Die Kinder im Gazastreifen sind die großen Opfer des Konflikts

Posted on Posted in Gewalt, Kinderrechte, Menschenrechte

Seit dem 30. Mai 2018, Beginn der israelischen Offensive, sind mehr als 104 Zivilisten bei Zusammenstößen zwischen Gaza-Demonstranten und der israelischen Armee gestorben. Unter den Opfern befinden sich 14 Kinder und weitere 2000 verletzte Kinder, die zum Großteil an lebenslangen Behinderungen leiden werden. Die Demonstrationen erinnerten an die „Naqba“, was auf arabisch Katastrophe bedeutet und der Entstehung des israelischen Staates gleichkommt. Zusätzlich verschärfte die fast zeitgleiche Verlegung der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem die bereits spürbaren Spannungen im Land und in der Region.

Die Palästinenser beanspruchen ihre Grundrechte auf Bewegungsfreiheit und ein menschenwürdiges Leben. Aber eingesperrt in einem wahrhaften Gefängnis unter freiem Himmel leidet die Bevölkerung in Gaza unter einem Embargo, das eine der größten palästinensischen Städte lähmt und blockiert. Der Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu lebensnotwendigen Gütern wie Schulmaterialien, Kleidung, Nahrung, Treibstoff und sogar Trinkwasser ist weitgehend unzureichend.

 

Die Kinder von Gaza am Abgrund einer seelischen Gesundheitskrise

Durch die Unterdrückung der Demonstrationen der palästinensischen Bevölkerung und dies unter Waffengewalt, die selbst vor Kindern nicht halt macht, schiebt Israel zunehmend den Friedensprozess auf und schürt die Not und den Groll einer jungen Gesellschaft, deren Zukunft ungewiss bleibt.

 

 

Zusätzlich zu den Kindern, die bei den Offensiven direkt verletzt wurden, befindet sich die überwiegende Mehrheit der Kinder in Gaza am Rande einer seelischen Gesundheitskrise. Eine Studie, die von der Gruppe zur Verteidigung der Kinderrechte im Juni 2018 durchgeführt wurde ergab, dass 95% der befragten Jugendlichen in Gaza Symptome einer tiefen psychischen Belastung aufweisen: Depression, Hyperaktivität, Aggressivität, Schlafstörungen, Angstzustände, Inkontinenz, extreme Isolation und zum Teil vegetative Zustände.

Die gesundheitlichen Probleme sind zahlreich, aber die Mittel zur Versorgung sind weitgehend mangelhaft. Aufgrund der Blockade sind die medizinischen Einrichtungen und die medizinische Versorgung, besonders im Bereich der psychologischen Hilfe, unzureichend und humanitäre Hilfe ist kaum verfügbar. Die Familien sind daher oft gezwungen auf dem Schwarzmarkt Medikamente zu hohen Preisen zu kaufen, die die Gesundheit ihrer Kinder meist weiter schädigen.

 

Die Menschen im Gazastreifen auf sich alleine gestellt

Die Kinder des Gazastreifens brauchen die Hilfe der internationalen Gemeinschaft.

Der Gazastreifen hat 2 Millionen Einwohner und 50% davon sind Kinder. Die 10 Jahre des Konflikts und der Blockade haben fast jeden Aspekt des täglichen Lebens beeinflusst – von Bildung und Beschäftigung bis hin zum Gesundheitswesen, Wohnraum und Hygiene. Kinder wachsen in einer Situation extremer wirtschaftlicher und sozialer Not auf. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 60%, während die Armutsquote in den Familien auf 50% gestiegen ist. Deshalb muss mehr denn je der Schutz der Kinder im Vordergrund stehen.

 

 

Angesichts der seelischen Krise der Kinder muss die internationale Gemeinschaft mehr psychologische und psychosoziale Unterstützung in Schulen, außerschulischen Aktivitäten und Heimen einführen, damit die Kinder ihre tägliche Not vergessen und überwinden können.

Aber mehr als humanitäre und finanzielle Hilfe ist eine starke, einstimmige Reaktion der internationalen Gemeinschaft notwendig, um den Frieden herzustellen und das Schicksal der Kinder auf lange Sicht zu verbessern. Der Respekt des Völkerrechts und des internationalen humanitären Rechts, besonders der Genfer Abkommen von 1949, ist in der Tat unabdingbar. Dieser Krieg kann nicht mehr andauern, sei es im Namen der Religion oder aufgrund geostrategischer und politischer Gründe. Die einzigen Verlierer sind die Zivilisten auf der einen oder anderen Seite der Gaza Grenze.

In diesem Zusammenhang hat der in Genf ansässige Menschenrechtsrat am 18. Mai 2018 für die Einrichtung einer internationalen und unabhängigen Untersuchungskommission gestimmt, die ihre Schlussfolgerungen vor März 2019 vorlegen wird.

Im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten ist die Aufhebung der Blockade unerlässlich und die einzige Lösung, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen und einen langfristigen Wiederaufbau und Entwicklung zu gewährleisten. Was wird also das Schicksal dieser jungen Menschen, der zukünftigen Erwachsenen von morgen sein?  Frieden ist möglich – durch einen Dialog und nicht durch Konfrontation; durch gegenseitige Hilfe und nicht durch Ausgrenzung.

Besuchen Sie unsere Internetseite um mehr über Kinderrechte zu erfahren und an der Seite von Humanium für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Kinder auf der ganzen Welt zu kämpfen ! https://www.humanium.org/de/

 

Verfasst von :  Dounia Zouaoui

Übersetzt von : Marlies Zaczek

Korrektur: Anja Finke

 

Quellen

Lussato Céline (2018), Une terre deux fois promise : aux origines de l’Etat d’Israël. Nouvel Obs.:

https://www.nouvelobs.com/monde/israel/20180418.OBS5403/une-terre-deux-fois-promise-aux-origines-de-l-etat-d-israel.html

Aljazeera (2018), Save the Children : Gaza children on brink of mental health crisis. Aljazeera News.

https://www.aljazeera.com/news/2018/06/save-children-gaza-children-brink-mental-health-crisis-180603190059320.html

Nasser Alayasa (2018), We can’t stop children from taking part in Gaza marches. IOL.

https://www.iol.co.za/news/opinion/we-cant-stop-children-from-taking-part-in-gaza-marches-15243098

Piotr Smolar (2018), Jérusalem fête son ambassade américaine, Gaza pleure ses morts. Le Monde.

https://www.lemonde.fr/proche-orient/article/2018/05/15/jerusalem-fete-son-ambassade-americaine-gaza-pleure-ses-morts_5298932_3218.html

Save the Children (2018). At least 1000 children injured in Gaza protests as casualties rise in deadliest day yet.

https://opt.savethechildren.net/news/least-1000-children-injured-gaza-protests-casualties-rise-deadliest-day-yet