Kinder Vanuatus

Kinder Vanuatus

Umsetzung von Kinderrechten in Vanuatu

In Folge sozioökonomischer, geografischer und politischer Probleme, trifft Vanuatu auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention. Aufgrund dessen müssen ernsthafte Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Missbrauch ergriffen werden.

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Index der Realisierung von Kinderrechten : 7,70 /10
Orange Stufe : Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung : 261 500
Bev. 0-14 Jahren : 38 %

Lebenserwartung : 71,6 Jahre
Kindersterblichkeit : 23 ‰

Hauptprobleme, mit denen Kinder in Vanuatu konfrontiert werden:

Umsetzung von Kinderrechten

Viele traditionelle Bräuche bestimmen noch das Leben der Einwohner der Inseln Vanuatus, die jedoch manchmal internationalen Grundsätzen der Menschenrechte widersprechen.

Einige Oberhäupter des Archipels neigen dazu, Tradition auf Kosten der Kinderrechte zu bevorzugen und verhindern, dass diese respektiert werden.

Trotz der jüngsten Verbesserungen halten sich nationale Gesetzgebung und traditionelles Gesetz offensichtlich nicht an die Bestimmungen der Kinderrechtskonvention. Demzufolge entsprechen Regierungsprogramme und auf Kinder gezielte Leistungen diesen Anforderungen auch nicht.

Gesundheit

Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist eines der größten Probleme im Land, was die Kinder betrifft. Die Aufteilung des Gebiets in viele kleine Inseln, sowie die häufigen Naturkatastrophen stellen ein Hindernis für die korrekte Durchführung von nationalen Programmen dar.

Des Weiteren erschwert die fehlende Infrastruktur, ein Mangel an Gesundheitspersonal, die schlechte Qualität von Abwassernetzen und der beschränkte Zugang zu Trinkwasser in vielen Dörfern ein funktionierendes Gesundheitswesen. Zusätzlich herrscht vor allem in ländlichen Regionen eine allgemeine Unwissenheit über die gesunde Erziehung von Kindern.

Infolge all dieser Faktoren ist die Sterblichkeitsrate von Säuglingen    (16 %) relativ hoch. Für die Weltgesundheitsorganisation ist Vanuatu eines der schwierigsten Länder in den pazifischen Staaten, was den Kampf gegen die Malaria betrifft.

So macht Malaria unter den Todesursachen von Kindern unter 5 Jahren knapp 20% aus. Außerdem stellen akute Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen eine weitere Bedrohung für das Überleben und die Entwicklung der Kinder dar.

Gesundheitspolitiken, die Kinder begünstigen, sind nicht ausreichend, wenn man Unfälle, Selbstmord, Gewalt, Alkohol und Tabak berücksichtigt. Die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten unter Jugendlichen, sowie die hohe Zahl von Schwangerschaften unter Jugendlichen (geschätzt auf 92 %) sind auch sehr beunruhigend.

Bildung

Isolation und Armut von Dörfern stellen ein großes Problem bezüglich des Zugangs zur Bildung dar.

Trotz der Bemühung durch Vanuatu, allen Kindern bis 2015 obligatorische, qualitativ hochwertige und kostenlose Schulbildung zu bieten, ist die Situation nicht aufmunternd: niedrige Alphabetisierungsrate hohe Bildungskosten, mangelhafte Unterrichtsqualität, fehlende Bildungshandbüchern und noch unzulängliche Anzahl an qualifizierten Lehrern.

Außerdem vereinfacht die Vielzahl von Sprachen (80 bis 100 lokale Sprachen, 2 Amtssprachen, und 1 Landessprache, Bislama) die Situation auch nicht gerade. Bildung wird nur in den beiden offiziellen Sprachen Französisch und Englisch angeboten, jedoch sind nur 4% der Bevölkerung Muttersprachler dieser Sprachen.

Die Zahl der Schulabbrüche ist relativ hoch, so waren 2008 nur 38 % der Kinder, die an einer weiterführenden Schule eingeschrieben waren, wirklich anwesend.

Der UNESCO nach befinden sich diese Jugendlichen in einer sehr schwierigen Situation: Ohne Berufsausbildung finden sie keine Arbeit und verfügen nicht über notwendigen Alltagskenntnisse für das moderne Leben. Doch gerade weil das Bildungssystem sie vom Lebensstil ihrer Eltern getrennt hat, wissen sie auch nicht, wie man sich an das traditionelle Dorfleben anpasst.

Diskriminierung

Stark beeinflusst durch eine traditionell von Männern dominierte Gesellschaft, und trotz neuer Verbesserungen, ist die Gesetzgebung von Vanuatu immer noch diskriminierend gegenüber Frauen und Mädchen. Zum Beispiel kann eine ausländische Frau, die die Staatsbürgerschaft von Vanuatu beantragt, diese nicht für ihre Kinder anfordern, während Männer das dürfen.

Doch selbst wenn das Gesetz fair ist, setzen diskriminierende kulturelle Traditionen die Benachteiligung von Mädchen fort, die weniger gebildet sind als Jungs und öfter der Gewalt zum Opfer fallen. Teilweise rührt dies aus dem Glauben her, dass die Menstruation schmutzige und schädliche Auswirkungen hat.

Behinderte Kinder

Die Rechte von behinderten Kindern werden in Vanuatu nicht ausreichend geschützt. Programme (insbesondere frühzeitige Diagnose) und auf behinderte Kinder gerichtete Leistungen werde nicht mit genügenden Mitteln unterstützt, um wie nötig zu agieren. Demzufolge werden sie in die Gesellschaft schlecht integriert.

Kinderehe

Das gesetzliche heiratsfähige Alter für Mädchen liegt bei 16 Jahren, im Gegensatz zu 18 für Jungs. Auf bestimmten isolierten Inseln werden Kinder manchmal sogar noch früher verheiratet.
Aus diesem Grund sind 13 % der Mädchen unter 19 Jahren verheiratet oder leben in einer eheähnlichen Gemeinschaft. Das fördert den Schulabbruch und frühe Schwangerschaften auf Kosten ihrer Gesundheit und Ausbildung.

Missbrauch

Wenn Kindesmisshandlung ein in Vanuatu nicht besonders weit verbreitetes Phänomen ist, hat die Regierung nicht genug unternommen, um es zu bekämpfen. Obwohl die körperliche Züchtigung in Schulen verboten ist, ist sie im häuslichen Gebrauch zulässig.

Einige traditionelle und kulturelle Traditionen fördern sie sogar in gewisser Hinsicht in der Gesellschaft, einschließlich im gerichtlichen System.

Frauen und Mädchen sind besonders von der Gewalt betroffen. Der Brauch der Mitgift, die die zukünftigen Ehemänner der Familie der Frau bringen, verstärkt die Ansicht, dass Frauen käufliche Objekte seien. Das rechtfertigt in den Augen der Gesellschaft häufig Gewalt, wenn auch das Gesetz dies nicht als zulässige betrachtet.

Gewalt in der Familie und Fälle von Misshandlung und Missbrauch, einschließlich des sexuellen Missbrauchs von Frauen und Kindern werden deshalb nicht richtig ermittelt und entsprechend bestraft. Kinder, die Opfer von Gewalt sind, werden weder während der gesetzlichen Verfahren, noch bei der sozialen Reintegration richtig unterstützt.

Sexuelle Ausbeutung

In Vanuatu wird Inzest noch als Straftat bei Mädchen ab einem Alter von 15 Jahren betrachtet.

Das bedeutet, dass ein junges Mädchen, das von einem Elternteil sexuell misshandelt wurde, durch das Gesetz für schuldig befunden und nicht als Opfer angesehen wird.

Diese Behandlung hält Kinder davon ab, Überfälle zu melden und hindert jegliche Entschädigung für Verbrechen.

Kinderarbeit

Im Allgemeinen beginnen Kinder in Vanuatu in einem sehr jungen Alter zu arbeiten, was hauptsächlich an dem eingeschränkten Zugang zur Ausbildung liegt. Das Gesetz verbietet Zwangsarbeit für Kinder unter 12 Jahren, außer in der Familienlandwirtschaft, wo viele von ihnen ihren Eltern helfen.

Aufgrund dieser niedrigen Altersgrenze und Ausnahme arbeiten viele Kinder unter Bedingungen, die für ihr zartes Alter unangemessen sind.

Justiz

Das gesetzliche Mindestalter für die Strafmündigkeit liegt bei 10 Jahren, eine Grenze die im Vergleich zu den durch internationale Dokumente empfohlenen 15, viel zu niedrig ist.

Außerdem entsprechen die Gerichtsverfahren, denen Minderjährige unterzogen werden, nicht den internationalen Normen. Rechtskräfte, sowie Strafverfolgung verfügen über unzulängliche Mittel und werden nicht ausreichend trainiert, die spezifischen Bedürfnisse von Kindern korrekt zu berücksichtigen.

Außerdem bevorzugen viele Dörfer die Aufklärung von Verbrechen und Konflikten auf traditionelle Weise (kastom faen). Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass bei der Polizei abgelegte Beschwerden nach Eingreifen eines Dorfführers zurückgezogen werden.

Diese traditionellen Urteile sind nicht immer fair und ziehen die speziellen Bedürfnisse von Kindern nicht richtig in Betracht.

Gewohnheitsrechte, die auf den Inseln des Archipels Vanuatu noch Gültigkeit besitzen, erlauben es manchmal sogar Kinder auszutauschen oder als Schadenersatz während der Entscheidung eines Konflikts zu verwenden.

Dieser Austausch wird als ein Vorteil für das Kind gesehen, das normalerweise nicht von seiner leiblichen Familie getrennt wird, weil es in einer Großfamilie größeren Schutz findet. Jedoch fördert diese Gewohnheit die Ansicht, Kinder seien Gegenstände, was ihre Entwicklung stören kann.