Seelenkraft der Gewaltlosigkeit – Gandhi wäre heute 150 Jahre alt geworden

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Am 2. Oktober dieses Jahres feiern wir den 150. Geburtstag von Mahatma Gandhi, dem indischen Philosophen und Aktivisten, dem Verteidiger der Denkschule der Gewaltlosigkeit (Ministerium für Kultur Regierung von Indien, o.D.). Gandhis Einfluss war in Indien gewaltig und er gilt als Held, so dass sein Geburtstag heutzutage ein Nationalfeiertag ist, der sogenannte „Festival von Gandhis Jayanti“ (Withnall, 2018). Im Jahr 2007 wurde Gandhis Geburtstag von der Generalversammlung der Vereinten Nationen auch zum Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit erklärt (United Nations, o.D.).

Der 1869 geborene Gandhi kämpfte für die Unabhängigkeit Indiens von der britischen Herrschaft, nachdem er aus Südafrika zurückgekehrt war, wo er seine Proteste begann. Er war ein antikolonialer Nationalist, der sich für gewaltfreien Widerstand einsetzte (Hardiman, o.D.) und zog die Macht des Geistes der Kraft der Waffe vor. Im antikolonialen Kontext hielt er es für das Beste, den Kolonialisten gewaltlos mitzuteilen, dass Indien unabhängig sein wolle. Seine damaligen Ideen bildeten somit eine Reaktion auf die Bedrohung durch den Kolonialismus (Ministerium für Kultur Regierung von Indien, o.D.).

Allerdings gibt es auch ein wachsendes Bewusstsein für Gandhis rassistische und sexistische Ansichten, für seine Behandlung von Südafrikanern bzw. seine Kommentare zu Frauen. Obwohl er der Welt das wichtige Konzept der Gewaltlosigkeit brachte, war Gandhi kein perfekter Mensch (Sen, 2015).

Weltweite Auswirkungen und globale Bewegung von Gandhi als Philosoph

Gandhis Ideen und Handlungen sind auch heute noch sehr wichtig, da sie auf Gewaltsituationen in der ganzen Welt anwendbar sind. Tatsächlich war es kurz nach der Ermordung Gandhis, dass Martin Luther King Jr. in den Vereinigten Staaten den gewaltfreien Aktivismus für die Bürgerrechtsbewegung aufgriff (Ministerium für Kultur Regierung von Indien, o.D.).

Obwohl ihre Bewegungen hauptsächlich national geführt wurden, hatten sie Auswirkungen auf die ganze Welt. Weltweit strebten gewaltfreie Aktionen nach „Weltfrieden, individuellem Empowerment und gesellschaftlicher Transformation“. Es war eine Philosophie des starken Widerstands gegen ungerechte und unmoralische Bewegungen, aber ohne Gewalt. Intensive Gewalt von Behörden und Staaten in der Vergangenheit führte oft zu Gegengewalt bei den Bürgern.

Gandhi schlug mit Gewaltlosigkeit eine neue Weltordnung vor (Ministerium für Kultur Regierung von Indien, o.D.). Gewaltlosigkeit erweist sich als eine Form des friedlichen Widerstandes, bei der die Bürger nicht zur Zusammenarbeit mit den Herrschern verpflichtet sind, wie beim Prinzip der Demokratie, bei welchem Herrscher die Zustimmung des Volkes benötigen um zu regieren (Ochab, o.D.). Die UNO definiert gewaltfreies Handeln im Wesentlichen auf drei Arten: Protest und Überzeugungsarbeit mit Märschen und Mahnwachen, Nicht-Kooperation, und gewaltfreie Intervention wie Blockaden und Besetzungen (United Nations, o.D.).

Bei Humanium fördern wir die gandhianische Philosophie

Gandhis Ideen sind für uns hier bei Humanium besonders wichtig, da wir uns für Gewaltlosigkeit in jedem von uns unterstütztem Projekt einsetzen. Wir unterstützen eine Methodik, die nicht nur Gewalt verurteilt, sondern in jeder Hinsicht darauf abzielt, gewaltfreie Kommunikation und Handlungen zu fördern.

In Ruanda konzentrieren sich unsere Projekte darauf Kinder und Erwachsene von den vielfältigen Traumata des extrem gewalttätigen ruandischen Völkermords von 1994 zu befreien, insbesondere der Heilung von Menschen und dem Ausstieg aus dem Kreislauf der Gewalt. In Indien konzentrieren sich unsere Projekte auf die Beendigung der Kinderarbeit, eine immer noch weltweit angewendete gewalttätige Praxis. Tatsächlich konzentrieren sich unsere Projekte auf die Förderung des Weltfriedens für Kinder und die Beseitigung von Gewalt.

Darüber hinaus arbeitet Humanium mit Life Coaches, Psychologen, Führungsabsolventen und Somatic Experiencing-Therapeuten zusammen, die verbale Gespräche mit den betreffenden Zivilisten führen. Wir schätzen das Gespräch, da wir glauben, dass Gespräche ein gewaltfreies Mittel sind um Kindern und Menschen in schwierigen Situationen zu helfen. Projekte zur nachhaltigen Entwicklung, wie wir sie in Indien durchgeführt haben, sind wichtige Mittel, um Gewaltlosigkeit durch Friedensförderung zu unterstützen. Gewaltlosigkeit kann auch die Bildung von Kindern positiv beeinflussen.

Wie Gandhi selbst sagte: „Wenn wir einen wirklichen Frieden in der Welt erreichen wollen, müssen wir mit den Kindern beginnen“, und gewaltfreie Bildungsmethoden haben sich tatsächlich als effektiver erwiesen. Wir hoffen daher, dass wir als Nichtregierungsorganisation mit unseren Projekten Kinder ermutigen, gewaltfrei für sich selbst einzustehen und sich vollständig auszudrücken. Da die gandhianische Philosophie uns enorm beeinflusst hat, feiern wir Gandhis 150. Geburtstag und den Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit und ermutigen andere, dies auch zu tun.

Offizielle Feierlichkeiten der indischen Regierung

Offiziell hat die indische Regierung ein Komitee gegründet, um die Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag auf nationaler und internationaler Ebene zu organisieren. Dazu wurde ein Nationalkomitee unter der Leitung des Premierministers eingerichtet, welches Gandhianer und Menschen aus allen Lebensbereichen umfasst. Das indische Kulturministerium bietet über seine Gandhi-Website viele Aktivitäten an, um Gandhi in den kommenden Jahren zu feiern.

Die angekündigten Projekte reichen von Gemäldeausstellungen über Straßenspiele zum Thema Sauberkeit, bis hin zu Jugendkonferenzen (Ministerium für Kultur Regierung von Indien, o.D.). Die Planung begann am Tag nach dem 149. Geburtstag und geht über zwei Jahre, wobei die Feierlichkeiten im Oktober 2018 im National Museum of Gandhi in Delhi (Ganapathy, 2018) mit einer Ausstellung des Gewandes begannen, das Gandhi am Tag seiner Ermordung trug, zusammen mit einer Audioaufnahme seines Herzschlages.

Darüber hinaus hat die Regierung auf ihrer Website eine Galerie mit Gedenkmarken gezeigt. Im ganzen Land starteten sie den „Imagine Gandhi Contest“, um Gandhis Lehren durch Virtual-Reality-Kreationen zu verbreiten. Im Februar 2019 organisierte die Regierung die Friedensinitiative Drive for Peace, bei der die Teilnehmer durch Indien, Bangladesch und Myanmar fuhren, um das Konzept der Verkehrssicherheit zu fördern.

Außerdem hat die Regierung Gandhi Global Solar Yatra geplant, um die Jugend für Solarmethoden im Zuge der Klimaschutzinitiativen zu sensibilisieren. Schließlich gab es als großes Projekt den Gandhi-Friedenspreis, der Einzelpersonen, Verbänden, Institutionen oder Organisationen im Februar 2019 verliehen wurde, „die sich selbstlos für Frieden, Gewaltlosigkeit und die Verbesserung menschlichen Leidens eingesetzt haben“,

Weltweite Festlichkeiten

Außerhalb der offiziellen Festlichkeiten in Indien gibt es auch andere Möglichkeiten Gandhi zu feiern. Audley Travel, ein britisches Reisebüro, schlägt beispielsweise eine Reise nach Indien vor, um Orte zu besuchen, die von Gandhi frequentiert wurden. Gleichzeitig werden von Gandhi gegründete Museen und Universitäten besucht, um damit den Mann und die Bewegung, die er in Indien leitete, besser zu verstehen (Magyarics, 2019).

Großbritannien feierte den Beginn der Feierlichkeiten zum 150. Geburtstag im Oktober 2018 unter Beteiligung des indischen Hochkommissariats mit der Vorführung des Films „Bapu150“ in Picadilly Circus, einem Film, der gandhianische Ideen zur Gewaltfreiheit feiert (Press Trust of India, 2018). Es gibt also weltweit viele Möglichkeiten die Gewaltlosigkeit und die Vorteile, welche sie uns gebracht hat, zu feiern. Weiterhin hat die UNO Gandhi in der Vergangenheit mit dem Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit gefeiert. Im Jahr 2009 gaben sie eine Gedenkmarke mit Gandhis Porträt heraus, was dazu beitrug, das Bewusstsein zu schärfen (United Nations, o.D.).

Feiern Sie am 2. Oktober die Gewaltlosigkeit!

Auf der ganzen Welt gibt es verschiedene Veranstaltungen. Es gibt Vorträge, Konferenzen und unterhaltsame Veranstaltungen, um das Werk des Mannes zu feiern, der die Gewaltlosigkeitsphilosophie geprägt hat. Wir ermutigen unsere Leser, herauszufinden, was sie in ihrer Gemeinde an Festlichkeiten initiieren können, sei es durch Vorträge oder durch die Teilnahme an Projekten zur Förderung der Hygiene.

Möglichkeiten zum Feiern:

Offizielle Gandhi-Website https://gandhi.gov.in/events-calendar.html

UNO-Website https://www.un.org/en/events/nonviolenceday/index.shtml

Geschrieben von Leah Benque

Übersetzt von Katrin Glatzer

Korrektur gelesen von Sibylle Daymond

Literaturhinweise:

Ganapathy, Nirmala. (2018, October 3), “Gandhi’s 150th birthday celebrations kick off,” The Straits Times. Aus The Straits Times Asia: https://www.straitstimes.com/asia/south-asia/gandhis-150th-birthday-celebrations-kick-off

Hardiman, David. (n.d.), “Gandhi: Reckless teenager to father of India,” BBC News. Aus BBC News Timelines: https://www.bbc.com/timelines/zpdqmp3

Magyarics, Kelly. (2019, May 12), “Celebrate the 150th anniversary of Gandhi’s birth with a customised tour in India,” Lonely Planet. Aus Lonely Planet: https://www.lonelyplanet.com/articles/gandhi-tour-india-anniversary

Ministry of Culture Government of India. (n.d.), “From Mohan to Mahatma,” Gandhi Government. Aus 150 Years of Celebrating The Mahatma: https://gandhi.gov.in/index.html

Ochab, Ewelina U. (n.d.), “Commemorating The International Day Of Non-Violence,” Forbes. Von Forbes Sites: https://www.forbes.com/sites/ewelinaochab/2018/10/28/commemorating-the-international-day-of-non-violence/#53fd97e85c4a

Press Trust of India. (2018, October 2), “UK marks Gandhi Jayanti with iconic screening of ‚Bapu@150‘ film at Piccadilly Circus,” Business Standard. Aus Business Standard: https://www.business-standard.com/article/pti-stories/uk-marks-gandhi-jayanti-with-iconic-screening-of-bapu-150-film-at-piccadilly-circus-118100200662_1.html

Sen, Mayukh. (2015, December 3), “Gandhi Was a Racist Who Forced Young Girls to Sleep in Bed with Him,” Vice. Von Vice: https://www.vice.com/en_us/article/ezj3km/gandhi-was-a-racist-who-forced-young-girls-to-sleep-in-bed-with-him

Sharma, Aman. (2018, November 22), “Govt plans series of events across the globe to celebrate 150th birth anniversary of Mahatma Gandhi,” Economic Times. Aus Economic Times India Times: https://economictimes.indiatimes.com/news/politics-and-nation/govt-plans-series-of-events-across-the-globe-to-celebrate-150th-birth-anniversary-of-mahatma-gandhi/articleshow/66753207.cms?from=mdr

The Pioneer. (2018, October 3), “‘Karyanjali’ launched to mark Mahatma’s 150th birth anniversary,” The Pioneer. Aus The Pioneer State Editions: https://www.dailypioneer.com/2018/state-editions/—karyanjali—-launched-to-mark-mahatma—s-150th-birth-anniversary.html

United Nations. (n.d.), “International Day of Non-Violence,” United Nations. Aus UN Events: https://www.un.org/en/events/nonviolenceday/index.shtml

Withnall, Adam. (2018, October 1), “Gandhi Jayanti: Mahatma Gandhi’s heart beats again as India begins celebrating his 150th birthday,” Independent. Von Independent UK: https://www.independent.co.uk/news/world/asia/gandhi-jayanti-mahatma-gandhi-birthday-heart-celebrations-happy-holiday-a8564036.html