Die Kinder auf Kiribati

Die Kinder auf Kiribati

Die Verwirklichung von Kinderrechte in Kiribati

Was die Kultur betrifft, stehen die Kinder im Zentrum der Gesellschaft von Kiribati. Trotz alledem sind sie nach wie vor verwundbar und müssen den Verlust von Rechten befürchten, insbesondere weil die Zahl der Kinder, die sich prostituieren müssen, ansteigt.

Carte-droits-de-l'enfant-dans-le-monde-2014-MINI (2) kiribati_sm00

Index der Realisierung von Kinderrechten:
7,8 / 10

Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 103.000
Bev. 0-14 Jahren: 32.3 %

Lebenserwartung : 68,9 years
Kindersterblichkeit : 44 ‰

Hauptprobleme der Kinder in Kiribati:

Recht auf Identität

Für die ersten drei Monate nach der Geburt ist es kostenlos, sein Kind registrieren zu lassen. Diese Gesetzgebung wird jedoch nicht immer umgesetzt.

Gebühren werden verlangt, wenn Babys 10 Tage nach der Geburt registriert werden. Außerdem entstehen Kosten für die Ausstellung eines Geburtszertifikats.

Deswegen werden viele Kinder nicht registriert und sind demnach unsichtbar für die Gesellschaft, wodurch sie einem höheren Risiko für Diskriminierung, Vernachlässigung, Ausbeutung und Missbrauch, oft sexueller Art, ausgesetzt sind.

Gesundheit

Im Jahr 2009 lag die Sterblichkeitsrate von Kindern unter 5 Jahren bei 46 ‰. Daraus resultiert, dass Kiribati von unten gezählt an 61. Stelle im Ranking des Entwicklungsstandes steht (129. Rang im Weltranking). Zusätzlich zeigen Statistiken der UNICEF, dass die Prozentzahl der Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht sich von 2005 bis 2009 verfünffacht hat. Die Bevölkerung ist in ländlichen Gebieten davon mehr betroffen als in urbanen Gebieten.

Im März 2012 schätzte das UN Entwicklungsprogramm, dass Kiribati dazu in der Lage ist, die Kindersterblichkeitsrate zu reduzieren und die Gesundheit der Mütter zu verbessern, und letztlich dazu in der Lage sein wird, die Millennium Entwicklungsziele zu erreichen.

Die Kinder in Kiribati sind auch von Gesundheitsproblemen (Atemwegserkrankungen, Diarrhoe, Anämie und Fettleibigkeit) betroffen, aufgrund von Unterernährung und einer zuckerreichen Ernährung.

Sexuell übertragbare Krankheiten wie AIDS verbreiten sich zunehmend.
Der Mangel an Trinkwasser und Zugang zu sauberen Toiletten stellen weitere Risiken für die Gesundheit der Kinder dar; Studien von UNICEF enthüllen, dass das Wasser in manchen Gegenden eine hohe Konzentration an Nitraten enthält. Nitrate können zu Krankheiten und insbesondere zu Gehirnproblemen bei Kindern führen.

Bildung

Der Schulbesuch ist für alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren kostenlos und verpflichtend.

Im Jahr 1999 besuchten 99,5% der Kinder in Kiribati die Grundschule. Das Verhältnis von Jungen und Mädchen war beinahe ausgeglichen, aber in weiterbildenden Schulen und im College überwiegt die Anzahl der Mädchen die Jungen.

Trotz der Regelung der Regierung, die beinahe ein Fünftel des Budgets der Bildung zuteilt, gibt es nach wie vor bedeutende Probleme bei der Lehrqualität, dem Zugang zu Schulen in ländlichen Gegenden, Unterrichtskosten, nicht zu reden von dem Mangel an qualifizierten Lehrern.

Der Unterschied zwischen den verlassensten Gegenden von Kiribati und den Schule in Süd-Tarawa führt für viele Familien dazu, dass sie ihre Kinder von zuhause weg schicken, um eine weiterführende Schule zu besuchen. Deswegen sind die Schulen in Süd-Tarawa oft überbelegt – manche Schulen haben mehr als 1.000 Schüler. Zusätzlich sind die Schulen zunehmend weniger sicher für die Kinder, da sie immer weiter von ihren Eltern entfernt sind. Kinder sind Opfer von schwerem Mobbing, Schikane, inklusive sexueller Belästigung, und kommerzieller Ausbeutung, was oft dazu führt, dass Schüler die Schule schwänzen.

Umwelt

Da Kiribati 33 Atolle umfasst, ist es direkt von der globalen Erwärmung betroffen. Der steigende Wasserspiegel stellt eine reale Bedrohung für die Lebensbedingungen der Kinder und die Nahrungsversorgung dar. Schon jetzt sehen Kinder ihre Häuser vor ihren Augen verfallen oder sind dazu gezwungen wegen Überflutungen aus ihrem Haus zu fliehen. Bei der letzten Doha-Konferenz sagte Anote Tong, der Präsident von Kiribati: „Gemeinden werden umgesiedelt werden müssen, weil ihre Dörfer unter Wasser stehen.“ Er sagte, dass der Meeresspiegel weiter steigen wird und ließ verlauten, dass „wir in Kiribati nicht über ökonomischen Wachstum oder Lebensstandard reden. Wir reden übers Überleben“, bevor er hinzufügte, dass „[ ihre] Tage gezählt sind“.

Kiribati verhandelt mit den Fidschi-Inseln mit dem Ziel, mehrere Hektar Land zu kaufen; die Hoffnung ist, dass ein Teil der Bevölkerung Kiribatis dorthin übersiedelt werden kann.

Der Staat teilt einen großen Teil seiner Ressourcen diesen Verhandlungen zu, zum Nachteil der öffentlichen Gesundheitsfürsorge und den Ausgaben für Essen und Bildung.

Ebenso hat die Republik Kiribati das größte natürliche Marinereservat der Welt geschaffen, das PIPA (Phoenix Island Protected Area – ungefähr die Größe von Kalifornien), um Meereslebewesen zu schützen und ihren natürlichen Lebensraum zu erhalten. Das Reservat ist von der UNESCO seit 2010 als Welterbe gelistet.

http://www.youtube.com/watch?v=b6DpVzRU1Iw&feature=player_embedded

Kinderarbeit

In Kiribati ist es Kindern unter 14 Jahren nicht erlaubt zu arbeiten (Teil 9, Artikel 84 des Arbeitsgesetzes, Beschäftigung von Kindern und anderen jungen Menschen) und Kinder unter 16 Jahren dürfen nicht im Industriesektor und an Bord von Schiffen arbeiten. Die Verfassung verbietet des Weiteren Zwangsarbeit.

Aber mit 98.000 Bewohnern, von denen 50 % Kinder sind, und einem Bruttonationaleinkommen von $1890 pro Kopf, sind die Kinder oft gezwungen zu arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen. Deswegen sind viele Kinder unter 14 Jahren inoffiziell in einem weniger formal geführten ökonomischen Sektor entweder Vollzeit oder außerhalb der Schulzeit beschäftigt. Sie verkaufen zum Beispiel Besen, Kämme, Blumen oder andere kleine Gegenstände auf der Straße.

Kinderhandel

Auch wenn es nicht so erscheint, als ob Kinder in Kiribati das Ziel von Kinderhandel sind, werden sie nicht vom Gesetz geschützt; Kinderhandel ist nicht illegal.

Gewalt gegen Kinder

Häusliche Gewalt ist ein allgegenwärtiges Problem und wird von der Gemeinschaft akzeptiert. Oft wird die Gewalt gegen die Kinder noch dadurch verschlimmert, dass es Alkoholprobleme und finanziellen Druck in der Familie gibt.

Häusliche Gewalt ist eben deshalb besonders besorgniserregend, weil die „Regel des Schweigens“ innerhalb der Gemeinschaft gilt, die dafür sorgt, dass Gewalt ungehindert zugelassen wird; Handlungen werden nur selten genauer Prüfung unterzogen. Zusätzlich berichtet die Polizei von zunehmend mehr jungen Menschen, die Familienmitglieder unter dem Einfluss von Alkohol attackieren; Mädchen sind häufig die Opfer dieses Verhaltens.

Obwohl es nicht vorkommt, ist die Vergewaltigung von Kindern eine traditionelle Form der Bestrafung. Zum größten Teil werden die Kinder von einem Familienmitglied oder Bekannten vergewaltigt. Das hat desaströse Konsequenzen für das Kind, weil es, sobald es seine Jungfräulichkeit verloren hat, von der Gemeinschaft als „beschädigt“ angesehen wird. Mädchen können des weiteren Narben auf ihrem Gesicht erhalten als Zeichen für die Gemeinschaft, dass sie nicht länger Jungfrauen sind.

Prostitution and Prostitution und sexuelle Ausbeutung

Kinder unter 15 Jahren zum Geschlechtsverkehr zu zwingen, führt nach dem Strafrecht in Kiribati zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren, was auch den Eltern und Erziehungsberechtigten verbietet, ihre Kinder unter 15 Jahren zur Prostitution zu zwingen.

Viele Mädchen sind Opfer sexueller Ausbeutung von Mitgliedern ihrer eigenen Familie und Gemeinschaft.

Im Jahr 2000 gingen 80 „te korekorea“ (Sexarbeiterinnen, die zu ausländischen Fischerbooten gehören, die vor Kiribati ankern) zu den Booten im Hafen, um Geld, Kleidung und Fisch zu erhalten. Manche dieser Sexarbeiter sind nicht älter als 14 Jahre alt. Wegen ungeschütztem Sex sind sie dem Risiko von sexuell übertragbaren Krankheiten ausgesetzt.

Der Grund für die Prostitution ist der niedrige unbeschützte Status der Frauen und Kinder, der Mangel an Bildung, Arbeitslosigkeit, schlechte Gesetzgebung und Armut.

Diese jungen Mädchen sind Teil eines Systems, das vielen Familien den Unterhalt verschafft und manchmal dazu führt, das Mädchen in die Prostitution gezwungen werden.

Diskriminierung

In Kiribati sind Mädchen immer noch weniger gut ausgebildet als ihre männlichen Gegenstücke auch wenn die Zeiten sich geändert haben, insbesondere seit der UN Resolution in 2006. Der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen ist seitdem in Grundschulen und weiterführenden Schulen so gut wie ausgemerzt worden. Zudem sind Mädchen den Jungen auf dem Level der Abschlussklassen und in alternativem Training zahlenmäßig überlegen. Trotzdem gibt es nach wie vor Diskriminierung: Mädchen und Jugendliche, die Opfer von Vergewaltigung und Inzest geworden sind, und die, als Ergebnis davon ihre Jungfräulichkeit verloren haben, werden an vielen Schulen nicht angenommen.

Diese Mädchen sind vom Bildungssystem ausgeschlossen und werden von der Gesellschaft stigmatisiert.

Kinder von armen Familien sind immer noch Opfer von Diskriminierung als Ergebnis der Kosten für Bildung, dem Mangel an Infrastruktur in abgelegenen Gegenden und der Ungleichheit in der Lehre auf Kindergartenlevel.

Kinder mit Behinderungen

23 % der 3.840 befragten Menschen mit Behinderungen sind jünger als 20. (Umfrage von 2003-2005)

Kinder mit Behinderungen sind in der Kultur akzeptiert und Familien machen es zu ihrer Aufgabe ein liebendes sicheres Umfeld für ihre Kinder zu schaffen.

Diskriminierung von physisch oder psychisch behinderten Kindern ist durch die Verfassung verboten.

Trotzdem werden Kinder mit Behinderungen auf andere Arten diskriminiert, weil nur wenige Ressourcen tatsächlich für die Kinder zur Verfügung gestellt werden.

Nur eine Schule in Süd-Tarawa, die vom Roten Kreuz finanziert wird, ist auf behinderte Kinder zugeschnitten. Die Schule nimmt Kinder jeden Alters mit allen Arten von Behinderungen auf, aber die Lehrer an der Schule haben keine spezielle Ausbildung. Des Weiteren hängt die Zulassung von Kindern in Rollstühlen von Gewicht und Mobilität ab: Wenn das Kind zu schwer ist, um in den Bus gehoben zu werden, kann das Kind nicht zur Schule kommen, weil die Busse nicht dafür ausgestattet sind, mit einem mechanischen System Rollstühle aus- und einzuladen. Tatsächlich ist es ein Bruch der in Artikel 23 der Internationalen Kinderrechtskonvention aufgeführten Kinderrechte, wenn der Zugang zu einer Schule aufgrund einer Behinderung verwehrt wird.

Trotz einem Mangel an Ressourcen und Finanzierung, ist die Regierung bemüht, Regelungen für Menschen mit Behinderungen umzusetzen; sie versucht die Ziele des Artikels 23 der Kinderrechtskonvention zu erreichen.

Kinderpornographie

Kinderpornographie ist noch keine Straftat. Deshalb ist sie frei auf Video und online verfügbar.

Ehe

Sechzehn ist das legale Alter, um heiraten zu können. Trotzdem arrangieren Eltern, Familienmitglieder oder Dorfvorsteher, die für die Familien arbeiten, aus kulturellen Gründen Ehen für Kinder, die nicht älter als 13 Jahre alt sind.

Die Ehe ist auch ein hinterhältiger Weg Kinder zu verkaufen, um den Rest der Familie zu unterhalten.

Adoption

Kinder werden nicht vollkommen durch die Adoptionsgesetze geschützt und sind dem Risiko ausgesetzt, inoffiziell adoptiert zu werden, was eine Tradition in Kiribati ist, und mit anderen Familien geteilt zu werden . Eine legale Adoption kann annulliert werden, falls es Beweise gibt, dass das Kind nicht genug mit seinen Adoptiveltern oder Großeltern verbunden ist oder nicht gefällig genug ist. Das alles liegt im Ermessen des Richters.

Körperliche Bestrafungen

81% der Kinder im Alter zwischen 2 und 14 Jahren waren in den Jahren 2005 und 2006 körperlicher Bestrafung in irgendeiner Form ausgesetzt.

In der Kultur Kiribatis müssen Kinder von frühstem Alter an Ältere respektieren und ihnen gehorchen. Auch wenn die Strafgerichte Grausamkeit gegen Kinder verbieten, erlauben sie „angemessene Bestrafung“ (Artikel 226).

Körperliche Bestrafung ist sowohl im eigenen Zuhause, wie auch in Pflegefamilien und Kinderheimen legal.

Seit 1997 ist körperliche Bestrafung in Schulen gesetzeswidrig (mittlerweile steht das Verbot im Schulgesetz von 2013, das am 1. Januar 2014 in Kraft getreten ist). Trotzdem ist es nach dem Strafrecht nicht illegal. Körperliche Bestrafung kann auch als gerichtliche Strafe angewandt werden, wird in der Praxis aber nur selten von Amtsrichtern angeordnet.

Legale Disziplinarmaßnahmen existieren auch in den Gefängnissen.

Das Kind im Justizsystem

Im Strafrecht von Kiribati wird auf Kinder nicht besonders Rücksicht genommen. Deswegen werden 16–18-Jährige zusammen mit Erwachsenen eingesperrt.

Es gibt keine Alternative zu Gefängnissen für junge Straffällige; signifikanter Weise verstößt das gegen Artikel 40 der Internationalen Kinderrechtskonvention.