschen können aufgrund dieses Stigmas einer Diskriminierung ausgesetzt sein und von Anderen ihrer Gemeinschaft isoliert werden. Dieser Angst kann mit einem Bewusstsein für das Virus und Handeln begegnet werden.

Die „Centers for Disease Control and Prevention“ raten, über HIV zu sprechen und Maßnahmen zu ergreifen. Wenn wir über das Thema sprechen, können wir es normalisieren und verhindern, dass es zum Tabu wird. (CDC) Der Welt-Aids-Tag ist eine perfekte Gelegenheit, über die Epidemie zu sprechen und sich detailliert zu informieren.

Welt-AIDS-Tag 2019

Die Website des Welt-AIDS-Tages ist diesem Zweck gewidmet. Zur Bekundung Ihrer Solidarität mit den Millionen von Menschen, die mit HIV leben, können Sie ein rotes Band tragen. Sie können dieses online im Webshop bestellen oder persönlich (wenn Sie in Großbritannien wohnen) in einem Mac Cosmetics Store, einer Niederlassung der RBS oder Natwest, ausgewählten Niederlassungen von Morrissons und der HSBC UK abholen.

Sie können auch an NAT spenden, dem „National AIDS Trust“. Die Website bietet auch zahlreiche universelle Veranstaltungen an, um Bewusstsein zu schaffen, Solidarität zu zeigen und vielleicht persönliche Geschichten zu hören. (Welt-AIDS-Tag)

In diesem Jahr ist das Thema: „Gemeinschaften machen den Unterschied“. Es soll der besonderen Rolle von Gemeinschaften während der AIDS-Epidemie gedenken und sie bei ihrer Führung und ihrem Einsatz unterstützen. Der Welt-AIDS-Tag 2019 wird ein Tag sein, an dem man sich mit den unsichtbaren Barrieren befassen muss, die die Gemeinschaften daran hindern, ihre Dienstleistungen zu erbringen (z.B. Aufklärung, Beratung, Haus-zu-Haus-Dienstleistungen). Zu den Hindernissen gehören die „Modalitäten des Sozialvertrages“. Zu den Gemeinschaften gehören zivilgesellschaftliche Organisationen und Aktivisten von der Basis. (UNAIDS)

Mit dem Schwerpunkt auf dem Thema Gemeinschaften wird in der ersten Dezemberwoche in Kigali, Ruanda, die 20. Internationale Konferenz über AIDS und STIs stattfinden, an der die WHO zusammen mit der Regierung Ruandas teilnehmen wird. (WHO)

Die Gesundheitsmission von Humanium

Bei Humanium betrachten wir mehr als nur die Statistik, wir sehen Einzelschicksale. Wir haben in Regionen gearbeitet, die stark von HIV betroffen sind, wo sich viele Kinder über ihre Mütter mit dem Virus infizieren. Wir haben Gemeinden bei der Bewältigung anderer Gesundheitsprobleme, wie z.B. chronischer Unterernährung, geholfen.

In Madagaskar haben wir mit der Organisation „Les Enfants du Soleil“ Schulkantinen eröffnet, um für Nahrung zu sorgen und die Gesundheit zu verbessern. Wir haben Erfahrungen mit der Bereitstellung von Gesundheitshilfe für Kinder gesammelt, und deshalb halten wir es für entscheidend, über ein weiteres Gesundheitsproblem zu berichten, das die vielen Länder, in denen wir gearbeitet haben, betrifft: die AIDS-Epidemie. Wir ermutigen alle an diesem Welt-AIDS-Tag, an Veranstaltungen teilzunehmen, wo immer Sie sind.

Geschrieben von Leah Benque

Übersetzt von Katrin Glatzer

Lektorat Anita Kister

Um sich zu engagieren:

https://www.worldaidsday.org/events/

https://www.unaids.org/en/World_AIDS_Day

https://www.un.org/en/events/aidsday/background.shtml

Für Kondome:

https://www.nhs.uk/Service-Search/Free%20condoms/LocationSearch/732 (UK)

Quellen

HIV.gov. (n.d.), “Global Statistics,” Hiv.gov. Auszug aus Hiv.gov Übersicht: https://www.hiv.gov/hiv-basics/overview/data-and-trends/global-statistics

HIV.gov. (n.d.), “How is HIV Transmitted?,” Hiv.gov. Auszug aus Hiv.gov Übersicht: https://www.hiv.gov/hiv-basics/overview/about-hiv-and-aids/how-is-hiv-transmitted

Welt-Aids-Tag. (n.d.), “About World AIDS Day,” World Aids Day Powered by NAT. Auszug aus Welt-AIDS-Tag: https://www.worldaidsday.org/about/

Center for Diseases Control and Prevention. (n.d.), “Facts about HIV Stigma,” CDC Government. Auszug aus CDC Gov: https://www.cdc.gov/hiv/basics/hiv-stigma/index.html

UNICEF. (n.d.), “HIV and AIDS,” UNICEF. Auszug aus UNICEF Programm: https://www.unicef.org/hiv

UNICEF. (2018), “Children, HIV and AIDS: The world today and in 2030,” UNICEF. Auszug aus UNICEF Broschüre: https://data.unicef.org/resources/children-hiv-and-aids-2030/#Global

UNAIDS. (n.d.), “Communities make the difference,” UNAIDS. Auszug aus UNAIDS Ressourcen: https://www.unaids.org/en/resources/campaigns/WAD_2019

World Health Organization. (n.d.), “World AIDS Day 2019: communities make the difference,” WHO. Auszug aus WHO International Newsroom: https://www.who.int/news-room/events/detail/2019/12/01/default-calendar/world-aids-day-2019-communities-make-the-difference

United Nations. (n.d.), “World AIDS Day 1 December,” UN. Auszug aus UN Events: https://www.un.org/en/events/aidsday/index.shtml

National Health Service. (n.d.), “Condoms – Your Contraception Guide,” NHS. Auszug aus NHS: https://www.nhs.uk/conditions/contraception/male-condoms/

GOSHH. (n.d.), “Sexual Health Workshops,” GOSHH. Auszug aus GOSHH: https://goshh.ie/training/workshops-available-3/sexual-health-workshops-2/

Sexplain. (n.d.), “Inclusive and Comprehensive Sex Education,” Sexplain. Auszug aus Sexplain: https://sexplain.org.uk/

British Association for Sexual Health and HIV. (n.d.), “Workshops, courses, conferences,” BASHH. Auszug aus BASHH: https://www.bashh.org/bashh-groups/doctors-in-training/workshop-courses-conferences/