2. Oktober: Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit

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„Gewaltlosigkeit ist die Antwort auf die wesentlichen politischen und moralischen Fragen unserer Zeit.“

(Martin Luther King Jr., den 10. Dezember 1964)

Dieses Zitat aus Martin Luther Kings Nobelpreisrede zeugt von seinem Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit. Sein Standpunkt ist eng mit Gandhis Ideen und Grundsätzen verbunden, auf deren Grundlage er soziale Veränderungen zur Förderung der Bürgerrechte und zum Kampf gegen Rassenungleichheit bewirkte. Auch weiterhin beeinflussen Gandhis Grundsätze der Gewaltlosigkeit aktuelle Proteste gegen Konflikte, Ungleichheit, Ungerechtigkeit, Klimawandel und mehr. Wir bei Humanium setzen uns tagtäglich für nachhaltigen Frieden und Kinderrechte ein, wozu insbesondere auch Workshops über Gewaltlosigkeit gehören.

Um an die Bedeutung der Gewaltlosigkeit zu erinnern und deren Botschaft – vor allem durch Bildung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit – zu verbreiten, hat die UN-Generalversammlung dafür gestimmt, den 2. Oktober, Gandhis Geburtstag, zum Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit zu erklären (UN-Generalversammlung, 2007). Wir bei Humanium engagieren uns, diesen Tag feierlich zu begehen und an die Macht der Gewaltlosigkeit durch Menschenrechte und darüber hinaus zu erinnern.

Neu-Delhi, Indien, den 10. Oktober 2016: Statuen, die die gewaltlose „Salzmarsch”-Bewegung von 1930 darstellen, mit Mahatma Gandhi an der Spitze.

Gewaltlosigkeit als historische Kraft zur Verteidigung der Bürgerrechte

Gewaltlosigkeit ist ein Konzept, dessen Wurzeln auf Religionen wie den Jainismus, den Buddhismus, den Hinduismus und das Christentum zurückgehen. Es kann als philosophisches und strategisches Mittel für Aktionen und Überlegungen zum Erreichen sozialer bzw. politischer Veränderungen unter Ablehnung von Gewalt definiert werden.

Die Zeitgeschichte hat gezeigt, was für ein mächtiges Werkzeug Gewaltlosigkeit sein kann, um Veränderungen zu bewirken. Als Beispiele seien hier genannt: die gewaltlosen Widerstandsbewegungen gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien (wie der „Salzmarsch“ vom 12. März 1930), die insbesondere durch den geistlichen und politischen Führer Mohandas Karamchand Gandhi (gemeinhin bekannt als Mahatma Gandhi) angeführt wurden und zur Unabhängigkeit des Landes führten; aber auch der Kampf gegen Rassenungleichheit und der Einsatz für Bürger- und Wirtschaftsrechte, so wie Martin Luther Kings Überlegungen und politischen Standpunkte (z. B. der „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit” am 28. August 1963). 

Diese Anführer gewaltloser Bewegungen hatten Einfluss auf mehrere spätere Proteste und Revolutionen, so wie den in der Anti-Vietnam-Bewegung der späten 60er-Jahre genutzten „Flower Power”-Slogan, die „People Power Revolution“ im Februar 1986 auf den Philippinen, die „Samtrevolution“ in der ehemaligen Tschechoslowakei oder – in der jüngeren Geschichte – den Arabischen Frühling im Jahr 2011.

Ganz eindeutig konnte Gewaltlosigkeit in der Vergangenheit große Veränderungen ermöglichen und diese sind auch heute noch gegenwärtig, um Menschen, die mit Unterdrückung konfrontiert sind, Mut zu machen.

HONG KONG: „Regenschirm-Revolution” in Admiralty am 24. Oktober 2014

Gewaltlosigkeit feiern – eine wichtige Unterstützung für unterdrückte Menschen

Der Internationale Tag der Gewaltlosigkeit ist von wesentlicher Bedeutung, um der Errungenschaften unterdrückter Menschen in der Vergangenheit zu gedenken, bietet jedoch auch noch heute unterdrückten Menschen, die ihre Rechte und Freiheiten verteidigen, eine solide Unterstützung.

Wie in Hong Kong zu sehen ist, beruhte die massive Protestbewegung des Jahres 2014 – die sogenannte „Regenschirm-Revolution“ – auf Grundsätzen der Gewaltlosigkeit als Vorgehen gegen Polizeigewalt, insbesondere durch die Selbstverteidigung gegen den Einsatz von Pfefferspray durch die Polizei mithilfe von Regenschirmen. Diese Regenschirme wurden auf den noch heute in Hong Kong stattfindenden Demonstrationen zum Symbol, ebenso wie die Nutzung von Bauhelmen. Die Verwendung von Symbolen und die Protesttreffen sind Teil der „198 Methoden gewaltlosen Handelns”, die von Gene Sharp (einem US-amerikanischen Politikwissenschaftler) in seinem wegweisenden Werk erforscht und katalogisiert wurden („The Politics of Nonviolent Action“, 1973).

Die Prinzipien der Gewaltlosigkeit stehen heute im Zentrum des Großteils aller Demonstrationen. Durch die Förderung der Achtung der Menschenrechte und lokale Aktionen setzt sich Humanium jeden Tag dafür ein, dass Kinderrechte respektiert werden. Außerdem werden die Völker der Welt dank gewaltloser Methoden – wie dem passiven Widerstand, pazifistischen Reden und Treffen und dem zivilen Ungehorsam – selbst zur Quelle von Veränderungen. Gewaltlosigkeit war noch nie zuvor wichtiger als heute und gewinnt im Zuge aktueller und zukünftiger Veränderungen – dem Klimawandel, der Erschöpfung natürlicher Ressourcen und den natürlich folgenden Migrantenströmen – weiter an Bedeutung.

Anekdote: Der Salzmarsch – ein von Gandhi angeführtes Beispiel zivilen Ungehorsams

Im kolonialen Indien begann Gandhi am 12. März 1930 einen langen Marsch (384 km) an die Küste des Indischen Ozeans, in dessen Verlauf sich weitere Inder anschlossen, um in Küstennähe Salz durch Verdunstung herzustellen. Zu jener Zeit sah das britische Kolonialrecht eine Salzsteuer für alle indischen Verbraucher – selbst für die ärmsten unter ihnen – vor und untersagte ihnen die Salzherstellung. Als sich eine immer größere Zahl von Indern dem Marsch anschloss und nachdem Gandhi erst verhaftet und anschließend wieder freigelassen worden war, sah sich die britische Herrschaft gezwungen, sich an den Gesprächstisch zu setzen. Dieses Ereignis erlangte weltweiten Einfluss (auch auf Martin Luther King Jr.) und brachte der indischen Unabhängigkeitsbewegung Stärke und Hoffnung.

Geschrieben von Eddy Malouli

Übersetzt von Rebecca Richter

Literaturhinweise

Gene Sharp (1973). „The Politics of NonviolentAaction“. Abgerufen am 12.09.2019 unter: https://www.aeinstein.org/nonviolentaction/198-methods-of-nonviolent-action/

UN-Generalversammlung (15. Juni 2007). UN declares 2 October, Gandhi’s birthday, as International Day of Non-Violence. Abgerufen am 12.09.2019 unter: https://news.un.org/en/story/2007/06/222502-un-declares-2-october-gandhis-birthday-international-day-non-violence

Martin Luther King Jr. (10. Dezember 1964). Acceptance Speech, on the occasion of the award of the Nobel Peace Prize in Oslo. Abgerufen am 12.09.2019 unter: https://www.nobelprize.org/prizes/peace/1964/king/26142-martin-luther-king-jr-acceptance-speech-1964/