Wie Kinderarbeit Indonesiens Palmölindustrie antreibt

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Palmöl, das vielseitigste Pflanzenöl der Welt, ist eine wichtige Zutat für unzählige Produkte, von verarbeiteten Lebensmitteln über Kosmetika bis hin zu Biodiesel (Tullis, 2019). Seine vielseitigen Eigenschaften haben zu einer hohen weltweiten Nachfrage geführt. Während das gut für die Wirtschaft ist, hat der weit verbreitete Anbau für einige Kinder in Indonesien, die gezwungen sind, in der Industrie zu arbeiten, zu schrecklichen Umständen geführt. 

Die Palmölindustrie in Indonesien

Als weltweit größter Palmölproduzent deckt Indonesien 57 % der weltweiten Nachfrage nach Palmöl (ILO, 2023).  Die Palmölindustrie ist der größte Arbeitgeber in Indonesien. Sie beschäftigt derzeit etwa 8 Millionen Menschen und trägt zwischen 9 und 17 % zum BIP des Landes bei (Benazir, 2024).

Dies hat zwar die Einkommen der Einheimischen, vor allem in den ländlichen Gebieten, erhöht, aber gleichzeitig auch den Einsatz von Kinderarbeit gefördert. Die hohe Nachfrage nach Palmöl hat zu einem Druck auf die Lieferkette geführt, die Arbeitskosten zu minimieren, was zur Ausnutzung der Kinderarbeit führte, um so hohe Gewinne bei niedrigen Kosten zu erzielen.

Kinderarbeit in Indonesien 

Kinderarbeit ist in Indonesien ein Dauerthema. Obwohl die indonesische Regierung von allen Branchen die Einhaltung der Gesetze zur Kinderarbeit verlangt, verrichteten Berichten zufolge im Jahr 2023 rund 1,01 Millionen Kinder Kinderarbeit (Siahaan, 2024). Obwohl diese Zahl seit 2021 um etwa 3,5 % zurückgegangen ist, liegt die Kinderarbeitsquote weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie.

Armut und ein eingeschränkter Zugang zu Bildung sind die Hauptfaktoren für Kinderarbeit, insbesondere in ländlichen und verarmten Regionen, wo sehr viele Kinder Arbeit und Schule miteinander vereinbaren müssen. Die unzureichende Durchsetzung der Kinderarbeitsgesetze verschärft das Problem zusätzlich. Kinderarbeit ist in informellen Sektoren wie der Landwirtschaft weit verbreitet, da diese schwer zu überwachen und zu regulieren ist. Den Inspektoren fehlt oft die Befugnis, private Palmölplantagen zu inspizieren, auf denen es häufig zu Verstößen gegen das Verbot von Kinderarbeit kommt. 

Auswirkungen von Kinderarbeit in der Palmölindustrie auf Kinder

Kinderarbeit hat schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und geistige Entwicklung von Kindern. Viele Kinderarbeiter sind von Ausbeutung, einschließlich Zwangsarbeit und Missbrauch, betroffen, was lebenslange gesundheitliche und wirtschaftliche Folgen hat. Die Palmölindustrie hat Kinder von nur acht Jahren für das Ernten und Sammeln loser Palmfrüchte eingesetzt (Amnesty International, 2016). 

Kinder sind an vielen anderen Tätigkeiten auf den Palmölplantagen beteiligt, darunter das Ausbringen von Düngemitteln und Pestiziden, oft ohne angemessene Schutzausrüstung, das Tragen schwerer Lasten und die Bedienung schwerer Maschinen (Benazir, 2024). Diese gefährlichen Tätigkeiten können zu Körperverletzungen und anderen schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen, wie z. B. Wachstumsstörungen, Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und langfristigen Gesundheitsproblemen. Zusätzlich zu den körperlichen Auswirkungen führen die Anforderungen der Kinderarbeit dazu, dass die Kinder nicht zur Schule gehen, was ihr Bildungsniveau beeinträchtigt und den Kreislauf der Armut aufrechterhält.

Internationales Recht sollte Kinder vor Kinderarbeit schützen

Mehrere internationale Rechtsinstrumente schützen Kinder vor der Ausbeutung durch Arbeit. Das Übereinkommen Nr. 138 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) (Übereinkommen über das Mindestalter, 1973) legt das Mindestalter für die Aufnahme einer Beschäftigung fest, das in der Regel bei 15 Jahren liegt, wobei für gefährliche Arbeiten strengere Regeln gelten und das Mindestalter in der Regel auf 18 Jahre festgelegt ist. Das ILO-Übereinkommen Nr. 182 (Übereinkommen über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit, 1999) konzentriert sich auf die Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit, wie Sklaverei, Menschenhandel, Zwangsarbeit und gefährliche Arbeit, die das Wohlergehen von Kindern gefährdet.

Beide Übereinkommen werden durch das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes („KRK) unterstützt, insbesondere durch Artikel 32, in dem das Recht der Kinder auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung und vor Arbeit, die ihre Ausbildung oder ihre Entwicklung beeinträchtigen kann, anerkannt wird (Generalversammlung der Vereinten Nationen, 1989).

Indonesische Gesetze zur Kinderarbeit

Indonesien ratifizierte als erstes Land Asiens die Kernübereinkommen der ILO , und ratifizierte bereits 1990 die KRK (ILO, 2021). Diese Verpflichtungen spiegeln sich in der nationalen Gesetzgebung wider, z. B. im Gesetz Nr. 20 aus dem Jahr 1999 und im Gesetz Nr. 1 aus dem Jahr 2000, sowie im Nationalen Aktionsplan zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit (Minister of Manpower, 2022). Das Mindestalter für die Beschäftigung in dem Land liegt bei 15 Jahren, und die nationalen Gesetze verbieten eine Reihe von Arbeitsbedingungen, die als die schlimmsten Formen der Kinderarbeit eingestuft werden. 

Trotz der Umsetzung von Gesetzen zum Schutz von Kindern vor Kinderarbeit sind einige Bestimmungen in den nationalen Gesetzen nicht vollständig an internationale Standards angepasst (DOL, 2022). So setzen die indonesischen Verbote gegen den Kinderhandel beispielsweise voraus, dass die Anwendung von Drohungen, Gewalt oder Zwang nachgewiesen werden muss, damit die Straftat vorliegt, was nicht mit internationalen Standards übereinstimmt (ILAB, 2023). Infolgedessen verbietet das indonesische Recht nicht, dass Kinder an Tätigkeiten teilnehmen, die als „leichte Arbeit“ gelten.

Umgang mit den alarmierenden Raten der Kinderarbeit

Trotz Indonesiens Ratifizierung der ILO-Übereinkommen und der KRK und der Umsetzung nationaler Gesetze zum Schutz von Kindern vor Kinderarbeit wird in der Palmölindustrie in Indonesien weiterhin auf Kinderarbeit zurückgegriffen.

Als Reaktion auf diese Probleme hat die indonesische Regierung die Mittel für Arbeitsinspektionen und soziale Rehabilitationsprogramme für Kinder, die den Menschenhandel überlebt haben, erhöht (ILAB, 2023). Das Arbeitsministerium stellte 150.000 Dollar für soziale Rehabilitationsprogramme bereit und erhöhte das Budget der Arbeitsaufsichtsbehörde von 15,1 Millionen Dollar im Jahr 2022 auf 22,7 Millionen Dollar im Jahr 2023.

Trotz dieser Maßnahmen gibt es nach wie vor Probleme bei der effektiven Abschaffung der Kinderarbeit. Neben der uneinheitlichen nationalen Gesetzgebung hat die indonesische Regierung weiterhin Probleme mit der Durchsetzung ihrer Arbeitsgesetze. Dem Arbeitsministerium fehlen ausreichende finanzielle und personelle Ressourcen, um die Kinderarbeitsgesetze landesweit durchzusetzen.

Wie die Regierung die Durchsetzung verbessern kann

Kinderarbeit ist ein wichtiges Thema, das von der indonesischen Regierung angegangen werden muss. Sinnvolle Maßnahmen umfassen die konsequente Durchsetzung der Kinderarbeitsgesetze, die Gewährleistung einer wirksamen Überwachung der Lieferketten, das Angebot einer kostenlosen hochwertigen Bildung im ganzen Land und die Bereitstellung sozialer und wirtschaftlicher Unterstützung. Als eine weitere wichtige Maßnahme müssen Unternehmen und Produzenten zur Verantwortung gezogen werden, indem die Einhaltung von Arbeitsnormen sichergestellt und ethische Lieferketten gefördert werden.

Wie Verbraucher den Wandel in der Branche vorantreiben können

Während die Lösung derart dringender Probleme oft den Regierungen überlassen wird, können auch die Verbraucher einen Wandel in diesem Bereich bewirken. Die Verbraucher können dazu beitragen, den Einsatz von Kinderarbeit bei der Palmölproduktion zu reduzieren, indem sie sich für Fair-Trade-zertifizierte Produkte entscheiden, die eine gerechte Entlohnung und Behandlung der erwachsenen Arbeiter gewährleisten und es den Familien ermöglichen, für ihre Kinder zu sorgen. 

Es ist wichtig, auf die Herkunft der Inhaltsstoffe zu achten. Verbraucher sollten auf Palmöl aus Regionen wie Indonesien und Malaysia achten, in denen die Arbeitsbedingungen oft schwierig sind. Die Unterstützung von Unternehmen, die aktiv in die produzierenden Gemeinden investieren und mit ihnen zusammenarbeiten, kann einen positiven Wandel bewirken und die Abhängigkeit von Kinderarbeit verringern.

Viele Unternehmen, darunter auch große globale Marken, behaupten, „nachhaltiges Palmöl“ zu verwenden, doch Untersuchungen zeigen, dass es in ihren Lieferketten zu anhaltender Ausbeutung und entsetzlichen Missständen kommt (Amnesty, 2016). Diese Ergebnisse offenbaren die Kluft zwischen den Versprechungen der Unternehmen und der harten Realität und fordern die Verbraucher auf, die Marken genauer zu prüfen. Demzufolge ist es wichtig, dass Verbraucher informiert und aufmerksam sind, um feststellen zu können, ob ein Produkt aus ethischen Quellen stammt. 

Kinderarbeit in der indonesischen Palmölindustrie ist nach wie vor ein großes Problem, da Kinder weiterhin gefährliche Arbeiten verrichten, die ihre Gesundheit und Entwicklung gefährden. Die Lösung von Kinderrechtsproblemen wie Kinderarbeit sollte eine Priorität sein, um die Rechte der Kinder zu schützen und es ihnen zu ermöglichen, ihr Potenzial für eine gesunde persönliche und gesellschaftliche Entwicklung voll auszuschöpfen.

Humanium setzt sich weltweit für den Schutz der Kinderrechte und die Abschaffung von Kinderarbeit auf der ganzen Welt ein. Wenn Sie uns unterstützen möchten, können Sie spenden, sich ehrenamtlich engagieren oder Mitglied werden.

Geschrieben von Kathleen Tereposky

Übersetzt von Samuel Aldersey-Williams

Korrektur von Birgit Puttock

Literaturverzeichnis:

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