Palästina: Eine pulsierende Jugend

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Am 20. Januar 2017 hat die israelische Regierung von der Ruhe der neuen amerikanischen Regierung profitiert und den Bau von mehr als 6000 Wohnungen im Westjordanland und im Osten Jerusalems versprochen, welches annektiertes Gebiet ist. Eine Ausweitung der Siedlungen verzögert die Bildung eines palästinensischen Staats immer mehr und lähmt sämtliche Friedenshoffnungen (L’Express, 2017). Frieden ist für die palästinensische Jugend etwas, was sie nicht kennt, denn die Jugendlichen wachsen zwischen Widerstand und dem Streben auf, sich gegen die Mauer, die einen 68 Jahre alten Konflikt darstellt, zu richten.

Gefahren einer Kindheit auf der anderen Seite der Mauer

Im Sommer 2014 kamen 2200 Palästinenser, darunter 1500 Zivilisten und 500 Kinder, aufgrund der Operation „Protective Edge“ der israelischen Armee ums Leben. Auf der israelischen Seite wurden 73 Todesopfer gezählt, darunter 67 Soldaten. Es ist die schlimmste Bilanz ziviler Todesopfer im Gazastreifen seit 1967 (France TV Info, 2015).

Im Sommer 2014 kamen 2200 Palästinenser, darunter 1500 Zivilisten und 500 Kinder, aufgrund der Operation „Protective Edge“ der israelischen Armee ums Leben. Auf der israelischen Seite wurden 73 Todesopfer gezählt, darunter 67 Soldaten. Es ist die schlimmste Bilanz ziviler Todesopfer im Gazastreifen seit 1967 (France TV Info, 2015).
Am Ende des Jahres 2015 prangerte UNICEF den Tod von 25 palästinensischen Kindern an und schlug Alarm aufgrund der Verhaftung von mehr als 400 Minderjährigen durch die israelische Armee, die sich auf ein in der Welt einzigartiges Gesetz berief, welches eine Rechtsprechung für palästinensische Kinder schon ab dem 12. Lebensjahr ermöglicht (Libération, 2016). Viele junge Palästinenser geben aber nicht auf, denn sie kämpfen friedlich und erheben sich für die Wahrung ihrer Rechte. Aber eine sich über Jahre hinweg anstauende Frustration führt einige manchmal zu Gewalt. Sie sind weder organisiert, noch halten sie sich an politische oder religiöse Dogmen. Sie greifen Israelis mithilfe von Messern an und lösen somit eine Welle von Gewalt und Unterdrückung aus. Obwohl das nur Einzelfälle sind, verstärkt die israelische Regierung Durchsuchungen, Verhaftungen von Minderjährigen, wodurch es zu neuen Opfern und Verletzten kommt. Die Zahlen sprechen für sich: 120 Todesopfer, 12.000 Verletzte, darunter 3.600 durch Schüsse, von denen die Mehrheit Jugendliche unter 16 Jahren ist (Buttin, 2010).

Alltägliche Zahlen

Trotz des von den palästinensischen Fraktionen eingehaltenen Waffenstillstands wurden im Jahr 2016 mehr als 200 Verstöße von der israelischen Armee, 45 Bombardierungen und 85 Angriffe gegen Fischer gezählt, die zum Tod von 25 Palästinensern geführt haben. Nur 290 bis 320 Lastwagen schaffen es über die Check Points des einzigen Handelswegs im Süden des Gazastreifens, obwohl mindestens 1300 nötig wären, um den Bedarf der Bevölkerung decken zu können. Den Bewohnern Palästinas werden nur 130 Produkte gewährt – eine Einschränkung, die ebenfalls für bestimmte Medikamente gilt. Jeder Haushalt ist beschränkt auf nur 6 bis 8 Stunden Elektrizität pro Tag. Die wirtschaftliche Lage verschlimmert sich immer mehr und 65% der Zivilbevölkerung ist arbeitslos, 70% lebt unterhalb der Armutsgrenze (Lyon, 2017). Aber im Freiluftgefängnis Gaza, welches jeden Tag von Gewalt geprägt ist, haben die Einschränkungen und die Ungerechtigkeit es nicht geschafft, den Jugendlichen ihre Träume zu rauben.

Eine mit Bildung bewaffnete Jugend

Der junge palästinensische Dichter Amir Hassan (2012) sagte einmal: „Man kann ein gebildetes Volk nicht besiegen“. Die Jugendlichen aus Gaza haben vielleicht die effizienteste Form des Widerstands gefunden, nämlich auf der Schulbank: Bildung dient ihnen als Zuflucht. Palästina ist das Land des Nahen Ostens, in dem die Einschulungsrate am höchsten ist. Zahlen von UNICEF aus dem Jahr 2012 zeigen, dass es in Palästina eine Alphabetisierungsrate von 95,3% und eine Einschulungsrate von 89,8% gibt. Im Flüchtlingslager von Jenin versuchen die jungen Palästinenser, sich auf den Stufen des Theaters der Freiheit von ihrer Angst zu befreien und ihre Wünsche und Träume zu äußern. Seit 2008 erhält dieses Kulturzentrum Unterstützung aus der ganzen Welt und vermittelt Kultur, indem den Jugendlichen der Raum dafür geboten wird. Überall im Gazastreifen wachsen Orte der Zusammenkunft wie Pilze aus dem Boden: Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen organisieren Kulturzentren und schließen sich zusammen. Zwischen Kaffeetassen und Plakaten mit Forderungen spricht man über Politik oder das letzte gelesene Buch (The Freedom Theatre, 2017).

Auch zwischen den Zeilen der Kapitel von „Être jeune en Palestine“ von Larzillière Pénélope spürt man den Puls dieser Jugend. Weit entfernt von politischen Bewegungen und terroristischen Gruppen nehmen Jugendliche ihre Bildung in die Hand und träumen von einer Zukunft für ihr Land, streben aber nach einer beruflichen Karriere im Ausland. Während die meisten Medien sie so darstellen, als würden sie unaufhörlich eine Intifada vorbereiten, versuchen sie, ihr Leben zwischen Familie, Religion, Liebe und Studium in Einklang zu bringen. Unter Jugendlichen finden auch interkulturelle Treffen statt. Am 23. Februar dieses Jahres sind etwa 30 palästinensische und israelische Jugendliche im Elysee-Palast dank der Organisation IMAD zusammengekommen, um sich gemeinsam für die Jugend und den Frieden einzusetzen (i24news, 2017). Der französische Präsident François Hollande hatte sie empfangen. Sie verkörpern die Hoffnung einer Versöhnung und eines Neubeginns, den einer gebildeten mutigen Jugend, die nicht aufgibt, für ihren Traum zu kämpfen.

geschrieben von : Florine Tirole
Übersetzt von : Fenja Behrmann
Korrektur gelesen von : Marlies Zaczek

 

 

L’express, 03/02/2017, Israël : Washington prend ses distances sur la construction de colonies, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf: : http://www.lexpress.fr/actualites/1/monde/israel-washington-prend-ses-distances-sur-la-construction-de-colonies_1875564.html.

Francetvinfo, 26/03/2015, Le nombre de civils palestiniens tués en 2014 a été le plus élevé depuis 1967, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : http://www.francetvinfo.fr/monde/palestine/gaza/le-nombre-de-civils-palestiniens-tues-en-2014-a-ete-le-plus-eleve-depuis-1967_859251.html

Libération, 14/05/2016, 25 enfants palestiniens ont été tués en trois mois, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : http://www.liberation.fr/planete/2016/05/14/vingt-cinq-enfants-palestiniens-ont-ete-tues-en-trois-mois_1452660

Buttin, M., 2010, En Palestine, la jeunesse sonne la révolte !, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : http://www.institutidrp.org/contributionsidrp/Palestine-jeunesse.pdf

Lyon, M., 06/01/2017, Le bilan de 2016 à Gaza, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : https://blogs.mediapart.fr/michel-lyon/blog/060117/bilan-2016-gaza

Amir Hassan, 2012, Qu’allais-tu faire à Gaza ? aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : http://www.leshommessansepaules.com/auteur-Amir_HASSAN-517-1-1-0-1.html

Unicef (2013) État de Palestine statistique, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : https://www.unicef.org/french/infobycountry/oPt_statistics.html

The freedom Theatre (2017). The Freedom Theatre [Webseite], aufgerufen am 03.03.2017, verfügbar auf : http://www.thefreedomtheatre.org/

Larzillière P., 2004, Être jeune en Palestine, Voix et regards, Balland, Paris.

i24news, 2017, Rencontre à l’Elysée entre des jeunes Israéliens et Palestiniens, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : https://www.i24news.tv/fr/actu/international/europe/138428-170223-france-rencontre-a-l-elysee-entre-des-jeunes-israeliens-et-palestiniens

Für weitere Informationen:

Libération, 28/12/2010, Le manifeste de la jeunesse de Gaza, aufgerufen am 04.03.2017, verfügbar auf : http://www.liberation.fr/planete/2010/12/28/le-manifeste-de-la-jeunesse-de-gaza_703264