Obwohl viele beim Thema Kinderrechtsverletzung an arme, kriegsgebeutelte Länder denken, erleben auch Kinder in den USA Verstöße gegen ihre Rechte. Die USA sind der einzige Staat, der die Konvention über die Rechte des Kindes nicht ratifiziert hat. Die VN-Kinderrechtskonvention (KRK) ist ein völkerrechtliches Übereinkommen aus dem Jahr 1989, welches die Vertragsparteien verpflichtet, zum Schutz der Kinderrechte gesetzliche Maßnahmen zu treffen.
Länder, welche die KRK ratifiziert haben sind grün eingefärbt:
Arbeit im Agrarsektor
Zu den Verletzungen der Kinderrechte in den USA zählt vor allem die Kinderarbeit. Diese ist vor allem in der Landwirtschaft verbreitet. Der Organisation Human Rights Watch (HRW) zufolge sind die im Agrarsektor arbeitenden Kinder nicht ausreichend vor den Risiken, die die Arbeit in der Landwirtschaft mit sich bringt, geschützt. Dazu zählen unter anderem der Umgang mit gefährlichem Werkzeug und gefährlichen Maschinen.
Es gibt zahlreiche Berichte über Kinder, die sich während der Arbeit mit scharfem Werkzeug oder schweren Maschinen Verletzungen zugezogen haben. Fast keines der von HRW interviewten Kindern hat an einem Gesundheits- oder Sicherheitstraining teilgenommen oder verfügt über eine Schutzausrüstung.
Daten der US-Regierung verdeutlichen, dass die Landwirtschaft einer der gefährlichsten Industriezweige für junge Arbeitnehmer ist. Im Jahr 2012 gab es in US-Agrarbetrieben mehr als 1.800 nichttödliche Unfälle von Kindern unter 18 Jahren. Etwa zwei Drittel der Arbeitsunfälle, bei denen Kinder starben, passierten in der Landwirtschaft.
Amerikanisches Arbeitsrecht
Warum sind diese Kinder nicht durch das Arbeitsrecht der USA geschützt?
Das geltende Recht erlaubt im Agrarsektor arbeitenden Kindern Überstunden zu leisten – früher als in anderen Industriezweigen und unter gefährlicheren Arbeitsbedingungen. Mit elterlicher Erlaubnis können Kinder bereits ab 12 Jahren uneingeschränkt neben der Schule auf einer Farm jeglicher Größe arbeiten. Für die Arbeit auf einer kleinen Farm gibt es hingegen keine Altersbeschränkung.
Bereits ab 16 Jahren können in der Landwirtschaft arbeitende Kinder Tätigkeiten nachgehen, die vom US-Arbeitsministerium als gefährlich eingestuft wurden. In anderen Wirtschaftszweigen beträgt das Mindestalter für gefährliche Arbeit 18 Jahre.
Im Jahr 2011 gab es Pläne, staatliche Vorschriften zu erlassen, die das Mindestalter für die Arbeit auf Tabakplantagen auf 16 Jahre erhöht hätten. Diese Pläne scheiterten jedoch am großen Einfluss, den die industrielle Landwirtschaft auf die Politik hat.
Tabak
Es gibt wohl kaum eine giftigere Umgebung für Kinderarbeiter in den USA als Tabakplantagen. Dort sind sie nicht nur Pestiziden und unsicheren Großmaschinen ausgesetzt, sondern auch dem im Tabak enthaltenen Nikotin.
In den USA arbeiten jährlich mehrere hunderttausend Kinder in der Landwirtschaft. Die genaue Anzahl an Kindern, die im Tabakanbau arbeiten, ist statistisch nicht erfasst. Viele Kinder erhalten für ihre Arbeit lediglich den Mindestlohn. Es gibt sogar Berichte, dass einige Kinder weniger als den Mindestlohn verdienen und Überstunden nicht vergütet bekommen.
In einem Interview mit HRW, erzählten viele Kinder, dass sie bereits im Alter von 11 oder 12 Jahren begonnen haben in den Sommermonaten auf einer Tabakfarm zu arbeiten, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Die Mehrheit dieser Kinder ist hispanischer Abstammung.
Tabakplantagen sind für Kinder besonders gefährlich, da sie dort dem Nikotin ausgesetzt sind und toxische Pestizide zum Schutz der Pflanzen versprüht werden. Es gibt zahlreiche Berichte über Kinder, die an Übelkeit, Erbrechen, Kopfweh und Schwindel leiden – die Symptome einer Nikotinvergiftung. Die Kinder nehmen das Nikotin über die Haut auf, während sie die Tabakblätter sammeln und verarbeiten.
Kinder aus dem Tabaksektor berichteten, dass sie ein sehr hohes Arbeitspensum haben (50-60 Stunden pro Woche) mit unzureichenden Pausen. Darüber hinaus müssen sie ihre Arbeit in extremer Hitze mit nur wenig oder gar keinem Schatten und ohne oder nur mit minimaler Schutzausrüstung verrichten.
Die Pestizide, die im Tabakanbau verwendet werden, sind für Kinder extrem gefährlich, da sie Neurotoxine enthalten, welche das Nervensystem verändern und zu langfristig negativen Auswirkungen auf die Gesundheit führen können, unter anderem Krebs, Lernschwierigkeiten, Bewusstseinsstörungen und Problemen der reproduktiven Gesundheit. Da sich der Körper und das Gehirn bei Kindern noch in der Wachstums- und Entwicklungsphase befinden, ist es für sie besonders gefährlich Pestiziden und Nikotin ausgesetzt zu sein.
Zwar ist es gesetzlich verboten Tabak an unter 18-Jährige zu verkaufen, allerdings arbeiten im gesamten Südwesten (North Carolina, Kentucky, Tennessee und Virginia), wo 90% des Tabaks angebaut wird, Kinder schon in frühen Jahren auf Tabakplantagen.
Erfahren Sie mehr über das Thema Kinderarbeit auf der Website von Humanium.
Geschrieben von : Katie Krakow Bewertet von: Olivier & Arndt Soret Bewertet von: Lina Brandt Übersetzt von: Elena Engelke |
Quellen
https://www.hrw.org/news/2014/05/14/us-child-workers-danger-tobacco-farms
https://www.hrw.org/report/2014/05/13/tobaccos-hidden-children/hazardous-child-labor-united-states-tobacco-farming
https://www.hrw.org/news/2012/04/27/us-labor-department-abandons-child-farmworkers
http://www.oxfamamerica.org/explore/research-publications/a-state-of-fear-human-rights-abuses-in-north-carolinas-tobacco-industry/
https://www.hrw.org/video-photos/video/2015/12/08/teens-tobacco-fields
