Die Rechte von Mädchen

Die Rechte von Mädchen

Mädchen – Opfer von zweifacher Diskriminierung

Werden die Menschenrechte von Kindern verletzt, gehören in vielen Ländern Mädchen zu den ersten Opfern. Sie werden oft auf zwei Art und Weisen diskriminiert: hinsichtlich ihres Alters und ihres Geschlechts. Häufiger als Jungen werden sie benachteiligt, weil sie minderjährig und weiblich sind. Diese zweifache Diskriminierung kann auch zu einer dreifachen Diskriminierung führen, wenn man weitere Faktoren, wie Armut, Behinderung oder die Angehörigkeit zu einer Minderheit dazu zählt.

Die folgenden Fakten veranschaulichen die Unterschiede, die es zwischen Mädchen und Jungen gibt:

  • Die Wahrscheinlichkeit von Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren ist bei Mädchen dreimal so hoch wie bei Jungen.
  • Eins von drei Mädchen in Entwicklungsländern bricht die Grundschule ab, meistens weil sie achtmal so viel Zeit für den Haushalt aufwendet. Dementsprechend gibt es im Vergleich zu 57 Millionen Jungen, 96 Millionen Mädchen im Alter von 15 und 24 Jahren, die weder  lesen noch schreiben können.
  • Jeden Tag werden 25000 Mädchen Opfer von Zwangsverheiratung, was dazu führen kann, dass sie gezwungen sind die Schule abzubrechen. Schwangerschaft ist die häufigste Todesursache bei Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren.
  • Bei 50% aller sexuellen Übergriffe in der Welt gehören Mädchen unter 16 Jahren zu den Opfern.

Das Recht auf Leben

Das Recht auf Leben wird bei Mädchen weniger respektiert als bei Jungen. Das zeigt sich unter anderem an den häufigeren Schwangerschaftsabbrüchen und einer höheren Sterberate von Mädchen unter fünf Jahren.

Verschiedene Faktoren tragen zu dieser Situation bei. Zum einen existiert der Wunsch – in manchen Ländern ist er sehr stark ausgeprägt– lieber einen Sohn als eine Tochter zu haben. Dies ist in China der Fall, wo ein Gesetz eingeführt wurde, das Eltern auf ein Kind beschränkt. Die Tatsache, dass Männern in der sozialen Hierarchie eine größere Bedeutung zugeschrieben wird, hat zur Folge, dass sich viele Paare dazu entscheiden eine Schwangerschaft abzubrechen, sollte das Kind ein Mädchen werden.

In den ärmeren Gebieten Chinas und auch in anderen Ländern, in denen es nicht möglich ist das Geschlecht eines ungeborenen Kindes zu bestimmen, werden neugeborene Babys getötet, sollte es ein anderes Geschlecht als das gewünschte haben. Dieses Vorgehen wird als Kindesmord (Infantizid) bezeichnet, hiervon sind besonders Mädchen betroffen (Femizid).

Diese beiden Praktiken haben in einigen Regionen zu einem großen Ungleichgewicht der Geschlechter geführt, und zwar in solchem Maße, dass es laut einer Berechnung der UN im Jahr 2007 100 Millionen Mädchen weniger auf der Welt gab, davon 80 Millionen, die in Indien und China geboren worden wären.

Dieses Ungleichgewicht hat schwerwiegende Langzeitfolgen. Ein erheblicher Frauenmangel auf der Welt könnte zu einer Zunahme des Mädchen- und Frauenhandels führen, oder in manchen Gebieten darin resultieren, dass Frauen gezwungen sein werden mehr als einen Mann zu heiraten. Es wurde berechnet, dass es in den Jahren zwischen 2015 und 2030 25 Millionen Männern in China nicht möglich sein wird eine Frau zu finden.

Das Recht auf Bildung

Im Vergleich zu 57 Millionen Jungen, gibt es heutzutage 96 Millionen Mädchen, die nicht lesen und schreiben können. Das liegt daran, dass es in einigen Ländern und Regionen nicht als Priorität gilt, dass Mädchen die Schule besuchen. Dort wird erwartet, dass sich Mädchen um den Haushalt kümmern oder die Mutter bei der Erziehung von jüngeren Geschwistern unterstützen.

Das Recht auf Gesundheit

Wenige Studien, die sich mit Neugeborenen beschäftigen, unterscheiden zwischen Jungen und Mädchen. Es scheint jedoch, dass Mädchen gegenüber Jungen mit einem geringen biologischen Vorteil geboren werden. Dennoch ist diese Tendenz in vielen Entwicklungsländern aufgehoben oder sogar umgekehrt, da Mädchen oft ungenügende medizinische Versorgung, Hygiene und Nahrung zur Verfügung steht, was dazu führt, dass eine höhere Gefahr für sie besteht im Kindesalter Wachstumsprobleme zu haben und zu sterben.

Ein weiteres ernstes Problem in Bezug auf die Gesundheit von Mädchen, ist die Schwangerschaft im Kindesalter. Dieses Problem tritt besonders dann auf, wenn die Schwangerschaft das Ergebnis einer Zwangsheirat ist und das Mädchen noch nicht weit genug entwickelt ist, um ohne Gefahr ein Kind austragen zu können.

Weibliche Genitalverstümmelung ist eine weitere Verletzung der Rechte des Kindes. Jedes Jahr fallen ungefähr drei Millionen Mädchen und Jugendliche diesem Brauch zum Opfer, was zu irreversiblen Gesundheitsproblemen und tödlichen Infektionen führen kann.

Das Recht auf Schutz

Auf der ganzen Welt sind Mädchen Opfer von Kinderheirat, gezwungener Schwangerschaft, Frauenhandel und sexueller Nötigung.  Tatsache ist, dass 50% aller sexuellen Übergriffe auf Mädchen unter 16 Jahren stattfindet.

Es ist außerdem wichtig zu betonen, dass in den meisten Fällen Mädchen und Frauen der Familie von häuslicher Gewalt, was vielerorts als private Angelegenheit betrachtet wird, betroffen sind.

Kinderheirat und Schwangerschaft

Weltweit werden jedes Jahr 10 Millionen Mädchen im Alter von unter 18 Jahren verheiratet. Dies kann ernste Auswirkungen auf ihre Zukunft haben. Es kann dazu führen, dass sie ihre Ausbildung abbrechen oder dass sie ihre Gesundheit gefährden, indem sie in sehr jungem Alter schwanger werden.

Bei zwischen 15- und 19jährigen Mädchen gilt Schwangerschaft als die häufigste Todesursache. Das Leben der Mädchen und das Leben ihrer Babys ist gefährdet, weil der Körper der Mädchen oft noch nicht reif genug ist, um ein Baby ohne Gefahr austragen zu können und sie oft auch währendder Schwangerschaft, der Geburt oder der Zeit nach der Geburt keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. In Entwicklungsländern sterben jedes Jahr 70000 Jugendliche aufgrund von Komplikationen während der Schwangerschaft oder beim Gebären.

Das Risiko, dass Mädchen unter 18 Jahren, wenn sie verheiratet werden, sowohl physische wie auch psychische häusliche Gewalt durch den Ehemann oder andere Familienmitgliedern erfahren, ist hoch. Diese Art von Gewalt ist vor allem eine Folge der Überzeugung der männlichen Familienmitglieder, dass Frauen und Mädchen minderwertig sind und ihr Eigentum darstellen.

Die genaue Erfassung des Ausmaßes und die Prävention dieser Art von Gewalt sind sehr schwierig, weil diese Vergehen oft hinter verschlossenen Türen stattfinden. An vielen Orten wird es als privates Problem behandelt und viele Frauen wagen nicht davon zu berichten. Außerdem wird von den Regierungen nicht genug getan, um solche Gewalttaten aufzudecken und zu bestrafen.

Sexueller Missbrauch und Ausbeutung

Sexueller Missbrauch ist ein Vorgang, bei dem eine Person gegen ihren Willen zu sexuellen Handlungen gezwungen wird. Sexueller Missbrauch kann physisch oder psychisch sein und beinhaltet nicht immer physischen Kontakt mit dem Opfer, beispielsweise wenn jemand dazu gezwungen wird bei pornographischen Bildern oder Videos mitzuwirken oder auch im Fall von Zwangsprostitution.

Sexueller Missbrauch ist ein Missbrauch von Macht und stellt in physischer und psychischer Hinsicht eine der schädlichsten Arten von Gewaltausübung dar. Durch sexuellen Missbrauch wird das Risiko von Gesundheitsproblemen, wie sexuell übertragbarer Krankheiten, ungewollten Schwangerschaften und psychologischen Schäden, die zu Depression, Suizid, Drogen- oder Alkoholmissbrauch etc. führen kann, erhöht.

80 bis 90% der Täter sind Männer, während Frauen als Komplizen fungieren. Laut dem Institut International des Droits de l’Enfant [Internationales Institut der Rechte des Kindes – IDE] ist eine von fünf Frauen und einer von fünf Männern Opfer von sexuellem Missbrauch.

Mädchen im Krieg

Anders als man vielleicht vermuten würde, treten viele Mädchen in Kriegszeiten bewaffneten Gruppen bei. Es wurde berechnet, dass es auf der Welt 300000 Kindersoldaten gibt, von denen 100000 Mädchen sind. Die meisten von ihnen verpflichten sich, weil sie Essen und Schutz brauchen. Viele der Mädchen werden vergewaltigt oder sexuell missbraucht, oder Opfer von anderen Gewaltakten – oft auch noch nach Ende der Kriegszeiten.

 

Geschrieben von : Natalia López
Übersetzt von : Lena Kater
Bewertet von : Helen Ji
Verfasst am 22. Juli 2013