Kinder in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Kinder in den Vereinigten Arabischen Emiraten

Kinderrechte in den Vereinigten Arabischen Emiraten verwirklichen

Am 2. Dezember 1971 schlossen sich sechs Emirate mit halbautonomem Status (und im darauffolgenden Jahr das Emirat von Ra’s al-Chaima) den Vereinigten Arabischen Emiraten an. Der erste Präsident (der Emir von Abu Dhabi Zayed bin Sultan Al Nahyan) wurde 1971 gewählt und führte das Land bis zu seinem Tod 2004 in die Moderne. Er investierte die Gewinne aus der Ölindustrie in den Bau von Krankenhäuser, Schulen, in den Wohnungs- und Straßenbau. Hierdurch verwandelte er in weniger als 40 Jahren einen öden Landstrich in einen Staat, der nun zu den reichsten der Welt zählte.

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orange (1)Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,77/10
Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 5,4 M.
Bev. 0-14 Jahren: 20,6 %

Lebenserwartung: 76,6 Jahre
Kindersterblichkeit: 6 ‰

Hauptprobleme, vor denen Kinder in den Vereinigten Arabischen Emiraten stehen:

 

Staatsbürgerschaft und Staatenlosigkeit

In den Vereinigten Arabischen Emiraten besitzen nur 825.000 von über vier Millionen Einwohnern die Staatsbürgerschaft. Die Vereinten Nationen sind besorgt, weil Nichtstaatsbürgern grundlegende Rechte verwehrt bleiben. Besorgniserregend erscheint auch, dass Kindern aus Mischehen zwischen Emiratis und Ausländern die Staatsbürgerschaft der Emirate verweigert wird.

Dem Sonderberichterstatter wurde zugetragen, dass Beduinen wegen ihrer Staatenlosigkeit großer Diskriminierung ausgesetzt sind. Dies betrifft vor allem den Zugang zum Gesundheitssystem, Schulwesen, Sozialsystem, Arbeit, Behörden und Justiz. Die Diskriminierung hängt von Emirat ab, in dem die Bindungen wohnen. Des Weiteren wurde dem Sonderberichterstatter mitgeteilt, dass einer staatenlosen, schwangeren Frau die Aufnahme in ein Krankenhaus verweigert wurde, weil sie keine gültige Krankenkarte hatte. Bisher waren für Bindungen ausgestellte Krankenkarten vier Jahre gültig und man konnte sie ohne weiteres verlängern lassen. Die Gültigkeit wurde nun auf nur ein Jahr beschränkt und einigen Behörden sollen gar die Verlängerung der Karte nicht vorgenommen haben.
In einem anderen Fall wurde ein Beduinenkind von einer Schule abgelehnt, obwohl alle seine Brüder und Schwestern bereits dort eingeschult worden waren. Die Schulleitung erklärte, dass man keine Beduinen kinder mehr aufnehmen könne. Dem Sonderberichterstatter wurde mitgeteilt, dass Beduinen eine Arbeitsstelle in den Bundesbehörden verweigert wurde. Bindungen können nur in der unteren Ebene der öffentlichen Verwaltung arbeiten, wo sie 10-mal weniger verdienen als Emiratis. Außerdem erhalten Beduinen keine Sozialhilfe. Diese steht nur Emiratis sowie im Land lebenden ausländischen Gastarbeitern und deren Familien zu.
Staatsbürger der VAE haben Recht auf Land und kostenlose Schulbildung, sowie auf kostenlose Behandlung im Krankheitsfall. Nahrungsmittel und Benzin werden subventioniert. Weiterhin vergibt der Staat an verheiratete Emiratis zinsfreie Immobiliendarlehen und bis zu 19000 USD bei der Eheschließung.

Bildung

Bildung ist zweifelsohne eines der wirksamsten Mittel, um den Zusammenhalt zu fördern und eine tolerante Gesellschaft zu schaffen, in welcher alle Kinder unterrichtet werden können und sie lernen, als verschiedene ethnische, nationale oder religiöse Gruppen friedlich zusammenleben. Das öffentliche Schulsystem sollte die soziale und kulturelle Vielfalt des Landes widerspiegeln und fördern. Der Sonderberichterstatter ist davon überzeugt, dass die Zukunft einer jeden Gesellschaft von deren Schulwesen bestimmt wird. Dabei ist entscheidend, dass in der Schule ein wirkliches Verständnis und eine Achtung für die kulturelle Vielfalt und Chancengleichheit in der Gesellschaft vermittelt werden.
Viele ausländische Gastarbeiter kommen mit ihren Familien ins Land. Dies stellt eine große Herausforderung für das öffentliche Schulsystem der Emirate in Bezug auf Aufnahmefähigkeit und soziale Integration dar. Auch wegen der Sprachbarriere, kann das öffentliche Bildungssystem einen so großen Anteil von Ausländern nicht aufnehmen. Dem Sonderberichterstatter wurde mitgeteilt, dass ausländische Gemeinden eigene Schulen mit eigenen Schulplänen bauen können. Beamte der Regierung teilten mit, dass die Ausländer nur zeitweise in den Vereinten Arabischen Emiraten leben würden. Private Schulen sind dahingehend von Vorteil, da die Kinder sich bei der Rückkehr in ihr Heimatland schneller wieder in ihrem Schulsystem zurechtfinden. Die Regierung stellt in den meisten Fällen Fördermittel für Bau und Instandhaltung der privaten Schulen bereit. Der Sonderberichterstatter begrüßt die großzügige Unterstützung der ausländische Schulen und weist darauf hin, dass damit den ausländischen Gemeinden eine enge Verbindung mit dem Heimatland ermöglicht werde. Verständlicherweise schicken die meisten Eltern ihre Kinder lieber in die Schule ihrer Gemeinschaft, damit die Kinder in ihrer Muttersprache sprechen und lernen können.
Als Folge der oben beschriebenen Bildungspolitik, sind Emirati Kinder und andere arabischsprechende Kinder, deren Eltern im öffentlichen Dienst arbeiten, ins öffentliche Schulsystem eingegliedert. Alle anderen ausländischen Kinder besuchen die Schulen ihrer jeweiligen Gemeinschaft. Zwischen beiden Systemen besteht fast keine Durchlässigkeit. So wurde dem Sonderberichterstatter mitgeteilt, es gäbe kein Gesetz, welches ausländischen, nicht arabisch sprechenden Kindern den Zugang zum öffentlichen Schulsystem verbietet. Berichten zufolge legen dar, dass es für diese Kinder faktisch unmöglich sei, in das öffentliche Schulsystem zu wechseln. Der Sonderberichterstatter schätzt, dass diese Art von Bildungspolitik die soziale Integration in die Gesellschaft der Emirate verhindert. Viele Migranten kommen nicht in die Vereinigten Emirate um sich etwas aufzubauen und ein neues Leben zu beginnen. Vielmehr kommen sie um hier einige Jahre zu arbeiten und dann wieder in ihr Heimatland zurückzukehren.
Dem Sonderberichterstatter ist ersichtlich, dass derzeit nur wenige Anfragen von nichtarabischsprachigen Eltern vorliegen, die ihr Kind in eine öffentliche Schule schicken wollen. Trotzdem empfiehlt er den Behörden, ihr Bildungssystem für Ausländer zu öffnen, welche die arabische Sprache nicht beherrschen, so wie es schon seit 10 Jahren an den Universitäten der Emirate praktiziert wird.
Früher waren die Universitäten nur Emiratis zugänglich. Heute werden auch ausländische Studenten aufgenommen. Der Sonderberichterstatter empfiehlt den Behörden dringend, ihre aktuelle Bildungspolitik zu überdenken, um auch Kinder, die kein arabisch sprechen, in das öffentliche System zu integrieren.

Kinderarbeit

Die Kinder, die in der Golfregion als Kameljockeys arbeiten, wurden in den meisten Fällen von ihren Familien verkauft. Manchmal waren sie nicht älter als vier oder fünf. Sie wurden ins Land gebracht, um unter schwierigen Lebensbedingungen zu leben und viele Stunden lang in einem gefährlichen Sport zu arbeiten. Zum fünften Mal in Folge zeigt sich Anti Slavery International besorgt über den Kinderhandel und die Ausbeutung der Kinder in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Kinder werden entführt, von ihren Eltern oder ihren Familien verkauft und danach unter falschem Vorwand ins Land geschleust, um dort als Kameljockey zu arbeiten. Die Kinder kommen größtenteils aus Pakistan, Indien und Bangladesch. Es wird auch vereinzelt von Kindern aus dem Sudan und Mauretanien berichtet.

 

Die Kinder leben als Kameljockeys sehr gefährlich, manchmal ziehen sie sich schwere Verletzungen zu und manche sterben bei der Arbeit. Laut Zeugenberichten werden die Kameljockeys von den Menschenhändlern oft misshandelt und gefoltert. Die Kameleigentümer geben ihnen nicht genug zu essen und schlagen sie. Da die Kinder von der Familie getrennt werden, im fremden Land niemanden kennen und die Sprache nicht beherrschen, können sie den Missbrauch nicht melden. Die Ausbeutung der Kinder und deren Missbrauch als Kameljockeys wurden von der UN-Kinderrechtskonvention (KRK) und von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verboten. Nr. 29 über Kinderarbeit, Nr. 138 über das Mindestalter und Nr. 182 über die schlimmsten Arten von Arbeit wurden von den VAE ratifiziert.

 

Als die VAE die Konvention Nr. 138 ratifizierten, wurde das Mindestarbeitsalter auf 15 Jahren festgelegt. Auch Artikel 20 des Arbeitsgesetzbuches Nr. 8 (1980) untersagt die Beschäftigung von Kindern unter 15 Jahren. Außerdem wird betont, dass die Beschäftigung von Kindern als Kameljockeys laut Artikel 3 der Konvention eine gefährliche Arbeit darstellt und laut Artikel 138 der Internationalen Arbeitsorganisation ein Risiko für die Gesundheit und die Sicherheit des Kindes darstellt. Zu dieser Schlussfolgerung kamen 2001 die Kommission der ILO und eine Expertenkommission in ihrem Bericht von 2002. Diese beiden Kommissionen haben die Regierung der VAE darum gebeten, das Mindestarbeitsalter für Kameljockeys per Gesetz auf 18 Jahre anzuheben. Bis heute hat die Regierung nichts in dieser Hinsicht unternommen.

 

Im Folgenden werden Hinweise aufgeführt, welche klar aufzeigen, dass in den VAE immer noch Kinder unter 15 Jahren als Kameljockey missbraucht werden und damit ihre Gesundheit und Sicherheit gefährden. Die Hinweise widersprechen dem Standpunkt der Regierung, die unterstreicht, dass es sich in den Berichten um Einzelfälle handeln würde und die Fälle sich nicht in den VAE zugetragen hätten.

 

1998 hatte Jasim Hossain Howlader Geld von Schleusern angenommen und zugestimmt, dass sein Sohn Naimul in die Vereinigten Arabischen Emirate gebracht wird um dort als Kameljockey zu arbeiten. Zweieinhalb Jahre später, im Dezember 2000, wurde Naimul zurück nach Bangladesch geschickt. Er litt an irreversiblen Nierenläsionen, da er um leichter zu sein, viel zu wenig Wasser zu trinken bekam. Er wurde in das Krankenhaus von Dhaka gebracht, starb aber am 11. April 2001 – im Alter von 7 Jahren.

 

Am 29. Mai 2001 meldete Ansar Burney, Präsident einer Menschenrechtsorganisation (dem Ansar Burney Welfare Trust International (ABWTI), dass am 13. Mai in al-Ain (Vereinigte Arabische Emirate) der 6-jährige, aus Pakistan stammende Amir Abbas nach einem Sturz vom Kamel starb. Als Amir Abbas 1999 mit seiner Familie in die Vereinigten Emirate kam, wurde dem Vater der Pass weggenommen. Amir und sein 7-jähriger Bruder mussten als Kameljockeys arbeiten. Von Januar bis Mai 2001 konnte ABWTI 49 Kinderkameljockeys befreien.

 

Ein Artikel der Presseagentur Xinhua vom 19. Dezember enthält Interviews mit 4 Jungen, die nach Bangladesch zurückgeführt worden waren. Sie berichteten, dass sie während ihrer Zeit als Kameljockeys in den Vereinigten Arabischen Emiraten geschlagen wurden und nicht ausreichend zu essen bekommen hatten. Der Artikel berichtet auch von einem 9-Jährigen, der als Kameljockey ein Auge verlor.
Die Anwälte einer Nichtregierungsorganisation, deren Sitz in Karachi liegt (Human Rights and Legal Aid), haben 2002 ein Dokument über kürzlich aus Dubai zurückgekehrte Kinder erarbeitet. Darin wird beschrieben, wie die Kinder geschlagen und mit Elektroschocks gequält wurden, wenn ihre Leistungen in den Rennen nicht zur Zufriedenheit ausfielen.
Diese Fallbeispiele sind Teil eines viel größeren Problems. Ansar Burney vom ABWTI schätzt, dass allein aus Pakistan jeden Monat etwa 30 Jungen in die Vereinigten Arabischen Emirate gebracht werden. Einem Bericht des Instituts für Frauen und Kinderstudien (Centre for Women and Children Studies) in Dhaka, Bangladesch, zufolge sollten in den 90er Jahren 1683 Jungen aus Bangladesch den Menschenhändlern zum Opfer gefallen sind. Der Bericht besagt, dass die überwiegende Mehrheit dieser Jungen unter 10 Jahre war und dass die meisten wahrscheinlich als Kameljockey in den Golfstaaten missbraucht wurden. Der Bericht wurde mit Hilfe von Zeitungsausschnitten erstellt. In einer Studie welche von einem Juristenverband in Bangladesch durchgeführt wurde, wird geschätzt, dass jedes Jahr bis zu 7000 Personen verschleppt werden.
Der Bericht des Außenministeriums der USA über die Wahrung von Menschenrechten in den Vereinigten Arabischen Emiraten von 2001 bestätigt, dass „glaubhafte Berichte den fortwährenden Missbrauch von Jungen im Alter von 4 bis 10 Jahren als Kameljockey melden.”
Der Bericht des Außenministeriums betont, dass die meisten Leute, die Kameljockeys unter 15 Jahren beschäftigen, dies ungestraft tun können.
Die Gesetzgebung wird in einigen Fällen gegen Netze von kriminellen Schlepperbanden angewandt. Die „Eigentümer“ und „Nutznießer“ von Kindern, welche mächtigen Familien angehören, stehen jedoch über dem Gesetz. Laut glaubhafter Quellen gab es mindestens 25 Fälle, in denen minderjährige Kameljockeys in ihr Heimatland zurückgeführt wurden. Die Kameleigentümer wurden nicht strafrechtlich belangt, obwohl sie gegen das Arbeitsrecht verstoßen hatten. Demzufolge besteht die Nachfrage nach Kinderjockeys weiterhin.

Schlussfolgerung

Obengenannte Angaben zeigen, dass jedes Jahr hunderte von Jungen verschleppt werden, um in den Vereinigten Arabischen Emiraten als Kameljockeys zu arbeiten. Außerdem ist die Beschäftigung von Kindern als Kameljockey unbestrittenermaßen eine gefährliche Tätigkeit, welche laut Artikel 3 des Übereinkommens Nr. 138 der ILO Erwachsenen vorbehalten bleiben sollte.
Die Gesetzgebung der Vereinigten Arabischen Emirate ist nicht nur ungenügend, die Regierung unternimmt auch nicht die erforderlichen Schritte damit existierende Gesetze angewandt und die Verantwortlichen für den Handel mit Minderjährigen zur Rechenschaft gezogen werden.
Die vorausgehenden Informationen beziehen sich besonders auf die Vereinigten Arabischen Emirate. Anti Slavery sorgt sich jedoch in den anderen Golfstaaten ebenfalls um als Kameljockeys missbrauchte Kinder. Es gibt beispielsweise einen 45-minütigen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2000/2001, der vom in Katar ansässigen über Satellit empfangbaren Sender Al-Jazeera ausgestrahlt wurde. Der Film, welcher in Katar spielt, zeigt offenbar Kinder auf Kamelen und wie sie stürzen. Der zeigt auch die medizinische Indikation eines jungen asiatischen Kameljockeys, der sich nach einem Sturz schwerste Kopfverletzungen zugezogen hat, an denen er später starb.
Anti Slavery International begrüßt, dass sich zum einen der Oberste Rat für Familie Katars 2001 bereiterklärte, die Sachlage zum Thema Kinderkameljockeys zu prüfen und zum anderen die Regierung Katars sich dazu bereit erklärte, eine kostenlose Grundschulbildung für ausländische Staatsangehörige zu gewährleisten.
Allerdings sind konkrete Maßnahmen nötig, damit in Katar kein Kind unter 18 mehr als Kameljockey missbraucht werden kann.
In diesem Zusammenhang gibt Anti-Slavery International den Golfstaaten gegenüber deutlich zu verstehen, dass zusammenhängend mit der Kameljockey-Problematik folgende Empfehlungen eingesetzt werden sollen:

 

Empfehlungen
Anti-Slavery bittet die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate eindringlich folgende Maßnahmen zu ergreifen:

1.Durchführung nicht angekündigter Kontrollen, Wiedereingliederung von Kameljockeys, gegebenenfalls Rückführung in ihr Land. Die Regierung muss gewährleisten, dass die Verantwortlichen für den Menschenhandel und die Anstellung von Kameljockeys strafrechtlich verfolgt werden.
2.Anpassung der Rechtsvorschriften, welche die Anstellung von minderjährigen Kameljockeys unter 18 Jahren verbieten. Strafrechtliche Sanktionen bei Zuwiderhandlung.
3.Der Arbeitsgruppe sollen folgende Details übermittelt werden: Zahl der Gerichtsprozesse, welche gegen Kinderkameljockey Besitzer geführt wurden, Zahl der schuldig gesprochenen und der seit 1998 verhängten Strafen.
4.Ratifizierung des UN-Protokolls zur Unterbindung und Bestrafung des Frauen- und Kinderhandels.
5.Regierung und eine Abordnung der ILO sollen einen Aktionsplan für ein Verbot von Kinderkameljockeys und für die Einhaltung der Konventionen Nr. 29, 138 und 182 erarbeiten