Kinder in Weißrussland

Kinder in Weißrussland

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Weißrussland

Weißrussland, auch Belarus genannt, hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sehr gelitten. Zwischen unbestimmter nationaler Identität und einer der heftigsten Reaktorkatastrophen (Tschernobyl) ist es nicht einfach, den Kinderrechten innerhalb des Landes die Bedeutung zukommen zu lassen, die sie bräuchten.

Carte_Bielorussie

Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,84/ 10
Orange Stufe: Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 9,6 M.
Bev. 0-14 Jahren: 14,3%

Lebenserwartung: 68 Jahre
Kindersterblichkeit: 8 ‰

 

Wesentliche Probleme der Kinder in Weißrussland:

Armut

Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Weißrussland lebt unterhalb der Armutsgrenze. Das betrifft vor allem Kinder – sie sind die größten Opfer dieses Problems. Viele ihrer Rechte sind in Gefahr und die Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden sind zahlreich.
Roma-Kinder und die Kinder, die in entlegenen ländlichen Regionen leben, sind am meisten von Armut betroffen.

Gesundheit

In den letzten Jahren hat Weißrussland große Fortschritte gemacht, sodass die Kindergesundheit deutlich verbessert werden konnte. Die Kindersterblichkeit ist zum Beispiel enorm gesunken.
Trotzdem bleibt besonders ein Problem für die Gesundheit der weißrussischen Kinder weiterhin bestehen: die Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe. Dieses Drama hat bereits viele Leben gekostet, aber laut einigen Mitgliedern der Vereinten Nationen „steht […] das Schlimmste im Hinblick auf die menschliche Gesundheit noch bevor“.
Mehr als eine Million Kinder sind von diesem Desaster betroffen, welches auch zukünftig ihre Gesundheit zerstört: es kommt zu Fehlbildungen, vorzeitiger Alterung, Lungenentzündungen, etc.

Diskriminierung

Für die Kinder ist auch die Diskriminierung, ein sehr häufiges Phänomen in Weißrussland, ein ernstzunehmendes Thema. Tatsächlich werden viele von ihnen nicht so von der Bevölkerung akzeptiert, wie es sein sollte.
Ganz besonders die geschlechterspezifische Diskriminierung ist sehr ausgeprägt. So hat ein Mädchen nicht die gleichen Rechte und Freiheiten wie ein Junge. Obwohl die Gesetze kaum einen Unterschied machen zwischen den Geschlechtern, sieht es in der Praxis ganz anders aus. Außerdem ist Weißrussland noch von einer sehr geschlechterspezifischen Mentalität geprägt und das Bild der modernen Frau ist noch nicht in den Köpfen verankert.
Die Roma-Kinder sehen sich ebenfalls noch mit einer ungleichen Behandlung konfrontiert. Ihr Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, so zum Beispiel Gesundheits- oder Bildungsdienstleistungen, ist beschränkt. Zudem sind sie bisweilen Opfer von Belästigungen und Gewalt durch Bürger.

Sexuelle Ausbeutung von Kindern

Weißrussland ist heute eins der Ursprungs-, Durchreise- und Zielländer des Sexhandels. Das Land hat deshalb dieses Problem zu einer Priorität gemacht.
Weißrussland ist ein wahrhaftiger Umschlagplatz dieses Handels: die jungen Opfer kommen aus der ganzen Welt und die weißrussischen Kinder selbst können in jedes Land der Welt transportiert werden.
Diese Art von Handel stellt die größte Bedrohung für das Leben der Kinder dar, die manchmal mit den verschiedensten und schlimmsten Formen der sexuellen Ausbeutung konfrontiert sind. Das widerspricht diametral den Prinzipien der Internationalen Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen.

Das Recht auf freie Meinungsäußerung

In Weißrussland wird den Kindern und ganz besonders ihrer Meinung wenig Bedeutung beigemessen, und das in allen Bereichen.
So wird das Kind nicht angehört, auch nicht dann, wenn es direkt und individuell betroffen ist. Die Bedingungen für eine Anhörung im rechtlichen Bereich zum Beispiel sind sehr kompliziert.
Das Mindestalter für eine Beratung in Rechtsfragen liegt bei 14 Jahren, was extrem hoch ist im Hinblick auf bestimmte Notsituationen.
Trotz einer neuen Gesetzgebung, die das Recht auf freie Meinungsäußerung für Kinder propagiert, wird sie in der Praxis doch noch viel zu beschränkt angewendet.
Das gilt ebenfalls für die Gewissens- und Religionsfreiheit, die, analog zur stark vorherrschenden Diskriminierung im Land, klar missachtet wird. Das bedeutet konkret, dass die Kinder sehr stark beeinflusst werden, ja sogar ein bestimmtes moralisches und kulturelles Verhalten indoktriniert wird. Es kann sich als gefährlich herausstellen, die eigenen Gedanken zu offen preiszugeben. Ein solches Verhalten könnte zu Schwierigkeiten in allen Bereichen führen. Daraus leitet sich ein allgemeines Fehlen von Toleranz ab.

Gewalt gegenüber Kindern

Körperliche Züchtigung wird vom Großteil der weißrussischen Bevölkerung akzeptiert. Natürlich ist diese Praktik zwar in den schulischen Einrichtungen untersagt, während sie jedoch innerhalb der Familien oder in anderen öffentlichen Einrichtungen (in rechtlichen Einrichtungen) nicht ausdrücklich verboten ist.
Körperliche Züchtigung wird noch praktiziert, besonders von den Eltern, die keinerlei alternative Mittel in Betracht ziehen, um ihre Kinder zu bestrafen. Körperliche Züchtigung kann gravierende Auswirkungen, sowohl auf die physische, als auch auf die psychische Gesundheit der Kinder haben.
Zudem sind viele Kinder Opfer von Gewalt und Missbrauch innerhalb des familiären Umfelds. Trotz der Bemühungen im Bereich der Aufnahme von Kindern mit Traumata ist es notwendig, dass das Land die Mittel zur Prävention von Kindesmisshandlungen findet.