Waisenkinder

Waisenkinder

Die Situation der Waisenkinder weltweit

Weltweit gibt es derzeit etwa 153 Millionen Waisenkinder. Viele dieser Kinder leben in einer Umgebung, in denen ihre Entwicklung beeinträchtigt und ihre Rechte missachtet werden.

Definition „Waise“

Ein Waisenkind ist ein Kind, das ein oder beide Elternteil(e) verloren hat.

Schätzungen zufolge leben über 132 Millionen Waisen in Entwicklungsländern, 13 Millionen dieser Kinder haben beide Elternteile verloren.

Ursachen

Aids-Waisen
Eine der wichtigsten Ursachen für den Verlust von Elternteilen ist die Aids-Epidemie.

Ein Kind wird zum Waisen, weil seine Eltern am HI-Virus gestorben sind. Viele Aids-Waisen sind auch selbst mit dem Virus infiziert.

Im Jahr 2008 wurden rund 430.000 Kinder mit HIV infiziert. In den meisten Fällen findet die Übertragung von der Mutter auf das Kind statt. Eine solche Übertragung kann allerdings vermieden werden, wenn eine angemessene medizinische Versorgung zur Verfügung steht. Gerade in den Ländern mit niedrigem Einkommen haben viele Menschen keinen Zugang zu einer solchen Versorgung.

Und so wird die Zahl der Aids-Waisen weiter wachsen, solange die katastrophalen Folgen der Aids-Epidemie andauern.

Weitere wichtige Ursachen

Der Verlust eines Elternteils kann auch in Naturkatastrophen, Hungersnöten oder Krieg begründet sein und oft müssen die Kinder aufgrund dieser Katastrophe in andere Länder flüchten.

Große Armut, eine Behinderung, Missbrauch oder Inzest können ebenfalls bewirken, dass ein Kind verlassen wird.

Schlüsselzahlen

  • Weltweit gibt es mehr als 153 Millionen Waisenkinder.
  • Mehr als 71 Millionen davon leben in Asien, 59 Millionen in Afrika und rund 9 Millionen leben in Lateinamerika und der Karibik.
  • In Indien gibt es 31 Millionen Waisen.
  • 2007 wurden 15 Millionen Aids-Waisen gezählt. Alle 15 Sekunden tötet der HI-Virus einen Vater oder eine Mutter.

Folgen

Die Kinder finden sich alleine in einer Welt der Erwachsenen wieder. Waisen in Entwicklungsländern sind oft Opfer von schweren Menschenrechtsverletzungen:

Zugang zu Nahrung

Waisen besitzen meist nicht die Mittel, um sich gesund zu ernähren.

Zugang zu Unterkunft

Als Obdachlose sind Waisenkinder oft gezwungen, auf der Straße leben.

Zugang zu Bildung

Bildung ist in den meisten Fällen das erste Opfer des Daseins als Waise. Die Kinder müssen sich in der Regel selber versorgen, manchmal auch noch jüngere Geschwister, für die sie verantwortlich sind.

Zugang zu medizinischer Versorgung

Anders als um Nahrung und Unterkunft, kümmern sich die Kinder selbst meist wenig um ihre Gesundheit. Allerdings sind die Bedingungen, unter denen sie leben, und die Tätigkeiten, denen sie nachgehen, mit einem signifikant erhöhten Gesundheitsrisiko behaftet (Schlägereien, Drogen, Schwangerschaft und sexuell übertragbare Krankheiten, Unterernährung, gefährliche Arbeitstätigkeiten etc.).

Kinderarbeit

Manche Kinder suchen Arbeit, um ihre Notlage zu überwinden. Viel zu oft werden sie dabei ausgenutzt und für alle möglichen Formen erniedrigender und gefährlicher Arbeit eingesetzt. Untersuchungen der Internationalen Arbeitsorganisation ergaben, dass Waisen öfter als andere Kinder in der industriellen Landwirtschaft, als Straßenverkäufer, als Hausangestellte oder in der Sexindustrie arbeiten.

Lösungen

Vom CRC garantierte Rechte

Bei vorübergehendem oder dauerhaftem Fehlen der Familienfürsorge sieht das Internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes (CRC) vor, dass der Staat besondere Unterstützung und Schutz bietet.

In Artikel 20 des CRC werden vier Arten von Betreuung für Waisen benannt:

  1. Unterbringung in einer Familie;
  2. Kafalah (Im islamischen Recht, wo Adoption verboten ist, erklärt sich eine Familie bereit, ehrenamtlich Unterhalt, Bildung und Schutz der Kinder zu gewährleisten. Im Gegensatz zur Adoption bedingt dieses Verhältnis keinerlei rechtliche familiäre Beziehung zwischen dem Kind und der Pflegefamilie);
  3. Adoption;
  4. Unterbringung in einer geeigneten Einrichtung für Kinder.

Allerdings gehen viele Regierungen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der Waisenkinder ein.

Internationale Adoption

Die internationale Adoption ist eine Alternative, um das Wohlergehen der Kinder zu sichern. Im Haager Übereinkommen von 1993, das den Schutz von Kindern und die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Adoption zum Inhalt hat, ist die legale Aufnahme eines Waisenkindes durch eine Gastfamilie im Ausland vorgesehen.

Zahlreiche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um die Interessen des Kindes zu schützen und eine gewisse Transparenz des Prozesses sicherzustellen. Ziel ist dabei, den sich zunehmend ausbreitenden Kinderhandel zu verhindern.

Allerdings gibt in einige Situationen, in denen eine internationale Adoption nicht angebracht ist. Zum Beispiel, wenn die Kinder durch Krieg oder Naturkatastrophen von ihren Familien getrennt wurden. Oberste Priorität ist hier, zuerst die Familie des Kindes zu suchen, bevor die internationale Adoption in Erwägung gezogen wird.

Die Verbreitung des Aids-Virus eindämmen

Das Eindämmen von Aids würde die Zahl der Waisen in der Welt drastisch reduzieren. Dazu müssen Präventions- und Screeningkampagnen organisiert werden. Außerdem muss der Zugang zu medizinischer Behandlung gesichert werden.

Die Verpflichtungserklärung zum Umgang mit Aids, die im Jahr 2001 von vielen Ländern unterzeichnet wurde, unterstreicht, dass verwaiste Kinder eine besondere Unterstützung benötigen. Diese soll Nichtdiskriminierung sowie den Zugang zu medizinischer Behandlung, Bildung und Unterkunft garantieren.

 

 

 

Geschrieben von : Fanny Busuttil
Übersetzt von : Magdalena Freund
Bewertet von : Nele Feucht
Verfasst am 29. Juli 2013