Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Somalia… in vielen Ländern sind Menschen gefährlichen Unruhen ausgesetzt, was zu einer nie dagewesenen Anzahl an Flüchtlingen führt. Diese Rekord-Fluchtbewegungen bringen zahlreiche Probleme mit sich: Zusätzlich zu den Bootsunglücken im Mittelmeer stellen der Empfang der Flüchtlinge sowie das Bereitstellen von humanitärer Hilfe die internationale Gemeinschaft vor eine schwierige Aufgabe.
Man schätzt, dass in der Türkei an die zwei Millionen Asylbewerber untergebracht sind. Die NGO Human Ressource Development Foundation (HRDF) ist dort seit 1988 tätig, um bedürftigen Menschen, insbesondere in der Folge von Zwangsmigrationen, zu helfen.
In Kaldiköy, einem Viertel in Istanbul, kümmert sich die HRDF im Yeldegirmeni Youth and Child Centre um bis zu 60 minderjährige, unbegleitete Jungen mit Flüchtlingsstatus. Dort können Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren eine psychologische Untersuchung, medizinisch-soziale Unterstützung, Rechtsberatung und Unterstützung bei den vorzunehmenden Behördengängen erfahren. Ziel des HRDF ist es, diesen Jungen, die vor dem Krieg oder dem Gefängnis geflohen sind, eine sichere und friedliche Umgebung zu bieten, damit sie die Möglichkeiten erhalten, ihre Zukunft als Migranten in die Hände zu nehmen.
Im Jahre 2014 hat Humanium beschlossen, den Bau einer Bibliothek im Yeldegirmeni-Zentrum mit 1.000 Euro zu unterstützen. Denn aufgrund der begrenzten finanziellen Ressourcen konnte HRDF bisher in seinem Zentrum keinerlei erzieherische und kulturelle Angebote machen, die diesen Namen auch verdient hätten. Um jungen Menschen jedoch sowohl eine Ausflucht aus ihrem bedrückenden Alltag als auch eine fortlaufende intellektuelle Entwicklung bieten zu können, gibt es nichts Besseres als Bücher.
Dank der finanziellen Hilfe von Humanium sammelte HRDF Bücher in verschiedenen Sprachen. Diese Sammlung war ursprünglich für das erste Quartal 2014 geplant gewesen, musste aber auf das gesamte Jahr ausgeweitet werden. Die Konflikte in der näheren Umgebung verzögerten nämlich die Lieferung mehrerer Bücher.
Außerdem war es schwieriger als vorgesehen, Werke in Arabisch oder Persisch zu finden. Doch im Dezember konnte HRDF zur Freude ihrer Nutzer die neue Bibliothek von Yeldegirmeni mit den letzten Büchern bestücken. Das Zentrum ist nun mit 126 Büchern in Englisch, Französisch, Arabisch, Persisch und Türkisch ausgestattet. Außerdem sind in den Regalen auch einige DVDs zu finden.
Durch das gemeinsame Engagement von Humanium und HRDF haben die Flüchtlingskinder, die sich in Kaldiköy die Klinke in die Hand geben, seit fast einem Jahr die Möglichkeit, täglich Bücher auswählen zu können. Dieser Zugang zur Lektüre ist nicht nur ein erheblicher Beitrag zum psychischen Wohlergehen der jungen, einsamen Migranten, sondern ermöglicht ihnen auch, die Verbindung mit der Kultur des Landes, aus dem sie fliehen mussten, aufrecht zu erhalten, sich geistig zu beschäftigen und ihre Horizonte zu erweitern. Die Hindernisse und Verspätungen des Projekts waren also die Mühe wert.
Verfasst von: Valentine Delarze Übersetzt von: Andrea Wurth Bewertet von: Anna Theren |
