Genitalverstümmelung

Genitalverstümmelung

Praktiken der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM)

Die Ausübung der weiblichen Genitalverstümmelung ist eine weit verbreitete Praktik, die die Gesundheit vieler Kinder gefährdet.In zahlreichen Teilen der Welt angewendet, verletzt FGM sowohl die Würde wie auch das Recht vieler Mädchen, über ihren eigenen Körper zu bestimmen.

Definition

FGM (female genital mutilation), ebenfalls weibliche Beschneidung genannt, besteht aus der teilweisen oder vollständigen Entfernung der äußeren Geschlechtsorgane eines Mädchens oder einer Frau, oder deren Verstümmelung anderer Art aufgrund von kulturellen oder anderen nicht-therapeutischen Gründen.

Diese Praktiken sind eine Verletzung der Rechte von Kindern, da sie üblicherweise an Mädchen zwischen 0 und 15 Jahren durchgeführt werden.

Die Ursachen

Solche Verstümmelungen werden aus zahlreichen religiös, kulturell oder hygienisch motivierten Gründen ausgeführt. Tatsächlich sind diese unmenschlichen und herabwürdigenden Praktiken aber eine barbarische Art, die Jungfräulichkeit junger Mädchen zu erhalten.

Sie werden oft als Initiationsritus in das Erwachsenenalter angesehen. Eltern – insbesondere Mütter, die dasselbe Leiden und die Erniedrigung bereits erlebt haben – fühlen sich gezwungen, ihre Töchter diesem Ritus auszusetzen, um ihre soziale Integration – oder die ihrer ganzen Familie – sicherzustellen.

Die Verweigerung der Durchführung solcher Rituale können Gründe für die soziale Ausgrenzung des Mädchens sein – oder gar ihrer ganzen Familie.

Die Konsequenzen

Die Bedingungen, unter denen diese Methoden ausgeführt werden (Unkenntnis, Mangel an Hygiene, Fehlen von medizinischem Personal und Anästhesie), haben verheerende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit des Mädchens. Jedes Jahr sterben tausende Mädchen an den postoperativen Komplikationen der Verstümmelung, welche mit starken Schmerzen, Infektionen und dem Risiko von inneren Blutungen einher geht.

Zudem haben Studien gezeigt, dass die Genitalverstümmelung von Müttern eine negative Auswirkung auf ihre Neugeborenen hat, deren Sterberate wesentlich höher ist.

Die weibliche Genitalverstümmelung weltweit

Aktuell haben weltweit über 130 Millionen Mädchen und Frauen eine weibliche Genitalverstümmelung erdulden müssen und jedes Jahr sind über drei Millionen Mädchen dem Risiko ausgesetzt, dasselbe Schicksal zu erleiden.

Die weibliche Genitalverstümmelung wird hauptsächlich in 28 afrikanischen Ländern praktiziert, wo mit über 90 Millionen beschnittenen Mädchen und Frauen je eine aus drei Frauen mit den Folgen von sexueller Verstümmelung leben muss.

FGM wird ebenfalls in Malaysia, im Jemen und Indonesien durchgeführt – gleichfalls wie in einigen ethnischen Gruppen in Zentral- und Südamerika. Sie existiert sogar in entwickelten Ländern durch Einwandererfamilien, die ihre Traditionen aufrechterhalten.

Weibliche Genitalverstümmelung: eine zerstörerische Tradition

Traditionen sind als Praktiken definiert, die, aus der Vergangenheit übernommen, von allen Mitgliedern einer Gemeinschaft akzeptiert und respektiert sind.  Es gibt viele Bevölkerungsgruppen, die aus Respekt für diese Bräuche die weibliche Genitalverstümmelung weiterhin praktizieren.

Diese Verstümmelungen schaden jedoch der physischen und mentalen Gesundheit junger Mädchen, deren Leben und Entwicklung durch diese Handlung gefährdet werden. Da FGM eine Menschenrechtsverletzung darstellt, müssen sich die moralischen Werte in einigen Bevölkerungsgruppen ändern, damit diese schädliche traditionelle Praktik vollkommen abgeschafft wird.

Aesthetische genitale Verstümmelung

Bei der Zwangsfestlegung eines Geschlechts erfolgen chirurgische Eingriffe an den äusseren Geschlechtsorganen des Kindes, um sein Geschlecht, das bei seiner Geburt Abweichungen von normierten Geschlechtsmerkmalen aufweist, festzulegen. Diese Eingriffe finden in der Zeit direkt nach der Geburt oder in der frühen Kindheit statt.

Diese Operationen erfolgen nach dem Willen der Eltern und ohne Zustimmung des Kindes. Sie betreffen sowohl Jungen als auch Mädchen.

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet ist die Tatsache, dass diese chirurgischen Eingriffe an den ӓusseren Geschlechtsorganen bei Kindern hӓufig durchgeführt werden, insbesondere auch in den entwickelten Ländern.

Diese Eingriffe stellen eine Verstümmelung dar, auch wenn sie unter Narkose durchgeführt werden. Sie sind irreversibel, erfolgen ohne Einwilligung des Kindes und haben häufig negative Auswirkungen auf die psychische und emotionale Entwicklung des Kindes aufgrund falscher Geschlechtszuschreibungen.

Beschneidung

Beschneidung ist der Brauch, die Vorhaut eines Jungen chirurgisch zu entfernen.

Oft aus religiösen Gründen praktiziert, wird die Beschneidung von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus gesundheitlichen Gründen empfohlen. So hilft sie, die Weitergabe von sexuell übertragbaren Krankheiten beim Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau um 60% zu verringern.

Trotz dieses Nutzens bleibt die Beschneidung dadurch kontrovers, dass sie nicht Rückgängig zu machen ist und ohne Einwilligung des Kindes erfolgt. Als solche hat die Beschneidung das Potenzial, sich negativ auf die emotionale Entwicklung und das psychische Wohlbefinden auszuwirken.

 

 

 

Geschrieben von : Audrey Ramel & Apolline Garnier
Übersetzt von : Claudia Roth & Anna André
Bewertet von : Jacqueline Zeng & Brigitte Winterl
Verfasst am 25. Juli 2013