Kinder in Bangladesch

Kinder in Bangladesch

Einsatz für die Kinderrechte in Bangladesch

Bangladesch hat das Internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes (Kinderrechtskonvention) im August 1990 ratifiziert und sich damit verpflichtet, die Rechte der bangladeschischen Kinder zu respektieren, zu verteidigen und ihre Umsetzung zu fördern. Doch trotz dieses Versprechens steht das Land vor großen Problemen (ineffiziente Versorgungsstellen, unpassende politische Maßnahmen, etc.), die dazu führen, dass Kinder momentan nicht in den vollen Genuss ihrer Rechte kommen.

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Index der Realisierung von Kinderrechten: 6,03 / 10
Rote Stufe: Schwierige Situation

Bevölkerung : 156,6 M.
Bev. 0-14 Jahren : 30 %

Lebenserwartung : 70,3 Jahre
Kindersterblichkeit : 41 ‰

Größte Herausforderungen für Kinder in Bangladesch:

Armut

Mehr als 60 Millionen Kinder leben in Bangladesch (das sind fast fünfmal so viele wie in Deutschland); die Hälfte von ihnen wächst in bitterer Armut auf.

Der Grund für die Armut, von der die große Mehrheit der jungen Bangladescher betroffen ist, liegt in der hohen Arbeitslosigkeit und hat teils dramatische Konsequenzen für das Leben der Kinder: Viele können sich nicht gesund ernähren, haben keinen Zugang zu Bildung, und medizinischer Versorgung Dabei sind genügend finanzielle Mittel vorhanden, um das Problem der Armut zu lösen.

Recht auf Gesundheit

Die Zahl der mangelernährten Kinder in Bangladesch bleibt besorgniserregend. Mangelernährung ist meist ein Problem in armen Familien, denen die Mittel für ausreichende Nahrung fehlen. Hinzu kommen extreme Wetterbedingungen (Überschwemmungen, Naturkatastrophen, etc.), die einige Familien in ländlichen Gegenden getroffen haben, wodurch nun ihre Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln nicht mehr sichergestellt ist.

Auch Krankheiten, die durch Erreger im Wasser ausgelöst werden, bleiben ein ernstzunehmendes Problem. Es gibt nur selten Zugang zu trinkbarem Wasser, und auch sanitäre Anlagen sind unzureichend. Deshalb leiden Kinder in Bangladesch oft unter Durchfällen. Außerdem waschen sich viele Eltern nicht die Hände, sodass sich Bakterien noch stärker verbreiten.

Impfungen werden bei der großen Mehrheit der Kinder zwischen ein und zwei Jahren durchgeführt. Allerdings gibt es in ländlichen Regionen keine flächendeckende medizinische Versorgung, sodass Familien dort ihre Kinder nicht mehr impfen lassen.

Kindersterblichkeit

Auch wenn die die Sterblichkeitsrate für Kinder unter fünf Jahren deutlich zurückgegangen ist, bleibt sie auf einem besorgniserregenden Niveau.

Viele Mütter wissen nicht, an wen sie sich wenden können, wenn sie Unterstützung brauchen. Auch gibt es in dem Land nur sehr wenige Kinderärzte und anderes Fachpersonal. Hinzu kommt, dass junge Frauen praktisch keine Informationen zur Geburt erhalten. Sehr oft wissen sie beispielsweise nicht, dass sie ihr Kind gleich nach der Geburt stillen sollten und dass sie es warm halten müssen.

Diese Probleme könnten ganz leicht behoben werden, wenn lokale Behörden Gesundheitsdienste entwickeln und mehr Krankenhauspersonal schulen würden.

Recht auf Identität

In Bangladesch melden Eltern die Geburt eines Kindes nur selten den Behörden. Ohne Geburtsurkunde kann das Kind sein Recht auf eine Identität aber nicht ausüben. Es wird nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft anerkannt und kann seine Rechte nicht geltend machen. Diese Kinder bleiben somit unsichtbar für die Augen der Gesellschaft.

Kinder, die nicht gemeldet sind, bekommen außerdem keinen Schutz vor Ausbeutung wie Zwangsarbeit, Prostitution, early marriage, Kinderheirat, Menschenhandel, etc.

Deshalb ist es so wichtig, dass die bangladeschische Regierung ein System aufbaut, in dem Geburten automatisch registriert und Geburtsurkunden ausgestellt werden.

Recht auf Bildung

In Bangladesh, ist Bildung kostenlos und für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren besteht Schulpflichtt. Kinder, die arbeiten, behinderte Kinder, oder Kinder der Ureinwohner, etc. können allerdings nur selten zur Schule gehen. Sie können ihr Recht auf Bildung nicht einfordern.

Gleiches gilt für Kinder aus armen Gesellschaftsschichten (insbesondere Jungen), die die Schule oft abbrechen müssen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen.

Die Qualitätsstandards im Bildungssystem sind nicht sehr hoch, denn ein Drittel der Lehrer hat keinen Fachabschluss. Außerdem ist die Infrastruktur veraltet: Getrennte sanitäre Einrichtungen für Jungen und Mädchen fehlen, Belüftung und Licht reichen nicht aus oder sind nicht vorhanden, etc.

Weitverbreitet sind auch Misshandlungen von Kindern im Schulumfeld. Studien haben gezeigt, dass Kinder von ihren Lehrern körperlich misshandelt und Mädchen in der Schule oder auf dem Weg dorthin häufig Opfer sexueller Belästigungen wurden.

Missbrauch

Kinder in Bangladesch erfahren sowohl in öffentlichen als auch privaten Einrichtungen, aber auch in der Familie, verschiedene Formen von Gewalt und Vernachlässigung. In der Schule misshandeln Lehrer ihre Schüler beispielsweise oft. Auch die Polizei greift häufig hart durch – auch gegenüber jugendlichen Straftätern.

Körperliche Gewalt als Strafe und Herabwürdigungen sind in Bangladesch an der Tagesordnung, denn sie sind sowohl gesetzlich als auch gesellschaftlich akzeptiert.

Kinderheirat

Kinderheirat ist in Bangladesch zwar illegal, aber immer noch weitverbreitet. Ein Drittel der bangladeschischen Mädchen wird verheiratet, bevor es 15 Jahre alt ist.

Der Tradition nach zahlt die Familie der Braut der Familie des Bräutigams eine bestimmte Summe Geld. Manchmal werden auch noch nach der Hochzeit Raten gezahlt. Die Gefahr dabei ist, dass dem jungen Mädchen bei Zahlungsausfällen Misshandlungen drohen.

Kinderheiraten haben negative Folgen für die Gesundheit, die Entwicklung und die volle Ausübung von Rechten. Heiraten Mädchen schon im jungen Alter, verlieren sie den sozialen Anschluss, weil sie ihre Ausbildung aufgeben.Auch frühe Schwangerschaften sind wahrscheinlich, was wiederum schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Mädchen und ihrer Babys haben kann.

Deshalb ist es wichtig, dass Gesetze und Informationskampagnen auf den Weg gebracht werden, damit die Regierung in Bangladesch diese traditionelle, aber schädliche Praxis unterbinden kann. Gleichzeitig müssen die gesellschaftlichen Gruppen über die Gefahren der Bräuche informiert werden.

Kinderarbeit

Wegen der extremen Armut, haben viele Familien keine andere Wahl, als ihre Kinder zur Arbeit zu schicken. Meist werden Kinder im Baugewerbe, für das Recyceln von Batterien, im Verkehrswesen, in Autowerkstätten oder Tabakfabriken beschäftigt.

Diese Kinder bekommen keine Bildung und wachsen daher unter harten Bedingungen auf. Sie müssen oft lange Arbeitszeiten bei geringem Lohn und ohne Essen etc. hinnehmen. Hinzu kommen die Risiken, die mit Prostitution, Diskriminierung, und Misshandlungen, etc, einhergehe.

Ein weiteres Problem in Bangladesch ist das der „Boy-Jockeys“. Bangladeschische Jungen werden in den Nahen Osten geschickt, wo sie in Kamelrennen als Jockeys eingesetzt werden. Oft bekommen sie nur wenig zu essen, damit sie nicht zunehmen. Außerdem werden sie oft Opfer physischer und sexueller Gewalt.

Minderjährige im Rechtssystem

In Bangladesch werden junge Straftäter während der Untersuchungshaft oft misshandelt. Und auch wenn es spezielle Jungendgerichte gibt, werden Kinder häufig von normalen Gerichten verurteilt. Ebenso sind zwar Jugendvollzugsanstalten entstanden, trotzdem werden Kinder oft mit Erwachsenen zusammen inhaftiert.

Verhängte Strafen können in Bangladesch sehr hoch ausfallen. Es gibt Fälle von Kindern unter 15 Jahren, die lebenslang ins Gefängnis mussten, und andere, die noch keine 18 waren, wurden zum Tode verurteilt

Der Ausschuss für die Rechte des Kindes zeigt sich sehr besorgt über die verhängten Strafmaße und hat die Regierung aufgefordert, die Todesstrafe und lebenslange Haftstrafen für Jugendliche zu verbieten, das Alter für Strafmündigkeit auf zwölf Jahre anzuheben und den Umgang mit Minderjährigen im Rechtssystem an die Bestimmungen des Internationalen Übereinkommens über die Rechte der Kinder anzupassen.

Kinderhandel

Kinder aus armen Gesellschaftsschichten in Bangladesch werden oft von ihren Eltern verkauft. Die Eltern glauben, dass sie mit hohem Einkommen und besseren Lebensbedingungen etc. rechnen können, wenn die Kinder im Ausland leben. Die Realität sieht leider ganz anders aus: Die Kinder werden ausgebeutet, und besonders die Mädchen müssen erst als Hausangestellte arbeiten, dann als Prostituierte.

Die Kinder, die an Menschenhändler geraten, leben und arbeiten oftmals auf der Straße.

Meinungsfreiheit

In Bangladesch können Kinder ihre Meinung nur selten äußern, und in Entscheidungen zu Hause, in der Schule etc. werden sie kaum mit eingebunden. Bei Rechts- und Verwaltungsvorgängen werden sie ebenfalls nur selten angehört. Das heißt, auf Entscheidungen, die sie selbst betreffen, können sie praktisch keinen Einfluss nehmen. Ihre Teilhabe muss deshalb gefördert werden.