Roma-Kinder in Frankreich

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Roma-Kinder in Frankreich: Arm in einem reichen Land

Etwa 15.000 Roma leben in Frankreich, die meisten von ihnen in armen Vororten außerhalb der Städte. Sie sind aus Osteuropa gekommen, vor allem aus Rumänien und Bulgarien, Die Roma – und vor allem ihre Kinder – führen ein Leben am Rande der Gesellschaft, die Integration ist schwierig, ebenso der Zugang zum Bildungssystem.

Der Alltag der Roma-Kinder: unzureichende Hygiene

Die Roma genießen keinen guten Ruf in Frankreich. Oft wird ihnen vorgeworfen, gesellschaftsunfähig zu sein, sie würden stehlen und betteln. Das ändert aber nichts daran, dass die Roma ein sehr herzliches und offenes Volk sind, deren Kinder mit großer Lebensfreude aufwachsen können.

Doch hinter dem Lachen der Kinder verbergen sich oft große Probleme, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Sie wachsen in extrem unsicheren Verhältnissen auf, haben zum Teil keine Aufenthaltsgenehmigung. Sie leben in Wohnwagen mitten auf dem Feld. Unweit ihrer Behausung liegen Stromleitungen im Schlamm oder sogar in richtigen Wasserlachen.

Recht auf Bildung – oft nur auf dem Papier

Oft laufen die Kinder barfuß herum, tragen Kleidungsstücke aus der Altkleidersammlung. So ist es schwierig für sie, ein Teil der französischen Gesellschaft zu werden. Bis die Jüngsten Zugang zu Bildung bekommen, ist es oft ein steiniger Weg, weil ihre Eltern mit finanziellen und administrativen Problemen zu kämpfen haben. Dazu kommt, dass die Eltern oft die französische Sprache kaum beherrschen und selbst Opfer von Diskriminierung werden. Jedes Jahr werden Anträge von Familien auf Einschulung ihrer Kinder abgelehnt. Dazu werden die unterschiedlichsten Vorwände vorgebracht, zum Beispiel, dass kein fester Wohnsitz nachgewiesen werden könne. Das Recht auf Bildung ist jedoch ein Grundrecht, auf das auch das auch das internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes in Artikel 28 verweist:

1. Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Bildung an; um die Verwirklichung dieses Rechts auf der Grundlage der Chancengleichheit fortschreitend zu erreichen, werden sie insbesondere:

        a) den Besuch der Grundschule für alle zur Pflicht und unentgeltlich machen;

         b) .die Entwicklung verschiedener Formen der weiterführenden Schulen allgemeinbildender und berufsbildender Art fördern, sie allen Kindern verfügbar und zugänglich machen und geeignete Maßnahmen wie die Einführung der Unentgeltlichkeit und die Bereitstellung finanzieller Unterstützung bei Bedürftigkeit treffen; […]“

Darüber hinaus steht in Artikel 131-1 des französischen Bildungsgesetzes:

„Für Kinder beider Geschlechter, französischer und ausländischer Staatsbürgerschaft, zwischen sechs und sechzehn Jahren besteht Unterrichtspflicht. […]“

Glücklicherweise haben das Engagement und die Unterstützung von Ausschüssen und Organisationen dafür gesorgt, dass die Zahl der Roma-Kinder in Frankreich, die zur Schule gehen, immer weiter zunimmt. In Saint-Ouen, im Großraum Paris, besuchen beispielsweise 45 Kinder eine „Schule auf Rädern“. Zweimal pro Woche kommen nun einige Lehrer in einem umgebauten LKW vorbei und unterrichten die Kinder.

Engagierter Einsatz für die Roma

Viele Stakeholder: Organisationen, Personengruppen und Studierende leisten enorme Arbeit, indem sie jedem einzelnen bei den behördlichen, rechtlichen und gerichtlichen Prozessen helfen und den Jugendlichen außerdem Ausbildungsmöglichkeiten und Nachhilfeunterricht anbieten. Außerdem helfen die Organisationen den Familien, eine angemessene Unterkunft zu finden, damit die Kinder in stabileren sozialen Verhältnissen aufwachsen können. Oft sind die Camps der Roma nämlich illegal und einige Kommunen haben bereits die Räumung der Camps angeordnet. Es liegt ein interministerielles Schreiben vom 26. August 2012 zur Vorbereitung und Begleitung von Räumungsmaßnahmen unerlaubter Camps vor. In diesem Schreiben werden die zuständigen Behörden aufgefordert, eine Reihe von Maßnahmen zu ergreifen, um der sozialen Unsicherheit, in der die Roma-Gemeinde lebt, entgegenzuwirken.

Die meisten Roma besitzen die rumänische oder bulgarische Staatsbürgerschaft und haben somit seit dem 1. Januar 2014 das Recht, „sich zu den gleichen Bedingungen niederzulassen und zu arbeiten wie die Angehörigen der anderen Mitgliedsstaaten“. Trotzdem werden sie nach wie vor bei der Jobsuche diskriminiert. Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen gibt aber Grund zur Hoffnung, dass den Roma-Kindern in ein paar Jahren eine bessere Zukunft bevorsteht.

 


Saint-Ouen-l’Aumône : le tribunal saisi pour la scolarisation d’un enfant Rom
,  („Saint-Ouen-l’Aumône: Einschulung von Roma-Kind landet vor Gericht“), leparisien.fr, veröffentlicht am: 21. Oktober 2015, abgerufen am: 20. August 2016, frei zugänglich.

FLORIANE LOUISON, Saint-Ouen : les enfants roms apprennent l’école dans un camion, , („Saint-Ouen: Die Roma-Kinder gehen im LKW zur Schule“), leparisien.fr, veröffentlicht am: 25. mai 2016, abgerufen am: 20. August 2016, frei zugänglich.

Campements illicites : un cadre d’action pour les services d’Etat, , („Illegale Camps: Aktionsrahmen für die zuständigen Dienste“), http://www.vie-publique.fr/, veröffentlicht am: 7. September 2012, abgerufen am: 20. August 2016, frei zugänglich.

L’accès au travail salarié („Bezahlte Arbeit finden“), http://www.droitsdesroms.org/, abgerufen am: 20. August 2016, frei zugänglich.

DIDIER DUBASQUE, les „roms“ pourront-ils vraiment travailler légalement en France? (sans tracasseries administratives),(„Können die Roma wirklich legal in Frankreich arbeiten? – ohne administrativen Spießrutenlauf“), Mediapart, veröffentlicht am: 6. Januar 2014, abgerufen am: 19. August 2016, frei zugänglich.

geschrieben von: Myriam Allory
Lektorat: Diane BE et Emilie P.
Übersetzung: Deborah Leyendecker
Überprüft von Anja Caky