Kinder in Bosnien und Herzegowina

Kinder in Bosnien und Herzegowina

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Bosnien und Herzegowina

Nach dem heftigen Krieg versucht Bosnien und Herzegowina sich schrittweise wieder aufzubauen. Seit 2003 ist dieses Land ein potentieller Kandidat für die Aufnahme in die Europäische Union, so wie alle Länder des ehemaligen Jugoslawiens.

Nach 10 Jahren ist der Fortschritt in den Bereichen der Gerechtigkeit und des Gesundheitswesens zu Gunsten der Kinder sichtbar. Andererseits bleiben Armut, soziale Ausgrenzung und Diskriminierung weiterhin ernsthafte Probleme.

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Index der Realisierung von Kinderrechten: 8,36/ 10
Gelb: recht gute Lage

Bevölkerung: 4,622 Millionen
Bev. 0-14 Jahren: 14,5 %

Lebenserwartung: 76,4 Jahre
Kindersterblichkeit: 5 ‰

Hauptprobleme der Kinder in Bosnien und Herzegowina:

Armut

Trotz einer stark wachsenden Wirtschaft, sind Armut und soziale Ungleichheit immer noch ernste Begebenheiten. Nach einem Bericht des Entwicklingsprogrammes der Vereinigten Nationen (UNDP) im Jahr 2007 leben 20% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze ($1.25 US/Tag) und nur 30% leben knapp darüber.

Soziale Gruppen, wie die Roma, Kinder und Jugendliche sowie die ländliche Bevölkerung, sind am meisten von Armut betroffen.

Inhaftierte Kinder

Sehr beunruhigend ist die Tatsache, dass straftätige Minderjährige, die zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden, oft mit Erwachsenen inhaftiert werden und sich sogar die gleiche Zelle teilen müssen. Das Komitee zur Prävention von Folter ist darüber besorgt, denn das Regime ist nicht auf die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst. Gleichwohl mangelt es an angemessenen Einrichtungen sowie an geschultem Personal, das mit den Jugendlichen arbeitet.

Dennoch gibt es Fortschritte, einschließlich der Eröffnung der Bildungs-Besserungsanstalt in Tunjice im Jahr 2007. Zudem wurden, in Übereinstimmung mit internationalen und europäischen Konventionen, Gesetze zur Bekämpfung von Jugendkriminalität angenommen, wenn auch die Implementation von genannten Gesetzen verzörgert wird.

Trennung von den Eltern

Auch wenn die genaue Zahl nicht bekannt ist, leben schätzungsweise fast 3,000 Kinder getrennt von ihren Eltern.

Dem Gesetz nach werden die Kinder in Heimen untergebracht. Leider hat die Mehrzahl dieser Institutionen nicht genügend Personal, um der Vielzahl an Kindern eine entsprechende Unterstützung bieten zu können.

Die Trennung von den Eltern kann auch ohne das Wissen der Behörden stattfinden. So werden die Kinder häufig Opfer von Menschenhandel, müssen auf der Straße leben oder kommen in wenigen Fällen bei Freunden oder Familiengehörigen unter.

Kindesmissbrauch

Körperliche Bestrafung ist in der Schule verboten, aber in den eigenen vier Wänden zugelassen. Trotz der Bemühungen der bosnischen Gesetzgebung gegen Gewalt und Missbrauch, sind Aufklärungskampagnen nicht ausreichend, besonders nicht gegen häusliche Gewalt.

Sexuelle Ausbeutung

Zahlreiche Kinder sind Opfer von Sklaverei und besonders junge Mädchen sind Ziele des Prostitutionsringes. Diese kriminellen Netzwerke entführen oder bezahlen die Eltern in seltenen Fällen, um Mädchen in Bosnien, in der Balkanregion und im restlichen Europa auszunutzen.

Das Recht auf Gesundheit

Die Kosten der medizinischen Versorgung in Bosnien und Herzegowina sind vergleichbar mit denen anderer Länder in der Region. Jedoch unterscheidet sich der Zugang zur Gesundheitsversorgung von Region zu Region innerhalb des Landes.

Minderheiten, vor allem die Roma, Behinderte und Vertriebene, haben die größten Schwierigkeiten einen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu bekommen.

Das Recht auf Bildung

Bosnien und Herzegowina vereint viele Nationalitäten: Die Föderation von Bosnien und Herzegowina vereinigt Kroaten und Bosniaken, während in der Republika Srpska überwiegend Serben leben.

Das Recht auf Bildung ist nicht standardisiert, und wegen der geteilten Zuständigkeiten gibt es zahlreiche Fälle von Diskriminierung auf Grund der Herkunft.

In insgesamt 54 bosnisch-kroatischen Schulen besteht das „zwei Schulen unter einem Dach“ System. In diesem System werden unterschiedliche Unterrichtsinhalte an bosnische und kroatische Kinder gelehrt. Schüler der unterschiedlichen Gruppen haben keinen Kontakt zueinander und lernen unterschiedliche Versionen der Geschichte des Landes, werden aber trotzdem aufgefordert die Zukunft des Landes gemeinsam aufzubauen.

In der Republika Srpska ist das Bildungssystem nicht interethnisch und ist somit nicht auf die Minderheiten angepasst.

Die Situation der Kinder aus Roma-Familien ist sehr beunruhigend. Generell ist das Bildungsniveau schwach und die Analphabetenrate extrem hoch. Frauen, und besonders junge Mädchen, sind am meisten betroffen. Nicht viele Roma-Kinder gehen in den Kindergarten, und nach einem Bericht von UNICEF aus dem Jahr 2007 haben 64% der Roma-Kinder die Grundschule nicht besucht.

Nichtdiskriminierung

In der Verfassung von Bosnien und Herzegowina sind nur drei Ethnien anerkannt: “konstituierende Nationen”- das sind die Bosniaken, Kroaten und Serben. Der Rest der Bevölkerung wird als „andere“ bezeichnet. Diese Kategorie enthält nahezu 17 verschiedene Minderheiten, von denen die Roma am stärksten von Diskriminierung betroffen sind.

Während des Krieges mussten sehr viele Roma-Familien ihre Häuser verlassen. Nur selten waren sie in der Lage in ihre Häuser wieder zurückzukehren. Dies ist auch der Grund weshalb die Mehrzahl der Roma unter schweren Bedingungen und oft in extremer Armut leben.

Es ist eine Schande, dass die Integration von Roma-Kindern, besonders im Bildungssystem und in der Gesellschaft allgemein, keine Priorität der bosnischen Regierung darstellt.