Die Kinder der Ghouta

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Blutbad, Bombardierung, Krieg… das sind die Worte die auftreten, wenn man Ost-Ghouta in eine Suchmaschine eingibt. Zwischen 2012 und 2018 wurde dieses ländliche Gebiet,  östlich von Damaskus, von der Baschar al-Assad Regierung bombardiert und belagert. Im Mai 2017 zur „Deeskalationszone“ erklärt, lebten 367.000 Zivilisten, davon die Hälfte Minderjährige, monatelang in der belagerten und isolierten Rebellen-Enklave  (UOSSM, Oktober 2017). Die britische Tageszeitung The Guardian vom 21. Februar 2018 sprach vom größten Massaker des 21. Jahrhunderts, bei dem jeden Tag vor den Toren von Damaskus Zivilisten durch Luftangriffe oder Unterernährung starben. Nach sechs Jahren des bewaffneten Konflikts  und der Belagerung, ist die östliche Ghouta seit dem 21. Mai 2018 erneut unter der effektiven Kontrolle des syrischen Regimes. Humanium blickt besorgt auf die Situation der Kinder in Ost-Ghouta.

 

Eine Eskalation der Gewalt, welche die Kinder nicht verschont hat

Als Hochburg der Rebellion in der Damaskus Region, geriet die Ost-Ghouta schnell zwischen die Fronten des Baschar al-Assad Regimes und der verschiedenen Oppositionsgruppen. Die Situation eskalierte am 21. August 2013 mit dem Gasangriff der syrischen Armee, dem 1429 Menschen, davon 426 Kinder zum Opfer fielen. (Le Figaro, April 2017). Unter der darauffolgenden Besatzung, wurde der Alltag der Zivilbevölkerung durch bewaffnete Kämpfe der verschiedenen religiösen Milizen und den wiederkehrenden Verletzungen des Waffenstillstands bestimmt. Am 31. Oktober 2017 starben sechs Schüler beim Verlassen einer Schule in der Stadt Jisrine durch ein Granatfeuer der syrischen Truppen (RTBF, Oktober 2017). Am selben Tag töteten Artilleriefeuer dutzende Menschen, darunter 5 Kinder (Le Figaro, Oktober 2017). Am 22. Februar 2018 wurden laut dem syrischen Observatorium für Menschenrechte (OSDH) 403 Zivilisten, darunter 95 Kinder, während eines 5-tägigen Luftangriffs getötet. Während der 4-jährigen Belagerung durch die Armee war die Region gänzlich auf sich allein gestellt und musste auf jegliche Hilfe von außen verzichten, was an die Situation in Alepo im Dezember 2016 erinnert.

In den sozialen Netzwerken finden Syrer einen Weg aus der Isolation. Dies ist der Fall für Muhammad Nayem, einem 15-jährigen Teenager, der durch seinen Twitter-Account @muhammadnajem20 zum Symbol des syrischen Leids geworden ist. Vor einem Schutthaufen befragt er uns am 15. Januar 2018 in einem phonetischem Englisch: “Was ist das für eine Welt, die Maschinen auf den Mars schicken kann aber nichts tut, um die Massaker aufzuhalten?” Auf Facebook ist es Dr. Housam Adnan, der die systematischen Angriffe des Regimes auf Krankenhäuser anprangert. Bombenanschläge, die gegen die Genfer Konventionen verstoßen, die weltweit ratifiziert wurden und die Immunität von Krankenhäusern und des medizinischen Personals in Konfliktgebieten garantieren sollten. Aber unter den  Fotos von Toten und Verwundeten sind auch andere Fotos auf dem Facebook-Profil des Arztes, die uns betroffen machen: jene von abgemagerten und ausgehungerten Kindern.

 

Die Hungersnot unter den Bomben

Von der Belagerung in Ghouta bleibt das Bild der kleinen Sahar Dofdaa, eines abgemagerten Babys, welches einige Tage später an Unterer

nährung stirbt. Erschöpft, ausgehungert, von der Welt und von humanitärer Hilfe abgeschottet. Gemäß Tamara Kummer, der UNICEF- Sprecherin für den Nahen Osten, litten zwischen Juli und September 2017 mehr als 1200 Kinder an Unterernährung, davon ein Viertel unter sehr ausgeprägter Unterernährung. Ohne jegliche Ressourcen, Medikamente und Personal versuchen die medizinischen Einrichtungen mit größter Mühe der Unterernährung entgegenzuwirken. Seit 2013 hat sich die medizinische Versorgung drastisch verschlechtert, 40 Gesundheitszentren und Krankenhäuser wurden zerstört. Für Dr. Ana Abou Yassir, Direktorin des medizinischen Büros in Al-Marj, ist die Situation katastrophal. Der Mangel an Impfstoffen bedroht die Gesundheit der Jüngsten und der chronisch Kranken. Syrische Ärzte haben bereits 2015 die Alarmglocken geläutet. Verletzte und Kranke können nicht mehr behandelt werden und Krankheiten wie Polio, Tuberkulose, Krätze und Typhus tauchen wieder auf. (Tribune de Genève, Jänner 2015).

 

“Gott, Syrien und die Freiheit, das ist alles” – Ein Blick in die Zukunft

Obwohl man heute in Bezug auf die syrische Frage nur von terroristischen Gruppen und Kriegstaktiken spricht, ist es gut sich daran zu erinnern, dass der Aufstand der Zivilbevölkerung im Jahre 2011 ursprünglich pazifistisch war und mehr Rechte und Freiheiten anstrebte. Wenn man Ost-Ghouta in eine Suchmaschine eingibt, dann gibt es inmitten von Kriegsbildern und politischen Äußerungen eine Wikipedia Seite, die uns lehrt, dass Ghouta auf arabisch auch Oase heißt. “Und für einige Triumphierende kommt die Oase nach der immens großen Wüste, die man durchquert,” sagte André Gide.

 

 

Das Humanium-Team setzt sich täglich mit Leib und Seele dafür ein, der physischen und psychischen Gewalt und dem Missbrauch von Kindern auf der ganzen Welt ein Ende zu setzen. Wir kämpfen dafür, dass die Rechte jedes Kindes in der Welt respektiert werden, indem wir Erwachsene und Kinder für unsere Sache sensibilisieren, Mentalitäten ändern und direkt vor Ort arbeiten.

Besuchen Sie unsere Website https://www.humanium.org/de/, um mehr über Kinderrechte und unsere Projekte zu erfahren, das Humanium-Team zu kontaktieren und sich an unserer Seite zu engagieren, um das Leben von Tausenden von Kindern auf der ganzen Welt  zu verbessern!

 

Geschrieben von: Florine Tirole

Übersetzt von: Marlies Zaczek

Korrektur gelesen von: Anja Finke

 

Quellen:

RFI, 26/10/2017, Syrie: les enfants de la Ghouta-orientale victimes de malnutrition, aufgerufen am 01/11/2017  http://www.rfi.fr/moyen-orient/20171026-malnutrition-enfants-syrie-ghouta-orientale-unicef-guerre-damas

RFI, 24/07/2017, «Zones de désescalade en Syrie»: une trêve tactique explique Fabrice Balanche, consulté le aufgerufen am 01/11/2017

http://www.rfi.fr/moyen-orient/20170724-zones-desescalade-syrie-treve-tactique-hayat-tahrir-cham-balanche

Paris Match, 23/10/2017, En Syrie, dans la Ghouta assiégée, la mort rôde autour d’enfants malnutris,  aufgerufen am 01/11/2017

http://www.parismatch.com/Actu/International/En-Syrie-dans-la-Ghouta-assiegee-la-mort-rode-autour-d-enfants-malnutris-1376852

Le Monde, 25/10/2017, Enfants malnutris dans la Ghouta, près de Damas : « Nous réclamons un accès humanitaire » aufgerufen am 01/11/2017

http://www.lemonde.fr/syrie/article/2017/10/25/enfants-malnutris-dans-la-ghouta-pres-de-damas-nous-reclamons-un-acces-humanitaire_5205815_1618247.html

UOSSM, 24/10/2017, AU CŒUR DE L’ENFER À GHOUTA : LES ENFANTS, PREMIÈRES VICTIMES DU SIÈGE QUI ISOLE LA VILLE DEPUIS 2013, aufgerufen am 01/11/2017 http://www.uossm.fr/au_coeur_de_l_enfer_a_ghouta_les_enfants_premieres_victimes_du_siege_qui_isole_la_ville_depuis_2013

Le Figaro, 27/10/2017, Syrie : „Ghouta orientale, la situation humanitaire est une „honte“ selon le commissaire de l’ONU aufgerufen am  01/11/2017

http://www.lefigaro.fr/flash-actu/2017/10/27/97001-20171027FILWWW00149-syrie-ghouta-orientale-la-situation-humanitaire-est-une-honte-selon-le-commissaire-de-l-onu.php

La tribune de Genève, 07/01/2015, La Syrie est en plein «désastre médical», consulté le 01/11/2017 disponible à https://www.tdg.ch/monde/syrie-plein-desastre-medical/story/25584106

Le Figaro, 05/04/2017, Attaques chimiques en Syrie : histoire d’un massacre de masse aufgerufen am  01/11/2017 http://www.lefigaro.fr/international/2017/04/05/01003-20170405ARTFIG00266-attaques-chimiques-en-syrie-histoire-d-un-massacre-de-masse.php

RTBF, 31/10/2017, En Syrie, des écoliers fauchés par un tir d’obus du régime, aufgerufen am  01/11/2017 https://www.rtbf.be/info/monde/detail_en-syrie-des-ecoliers-fauches-par-un-tir-d-obus-du-regime?id=9751473

AFP, 31/10/2017, Syrie: un convoi d’aide entre dans la Ghouta orientale assiégée, aufgerufen am  01/11/2017 https://www.youtube.com/watch?v=nvTmGuo-EI4

Le Figaro, 32/10/2017, Tirs d’artillerie dans la Ghouta orientale, près de Damas, aufgerufen am  01/11/2016 http://www.lefigaro.fr/flash-actu/2017/10/31/97001-20171031FILWWW00218-tirs-d-artillerie-dans-la-ghouta-orientale-pres-de-damas.php

 

Bibliographie:

Samar Yazbek, La cosmopolite, Stock, Paris, 2016, Les portes du Néant

Collectif, La lenteur, 2017, Sur la révolution syrienne

François Burgat, Bruno Paoli, La découverte, Paris, 2013, Pas de printemps pour la Syrie