Der Tag des afrikanischen Kindes 2020: Kindgerechte Justiz in Afrika

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Der Tag des afrikanischen Kindes (im Folgenden wird darauf mit der Abkürzung DAC Bezug genommen) wird jedes Jahr am 16. Juni von den Mitgliedsstaaten der afrikanischen Union (AU) begangen. Wichtigstes Ziel dabei ist es, das Bewusstsein für Kinderrechte zu stärken, indem die zahlreichen Herausforderungen aufgeführt werden, derer sich Kinder auf dem gesamten Kontinent konfrontiert sehen. Wegen COVID-19 lag das Hauptaugenmerk darauf, darüber zu sprechen, wie es den Kindern in diesen schwierigen Zeiten ergeht. Da sich die Dinge nun zum Besseren wenden, sind wir der Meinung, es ist an der Zeit, sich diesem interessanten Event zu widmen.

Die Ursprünge des DAC

Am 16. Juni 1976 entschlossen sich Schüler in Soweto/Südafrika dazu, in einer Demonstration gegen die von den Grundsätzen der Apartheid bestimmten Ausbildung zu protestieren; der zunächst friedliche Protest mündete in einen Aufstand, der zur Tötung vieler unbewaffneter jugendlicher Demonstranten in aller Öffentlichkeit durch die Polizei führte. (ACERWC, Abschlussbemerkung DAC, 2020)

Der DAC wurde ins Leben gerufen, um die Erinnerung an diese Kinder und ihren Mut, für ihre Rechte einzustehen, aufrechtzuerhalten. Seit 2002 hat das afrikanische Expertenkomitee zu Recht und Wohl des Kindes (ACERWC) die Aufgabe, ein jährliches Thema zu wählen und den DAC in den Mitgliedsstaaten der AU zu organisieren. (ACERWC, Abschlussbemerkung, 2020)

Der Tag des afrikanischen Kindes 2020

Dieses Jahr war das Thema kindgerechte Justiz und die Auseinandersetzung mit allem, was dazu gehört. Dieses System bezieht alle Abläufe gerichtlicher oder verwaltungstechnischer Natur mit ein, bei denen Kinder mit zivil-, straf- oder verwaltungsrechtlichen Angelegenheiten in Kontakt geraten oder in diese sogar verwickelt sind. An einem Rechtsstreit können Kinder als Opfer, Zeugen oder angebliche Täter beteiligt sein. Außerdem können sie die Personen sein, die für eine Tat verurteilt oder verantwortlich gemacht wurden oder eben solche, die Schutzmaßnahmen bedürfen (im Rahmen von Familienstreitigkeiten, wie Nachfolge und Erbschaft). Was auch immer die Umstände sein mögen, wenn Kinder involviert sind, müssen die Prinzipien, die durch die afrikanische Charta über Recht und Wohl des Kindes etabliert wurden, zugrunde gelegt werden. Das zeigt sich zum Beispiel an der Einrichtung kindgerechter Gerichte und dezidierter Strafvollzugsbehörden.

Einige Staaten verfügen in ihrer Gesetzgebung über Instrumente, um Kinder, die sich im Konflikt mit dem Gesetz befinden, zu schützen. Aber in den meisten Staaten existiert so etwas noch nicht und es gibt dort keine gesetzliche Basis, Kinder im rechtlichen System zu schützen. (UNICEF, 2020)

Kernkomponenten der kindgerechten Justiz

Um eine effiziente Gesetzgebung zu diesem Thema sicherzustellen, im Gegensatz zu den eben genannten internationalen Konventionen und Prinzipien, müssen die folgenden Faktoren berücksichtigt und bewilligt werden, wenn Kinder in rechtliche Angelegenheiten einbezogen werden. (Geraghty, 2011)

Zugang zu Rechtsbeistand

Kinder wie Erwachsene müssen sich ihrer Rechte bewusst sein. Um vor Gericht auftreten oder den Schutz ihrer Rechte einfordern zu können, müssen sie darüber informiert sein (viele afrikanische Kinder wissen nicht einmal, dass sie um Rechtsbeistand bitten können). (Geraghty, 2011) Deshalb arbeiten Nichtregierungsorganisationen und internationale Instanzen an der Entwicklung einer Ausbildung in Rechtsfragen an den Schulen.

Eines der schwierigsten Hindernisse, das dabei überwunden werden muss, sind die fehlenden finanziellen Mittel. (Kindforum Afrika, 2011) In Industrieländern stellt die Fähigkeit, einen Anwalt zu bezahlen, einen Luxus dar, den sich nicht jeder leisten kann: das gilt natürlich umso mehr in weniger industriell entwickelten Ländern. Afrikanische Kinder haben, aufgrund ihres Alters, ihrer bestehenden Abhängigkeit und der wirtschaftlichen Umstände, nicht die Möglichkeit für Rechtsbeihilfe aufzukommen und sollten daher kostenfreien Zugang zum Rechtssystem haben. (Geraghty, 2011)

Bereitstellung und Nutzen kindgerechter Dienstleistungen in der Justiz

Es steht fest, dass Kinder auf der ganzen Welt, die Rechtsbeistand benötigen, genau diejenigen sind, die nicht die nötigen Mittel haben, um an einen solchen zu gelangen. (UNICEF, 2020) In Afrika gibt es nur eine extrem kleine Anzahl an Rechtsanwälten, die gewillt sind, Kinder zu vertreten und zu verteidigen. Deswegen werden die meisten Probleme und Zuwiderhandlungen, die afrikanische Kinder erfahren, an Sozialarbeiter, Interessenverbände oder Nichtregierungsorganisationen übergeben, die Beratung und Beistand bereitstellen können.

Qualität der Rechtsbeihilfe

Wenn das zweite Kernelement einer kindgerechten Justiz umgesetzt ist, und damit eine umfangreiche Gruppe an gut ausgebildeten Rechtsanwälten zur Verfügung steht, die allen afrikanischen Kindern Rechtsbeistand anbieten können, dann sollte die Qualität und Effektivität dieser Rechtsbeihilfe hohen Standards entsprechen. (UNICEF, 2020) Alle anwaltlichen Leistungen sollten mit großer Kompetenz ausgeführt werden und sich an ethischen und professionellen Standards orientieren. Ein qualitativ hochwertiges System der Rechtbeihilfe sieht vor, dass die Rechtsanwälte und die Beistandshilfen über gute Kenntnis und eine Spezialisierung in diesem Rechtsbereich verfügen, um sich zuallererst auf die Bedürfnisse der Kinder fokussieren zu können. (Kindforum Afrika, 2011)

Möglichkeit für Fortschritte

Der Tag des afrikanischen Kindes 2020 rief die problematischen Aspekte von kindgerechten Justizsystemen in Afrika ins Bewusstsein und machte darauf aufmerksam, wie viele Staaten der afrikanischen Union über keine rechtliche Basis oder Instrumente verfügen, um ein qualitativ hochwertiges System der Rechtsbeihilfe für Kinder, die in Gerichtsverfahren involviert sind, bieten und gewährleisten zu können. Kinder in Afrika haben weder die rechtlichen, noch die finanziellen Mittel, um Zugang zu Rechtsbeistand zu erhalten. Deshalb haben sich viele Interessensvertreter und Nichtregierungsorganisationen, wie beispielsweise Humanium, der Hilfe und Unterstützung dieser Kinder verschrieben.

Humanium führt seine Arbeit in ländlichen Dorfgemeinschaften fort, um den Wandel durch Projekte vor Ort zu forcieren, wie bei dem Projekt in Ruanda, das die Verbesserung und den Schutz der Kinderrechte in Ruanda zum Ziel hat. Hierzu kombiniert es Lehr- und Führungstechniken, die auf interdisziplinären Instrumenten beruhen, welche von Experten der Traumaversorgung entwickelt wurden, um all jene auszubilden, die den dortigen Familien psychologischen und sozialen Beistand leisten.

Helfen Sie uns, einen Beitrag zur Durchsetzung der Kinderrechte auf der ganzen Welt zu leisten. Vielleicht ziehen Sie in Erwägung, zu spenden, oder sogar ein Mitglied bei Humanium und somit Teil dieser Gemeinschaft zu werden. Lassen Sie uns die Welt zu einem besseren Ort für Kinder machen.

Verfasst von Ginevra Vagliani

Übersetzt von Katharina Wilhelm

Korrektur gelesen von Anita Kister

Literaturverzeichnis:

ACERWC. (2020). Final concept note DAC. Retrieved from ACERWC Africa.

African Child Forum. (2011). Guidelines on action. Retrieved from africanchildforum.

Geraghty, T. F. (2011). Criminal Justice. Retrieved from UNODC.

UNICEF. (2020, June 16). Child-Friendly justice system. Retrieved from UNICEF.

UNODC. (2011). Child-Friendly Legal Aid in Africa. Retrieved from UNODC.