Die Kinder von Katar
Die Verwirklichung der Kinderrechte in Katar
Die Öl- und Erdgasvorräte von Katar ermöglichen derzeit ein bequemes Leben für die Bevölkerung des Landes. In Bezug auf Kinderrechte scheint sich die Situation zu verbessern – da es jedoch zu wenig Daten über Kinderarbeit und Gewalt gegenüber Kindern gibt, bleibt es schwierig, diesen Fortschritt genau festzustellen.
Index der Realisierung von Kinderrechten: 8,11/10 Bevölkerung: 2 Millionen Lebenserwartung: 78,4 years
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Hauptsächliche Probleme von Kinder in Katar
Das Recht auf Nichtdiskriminierung
80 % der Bevölkerung Katars besteht aus ausländischen Arbeitern, die vor allem aus Südasien und dem Mittleren Osten kommen. Obwohl sowohl die Verfassung von Katar als auch die Scharia rassistische Diskriminierung verbieten, werden die Kinder von Migrantenarbeitern im Bereich Gesundheitsfürsorge und Bildung benachteiligt. Geschlechterdiskriminierung ist in der Gesellschaft Katars ebenfalls weit verbreitet. So erhalten beispielsweise beim Tod eines Elternteils junge muslimische Mädchen ein geringeres Erbe als ihre Brüder.
Obwohl Katar Körperstrafe in Schulen und im Justizvollzugssystem gesetzlich verboten hat, ist diese Praxis innerhalb der Familie immer noch erlaubt. Einige Eltern halten es für eine notwendige Maßnahme zur Erziehung ihrer Kinder.
Trotz der Tatsache, dass die Zahl arrangierter Hochzeiten in Katar abnimmt, gibt es in Bezug auf Kinderheiraten immer noch Grund zur Sorge. Das Mindestheiratsalter für Mädchen ist 16 Jahre, während es für Jungen bei 18 liegt. Dieser Unterschied zeigt, dass noch immer eine Geschlechterdiskriminierung stattfindet. Eines der Hauptrisiken dieser Ehen ist häusliche Gewalt gegenüber den jungen Mädchen.
Weibliche Genitalverstümmelung
Es gibt eine Reihe von Ländern, in denen weibliche Genitalverstümmelung immer noch praktiziert wird. Katar ist eines von sechs Ländern im Mittleren Osten, in denen weiterhin Beschneidungen stattfinden. Diese Praxis wirkt sich erheblich auf die Gesundheit junger Mädchen aus und verursacht schwerwiegende Traumata.
Kinder haben in Katar ein Recht auf freie Schulbildung von 6 bis 14 Jahren. Es existieren öffentliche Schulen, um den Zugang zu dieser Schulbildung sicherzustellen. 98 % aller Kinder besuchen die Primärschule. Dass allerdings Unterricht vor und nach der Primärschule nicht obligatorisch ist, führt zu einer niedrigen Bildungsrate, besonders unter Mädchen. Es wurde beobachtet, dass 65 % der Mädchen eine Sekundarschule besuchen, im Gegensatz zu 96 % der Jungen. Auf diese Weise existiert zwischen Mädchen und Jungen eine Ungleichheit in Bezug auf Sekundarbildung.
Katar arbeitet an der Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern im Land und an der Entwicklung von Strukturen, die speziell auf deren Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das 1999 gegründete Shafallah Center zum Beispiel nimmt Kinder mit Behinderungen von jungem Alter bis zum Erwachsenensein auf. Das Center unterstützt diese Kinder in ihrer Bildung und ihrer persönlichen Entwicklung.
Ein mit einer Ausländerin verheirateter Katarer kann seine Nationalität auf seine Kinder übertragen. Im Gegensatz dazu kann eine mit einem Ausländer verheiratete Katarerin dies nicht tun. In Fällen, in denen der Vater seine Nationalität nicht auf das Kind übertragen kann, riskiert dieses also, jedwede Nationalität zu verlieren. Darüber hinaus stellt dies eine schwerwiegende Diskriminierung zwischen Frauen und Männern in Katar dar.
Obwohl das Verbot von Körperstrafen als Antwort auf von Minderjährigen begangene Ordnungswidrigkeiten ein großer Schritt vorwärts für Katar ist, werden Kinder ab dem Alter von 7 Jahren als schuldfähig angesehen. Dieses Mindestalter ist vergleichsweise niedrig, insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass die Aussage des Kindes während eines Strafprozesses selten berücksichtigt wird. Obwohl das UN-Kinderrechtsabkommen eine Unterscheidung zwischen der Behandlung von Minderjährigen unter 18 Jahren und Erwachsenen in Bezug auf Strafsachen empfiehlt, können Kinder zwischen 16 und 18 Jahren in Katar wie Erwachsene behandelt werden. Nach der Scharia ist die Auspeitschung von Kindern über 16 Jahren erlaubt.
Vor allem afrikanische Kinder wurden früher verkauft oder entführt, um sie zu Kameljockey zu machen. Diese Vorgehensweise gefährdete Minderjährige, die oft mangelernährt wurden, unter schlechten Bedingungen arbeiteten und ihre Gesundheit riskierten. Seit 2005 sind minderjährige Kameljockeys gesetzlich verboten und wurden durch Roboter ersetzt. Kinderarbeit ist für alle katarischen Staatsbürger verboten, ausländische Kinder allerdings bleiben weiterhin gefährdet.
Straßenverkehr
Verkehrsunfälle sind eine der Ursachen für Kindersterblichkeit in Katar. Im Vergleich mit ähnlichen reichen Ländern hat Katar die höchste Unfallrate. Kampagnen zur Erhöhung der Aufmerksamkeit für Sicherheit im Straßenverkehr wurden durchgeführt, allerdings bleibt durch die jährliche Steigerung der Fahrzeugzahl auf den Straßen Katars das Potenzial für die Verschlimmerung der Statistik von Unfällen mit Kindern beunruhigend.