Kinder aus Marokko und Westsahara
Kinderrechte in Marokko und Westsahara verwirklichen
In den letzten Jahren hat Marokko große Fortschritte für die Kinderrechte gemacht, ganz besonders im Bereich Bildung. Dennoch gibt es noch zahlreiche Rechtsverletzungen: Sexuelle Gewalt, Kinderarbeit, Kinderheirat etc.
Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,77/10 Bevölkerung: 32,6 M. Lebenserwartung: 70,9 Jahre |
Hauptprobleme, vor denen Kinder in Marokko und Westsahara stehen:
15% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze (mit weniger als 2 Dollar pro Tag).
Allerdings nimmt die Armut in hauptsächlich ländlichen Gebieten dank eingeleiteter Maßnahmen des Königreich Marokkos ab.
In den letzten fünf Jahren lag die Kindersterblichkeitsrate bei 18.7 ‰. Nichtsdestotrotz muss gesagt werden, dass Marokko große Fortschritte dabei gemacht hat, diese Zahl zu senken.
Marokko muss nun die Gesundheitseinrichtungen ausbauen und verbessern, sodass alle Kinder das gleiche Recht auf Leben haben.
In Marokko führen viele Familien ein sehr schweres Leben und leben in elender Armut. Als Opfer dieser Armut sind Kinder dazu gezwungen, die Schule abzubrechen und auf Arbeitssuche zu gehen.
Kinderarbeit betrifft 8% der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren. Dieses Problem, welches hauptsächlich Mädchen betrifft, besteht auch heute noch.
Junge Mädchen werden häufig zu Hausangestellten, wohingegen Jungen Taschentücher auf der Straße verkaufen oder Schuhe polieren. Diese Kinder werden schon sehr jung ausgebeutet.
Diese wirtschaftlich ausgebeuteten Kinder werden auch manchmal für sexuelle Dienste verkauft und werden Opfer von Missbrauch oder sogar Gewalt.
Die Ausbeutung von Kindern in Marokko ist Teil eines illegalen und unmoralischen Handels, der selten vom Gesetz bestraft wird. Jedoch konnten in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht werden hinsichtlich der Gesetzgebung, die den Kindern helfen kann.
Obwohl die Schule seit 2002 obligatorisch und kostenlos für Kinder zwischen 6 und 15 Jahren ist, kann man nur von 88% der marokkanischen Kinder sagen, dass sie eine Schulbildung erfahren haben.
Auch bei einer kostenlosen Schule können Eltern, die in Armut leben, sich die Schulmaterialien nicht leisten. Arme Familien sind manchmal dazu gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit zu schicken, damit sie die Familie unterstützen können. Das erklärt, warum etwa ein Drittel der Kinder, die älter als 10 Jahre sind, nicht lesen kann.
Bemühungen wurden von Marokko angestellt, allen Kindern einen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Diese Bemühungen müssen mit denen der marokkanischen Zivilgesellschaft vereint werden, um das Ziel der universalen Bildung zu erreichen.
Jährlich werden etwa 100 bis 200 Kinder im ganzen Land Marokko ausgesetzt. Eine uneheliche Schwangerschaft wird als Traditionsbruch betrachtet. Aus Angst vor Konsequenzen fliehen alleinstehende Mütter vor ihrem Zuhause, um die Schwangerschaft zu verstecken und das Kind dann auszusetzen.
Marokko hat keine Einrichtungen, die die Mutter und das Kind aufnehmen können. Mütter erhalten keine angemessene emotionale und finanzielle Unterstützung und das zwingt sie dazu, verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen, wie ihr Kind auszusetzen.
UNICEF und die Marokkanische Liga für Kinder haben vor kurzem ein neues Programm mit dem Titel „Das Aussetzen von Kindern verhindern“ ins Leben gerufen, um dieses Problem zu lösen.
In den letzten Jahren ist Marokko zu einem wichtigen Aufenthaltsland für Migranten auf dem Weg nach Europa geworden. Marokkanische Städte sind zu einem Wohnsitz für flüchtende Männer, Frauen und Kinder geworden.
Die Bedingungen für vertriebene Migrantenkinder sind schwierig und sie leiden an Unterernährung und Gesundheitsproblemen. Sehr oft wird ihnen das Recht zu Gesundheitsleistungen, Bildung und sogar Gerechtigkeit verwehrt. Unbegleitete Migrantenkinder sind noch mehr gefährdet, während ihres Aufenthalts misshandelt oder ausgebeutet zu werden.
Immer mehr marokkanische Kinder sind Opfer von sexuellem Missbrauch. Dieses zunehmende Gesellschaftsproblem hat sich auf alle großen Städte des Königreichs ausgeweitet. Ein Bericht der Organisation „Touche pas à mon enfant“ (zu Deutsch etwa: Fass mein Kind nicht an) hat im Jahr 2008 gezeigt, dass die Kinder in vielen Fällen von jemandem missbraucht werden, den sie kennen, wie zum Beispiel von ihren Eltern oder sogar Freunden der Familie.
Verletzliche Kinder vertrauen diesen Personen. So eine Tat traumatisiert das Kind und hat psychologische Auswirkungen.
Es ist noch viel schockierender, dass die Kinder, die jünger als 8 Jahre alt sind, am meisten vom Sexhandel betroffen sind. Die Lage ist sehr ernst für sie, da sie in ihrem Alter noch keinen Unterschied zwischen normalem und sexuellem Verhalten machen können.
Mädchen sowie Jungen sind Opfer von Misshandlungen wie sexueller Belästigung, Prostitution, Sextourismus oder gar Vergewaltigung. Vergewaltigungen, die extremste Form, bedeuten ebenfalls emotionale Traumata und können zu ungewollten Schwangerschaften führen.
In Marokko ist eine erhebliche Veränderung der Mentalität notwendig, denn aktuell sind die Strafen für Kinderschänder noch viel zu locker. Zudem müssen erhebliche Bemühungen zur Bewusstseinsschaffung und Verbesserung der gesundheitlichen und rechtlichen Institutionen umgesetzt werden, um die Zahl der Fälle von sexueller Misshandlungen bei Kindern zu senken.
Das legale Heiratsalter in Marokko ist 18 Jahre. Es ist für zwei Minderjährige nur möglich zu heiraten, wenn sie zuvor das Einverständnis eines Richters eingeholt haben. Jedoch sind 16% der minderjährigen Mädchen bereits verheiratet. Um diese Erlaubnis zu erhalten, üben einige Familien enormen Druck auf ihre Kinder aus, sodass sie letzten Endes der Heirat zusagen.
Diese Ehen haben häufig ernste Konsequenzen für die Gesundheit des jungen Kindes, da es noch nicht versteht, was eine Ehe bedeutet und mit sich bringt.