Die Rohingya Flüchtlingskrise – Eine weitere Generation die verfolgt und staatenlos aufwächst?

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Die Rohingya: „die weltweit meistverfolgte Minderheit”

Die Rohingya, eine muslimische Minderheit aus dem Rakhaing-Staat in Myanmar (auch als Burma bekannt) werden vom myanmarischen Militär seit der Unabhängigkeit des Landes in den späten 40er Jahren verfolgt.

Unter dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982, wurde der Rohingya Bevölkerung die myanmarische Staatsbürgerschaft effektiv verweigert. Als Staatenlose werden ihnen seitdem grundlegende Bürger- und Menschenrechte sowie das Recht auf jeglichen Schutz untersagt. Sie werden oft als „die weltweit meistverfolgte Minderheit“ bezeichnet.

 

Cox’s Bazar, Bangladesch: Rohingya Flüchtlinge im Flüchtlingslager in Bangladesch

 

Das Leiden der Rohingya Kinder

Seit den erneuten Gewaltausbrüchen im August 2017, sind etwa 656.000 Rohingya in den Cox’s Bazar Distrikt in Bangladesch geflohen um den gezielten Angriffen und ethnischen Säuberungsaktionen des myanmarischen Militärs zu entkommen. 

In dieser schnell wachsenden humanitären Krise, sind es einmal mehr die Kinder, die besonders unter der Gewalt und den Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern leiden.  Etwa 380.000 der Rohingya Flüchtlinge sind minderjährig, darunter mindestens 30 Prozent unter fünf Jahre alt.

Fast sieben Prozent dieser Kinder in den Flüchtlingscamps leiden an extremer und lebensbedrohlicher Unterernährung. Diese Zahl ist dreimal so hoch wie in anderen aktuellen humanitären Notlagen. Die überfüllten Flüchtlingslager, kontaminierte Wasserquellen und der Mangel an Medikamenten haben zudem zu einer Reihe an Krankheitsausbrüchen geführt. Die Rohingya Kinder sind dabei besonders anfällig gegenüber Krankheiten wie Masern, Polio, Diphterie und anderen schweren Kinderkrankheiten, insbesondere da nur etwa drei Prozent der Kinder die aus Myanmar ankommen, ausreichend geimpft sind.

Die meisten dieser Kinder haben vor allem ein schweres psychologisches Trauma erlitten.

Viele haben ihre Eltern und Angehörigen verloren oder wurden direkt Opfer von Militärangriffen, Brandanschlägen, Folter, Verschleppungen und sexueller Gewalt. Seit August 2017 wurden etwa 730 Rohingya Kinder unter fünf Jahren getötet.

Zahlreiche dieser Kinder wurden von ihren Familien getrennt und sind alleine geflohen. Die Gefahr für junge Menschen hört mit der Ankunft in den Flüchtlingslagern jedoch nicht auf. Kinder und Jugendliche sind besonders Menschenhandel, sexueller Ausbeutung und Kinderarbeit ausgesetzt.

Ohne weitere Maßnahmen, ist es wahrscheinlich, dass eine weitere Generation von Rohingya Kindern staatenlos, verfolgt und ihrer grundlegenden Kinderrechte beraubt aufwachsen wird.

 

Reaktionen der internationalen Gemeinschaft

Der UN Menschenrechtsrat hat eine Resolution verabschiedet, die die fortwährende Gewalt gegen das Rohingya Volk und andere ethnischen Minderheiten des Landes verurteilt. In dieser Resolution warnte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte davor, dass die jüngsten Militäraktionen im westlichen Rakhaing-Staat „Elemente von Völkermord“ beinhalten könnten.

Am 23. November 2017 haben Bangladesch und Myanmar ein „Abkommen zur Rückführung der Flüchtlinge aus dem Rakhaing-Staat (nachfolgend „Abkommen“) in „Vertretung der Einwohner des Rakhaing-Staats“ unterschrieben. Darin wurde vereinbart, dass Rohingya Flüchtlinge ab dem 23. Januar 2018 nach Myanmar zurückkehren würden.

 

Empfehlungen

Humanitäre Hilfe & Internationale Unterstützung

Geber und die internationale Gemeinschaft sollten Bangladesch die notwendige Unterstützung zukommen lassen, damit Flüchtlinge aus Myanmar in Sicherheit und Würde leben können, aber auch um sicherzustellen, dass Bangladesch seine Grenzen für Asylbewerber weiterhin offen lässt und die Rechte der Flüchtlinge respektiert.

Die bengalische Regierung und ihre Partner sollten Programme für die Rohingya Gemeinschaft umsetzen, die Schutzmaßnahmen, wie angemessene Langzeitunterkünfte, eine ausreichende Gesundheitsversorgung und eine psychosoziale Betreuung umfassen.

 

Die zentrale Rolle des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR)

Aufgrund der bedenklichen Schwachstellen des Abkommens, sollten Bangladesch und Myanmar den UNHCR zur Ausarbeitung eines neuen Abkommens hinzuziehen. Das gegenwärtigen Abkommen verkennt den internationalen Grundsatz der Nichtzurückweisung, welches die Zwangsrückführung von Flüchtlingen zu den Orten verbietet, an denen ihr Leben oder ihre Freiheit bedroht wären. Eine zentrale Rolle für den UNHCR ist von entscheidender Bedeutung, da es sich um die einzige UN-Instanz handelt, die mit dem internationalen Mandat ausgerüstet ist, den Schutz und die Rückkehr von Flüchtlingen und Staatenlosen zu gewährleisten.

 

Das Recht auf Rückkehr muss vollständig respektiert werden

Jede Rückkehr muss in einer sicheren, fairen, würdevollen und ordnungsgemäßen Weise erfolgen. Rückführungen können nur in Betracht gezogen werden, wenn Myanmar bereit und in der Lage ist, die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte aller Rückkehrer sicherzustellen. Dazu zählt insbesondere ein gleichwertiger Zugang zur Staatsangehörigkeit und die Wahrung der Sicherheit im Rakhaing-Staat.

Darüber hinaus sollten besondere Maßnahmen für gefährdete Gruppen ergriffen werden. Menschen mit Behinderungen, Kinder, insbesondere unbegleitete Kinder, sollten angemessenen Schutz und Unterstützung erhalten.

 

Rakhaing-Staat, Myanmar: Nicht identifizierte Rohingya Kinder

 

Das Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 muss überarbeitet werden

Das Gesetz muss in einer Weise umgesetzt werden, die weder diskriminierend noch willkürlich ist. Die Einhaltung internationaler Standards würde sicherstellen, dass jedes in Myanmar geborene Kind, die myanmarische Staatsbürgerschaft erhält. Als Vertragspartei der UN-Kinderrechtskonvention ist Myanmar verpflichtet, das Recht jedes Kindes auf Erwerb einer Staatsangehörigkeit zu gewährleisten.

 

Effektive Untersuchungen und Verantwortlichkeit

Das Abkommen enthält keinen Verweis auf die Gründe für die Vertreibungen, Tötungsdelikte, die großflächigen Vergewaltigungen und Massaker durch die myanmarischen Sicherheitskräfte. Es ist notwendig, dass die internationale Gemeinschaft effektiven Druck auf die Regierung von Myanmar ausübt, um sicherzustellen, dass die UN und andere humanitäre Organisationen Zugang zu den Rückkehrgebieten im Rakhaing-Staat erhalten und humanitäre Hilfe und Entwicklungshilfe leisten können. Um die Ursachen dieser Krise zu identifizieren, müssen zudem vollständige Untersuchungen durchgeführt werden.

 

Wie können Sie helfen?

Wir glauben an eine Welt, in der das Leben, die Bedürfnisse und Rechte von Kindern respektiert, geschützt und erfüllt werden. Ihre Unterstützung und Hilfe ist für Rohingya Kinder und ihre Familien lebensrettend. 

Brac (Bangladesh Rehabilitation Assistance Committee) ist eine lokale Entwicklungsorganisation mit Sitz in Bangladesch. Sie bieten lebenswichtige humanitäre Hilfe durch die Bereitstellung von sauberen Trinkwasser, Hygieneartikeln und medizinischer Versorgung für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch. Die Organisation sammelt zurzeit vor allem Mittel für den langfristigen Bedarf mit Bedacht auf die Gesundheit von Mutter und Kind, Bildung, alternative Existenzgrundlagen und die Verhinderung von Kinderausbeutung durch den Aufbau von kinderfreundliche Zonen. Spenden Sie jetzt und unterstützen Sie Brac dabei den Rohingya Kindern in Bangladesch konkrete Lösungen und Hoffnung zu bringen (Verweis Brac)

Friendship ist eine bengalische Nichtregierungsorganisation, die seit 1994 in Bangladesch arme Menschen in abgelegenen Gemeinden unterstützt. Sie sind besonders in dem Flüchtlingslager von Cox’s Bazaar involviert. Dort bauen sie medizinische Kliniken und Geburtszentren, installieren Wasserbrunnen, Latrinen, Brücken und solarbetriebene Beleuchtungen (insbesondere für die Sicherheit von Frauen und Kindern). Sie stellen Sozialbereiche zu Verfügung, um Gewaltopfern zu helfen, ihr Trauma zu überwinden. Unterstützen Sie Friendship dabei die Lebensbedingungen für die Rohingya Kinder und deren Familien im Flüchtlingslager Cox’s Bazaar zu verbessern (Verweis Friendship).

 

Erfahren Sie mehr über Humanium: www.humanium.org/de

 

Verfasst von Igi Nderi und Anja Finke
Übersetzt von Dina Thomas
Korrekturgelesen von Anja Finke

 

Fotos:

Ahmad Zikri. Coxs Bazar, Bangladesh : Rohingya refugees at Bangladesh Camp

Suphapong Eiamvorasombat. Rakhine State, Myanmar : Unidentified rohingya children poses for the photo, november 2015 in Sittwe, Myanmar

Quellenangaben:

Shakeeb, Asrar (Oktober 2017). Rohingya crisis explained in maps.

Quelle :http://www.aljazeera.com/indepth/interactive/2017/09/rohingya-crisis-explained-maps-170910140906580.html

Hannah Beech (Dezember 2017). Rohingya Children Facing ‘Massive Mental Health Crisis’. Quelle : https://www.nytimes.com/2017/12/31/world/asia/rohingya-children-myanmar.html

UNICEF (Januar 2018). Half a million Rohingya refugee children at risk in overcrowded camps in Bangladesh.

Quelle : https://www.unicef.org/media/media_102462.html

Reliefweb (Januar 2018). Bangladesh : Humanitarian Situation report No.19

Quelle:https://reliefweb.int/report/bangladesh/bangladesh-humanitarian-situation-report-no19-rohingya-influx-21-january-2018

Burma: Rohingya Return Deal Bad for Refugees (Dezember 2017).

Quelle : https://www.hrw.org/news/2017/12/11/burma-rohingya-return-deal-bad-refugees

Amnesty International (November 2018). UN Security Council : End Disgraceful Inaction On Myanmar’s Rohingya Crisis.

Quelle : https://www.amnestyusa.org/press-releases/un-security-council-end-disgraceful-inaction-on-myanmars-rohingya-crisis/

Human Rights Watch (Dezember 2017). Myanmar-Bangladesh “Arrangement” on Rohingya Refugees.                      

Quelle :https://www.hrw.org/sites/default/files/supporting_resources/201712letter_myanmar_bangladesh.pdf

Human Rights Watch (November 2017). Ten Principles for Protecting Refugees and Internally Displaced People Arising from Burma’s Rohingya Crisis. Quelle:  https://www.hrw.org/sites/default/files/supporting_resources/201711asia_refugees_rohingya_ten_principles.pdf