Ein neues Kapitel in Japans Bildungsgeschichte hat begonnen: Die weiterführende Schulbildung ist nun für alle Schüler kostenlos, unabhängig vom Haushaltseinkommen. Diese bahnbrechende Reform, die seit April 2025 in Kraft ist, geht auf eine historische parlamentarische Vereinbarung zurück und wird voraussichtlich weitreichende Auswirkungen auf Schüler, ihre Familien und die Zukunft des Landes haben. Sie markiert einen Wendepunkt für Kinderrechte und Bildungsgerechtigkeit im Land.
Japans neue Bildungspolitik für gebührenfreie Sekundarschulen
Japans neue Bildungspolitik garantiert den allgemeinen Zugang zu weiterführenden Schulen durch die Abschaffung der Schulgebühren für alle Schüler an öffentlichen Schulen. Ab April 2025 erhält jeder Schüler einer öffentlichen Schule der Sekundarstufe einen staatlichen Zuschuss von 118.800 Yen (ca. 800 US-Dollar), der die jährlichen Schulgebühren vollständig abdeckt (Sheppard, 2025).
Auch die Unterstützung für Schüler privater weiterführender Schulen wird erheblich ausgeweitet. Ab April 2026 werden die Einkommensgrenzen für Subventionen aufgehoben, und die staatliche Unterstützung wird auf etwa 457.000 ¥ (etwa 3.000 $) pro Schüler und Jahr steigen (Tochibayashi & Ota, 2025). Diese Unterstützung wird die meisten Studiengebühren abdecken und den Familien ein breiteres Spektrum an Bildungsmöglichkeiten bieten.
„Mit dem kostenlosen Schulgeld sind Privatschulen jetzt eine echte Option“.
– Kommentiert ein Elternteil die Auswirkungen der neuen Politik der Schulgeldfreiheit (News On Japan, 2025)
Die Reform ersetzt ein bedürftigkeitsabhängiges System, das viele Haushalte mit einem Jahreseinkommen von mehr als 9,1 Millionen Yen (etwa 60 000 Dollar) ausschloss und bürokratische Hürden mit sich brachte, insbesondere für Kinder aus Einwandererfamilien, aus einkommensschwachen Schichten und aus Familien mit unbeständigem Einkommen (Sheppard, 2025). Die Politik zielt darauf ab, die Ungleichheit zu verringern und einen breiteren Zugang zu Bildung zu fördern, indem sowohl finanzielle als auch administrative Hindernisse beseitigt werden.
Ein Meilenstein für Bildungsgerechtigkeit
Die Entscheidung Japans, die weiterführende Schulbildung kostenlos zu machen, ist ein wichtiger Schritt zur Erfüllung der Verpflichtungen des Landes im Rahmen des Übereinkommens über die Rechte des Kindes (Kinderrechtskonvention-KRK), das es 1994 ratifiziert hat. Gemäß Artikel 28 der KRK müssen die Staaten dafür sorgen, dass die Sekundarschulbildung „jedem Kind zur Verfügung steht und zugänglich ist“, und sie schrittweise unentgeltlich machen. Mit dieser Reform kommt Japan seinen internationalen Verpflichtungen nach und bekräftigt sein Engagement für die Bereitstellung gerechter Bildungschancen.
Die COVID-19-Pandemie offenbarte die Ungleichheiten im japanischen Bildungssystem. Trotz guter Leistungen bei internationalen Tests wie dem Programme for International Student Assessment (PISA) und der Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) zeigen die Daten der Regierung einen klaren Zusammenhang zwischen Haushaltseinkommen und Universitätseinschreibung. Kinder aus wohlhabenderen Familien und aus Großstädten wie Tokio und Osaka haben tendenziell einen besseren Zugang zu höherer Bildung. Kinder aus einkommensschwächeren Familien oder aus ländlichen Gebieten stoßen oft auf größere Hürden (Tochibayashi & Ota, 2025).
Mit dieser Politik wird den regionalen Unterschieden entgegengewirkt, da einige Gebiete, wie Tokio und Osaka, zuvor mehr Subventionen offeriert haben als andere (The Mainichi, 2025). Diese Reform garantiert landesweit einen gleichberechtigten Zugang zur kostenlosen Oberschulbildung (Asia Education Review, 2025).
Wie das kostenlose Schulgeld für die Sekundarstufe Schülern und Familien zugute kommt
Das Schulgeld für die Sekundarstufe stellt für viele Familien seit langem eine erhebliche finanzielle Belastung dar. Nach Angaben des Bildungsministeriums können sich die Gesamtkosten – einschließlich Studiengebühren, Uniformen und sonstiger Ausgaben – während der gesamten Schulzeit in der Sekundarstufe auf rund 1,5 Millionen Yen (etwa 10.000 Dollar) pro Schüler belaufen (Allen, 2025). Diese Belastung betrifft insbesondere Haushalte von Alleinerziehenden und Familien mit mehreren Kindern.
Diese hohen Kosten sind besonders alarmierend, wenn man bedenkt, dass im Juli 2023 11,5 % der Kinder – etwa jedes neunte – in relativer Armut lebten (Zenbird, n.d.). In der Vergangenheit waren die Schulgebühren und die damit verbundenen Kosten ein großes Hindernis für Kinder aus einkommensschwachen Haushalten, da sie die Familien in einen Teufelskreis der Armut führten und ihre Chancen einschränkten.
Angesichts dieser Herausforderungen zielt die neue japanische Bildungspolitik darauf ab, die Schulbesuchs- und Abschlussquoten zu erhöhen und das Risiko eines Schulabbruchs aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zu verringern. Auf diese Weise wird die Entwicklung der Kinder unterstützt, indem sichergestellt wird, dass jeder Schüler eine faire Chance hat, seine schulischen und persönlichen Ziele zu verfolgen (Sheppard, 2025).
Darüber hinaus fördert die Reform eine stärkere soziale Eingliederung durch die Abschaffung von Einkommensschwellen und die Vereinfachung von Subventionsanträgen. Sie kommt Kindern mit Migrationshintergrund, aus Randgruppen und aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen zugute, die bisher mit finanziellen und bürokratischen Hindernissen konfrontiert waren (Sheppard, 2025).
Die Politik unterstützt auch Familien mit instabilem Einkommen oder solche, die mit komplexen Verwaltungsverfahren überfordert sind, und trägt dazu bei, die finanzielle Belastung durch die Kindererziehung zu verringern – ein dringendes Problem in Japans alternder Gesellschaft (Shiga, 2025; World Half Full, 2025).
Kinder in den Mittelpunkt der Bildungsreform stellen
Die Reform spiegelt die von der japanischen Jugend geäußerten Prioritäten wider, darunter den starken Wunsch nach kostenloser Bildung. In einer 2023 durchgeführten Umfrage unter Kindern im Alter von 10 bis 18 Jahren wurde kostenlose Bildung als wichtigstes politisches Anliegen genannt (Nippon.com, 2023). Diese Politik zeigt also, dass die Ansichten der Kinder respektiert werden – ein Kernprinzip der KRK.

Darüber hinaus fordern die Befürworter eine kontinuierliche Überwachung, damit alle Kinder – und nicht nur diejenigen in wohlhabenden oder städtischen Gebieten – in vollem Umfang von der Reform profitieren können. Zu den wichtigsten Anliegen zählen die Kosten, die nicht im Schulgeld enthalten sind, und die Auswirkungen der Reform auf die Einschreibungsmuster an öffentlichen und privaten Schulen sowie die allgemeine Qualität der Bildung (The Mainichi, 2025).
Anhaltende Hindernisse für Gleichheit in der Sekundarschulbildung adressieren
Die Sicherstellung eines echten Zugangs ist nach wie vor eine große Herausforderung. Zwar werden die Schulgebühren inzwischen übernommen, aber die Familien haben weiterhin mit den hohen Kosten für Uniformen, Schulmaterial, Transport und außerschulische Aktivitäten zu kämpfen. Kinderrechtsaktivisten betonen die Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützung zur Deckung dieser versteckten Kosten, damit alle Schüler – insbesondere diejenigen aus einkommensschwachen Familien – in vollem Umfang am Schulleben teilhaben können.
Ein weiteres Problem sind die Unterschiede zwischen öffentlichen und privaten Schulen in Japan. In Testgebieten wie Osaka und Tokio ist die Zahl der Anmeldungen an öffentlichen weiterführende Schulen zurückgegangen, und einige Schulen sind nicht ausgelastet. Dieser Trend zu Privatschulen gibt Anlass zur Sorge über die wachsende Ungleichheit. Privatschulen könnten ihre Gebühren anheben, um von der erhöhten staatlichen Finanzierung zu profitieren, was das Ziel der Reform, den gleichberechtigten Zugang, untergraben könnte.
Darüber hinaus erfordert die weitere Umsetzung dieser Politik eine kontinuierliche Finanzierung. Sie kostet jedes Jahr über 500 Milliarden Yen (etwa 4 Milliarden Dollar) (Shiga, 2025). Ihre Dauer hängt von der politischen und öffentlichen Unterstützung sowie einer klaren und gerechten Haushaltsführung ab. Einige Kritiker fordern eine offenere Diskussion darüber, wie die Reform finanziert werden soll und was sie für die Bildung insgesamt bedeutet (The Mainichi, 2025; The Yomiuri Shimbun, 2025).
Auch Qualität und Motivation spielen eine Rolle. Kostenlose Studiengebühren sollten eine ernsthaftere Diskussion darüber auslösen, wie ein hoher Bildungsstandard und die Motivation der Schüler aufrechterhalten werden können – und nicht nur als politisches Versprechen dienen. Wenn das Ziel des Vorschlags darin besteht, die Bildung zu verbessern, sollte das Parlament prüfen, wie die kostenlose Bildung die Entwicklung aller Schüler fördern und ihre Motivation zum Lernen aufrechterhalten kann (The Yomiuri Shimbun, 2025).
Schließlich üben die alternde Bevölkerung Japans und die sinkende Geburtenrate zusätzlichen Druck aus. Die Zahl der Schüler ist in den letzten 20 Jahren um etwa 700.000 zurückgegangen. Die Regierung sieht die kostenlose Sekundar-Schulbildung als eine Möglichkeit, die Kosten für die Kindererziehung zu senken und die Familien zu unterstützen. Dies ist Teil eines größeren Plans, um dem demografischen Rückgang des Landes entgegenzuwirken (Shiga, 2025).
Stärkung der japanischen Politik für kostenlose Sekundarschulbildung
Die Befürworter fordern die Regierung auf, die kostenlose Sekundarschulbildung im Grundgesetz für Bildung zu verankern, um sie vor künftigen politischen Änderungen zu schützen. Die Abschaffung der Studiengebühren ist zwar ein wichtiger Schritt, doch ebenso wichtig ist es, die verbleibenden Lücken zu schließen und beispielsweise den Zugang für kürzlich Eingewanderte und andere Randgruppen zu verbessern. Gleichzeitig konzentrieren sich die laufenden Diskussionen auf die Frage, wie eine umfassende Entwicklung und Motivation der Schüler über die bloße Beseitigung finanzieller Hürden hinaus gefördert werden kann.
Neben dieser Politik prüfen die politischen Entscheidungsträger weitere Reformen wie die Ausweitung der kostenlosen Schulmahlzeiten und die verstärkte Förderung der frühkindlichen Bildung in Japan. Diese Bemühungen sind Teil einer umfassenderen Strategie zur Verbesserung des Zugangs zur Bildung und der Qualität der Bildung. Zu den Initiativen gehört die Ausweitung der kostenlosen Mahlzeiten auf jüngere Schüler.
Im Jahr 2023 boten rund 30 % der Gemeinden allen Schülern der Mittelschulen und öffentlichen Grundschulen ein kostenloses Mittagessen an (Nippon.com, 2024). In jüngster Zeit wurde in digitale Lernmittel investiert, um regionale Ungleichheiten zu verringern. Folglich ist eine kontinuierliche Überwachung von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Kinder gerecht von diesen Maßnahmen profitieren.
Damit die gebührenfreie Schulbildung wirklich wirksam wird, muss Japan auch die öffentlichen Schuleinrichtungen erhalten und modernisieren, um der gesteigerte Nachfrage gerecht zu werden. Darüber hinaus ist eine sorgfältige Planung erforderlich, um die steigende Nachfrage nach Privatschulen zu bewältigen und gleichzeitig sicherzustellen, dass soziale Ungleichheit nicht verschärft wird, insbesondere angesichts von Herausforderungen wie Geburtenrückgang und Schulschließungen.

Humanium, eine weltweit tätige Kinderrechtsorganisation, setzt sich für den allgemeinen Zugang zu kostenloser und hochwertiger Bildung ohne finanzielle oder soziale Barrieren ein. Helfen Sie uns, den Stimmen der Kinder Gehör zu verschaffen und Inklusion zu fördern, um eine gerechtere Zukunft zu schaffen, in der jedes Kind lernen, wachsen und gedeihen kann. Unterstützen Sie uns, indem Sie sich ehrenamtlich engagieren, eine Patenschaft für ein Kind übernehmen oder noch heute spenden.
Geschrieben von Or Salama
Übersetzt von Samuel Aldersey-Williams
Korresktur gelesen von Katharina Wilhelm
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