Rekha Kalindis Geschichte: Sie sagte Nein zur Zwangsheirat

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Rekha Kalindi war 11 Jahre alt, als der indische Präsident zu ihr sagte: „Ich hoffe und bin mir sicher, dass du ein Vorbild für andere Mädchen sein wirst. Damit sich unser Land von der Geißel der Ehe zweier Kinder, das auf Kosten ihrer Bildung, ihrer Zukunft und letztendlich ihres Glücks geht, befreien kann.“

Rekha Kalindi_IBNS

Geboren am 18. Oktober 1997 in einem kleinen abgelegenen Dorf, wo „es immer schlechte Nachrichten sind, wenn ein Mädchen geboren wird“, half Rekha von klein auf ihrer Mutter im Haushalt und fing nach einigen Monaten Schule mit 4 Jahren an zu arbeiten. Die Alphabetisierungsrate der Frauen in ihrer Region gehört zu den geringsten im Land.

Das National Child Labour Project (NCLP), das in Zusammenarbeit mit UNICEF Kinderarbeit bekämpft, ermöglichte Rekha eine Schulausbildung durch Gewährung eines finanziellen Ausgleichs an die Eltern. In Indien besteht Schulpflicht von 6 bis 14 Jahren, obgleich 12 Millionen Kinder die Schule verlassen um zu arbeiten. In der Schule lernte sie, dass sie Rechte hat und dass sie nicht das Eigentum ihrer Eltern ist.

Rekha kannte den üblichen Lebensweg junger indischer Mädchen, bei dem eine Heirat im Alter von etwa zehn Jahren vorgezeichnet war. Eines Abends, als sie erst 11 Jahre alt war, schlugen ihre Eltern vor, einen Ehemann zu finden. Nachdem sie das Leiden ihrer Schwester miterlebt hatte, mit 12 Jahren bereits verheiratet zu sein und 4 Totgeburten zur Welt gebracht zu haben, fürchtete sich Rekha vor einer Heirat.

Während einer Schulaufführung erklärte Rekha dem Publikum -in Anwesenheit des bengalischen Arbeitsministers- die Bedeutung der Schule und erzählte die Geschichte ihrer Schwester und ihrer eigenen Heiratsverweigerung. Diese Geschichte war Gegenstand umfangreicher Medienberichterstattung von Lokaljournalisten, die sich dieser Problematik annahmen. Zu Hause jedoch schlug Rekhas Mutter sie aufs Heftigste und erteilte ihr Schulverbot und bestrafte sie mit Essensentzug.

Erst durch das Einschreiten eines Lehrers und Assistenten des Arbeitsministers konnte sie endlich wieder zur Schule gehen. Im ganzen Land gewann Rekha Unterstützung und entschloss sich (trotz einiger Drohungen) weitere Vorträge über Kinderrechte, Bedeutung von Bildung und Zwangsehen zu halten.

Aus diesem Grund vermittelt die Geschichte von Rekha Kalindi heute eine Botschaft der Hoffnung für viele junge indische Mädchen in einem Land, wo die Zwangsheirat zwischen Kindern traditionelle und akzeptierte Praxis bleibt.

Weitere Infos über Kinderheirat, finden Sie hier.

Geschrieben von : Virgine Hoarau
Übersetzt von : Thomas Thiel
Bewertet von : Michaela Dienhart