Vom Wunder, als Mädchen in Indien geboren zu werden

Posted on Posted in Entdecken Sie Indien, Menschenrechte

Seit Menschengedenken gibt es Berichte von Kindsmorden in Indien. Bei dieser Praxis werden neugeborene Mädchen oder Kleinkinder durch Strangulieren, Aussetzen, Vergiften usw. getötet. Diese grausame Tradition betrifft die gesamte Gesellschaft. Und durch den technologischen Fortschritt hat das Thema in Form selektiver Abtreibungen eine neue Dimension erreicht. Zum einen können schwangere Frauen schon vor der Geburt mit Tests das Geschlecht des Babys feststellen. Ist ihr Baby ein Mädchen, kann gezielt abgetrieben werden (Gómez, 2011).

Die Stellung von Frauen in der indischen Gesellschaft

Die Journalistin Bénédicte Manier deckt in ihrem neuen Buch „Quand les femmes auront disparu“ das Verschwinden von ungefähr 48 Millionen Frauen in Indien auf. Statistiken aus dem Jahr 2011 zufolge kommen auf 1.000 Jungen in Indien 927 Mädchen. Im Norden des Landes sind die Zahlen noch stärker im Ungleichgewicht. Dort kommen auf 1.000 Jungen nur 900 Mädchen (Campos, 2010).

Kindsmord oder selektive Abtreibung sind auch keine Frage der Religion. Sowohl in muslimischen als auch in hinduistischen Bevölkerungsgruppen sind die Praktiken gebräuchlich. Auch zur wirtschaftlichen Situation der Betroffenen besteht kein Zusammenhang, und die Morde bleiben auf ländliche Gegenden nicht beschränkt. Im Gegenteil: Frauen mit größeren finanziellen Möglichkeiten auch haben mehr Abtreibungsoptionen. Diese Gebräuche stehen in direktem Zusammenhang mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Männer gelten als zuständig für den Schutz ihrer Kinder und den Schutz des Familiennamens, während Frauen nur als Bürde für die Familie angesehen werden. Ein hinduistisches Sprichwort sagt, ein Mädchen aufzuziehen, ist wie das Feld eines anderen zu bestellen. Dieses Sprichwort spielt darauf an, dass ein Mädchen bei der Hochzeit in die Familie des Ehemannes übergeht und ihre biologische Familie eine große Mitgift bezahlen muss. Frauen wird außerdem das Recht auf Erbschaft verweigert. In Indien dürfen nur Männer erben.

Die Folgen des technologischen Fortschritts

Auch durch den Vormarsch neuer Technologien konnte sich das Wissen nicht durchsetzen, das die Gesellschaft bräuchte, um die grausame Praxis von Kindstötungen und selektiver Abtreibung zu hinterfragen. Im Gegenteil: Technologische Errungenschaften, wie beispielsweise Ultraschalluntersuchungen, bei denen das Geschlecht des Kindes im Leib der Mutter bestimmt werden kann, oder Fortschritte bei der Entwicklung von Abtreibungsmethoden und –instrumenten, leisten dem Phänomen der selektiven Abtreibung sogar Vorschub.

Auch neue Kommunikationsmittel haben in diesem Fall einen negativen Einfluss. Es ist zur Normalität geworden, dass man im Internet nach Angeboten sucht, in denen indische Kliniken mit Preisnachlässen zum Kauf des Pakets „Ultraschall plus Abtreibung“ locken (Campos, 2010). Unternehmen wie Yahoo, Google und Microsoft wurden sogar bereits vor dem indischen Verfassungsgericht angeklagt, um sie daran zu hindern, Werbung für Laboratorien zu schalten, in denen das Geschlecht von Babys bestimmt werden kann (El Periódico, 2015)..

Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Problems

Die Regierung selbst engagiert sich mit verschiedenen Maßnahmen, um die Nutzung von neuen Abtreibungsinstrumenten zu kontrollieren. Abtreibungen sind in Indien seit 1971 in Indien legal. Die Regierung erließ aber ein weiteres Gesetz, nach dem Abtreibungen zwar bis zur zwölften Schwangerschaftswoche erlaubt, Ultraschalluntersuchungen zur Bestimmung des Geschlechts des Kindes erst ab der vierzehnten Schwangerschaftswoche zugelassen sind (Campos, 2010).

Im Jahr 2007 verkündete die Ministerin für Frauen und kindliche Entwicklung, Renuja Chowdhury: „Die Frage ist nicht, ob diese Maßnahme dafür sorgt, dass mehr Mädchen ausgesetzt werden. Es ist immer noch besser, als wenn sie sterben müssen.“ Anlass für diese Worte war die Einführung von Babyklappen. Bei diesem Projekt wurden in verschiedenen Distrikten an verschiedenen Orten Babyklappen angebracht. Dort können Väter, die ihre Tochter als Belastung sehen, ihr Baby abgeben und somit ihren Tod verhindern (Rojas, 2017).

Zudem verlangt die Regierung seit 2014 die Anerkennung des Erbrechts für Frauen. Trotzdem gibt es viele Gemeinden, die sich der Umsetzung verweigern und weiterhin Männer privilegieren und die Rechte von Frauen beschneiden. Schlimmer noch: Dieses Gesetz könnte für viele Familien einen weiteren Anreiz zur selektiven Abtreibung bieten, wenn ihnen klar wird, dass ein Erbe, das eine Tochter erhält, nach einer Heirat automatisch ins Eigentum der Familie des Ehemanns übergeht (Gómez, 2011).

Wir hoffen, dass die Regierung und Nichtregierungsorganisationen weiterhin zusammenarbeiten, um dieses Problem, von dem auch noch andere Länder wie z.B. China und Vietnam betroffen sind, zu lösen. Und wir halten es für unsere Pflicht, als Gesellschaft die begangenen Ungerechtigkeiten anzuprangern und gleichzeitig motiviert und hoffnungsvoll zu bleiben, dass wir es schaffen, Veränderungen zu bewirken.

geschrieben von : Maria Garcia
Übersetzt von : Anna Pallaske
Korrektur gelesen von : Deborah Leyendecker

 

 

Campos Mansilla, B. (03/2010). El feticidio e infanticidio femenino. [Reseña en línea]. Acceda a este enlace : https://pendientedemigracion.ucm.es/info/nomadas/27/beatrizcampos.pdf

El Periódico (01/2015). La India obliga a Google, Yahoo y Microsoft a suprimir publicidad de servicios para determinar el sexo de bebés. [Artículo en línea]. Acceda a este enlace: http://www.elperiodico.com/es/noticias/internacional/india-obliga-google-yahoo-microsoft-suprimir-publicidad-servicios-para-determinar-sexo-bebes-3890990

Gómez-Limón, T. y Amador, I. (2011). Las tradiciones que no aman a las mujeres [Libro en línea]. Acceda a este enlace : https://books.google.es/books?id=ozVzPEf4GpEC&pg=PA313&dq=infanticidio+india&hl=es&sa=X&ved=0ahUKEwjIrdPm9LzSAhWJsxQKHemkCqcQ6AEILDAE#v=onepage&q=aborto%20selectivo&f=false

Jill Radford, D. (2006). Feminicidio: la política de asesinato de las mujeres. . [Libro en línea]. Acceda a este enlace : https://books.google.es/books?id=tQjKIWhPwJwC&pg=PA257&dq=infanticidio+india&hl=es&sa=X&ved=0ahUKEwjIrdPm9LzSAhWJsxQKHemkCqcQ6AEIGjAA#v=onepage&q=infanticidio%20india&f=false

Rojas, A. (02/2017). India pondrá cunas en la calle para evitar el asesinato de niñas. [Artículo en línea]. Acceda a este enlace : http://elpais.com/diario/2007/02/19/sociedad/1171839602_850215.html

Sosa, T. (08/2013). Generocidio: aborto selectivo por razones de sexo. [Artículo en línea]. Acceda a este enlace: https://palabrademujer.wordpress.com/2013/08/12/generocidio-aborto-selectivo-por-razones-de-sexo/

Pániker, A. (10/2014). La sociedad de castas: Religión y política en la India. [Libro en línea]. Acceda a este enlace: https://books.google.es/books?id=d3MgBQAAQBAJ&pg=PT79&dq=infanticidio+india&hl=es&sa=X&ved=0ahUKEwjIrdPm9LzSAhWJsxQKHemkCqcQ6AEIMzAF#v=onepage&q=infanticidio%20india&f=false