Kinderrechte in Indien verwirklichen
Indien auf einen Blick
Indien ist eine Bundesrepublik in Südasien, die 29 Bundesstaaten umfasst und deren Hauptstadt New Delhi ist. Indien grenzt an Pakistan, China, Nepal, Bhutan, Bangladesch und Myanmar und hat eine große Vielfalt an Bräuchen, Traditionen und Sprachen, wobei Hindi neben Englisch die Amtssprache der Union ist. Indiens derzeitige Bevölkerung beträgt 1,21 Milliarden Menschen, und es ist somit das zweitbevölkerungsreichste und siebtgrößte Land der Welt. Es ist ein riesiges Land und gehört zu den führenden Entwicklungsländern der Welt. Trotzdem hat Indien in Bezug auf das Wirtschaftswachstum bemerkenswerte Fortschritte erzielt – im Durchschnitt waren es in den letzten fünf Jahren 7,3% PIB Wachstum – dennoch ist das Land weiterhin mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert wie andere BRICS-Länder (BRICS = Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika): Nämlich mit hohen Wachstumsraten einerseits, die andererseits von anhaltender Armut und Ungleichheit begleitet werden, zumeist in den ländlichen Regionen. Diese Ungleichheit wird in dem geringen Grad an menschlicher Entwicklung innerhalb der am meisten marginalisierten Gruppen deutlich, wie zum Beispiel den Kasten, der indigenen Stämme und Volksgruppen, der ländlichen Bevölkerung, der Frauen, Transgender-Menschen mit HIV und Migranten. Trotz der erheblichen Fortschritte Indiens bei der Bekämpfung der Armut, des Zugangs zu Bildung, und der Bekämpfung von HIV, sind die bisherigen Ergebnisse uneinheitlich. Das heißt auch, dass Kinder in Indien nach wie vor mit einigen der härtesten Bedingungen auf der Welt konfrontiert sind, wie Unterernährung, Kinderarbeit, durch Erwachsene erzwungenes Betteln.. Kinderkrankheiten wie z.B. Durchfallerkrankungen grassieren.
Status der Kinderrechte
In Indien leben 472 Millionen Kinder, solche von unter 18 Jahren, was 39% der Gesamtbevölkerung des Landes ausmacht. Ein großer Prozentsatz, nämlich 29% hiervon, sind Kinder zwischen 0 und 6 Jahren. Darüber hinaus leben 73% der Kinder in Indien in ländlichen Gebieten, und grundlegende Bedürfnisse wie Ernährung, Gesundheitsversorgung, Erziehung und Schutz, sind oft nur begrenzt gedeckt. Der hohe Prozentsatz von Kindern in ländlichen Gebieten wirkt sich häufig negativ auf ihren Zugang zu fundamentalen Rechten aus. Die indische Kommission zum Schutz der Kinderrechte (Verordnung von 2005, geändert 2006) hat die Rechte der Kinder in Indien gestärkt, insbesondere die Beseitigung von Kinderarbeit und den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Das Mandat der Kommission besteht darin, „sicherzustellen, dass alle Gesetze, Strategien, Programme und Verwaltungsmechanismen mit den in der Verfassung Indiens verankerten Perspektiven der Kinderrechte und der 1989 verabschiedeten UN-Konvention über die Rechte des Kindes in Einklang stehen.“ Die Förderung der Kinderrechte ist in Indien eindeutig eine Regierungspriorität, die auch in der Verfassung verankert und gesetzlich geschützt ist. Trotzdem ist es in Indien weiterhin eine Herausforderung, dass die Kinderrechte verwirklicht werden, insbesondere bezüglich des Zugangs zu Erziehung und dem Problem der Zwangsarbeit und der Kinderehen, darauf legt Humanium seinen Fokus in Indien. Da 39% der 1,21 Milliarden Einwohner Indiens Kinder sind, ist die Realisierung dieser fundamentalen Rechte unerlässlich.
Kindersensibler sozialer Schutz
Um die Armut von Kindern und Familien zu verringern, Ungleichheiten zu beseitigen und Kinderrechte zu verwirklichen, ist sozialer Schutz erforderlich. Darüber hinaus ist es wichtig, dass Sozialschutzprogramme Schwachstellen reduzieren, indem sie die positiven Auswirkungen für Kinder optimieren und möglichst nachteilige Folgen minimieren. Der kindersensible Sozialschutz bietet die Möglichkeit chronische Armut, soziale Ausgrenzung und äußere Schocks zu bekämpfen, die Kinder zumeist irreversibel betreffen. Dies ist besonders wichtig für die Kinder, die in ländlichen Gebieten leben und durch ihre Lebensbedingungen oft größeren Risiken ausgesetzt sind. Da nur 27% der indischen Kinder in städtischen Gebieten leben, aber 73% in ländlichen Gebieten, ist es wichtig, den Zugang zu Sozialschutzprogrammen für Kinder zu erweitern. Daher werden in Indien kindersensibler Sozialschutz (CSSP Programmes) neben Humanium und Hand in Hand Indien, unser Partner, auch durch Save the Children, UNICEF, und das Ministerium für Sozialschutz unterstützt. Ziel ist die Förderung und Verwirklichung der Kinderrechte, indem sichergestellt wird, dass Sozialschutzmaßnahmen zu sinnvollen Investitionen in Kinder führen
Index der Realisierung von Kinderrechten
Indikatoren
Ein Indikator ist ein spezifisches, beobachtbares und messbares Merkmal, das Veränderungen oder den Fortschritt eines Programms aufzeigt. Humanium verwendet Schlüsselindikatoren um weltweit die Situation der Kinderrechte zu überwachen. Dies wird im Index zur Realisierung der Kinderrechte dargestellt.
Index der Realisierung von Kinderrechten: 6,30 / 10 Bevölkerung : 1,2 M. Lebenserwartung : 66,4 Jahre |
Auf die Bedürfnisse von Kindern eingehen
Recht auf Gesundheit
Der Zugang zu Gesundheit ist ein Schlüsselindikator um die Rechte von Kindern zu verwirklichen. In Indien sterben fast 1 Million Kinder unter fünf Jahren, das sind schätzungsweise 39 Todesfälle pro 1000 Lebendgeburten. Frauen und Kinder sind am meisten vom schlechten Zugang zu Gesundheitsdiensten betroffen, wie zum Beispiel der Schwangerschaftsvorsorge und der Neugeborenen Pflege. Nur jede dritte indische Frau hat während ihrer Schwangerschaft regelmäßige Untersuchungen und in ländlichen Gebieten werden maximal 37% der Geburten von qualifiziertem Gesundheitspersonal unterstützt. Indien hat mehr als 204 Millionen unterernährte Menschen und indische Kinder sind nach wie vor am stärksten betroffen, was bedeutet, dass bis zu 39% der Kinder von Wachstumsstörungen betroffen sind. Aus diesem Grunde hat die Regierung eine umfangreiche nationale Kampagne initiiert, um die Bevölkerung über die Bedeutung einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung aufzuklären. Für Kinder besteht außerdem ein hohes Risiko mit HIV infiziert zu werden (3700 Neuinfektionen bei Kindern), und es mangelt an sauberem Trinkwasser und an angemessenen sanitären Einrichtungen. Dies geht darauf zurück, dass Gesundheitsdienstleistungen ungleich verteilt sind, was sich besonders auf Frauen und Kinder in ländlichen Gebieten auswirkt.
Recht auf Erziehung
Der Zugang zu Erziehung bleibt ein sehr problematisches und wichtiges Hindernis für die Verwirklichung der Kinderrechte in Indien. Indien hat mit 287 Millionen Erwachsenen die weltweit größte Zahl von Analphabeten, was gleichzeitig 37% aller Analphabeten auf der Welt entspricht. Obwohl die Alphabetisierungsrate in Indien zwischen 1991 und 2006 um 15% gestiegen ist, blieb aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums die Gesamtzahl der Analphabeten nach wie vor hoch. Trotz der Bemühungen Indiens 10,5% der gesamten Staatsausgaben für Erziehung und Bildung zu verwenden, bedeutet die Dezentralisierung, dass reiche Staaten viel mehr für Erziehung ausgeben können als ärmere Staaten. Zum Beispiel gab ein reicher Staat wie Kerala 685 Dollar pro Person pro Jahr für Erziehung aus, während ein ärmerer Staat wie Bihar nur 100 Dollar ausgab. Dieses ungleiche Erziehungsangebot marginalisiert Kinder, vor allem diejenigen die in ländlichen Gebieten leben.
Zudem besteht weiterhin das Problem der Diskriminierung im Zusammenhang mit dem Kastensystem und gegenüber Frauen, was Millionen junger Inder im Bildungssystem marginalisiert. Trotzdem versucht die indische Regierung Lösungen zu finden um allen Indern, egal ob jung oder alt, qualitativ hochwertige Bildung zu ermöglichen und damit den Analphabetismus zu bekämpfen. Indien kann stolz darauf sein trotz der anhaltenden Probleme in seinem Bildungssystem erhebliche Fortschritte gemacht zu haben.
Seit 2009 arbeitet Humanium in Indien zusammen mit lokalen Partnern um Kinderrechte umzusetzen. Dazu wurden spezielle Schulungszentren für ehemalige Kinderarbeiter eingerichtet, die sowohl „kinderfreundliche Dörfer“ als auch verschiedene Hilfsprojekte fördern um damit die Weiterbildung zu ermöglichen. Ziel dieser Projekte ist es, die Kinderarbeit durch Erziehung zu beenden, das Leben ganzer Dörfer in ländlichen Gebieten zu verbessern und finanzielle Hilfsprojekte zu schaffen, die jungen Menschen aus benachteiligten Familien eine Weiterbildung ermöglichen.
Das Recht zu leben
Die indische Verfassung von 1950 verbürgt, dass „jeder das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit hat“ und dass „niemandem sein Leben oder seine persönliche Freiheit genommen werden darf …“. Trotzdem dieses Grundrecht in der Verfassung verankert ist, bleibt das Leben, das Überleben und die Entwicklung von Kindern in Indien ein Problem. Tausende Kinder verlieren täglich ihr Leben, nicht nur aufgrund von Armut, sondern auch weil weibliche Kindstötungen ungestraft ausgeübt werden. Diese weiterhin bestehende kulturelle Praxis stellt die größte Bedrohung für das Leben der indischen Kinder dar. Tatsächlich sterben jeden Tag Tausende indische Mädchen vor der Geburt oder verlieren ihr Leben, weil sie von ihrer Familie nicht erwünscht oder akzeptiert werden. Es gibt mehrere Faktoren, die dazu beitragen, dass weiblicher Kindstötungen fortbestehen, einschließlich des Mitgiftsystems, das Töchter zu einer „unerschwinglichen wirtschaftlichen Belastung macht“. Das führt dazu, dass viele indische Familien sich zur selektiven Abtreibung des weiblichen Fötus entscheiden. Noch alarmierender ist es, dass wenn die Geburt des Kindes unvermeidlich ist, Familien die Babys durch Ertrinken, Vergiftung, oder Ersticken töten, oder sie vorsätzlich vernachlässigen damit sie sterben. Die Realität ist erschreckend: weltweit werden 117 Millionen Mädchen durch selektive Sexualabbrüche demographisch vermisst, und in Indien finden jede Minute 9 Abtreibungen weiblicher Föten statt. Aufgrund dessen rangiert Indien auf Rang vier der Länder, bei denen das Geschlechterverhältnis von 112 Männern pro 100 Frauen am höchsten liegt.
Recht auf Schutz und Meinungsfreiheit
In Indien hat ein Kind das Recht, zu Hause und anderswo vor Vernachlässigung, Ausbeutung und Missbrauch geschützt zu werden. Das bedeutet zum Beispiel das Recht auf Schutz vor Gewalt, vor Vernachlässigung, vor kommerzieller sexueller Ausbeutung, vor Menschenhandel, vor Kinderarbeit und schädlichen traditionellen Praktiken. Laut einer Studie der Regierung von 2007 sind jedoch mehr als 69% der Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren Opfer von Misshandlungen und viele sind täglich Erniedrigung und Gewalt ausgesetzt.
Mehr als die Hälfte der Kindesmisshandlungen wird von einer kleinen Gruppe von Menschen begangen, die ein Vertrauensverhältnis zu dem Kind haben oder in einer Autoritätsposition sind. In indischen Familien haben Eltern absolute Autorität über ihre Kinder. Darüber hinaus ist diese strikte Disziplin auch in akademischen Bereichen zu finden; eine Studie ergab, dass 65% der Schulkinder körperlichen Bestrafungen durch das akademische Personal ausgesetzt waren. Ein zusätzliches Problem ist, dass die kulturellen Werte in Indien den Worten und Meinungen von Kinder nicht viel Wert beimessen und dieses Recht in keiner indischen Gesetzgebung ausdrücklich erwähnt wird; außerdem betont die Erziehung das Kinder Erwachsenen Respekt zeigen müssen.
Um das Recht der Kinder auf Schutz voll zu verwirklichen ist es wichtig, eine andere Haltung gegenüber Kindern und ihren Bedürfnissen zu erreichen. Außerdem ist es notwendig, dass in die Aufklärung und Schulung der Bezugspersonen investiert wird und Verstöße gegen die Rechte und den Kinderschutz verfolgt werden. Trotz der Tatsache, dass der zweite Artikel der UN-Konvention das Recht des Kindes bezüglich sexueller Orientierung gewährleistet, war In Indien die LGBTQ+ Gemeinschaft (Lesbierinnen, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Queer) immer eine Zielscheibe der Diskriminierung. Dies ist hauptsächlich die Folge eines 157 Jahre alten Gesetzes aus der Kolonialzeit (Artikel 377), aufgrund dessen bestimmte sexuelle Handlungen mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft werden können. Dieses Gesetz beraubt nicht nur LGBTQ+ Kinder und Jugendliche ihrer Grundrechte, sondern setzt sie dem Mobbing, der Belästigung, Isolation und Gewalt aus. In einer historischen Entscheidung hat der Oberste Gerichtshof Indiens entschieden, dass gleichgeschlechtlicher Sex nicht länger eine Straftat ist und damit ein Urteil aus dem Jahr 2013 aufgehoben, welches das als Artikel 377 bekannte Gesetz bestätigt hatte. Das Gericht hat somit Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung als Verletzung der Grundrechte anerkannt. Des Weiteren erklärte das Gericht: „Der Staat hatte kein Recht, das Privatleben von Mitgliedern der LGBT-Gemeinschaft zu kontrollieren, und das Recht auf sexuelle Orientierung ist dem Recht auf Privatsphäre gleichgestellt“. In Indien stellt dieses Urteil einen großen Sieg für die LGBTQ+ Gemeinschaft dar und gibt weltweit die Hoffnung, dass Veränderungen in Ländern, in denen Homosexualität noch immer unter Strafe steht, möglich sind.
Recht auf Registrierung und Identität
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Verwirklichung des Rechts eines Kindes auf Identität und Registrierung. Indien leidet unter einer der höchsten Nichtregistrierungsraten der Welt und nur 41% der Geburten werden registriert. Hierbei besteht ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land: 59% der Kinder unter fünf Jahren sind in der Stadt registriert, während es in ländlichen Gebieten nur 35% sind. Dies hat ernste Folgen für diese Kinder, da sie nicht von kindersensiblen Sozialschutzdiensten und -programmen profitieren können und in den Augen der Gesellschaft nicht sichtbar sin.
Risikofaktoren → Länderspezifische Herausforderungen
Armut und Zugang zu Wasser
Indien verzeichnet seit 1991 ein starkes Wirtschaftswachstum. Diese spektakuläre Entwicklung gibt Hoffnung in Bezug auf Menschenrechte und soziale Entwicklung. Tatsache ist jedoch, dass aufgrund der großen Bevölkerungszahlen viele Menschen in Indiens weiterhin in großer Armut leben. Das Land leidet unter großen Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen und Bevölkerungsgruppen und Kinder sind am stärksten von Armut und sozialer Ungleichheit betroffen. Ein wesentlicher Faktor für Armut ist der Mangel an sauberem Wasser. Dies ist für den täglichen Gebrauch und die Landwirtschaft notwendig; außerdem zur Bekämpfung von Krankheiten, die durch unzureichende sanitäre Einrichtungen verursacht werden, was für Kinder tödliche Auswirkungen haben kann. Obwohl 96% der städtischen Bevölkerung Zugang zu sauberem Wasser haben, leben 73% der indischen Kinder in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu Trinkwasser nach wie vor ein erhebliches Problem darstellt und 20% der Bevölkerung nur beschränkten Zugang zu Trinkwasser haben. Infolgedessen sind Kinder in ländlichen Gebieten gesundheitlichen Problemen am stärksten ausgesetzt. Darüber hinaus bedeutet der mangelnde Zugang zu sauberem Wasser, dass Kinder in ungesunden Verhältnissen aufwachsen, da es weder in Häusern noch Schulen grundlegende Hygieneeinrichtungen gibt. Die Bekämpfung der Armut, der ungleichen Verteilung von Wasser und anderer sozialer Ungleichheiten, ist für die Verwirklichung der Kinderrechte von entscheidender Bedeutung.
Kinderarbeit
In den letzten Jahren hat Indien sich bemüht die Kinderarbeit zu bekämpfen. Wesentliche Faktoren, die zu diesem Problem beitragen, sind der Mangel an Nahrung, hohe Armut, sowie soziale und wirtschaftliche Umstände. Weitere Faktoren sind das fehlende Verständnis bezüglich der schädlichen Auswirkungen von Kinderarbeit, sowie der fehlende Zugang zu grundlegender und sinnvoller, qualitativ hochwertiger Bildung und allgemeinen Aus- und Weiterbildungspraktiken.
Eine unlängst durchgeführte Analyse der Volkszählungsdaten in Indien zeigt, dass die Kinderarbeit in den letzten zehn Jahren insgesamt nur um 2,2 Prozent pro Jahr gesunken ist. Außerdem hat die Kinderarbeit in städtischen Gebieten um mehr als 50 Prozent zugenommen. Kinder unter 14 Jahren hacken oft ganztägig Pflastersteine, nähen Schuhe und Fußbälle, rollen Zigaretten und Räucherstäbchen, sticken Kleidung, verpacken, kleben Etiketten auf, oder arbeiten im Handwerk. Dies sind nur einige Beispiele, und der Grund für Kinderarbeit ist oft die Arbeitslosigkeit oder der niedrige Verdienst der Eltern, was dazu führt, dass Kinder zum Haushaltseinkommen beitragen müssen. Kinder die zwangsarbeiten müssen anstatt eine Ausbildung zu genießen, haben nicht die Möglichkeit, sich körperlich, geistig, emotional und psychologisch zu entwickeln. Indien hat eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt, aber mehr als 42,7 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule.
Kindesmissbrauch
Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist eine in Indien sehr verbreitete dunkle Realität, die das Wohlergehen von Kindern stark beeinträchtigt. Statistiken zeigen, dass alle 15 Minuten ein Kind sexuell missbraucht wird. Forschungsergebnisse machen deutlich, dass sich Straftäter in zwei Gruppen einteilen lassen: die erste Gruppe besteht zu etwa 60% aus offiziell bekannten Straftätern ohne sexuelle Präferenzen, welche Kinder aus verschiedenen Gründen sexuell missbrauchen. Die andere Gruppe zeigt eine eindeutige sexuelle Präferenzstörung, nämlich Pädophilie.
Der Weg in die kommerzielle Sexarbeit basiert auf individuellen Faktoren, wie ein schlechter sozioökonomischer Status, der Tod eines Elternteils oder Ehemanns, und als Kind eines kommerziellen Sexarbeiters geboren zu werden. Weitere Risikofaktoren sind frühkindliche Erfahrungen von sexuellem Missbrauch und der familiäre Kontakt mit pornographischen Darstellungen, das Fehlen einer angemessenen Familienunterstützung, und eine familiäre und persönliche Vorgeschichte von psychischen Erkrankungen. Darüber hinaus wurden auf Gemeinschaftsebene auch mangelnde sanitäre Einrichtungen und unzureichende Sicherheit von Frauen als weitere Risikofaktoren für sexuellen Missbrauch genannt. Die Folgen des sexuellen Missbrauchs von Kindern lassen sich in Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, auf die körperliche Gesundheit, auf Verhaltensweisen und auf das Sozialverhalten einteilen. Kinder, die sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind, haben ein hohes Risiko für psychiatrische Störungen, einschließlich Zwangsstörungen, Selbstmordverhalten und Depressionen.
Kinderhochzeit
Der Prozentsatz der Mädchen in Indien, die unter dem Alter von 16 Jahren sowie unter 18 Jahren heirateten, ging im Zeitraum von 20 Jahren (1992-2012) zurück, und das Durchschnitts-Heiratsalter beträgt 16,6 Jahre. Es gibt Hinweise darauf, dass Kinderarbeit das Risiko einer Kinderehe erhöhen kann. Außerdem wirkt sich die Kinderheirat auf die Schulbildung aus: im Alter von 15 Jahren waren nur 40 Prozent der verheirateten Mädchen in der Schule eingeschrieben, verglichen mit 86 Prozent der Mädchen, die im Alter von 18 Jahren unverheiratet waren.