Der Krieg und die verschiedenen Krisenherde in den Staaten Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens haben zur Vertreibung und Gefährdung von Millionen von Kindern geführt. Diese flüchten aus ihrem Heimatland bis an die Küsten Europas, um sich wieder sicher sein zu können. Häufig werden Familien während der Flucht getrennt und die Lebensbedingungen sind weit mehr als nur prekär. Viele Kindern werden zu Waisen und sind dann ganz auf sich alleine gestellt.
Einige Zahlen zur Situation von Kindern in der aktuellen Flüchtlingskrise
Im Jahr 2015 sind etwa 4,5 Millionen Kinder aus ihrem Heimatland geflüchtet und Teil des Flüchtlingsstroms, der Europa über das Mittelmeer erreicht hat. Kinder machen etwa ein Fünftel aller Flüchtlinge in der europäischen Flüchtlingskrise aus (Alameddine, 2015).
Im Jahr 2015 wurden etwa 337.000 Asylanträge für Minderjährige gestellt, wovon 88.300 der Minderjährigen unbegleitet waren (Europarat, 2017). Diese Kinder flüchten aus Kriegsländern, in denen die Instabilität es ihnen nicht mehr ermöglicht, in Sicherheit zu leben. Sie kommen hauptsächlich aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, aber auch aus afrikanischen und asiatischen Ländern. Sie sind Opfer von psychologischem Leid innerhalb ihres Landes und erfahren während der Flucht aus ihrem Herkunftsland in ein anderes Land zusätzliches Leid.
Während der Flucht werden zahlreiche Kinder dazu gezwungen, den Weg über das Meer zu wagen, um Europa zu erreichen. Daher sind diese Kinder oft auch Opfer von Schiffbrüchen. So haben von November 2016 bis Januar 2017 etwa 190 Kinder im Mittelmeer ihr Leben verloren (UNICEF, 2017). Diese Zahl nimmt ständig zu. Der Fall von Aylan, einem syrischen Kleinkind, welches im Jahr 2015 nach einem Schiffbruch tot an den türkischen Strand gespült wurde, ist nur eines von vielen Beispielen.
Prekäre und gefährliche Lebensbedingungen
Kinder machen einen Großteil der Bewohner von Flüchtlingscamps in den südlichen Staaten Europas aus, vor allem in der Türkei, aber auch in Italien und Griechenland. Die Lebensbedingungen dieser Kinder sind sehr schwierig. Genau wie bei erwachsenen Flüchtlingen fehlt es auch ihnen an Nahrung, Wasser, Kleidung und funktionierender Infrastruktur, vor allem Sanitäranlagen.
Zahlreiche Kinder können während des Prozederes für Asylanträge und die Legalisierung des Migrantenstatus die Camps nicht verlassen. Dieser Gewahrsam hat negative Auswirkungen auf die mentale und körperliche Entwicklung der Kinder, da sie selten in den Genuss einer Begleitung oder psychologischer oder juristischer Unterstützung kommen.
Die Nichtregierungsorganisation Humanium ist eine NGO, die für die Einhaltung von Kinderrechten in der ganzen Welt und für eine psychosoziale Begleitung von Kindern kämpft, damit sie wieder ein neues Leben aufbauen können, nachdem sie schreckliche Zeiten durchlebt haben. Hier gibt es Links zu einem von Humanium erstellten Video, welches den Ansatz und die Arbeit der Organisation für Kinderrechte zeigt:
Auf Französisch: https://www.youtube.com/watch?v=YaDJUfNOoas
Auf Englisch: https://www.youtube.com/watch?v=GrPI48YM9Ms&t=7s
Auf Spanisch: https://www.youtube.com/watch?v=e1D6mDnQAiw
Auf Deutsch: https://www.youtube.com/watch?v=7ZOX_utVGE0
Das Verschwinden von Kindern
Von den Kindern, die den europäischen Kontinent erreichen, sind die Mehrheit der Kinder unbegleitet, was verstärkt dazu führt, dass sie verschwinden. Es gibt weiterhin zahlreiche Familien, die schon getrennt sind, bevor sie überhaupt die europäischen Grenzen erreichen. Das galt im Jahr 2013 für etwa 3500 Kinder. Im Jahr 2015 hat die Organisation Missing Children Europe 89.000 unbegleitete Kinder gezählt, wovon 10.000 verschwunden sind (Boissieu, 2017).
Zudem sind viele Kinder nicht einmal registriert oder gemeldet, da sie alleine auf der Flucht sind. Das bedeutet, dass sie keinerlei Spuren auf ihrer Reise hinterlassen und ihr Weg nicht nachverfolgt werden kann. Flüchtlingskinder werden schnell zu Opfern von Menschenhandel oder Verbrechen, da sie häufig ausgesetzt und ihrem Schicksal überlassen werden. Kinder geraten schneller in eine Opfersituation, da sie die Anzeichen nicht erkennen. Folglich sind sie das Ziel von Menschenhändlern, die das Vertrauen der Kinder schnell gewinnen, indem sie ihnen eine falsche Sicherheit anbieten, um sie dann zu Zwangsarbeitern zu machen (Diffalah, 2016).
Schutz für Flüchtlingskinder
UNICEF hat die Europäische Union angewiesen zu handeln, um Flüchtlingskindern Schutz und bessere Lebensbedingungen zu bieten. Es geht darum, die Gefahren zu vermeiden, denen diese Kinder ausgesetzt sind: das Risiko des Ertrinkens, der Ausnutzung und der Verletzung ihrer Rechte. Deshalb wurden Hilfsaktionen von UNICEF ins Leben gerufen, um humanitäre Hilfe für Flüchtlinge zu leisten und somit auf die grundlegendsten Bedürfnisse eingehen zu können. Dank dieser Aktionen konnten im Februar etwa 300 Kinder gerettet werden (UNICEF, 2017).
Weiterhin hat die Europäische Kommission etwa 270 Millionen Euro investiert, um den Bau und die Einrichtung von Bildungsstrukturen für syrische Flüchtlingskinder zu ermöglichen. Tatsächlich sind diese Kinder häufig aus dem Bildungssystem ausgeschlossen: ca. 400.000 Kinder können momentan nicht zur Schule gehen (EU Logos, 2017). Das Ziel dieses Ansatzes ist es, diesen Flüchtlingskindern Bildung zu ermöglichen, damit sie sich integrieren und anpassen können.
Kinder sind die ersten Opfer der Flüchtlingskrise: prekäre Lebensbedingungen, keine Chance auf Bildung, etc.
geschrieben von : Capucine Le Tarnec Übersetzt von : Fenja Behrmann Korrektur gelesen von : Andrea Wurth |
Alameddine, A. (September 2015). Les enfants réfugiés sur les côtes de l’Europe. Gefunden auf UNICEF: https://www.unicef.org/french/emergencies/index_86057.html
Boissieu, P. d. (2017). 10 000 enfants migrants disparus en Europe : des ONG alertent. Libération.
Europarat. (6. März 2017). Luxemburg. Gefunden auf http://asile.ch/2017/03/08/conseil-de-leurope-rapport-protection-enfants-refugies/
Diffalah, S. (1. Februar 2016). Comment 10.000 enfants réfugiés peuvent disparaître des radars ? Gefunden auf L’Obs: http://tempsreel.nouvelobs.com/monde/migrants/20160201.OBS3811/comment-10-000-enfants-refugies-peuvent-disparaitre-des-radars.html
EU Logos. (1. August 2017). L’Europe un projet qui ne s’assume pas jusqu’au bout ? Les enfants réfugiés syriens en Turquie. Gefunden auf EU Logos: https://eulogos.blogactiv.eu/2017/01/08/leurope-un-projet-qui-ne-sassume-pas-jusquau-bout-les-enfants-refugies-syriens-en-turquie/
UNICEF. (3. Februar 2017). L’UNICEF demande à l’Europe des mesures pour assurer la sécurité des enfants réfugiés et migrants. Gefunden auf UNICEF: https://refugeesmigrants.un.org/fr/lunicef-demande-%C3%A0-leurope-des-mesures-pour-assurer-la-s%C3%A9curit%C3%A9-des-enfants-r%C3%A9fugi%C3%A9s-et-migrants
