In den letzten zehn Jahren ist die Kinderarbeit um 38% zurückgegangen; 152 Millionen Kinder sind jedoch immer noch betroffen und die COVID-19-Pandemie hat die Situation verschärft. Kinderarbeit erstreckt sich über viele verschiedene Ecken auf der ganzen Welt und tritt oft in diversen Bereichen auf, die schädliche Folgen für das schulische, gesundheitliche und psychologische Wohlergehen der Kinder haben können. Es gibt verschiedene Ursachen für Kinderarbeit, wie z. B. Armut, bewaffnete Konflikte, unzureichende Gesetze und Vorschriften, soziale Ungleichheit, Diskriminierung und tief verwurzelte kulturelle Traditionen, um nur einige zu nennen.
Definition von Kinderarbeit
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) definiert Kinderarbeit als „Arbeit, die psychisch, physisch, sozial oder moralisch gefährlich und für Kinder schädlich ist; und/oder ihre Schulbildung beeinträchtigt, indem sie ihnen die Möglichkeit nimmt, die Schule zu besuchen, sie verpflichtet, die Schule vorzeitig zu verlassen oder von ihnen verlangt, dass sie versuchen, den Schulbesuch mit übermäßig langer und schwerer Arbeit zu verbinden“ (ILO, o. J.).
Nicht alle Formen der Arbeit, die von Kindern verrichtet wird, gelten als Kinderarbeit. Dies ist von Land zu Land unterschiedlich und hängt vom Alter des Kindes, der Art der geleisteten Arbeit, der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden, den Bedingungen, unter denen es arbeitet, und davon ab, ob es seine Schulbildung beeinträchtigt. Es gibt Tätigkeiten, denen Kinder nachgehen können– wie beispielsweise der Familie im Haushalt zu helfen oder einen Zuverdienst im Familienbetrieb während der Schulferien zu verdienen – die für ihre Entwicklung positiv sein können und den Kindern Fähigkeiten und Erfahrungen vermitteln, um sie auf das Erwachsenenalter vorzubereiten (ILO).
Definition der ’schlimmsten Formen von Kinderarbeit‘
Gemäß Artikel 3 des ILO-Übereinkommens Nr. 182 werden die schlimmsten Formen der Kinderarbeit wie folgt definiert (ILO, 1999):
- alle Formen der Sklaverei oder alle sklavereiähnlichen Praktiken, wie den Verkauf von Kindern und den Kinderhandel, Schuldknechtschaft und Leibeigenschaft sowie Zwangs- oder Pflichtarbeit, einschließlich Zwangs- oder Pflichtrekrutierung von Kindern für den Einsatz in bewaffneten Konflikten;
- das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zur Prostitution, zur Herstellung von Pornographieie oder für pornographische Darbietungen;
- das Heranziehen, Vermitteln oder Anbieten eines Kindes zu unerlaubten Tätigkeiten, insbesondere zur Gewinnung von und zum Handel mit Drogen, wie diese in den einschlägigen internationalen Übereinkünften definiert sind;;
- Arbeit, die ihrer Natur nach oder aufgrund der Umstände, unter denen sie verrichtet wird, voraussichtlich für die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit von Kindern schädlich ist.
Zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit zählen (ILO):
- Kinderhandel
- Sexuelle Ausbeutung (einschließlich Pornografie und Prostitution)
- Drogenhandel
- Schuldknechtschaft (auch als Leibeigenschaft bezeichnet)
- Sklaverei
- Zwangsarbeit
- Organisiertes Kinderbetteln
Definition von ‚gefährlicher Kinderarbeit‘
Gefährliche Kinderarbeit wird in Artikel 3(d) des ILO-Übereinkommens Nr. 182 als „Arbeit, die ihrer Natur nach oder aufgrund der Umstände, unter denen sie verrichtet wird, voraussichtlich für die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit von Kindern schädlich ist “ (ILO) definiert. Kinderarbeit gilt als gefährlich, wenn ein Kind in einer ungesunden oder gefährlichen Umgebung arbeitet, in der es Gefahr läuft, zu erkranken, psychische und körperliche Verletzungen zu erleiden oder sogar zu sterben (ILO).
Gefährliche Kinderarbeit ist die größte Kategorie von Kinderarbeit. Schätzungsweise 73 Millionen Kinder arbeiten in gefährlichen Umgebungen wie Bergbau, Landwirtschaft, Fertigung und Bauwesen, einschließlich Arbeiten in Bars, Nachtclubs, Restaurants, Märkten und Haushaltsdienstleistungen. Gefährliche Arbeitsbedingungen können lebenslange Krankheiten verursachen, die sich möglicherweise erst später, im Erwachsenenalter, entwickeln (ILO).
Definition von ‚erzwungener‘ Kinderarbeit
Nach internationalem Recht ist „Zwangsarbeit“ definiert als „Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung einer Strafe bei Nichterfüllung verlangt wird und für die sich der Arbeitnehmer nicht freiwillig anbietet“ (Thevenon & Edmonds, 2019).
Dies kann zwei Formen annehmen: (1) Kinder werden von ihren Eltern/Betreuungspersonen zur Zwangsarbeit gezwungen und ihre Eltern sind sich ihrer Arbeitsbedingungen bewusst; (2) Kinder werden infolge von Menschenhandel, Nötigung oder irreführender Anwerbung zur Zwangsarbeit gezwungen. In Bezug auf die letztgenannte Kategorie sind diese Kinder möglicherweise allein ausgewandert oder wurden Opfer von Menschenhandel, sodass ihre Eltern über ihre Arbeitsbedingungen nicht Bescheid wissen (Thevenon & Edmonds, 2019).
Es gibt drei Hauptkategorien von Zwangsarbeit (Thevenon & Edmonds, 2019):
- Ausbeutung – dazu gehören Sklaverei, sklaverei-ähnliche Praktiken, erzwungene Haushaltsarbeit und Schuldknechtschaft.
- Kommerzielle sexuelle Ausbeutung
- Staatlich verordnete Zwangsarbeit
Allgemeine Schätzungen von Kinderarbeit
Die von der ILO Anfang 2020 gemeldeten weltweiten Schätzungen der Kinderarbeit beliefen sich auf 160 Millionen Kinder – 97 Millionen Jungen und 63 Millionen Mädchen, die Kinderarbeit verrichten. Von den 160 Millionen Kindern übten 79 Millionen Kinder gefährliche Tätigkeiten aus (ILO, 2020).
Laut einem ILO-Bericht aus dem Jahr 2019 sind etwa 9 von 10 Kindern, die in Afrika, Asien und im Pazifikraum leben, in Kinderarbeit verwickelt. Afrika ist der Kontinent mit dem höchsten Rang. Hier sind 1 von 5 Kindern in Kinderarbeit verwickelt (Thevenon & Edmonds, 2019).
Weltweit sind die Fortschritte bei der Kinderarbeit nach wie vor uneinheitlich. In ganz Afrika verrichten 72 Millionen Kinder Kinderarbeit und 62 Millionen in Asien und im Pazifikraum. 70% der Kinder, die weltweit Kinderarbeit verrichten, arbeiten im landwirtschaftlichen Bereich, überwiegend in der Viehhaltung, in der Selbstversorgung und in der kommerziellen Landwirtschaft (ILO, 2021).
Ursachen für Kinderarbeit
Trotz Gesetzen und Vorschriften, die Kinder vor Kinderarbeit schützen, gibt es sie immer noch. Weltweit gibt es zahlreiche Gründe, warum Kinder zur Arbeit gedrängt werden, wobei Armut die stärkste treibende Kraft ist. Zu den Hauptursachen für Kinderarbeit zählen:
1. Armut und Arbeitslosigkeit
Kinder müssen ihre Familien unterstützen und ihr Überleben hängt davon ab, dass sie arbeiten. Diese Verwundbarkeit wird von kriminellen Banden oder Menschenhändlern ausgenutzt.
2. Unzureichende oder schwache nationale Bildungssysteme
Unzureichende oder schwache nationale Bildungssysteme spielen eine bedeutende Rolle bei der Kinderarbeit. Gemeinschaften mit unzureichenden Bildungseinrichtungen, einschließlich eines Mangels an Lehrern und Ressourcen, schaffen ein instabiles Umfeld, in dem Kinder keinen Zugang zu Bildung haben, was sie wiederum in Richtung Kinderarbeit drängt. Manche Familien können sich das Schulgeld nicht leisten und drängen die Kinder zur Kinderarbeit, um deren Zeit lukrativer zu nutzen. Manche Kulturen legen weniger Wert darauf, dass Mädchen zur Schule gehen und ziehen es vor, dass diese darauf vorbereitet sind, Haushaltsaufgaben zu übernehmen (ILO).
3. Verwurzelte kulturelle Traditionen und Einstellungen in Bezug auf Kinderarbeit
Verschiedene kulturelle Normen und Traditionen auf der ganzen Welt fördern stillschweigend Kinderarbeit, indem sie die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung eines Kindes betonen. Manche Kulturen glauben beispielsweise, dass Arbeit für die Persönlichkeits- und Kompetenzentwicklung wichtig ist, ungeachtet der Auswirkungen, die diese auf die Verwirklichung der Menschenrechte eines Kindes haben könnte. Von den Kindern wird erwartet, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und einen bestimmten Beruf erlernen, um ihre Familien zu unterstützen.
Andere Traditionen ermutigen Kinder, zu arbeiten, um Schulden zu begleichen, die aus gesellschaftlichen Anlässen und religiösen Ereignissen entstanden sind. Diese weit verbreiteten und vielfältigen Erscheinungsformen von Schuldknechtschaft machen sich die verletzliche Position von Kindern innerhalb einer breiteren Gesellschaft und kulturelle Erwartungen zunutze. Auf diese Weise werden Kinder oft eher als Familienunterstützer denn als abhängige Personen wahrgenommen.
4. Verstoß gegen bestehende Gesetze und Vorschriften zur Kinderarbeit
5. Unzureichende Durchsetzung von Gesetzen und Vorschriften
6. Zivile oder politische Unruhen oder Naturkatastrophen
Kinderarbeit in verschiedenen Sektoren
Kinderarbeit ist in verschiedenen Sektoren weit verbreitet, darunter:
1. Agrarsektor
Traditionelle gesellschaftliche Einstellungen gegenüber der Beteiligung von Kindern an der Landwirtschaft, fehlende landwirtschaftliche Technologien, die hohen Kosten der Erwachsenenarbeit und Armut sind einige der Hauptgründe für Kinderarbeit in der Landwirtschaft. Dieser Sektor ist in Bezug auf Berufskrankheiten, nicht tödliche Unfälle und arbeitsbedingte Todesfälle für Kinder einer der gefährlichsten (ILO).
Nicht jede Beteiligung von Kindern an landwirtschaftlichen Tätigkeiten gilt als Kinderarbeit. Tätigkeiten, die ein geringes Risiko aufweisen, dem Alter angemessen sind und die Zeit des Kindes nicht beeinträchtigen (Bildung oder Freizeit), liegen unterhalb derSchwelle der Kinderarbeit. Diese Aktivitäten müssen ungefährlich sein und können oft Familien und Gemeinschaften zugute kommen, indem sie Kindern lebenswichtige soziale und technische Fähigkeiten vermitteln und die Ernährungssicherheit vor Ort verbessern (ILO).
Zu den Teilsektoren innerhalb der Agrarindustrie gehören (ILO):
- Fischwirtschaft
- Tierische Erzeugung
- Landwirtschaft
- Forstwirtschaft
2. Häusliche Arbeit, die auch als Hausarbeit bezeichnet wird
Häusliche Arbeit kann definiert werden als Situation, in der ein Kind unter 18 Jahren bei seinem Arbeitgeber zu Hause arbeitet, um Hausarbeiten zu erledigen. Während Mädchen nach kultureller Norm im Haus arbeiten, arbeiten Jungen eher außerhalb des Hauses (z. B. Viehzucht oder Gartenarbeit). Kinder-Hausangestellte leben manchmal im Haus ihres Arbeitgebers und können für ihre Arbeit bezahlt werden oder auch nicht (Thevenon & Edmonds, 2019).
3. Fabrikarbeit, überwiegend im Bekleidungs- und Textilbereich
In Ländern wie Simbabwe, Indonesien, Indien, Argentinien, Brasilien und Malawi ist Kinderarbeit in Fabriken in der Tabakindustrie weit verbreitet (World Vision). Kinderarbeit in Fabriken bezieht sich häufiger auf die Bekleidungsindustrie und ist besonders in asiatischen Ländern wie Kambodscha und Bangladesch weit verbreitet. Der Anstieg der Fast Fashion hat Unternehmen dazu gebracht, billigere Arbeitskräfte zu finden, nämlich Kinder. Kinder arbeiten auf allen Stufen der Produktion innerhalb der Lieferkette: vom Baumwollpflücken über die Ernte und das Garnspinnen bis hin zur Fabrikarbeit. Dies ist in Ländern wie Ägypten, Pakistan, China, Thailand, Indien, Bangladesch und Usbekistan weit verbreitet (Moulds).
4. Industrie und verarbeitendes Gewerbe (einschließlich Arbeiten im Bergbau, Steinbruch und Bauwesen)
Kinderarbeit in Minen und Steinbrüchen ist in Ländern wie Mali, Burkina Faso, Ghana, Niger, Demokratische Republik Kongo, Nigeria, Sierra Leone, Liberia, Sambia und Simbabwe weit verbreitet (Child Labour Platform & ILO, 2019).
Zu den Teilsektoren innerhalb der Bergbauindustrie gehören (ILO):
- Goldbergbau
- Salzabbau
- Steingewinnung in Steinbrüchen
- Kleinbergbau
Auswirkungen von Kinderarbeit
Kinderarbeit kann eine Reihe von psychischen und physischen Auswirkungen auf ein Kind haben, die oft bis ins Erwachsenenalter andauern. Diese variieren und umfassen unter anderem langfristige Gesundheitsprobleme, die auf Missbrauch, Verletzungen, Unterernährung, Erschöpfung, psychische Schäden oder den Kontakt mit Chemikalien zurückzuführen sind. Die psychischen und physischen Auswirkungen variieren je nach Branche, in der die Kinder arbeiten (Dubay, 2021).
- In der Landwirtschaft sind Kinder häufig der Arbeit mit gefährlichen giftigen Düngemitteln und Pestiziden sowie schweren und gefährlichen Werkzeugen oder Klingen ausgesetzt (Dubay, 2021).
- In der Hausarbeit sind Kinder dem Risiko ausgesetzt,von ihren Arbeitgebern missbraucht zu werden, übermäßig lange zu arbeiten oder von ihren Freunden und ihrer Familie isoliert zu werden (Dubay, 2021).
- Im Baugewerbe sindKinder durch die Arbeit mit gefährlichen und schweren Lasten dem Verletzungsrisiko ausgesetzt und es fehlt ihnen an angemessener persönlicher Schutzausrüstung (Dubay, 2021).
- Im Bergbau sind Kinder der Arbeit mit Sprengstoffen und giftigen Chemikalien ausgesetzt und laufen Gefahr, in gefährliche Umgebungen wie Minen gebracht zu werden, die regelmäßig zu Einstürzen führen, was wiederum zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen kann (Dubay, 2021).
- In der Fertigung sind Kinder ungesunden Giftstoffen, gefährlichen Chemikalien und unzureichenden Arbeitsschutzvorschriften ausgesetzt (Dubay, 2021).
Kinderarbeit und Geschlechterungleichheit
Die Beteiligung von Jungen an Kinderarbeit ist viel höher als die von Mädchen, wobei etwa 11,2 % Jungen im Vergleich zu 7,8 % der Mädchen arbeiten. Laut dem jüngsten ILO-UNICEF-Bericht 2020 über Kinderarbeit verrichten schätzungsweise 89,3 Millionen Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren, 35,6 Millionen im Alter von 12 bis 14 Jahren und 35 Millionen zwischen 15 bis 17 Jahren Kinderarbeit (ILO, 2020). Diese Kluft zwischen den Geschlechtern nimmt mit dem Alter zu, da Mädchen häufiger unbezahlte und nicht ausreichend gemeldete häusliche Kinderarbeit leisten. In Ländern wie Kongo, Jemen, Nepal, Peru, Mosambik, Tschad und Somalia sind mehr Mädchen an Kinderarbeit beteiligt als Jungen (Thevenon & Edmonds, 2019).
Es ist erwähnenswert, dass Statistiken zur Schätzung der Häufigkeit von Mädchen und Jungen in der Kinderarbeit weltweit einigen Einschränkungen unterliegen. Zunächst sind zuverlässige Datenquellen zur Beteiligung von Kindern an der Erwerbsarbeit begrenzt. Darüber hinaus umfasst die Definition, auf der diese Schätzungen typischerweise basieren, keine Arbeit im Zuhause der Kinder, obwohl Mädchen in vielen Gesellschaften eine unverhältnismäßige Last der Hausarbeit tragen.
Jüngste Untersuchungen der ILO, die versuchen, diesen übersehenen Teil der Kinderarbeit einzubeziehen, gehen davon aus, dass eine Beteiligung an der Hausarbeit von mehr als 21 Stunden pro Woche als Kinderarbeit gilt. Berücksichtigt man diese Tatsache, verringert sich das weltweite Geschlechtergefälle bei der Verbreitung von Kinderarbeit um fast die Hälfte (ILO).
Kinderarbeit in städtischen und ländlichen Gebieten
In ländlichen Gebieten kommt es häufiger zu Kinderarbeit. Laut einer ILO-Studie aus dem Jahr 2020 waren 122,7 Millionen Kinder auf dem Land und 37,3 Millionen Kinder in Städten in Kinderarbeit involviert (ILO, 2020). Die häufigste Form der Kinderarbeit ist auf die Familie bezogen und macht 72% aller Kinderarbeit aus. Familienbasierte Kinderarbeit wird oft als gefährlich angesehen, da eines von vier Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren einer Arbeit nachgeht, die seiner Gesundheit vermutlich schaden wird (ILO, 2020).
Kinderarbeit und Bildung
Armut als Hauptursache für Kinderarbeit drängt Kinder zur Arbeit. Dies zwingt sie dazu, die Schule vorzeitig zu verlassen. Weltweit wird ein Drittel der Kinder, die Kinderarbeit verrichten, von der Schule ausgeschlossen und es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Beteiligung eines Kindes an gefährlicher Arbeit und einer geringen Schulbesuchsquote (ILO, 2020).
Es gibt mehrere Gründe, warum Kinderarbeit die Bildung von Kindern beeinträchtigt. Zum Beispiel kann die Arbeit sehr anspruchsvoll sein, sie haben keinen Zugang zu Bildung oder kostenloser Schulbildung, es gibt keine Alternative oder ihre Familien drängen sie zur Arbeit, da in bestimmten Kulturen die familiären Vorstellungen von Arbeit und Geldverdienen wichtiger sind als Bildung (ILO, 2020).
Ab dem Jahr 2020 beträgt der weltweite Anteil der Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren, die keine Schule besuchen 15,5 % in Lateinamerika und der Karibik, 28,1 % in Nordafrika und Westasien, 28,1 % in Afrika südlich der Sahara, 35,3 % in Zentral- und Südasien und 37,2 % in Ost- und Südostasien (ILO, 2020).
Kinderarbeit und Migration
Kindermigration, die oft von Familienmitgliedern ausgeht, kann zu neuen Verwundbarkeiten in Zusammenhang mit Kinderarbeit führen. Einer der häufigsten Gründe für Kindermigration ist die Verfügbarkeit von Saisonarbeitsplätzen in der Landwirtschaft und in Ziegelbrennereien für Eltern. Leider begleiten Kinder häufig ihre Eltern, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen und das Haushaltseinkommen zu erhöhen, da diese zusätzliche Leistung für viele erwerbstätige Migrantenfamilien unerlässlich ist (van de Glind, 2010).
Kinderarbeit und COVID-19
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden im Kampf gegen die Kinderarbeit erhebliche Fortschritte erzielt. Die COVID-19-Pandemie droht jedoch, diese Entwicklungen zu gefährden und könnte möglicherweise viele Jahre des Fortschritts bei der Beseitigung der Kinderarbeit zunichte machen. Vor der Pandemie war die Zahl der betroffenen Kinder in nur vier Jahren um 8,9 Millionen gestiegen. Dieser Anstieg wird auf steigende globale Armutsniveaus zurückgeführt und wird sich voraussichtlich auch 2022 fortsetzen (ILO, 2020).
Aufgrund des Anstiegs der Arbeitslosigkeit seit der Pandemie neigen Familien als Bewältigungsmechanismus dazu, ihre Kinder in Kinderarbeit zu drängen. Dies wird durch Schulschließungen weiter verschärft, die Kinder verletzlicher machen und sie einem größeren Risiko von Kinderarbeit aussetzen. Nichtregierungsorganisationen, die in der Region Afrika tätig sind, haben festgestellt, dass Schulschließungen Kinder in Arbeit gedrängt haben, da von ihnen erwartet wird, dass sie sich mit um ihre Familien kümmern (ILO, 2020).
Beseitigung und Verhinderung von Kinderarbeit
2019 hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in Partnerschaft mit Alliance 8.7 das Internationale Jahr zur Beseitigung der Kinderarbeit 2021 ins Leben gerufen. Das Ziel von 2021 besteht darin, die Regierungen aufzufordern, gesetzgeberische und praktische Maßnahmen zur Beseitigung der Kinderarbeit zu fördern und Ziel 8.7 der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen (ILO, 2021).
Obwohl weltweit Fortschritte bei der Reduzierung der Kinderarbeit erzielt wurden, bleibt das hochgesteckte Ziel, die Praxis bis 2025 abzuschaffen, unerreicht. Die Antwort auf diese anhaltende Herausforderung muss einheitlich und sektorübergreifend sein und durch umsetzbare Rechtsvorschriften flankiert werden. Insbesondere die Anforderungen an das Mindesterwerbsalter und deren Durchsetzung sind ein grundlegender Bestandteil der Maßnahmen gegen Kinderarbeit.
Über gesetzliche und regulatorische Rahmenbedingungen hinaus müssen Regierungen und die Zivilgesellschaft daran arbeiten, Strategien zu entwickeln und umzusetzen, die Familien und Kindern eine alternative Lebensgrundlage bieten und sie vor der Falle Kinderarbeit fernhalten. Diese Initiativen müssen sicherstellen, dass Kinder im Mittelpunkt aller Entscheidungsprozesse stehen und dass alle nützlichen Maßnahmen für die Kinder selbst zugänglich sind (Thevenon & Edmonds, 2019).
Um den Kampf gegen Kinderarbeit zu verstärken, sind umfassendere Forschungs- und Sensibilisierungskampagnen erforderlich. Regierungen auf der ganzen Welt müssen das Ausmaß dieser Herausforderung, ihre Entwicklung und die Art und Weise, in der Familien und Kinder durch das Vorhandensein dieser Herausforderung behindert werden, anerkennen (Thevenon & Edmonds, 2019). Zusammenfassend sollten Regierungen darauf hinarbeiten, Folgendes sicherzustellen (Thevenon & Edmonds, 2019):
- Das Bestehen von Rechtsvorschriften zum Mindestarbeitsalter und deren Durchsetzung
- Entwicklung von Instrumenten und Mechanismen zur Überwachung von Kinderarbeit
- Praktische Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit
- Unterstützung von gemeinschaftsgeführten Initiativen
- Mehr Schutz für gefährdete Kinder und Familien
- Erschwingliche, gerechte, qualitativ hochwertige und zugängliche Bildung für alle
- Die Förderung positiver kultureller und gesellschaftlicher Normen gegen Kinderarbeit
Schlüsseldokumente und internationale Rechtsinstrumente
Es gibt verschiedene internationale Rechtsinstrumente, die Kinderarbeit erkennen und darauf reagieren. Namentlich:
- UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes
- Afrikanische Charta für die Rechte und das Wohl des Kindes
- ILO-Übereinkommen Nr. 138 (über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung) (1973) Empfehlung Nr. 146
- ILO-Übereinkommen Nr. 182 (über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit) (1999) Empfehlung Nr. 190
- ILO-Übereinkommen Nr. 189 (über angemessene Arbeit für Hausangestellte) (2011) Empfehlung Nr. 201
- Fakultativprotokoll der Vereinten Nationen über den Verkauf von Kindern, Kinderprostitution und Kinderpornografie (2000)
- Fakultativprotokoll der Vereinten Nationen über die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten (2000)
- Resolution der Vereinten Nationen ¨Eine kindergerechte Welt¨ A/RES/S-27/2
Geschrieben von Vanessa Cezarita Cordeiro
Übersetzt von Carolyn Deloffre
Korrektur gelesen von Rebecca Richter
Zuletzt aktualisiert am 31. August 2021
Für weitere Informationen:
International Year for the Elimination of Child Labour
World Day Against Child Labour 12 June
Quellen:
Council of Europe. (2013, August 20). “Child labour in Europe: a persisting challenge.”
GPE Secretariat. (2016, June 12). “Child labour hinders children’s education.”
Human Rights Watch. (2021, May 26). “COVID-19 pandemic fueling child labour.”
International Labour Organization, Worst Forms of Child Labour Convention, C182, 17 June 1999.
International Labour Organization. ¨Causes¨.
International Labour Organization. ¨Hazardous child labour¨.
International Labour Organization. ¨The worst forms of child labour¨.
International Labour Organization. ¨What is child labour¨.
International Labour Organization. “Child labour in Africa.”
International Labour Organization. “Child labour in agriculture”.
Moulds, J. “Child labour in the fashion supply chain.”
UNICEF., & ILO. (2020). ¨COVID-19 and child labour: A time of crisis, a time to act.¨
UNICEF. (2021, June 9). “Child labour rises to 160 million – first increase in two decades.”