Eine ethnische Eliminierung in China: das abscheuliche Schicksal der uigurischen Kinder

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Die Uiguren, die aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihrer Religion immer wieder ausgegrenzt werden, werden nun stark überwacht, zwangsweise inhaftiert, misshandelt, gefoltert und verfolgt, nur weil sie einer muslimischen Minderheit in China angehören. Zu den am meisten gefährdeten Opfern der von China verordneten ethnischen Gewalt gehören die uigurischen Kinder. Von ihren Familien und Verwandten getrennt und in staatliche Einrichtungen eingewiesen, sind die uigurischen Kinder ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, die von Gehirnwäsche bis zu körperlicher und geistiger Misshandlung und Verfolgung reichen.

Die Uiguren – eine ethnische Minderheit in China

Die Uiguren, auch „Weiwu’er“ oder „Uygur“ genannt, sind eine muslimische und türkischsprachige Minderheit, die hauptsächlich im Nordwesten Chinas, genauer gesagt in der Uigurisches Autonomes Gebiet Xinjiang, lebt (Britannica, 2023). In China leben etwa 10.000.000 Uiguren, und „zu Beginn des 21. Jahrhunderts insgesamt mindestens 300.000 in Usbekistan, Kasachstan und Kirgisistan“ (Britannica, 2023). Die uigurische Sprache gehört zur türkischen Gruppe der altaischen Sprachen, und die Uiguren gehören zu den „ältesten türkischsprachigen Völkern Zentralasiens“ (Britannica, 2023).

Chinas diskriminierende Politik gegenüber der uigurischen Minderheit

Die Inhaftierung und Tötung der uigurischen Minderheit durch chinesische Beamte ist leider nichts Neues. Dies geschieht intensiv, laut Berichten seit 2017 (Council on Foreign Relations, 2022). Neben den oben erwähnten Verhaftungen und Tötungen ist die uigurische Minderheit in China „intensiver Überwachung, Zwangsarbeit und unfreiwilligen Sterilisationen sowie anderen Rechtsverletzungen ausgesetzt“ (Council on Foreign Relations, 2022). Außerdem wurden die Reisedokumente der Uiguren und ihrer Kinder beschlagnahmt, so dass sie gezwungen waren, auf chinesischem Gebiet zu bleiben (CNN, 2021).

Der offizielle Grund, den China angibt, um die Angriffe auf die Uiguren zu rechtfertigen, ist die Sorge, dass die „Uiguren extremistische und separatistische Ideen vertreten“. Sie haben die Uiguren in die staatlichen Lager gezwungen, „um die Bedrohung der territorialen Integrität, der Regierung und der Bevölkerung Chinas zu beseitigen“ (Council on Foreign Relations, 2022).

China bringt die Uiguren mit Separatismus, Extremismus und Terrorismus in Verbindung (Global Risk Insights, 2016). Nur weil die Uiguren eine andere Sprache sprechen und eine andere Religion ausüben, werden sie von China als Bedrohung eingestuft, da der derzeitige Präsident Xi Jinping alle chinesischen Bürger an die „Doktrinen der offiziell atheistischen Partei und die Bräuche der hanchinesischen Mehrheitsgesellschaft“ anpassen will (Council on Foreign Relations, 2022).

Die von den Uiguren praktizierte Religion wird von China in einer „detaillierten, aufdringlichen und besonders kontrollierenden Weise“ stark reguliert (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022). Religiöse Aktivitäten sind in „staatlichen Einrichtungen, Schulen der nationalen Bildung, öffentlichen Einrichtungen und anderen Orten“ streng verboten, und auch Kindern ist die Teilnahme an religiösen Aktivitäten untersagt (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022). Das Recht, seine Religion zu wählen und frei auszuüben, wird von China verletzt.

Diese von der Religion gesteuerten Maßnahmen in Verbindung mit den verschiedenen grausamen Menschenrechtsverletzungen, die von China begangen werden, zeigen, worunter die Uiguren und ihre Kinder als Minderheit in China leiden. Und bis zum heutigen Tag hat die chinesische Regierung „Behauptungen über jegliche Diskriminierung der Uiguren und anderer überwiegend muslimischer Minderheiten“, die im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang leben, „konsequent abgestritten“ (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022).

Chinas verordnete ethnische Gewalt

Die von China verfolgte Politik, die auf die uigurische Minderheit abzielt und sie ständig überwacht, hat zusammen mit dem Willen Chinas, jene ethnischen Praktiken auszurotten, die dem Willen von Präsident Xi Jinping zuwiderlaufen, alle chinesischen Bürgerinnen und Bürger seinen Doktrinen anzupassen, eine Welle von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen gegen die uigurische Minderheit ausgelöst.

Dies hat dazu geführt, dass seit 2018 viele Uiguren zwangsweise in „Berufsbildungs- und Ausbildungszentren“ („VETCs“) geschickt werden, wo sie schwer bewacht werden und weder ihre eigene ethnische Sprache sprechen noch ihre Religion ausüben dürfen (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022).

Sie werden mit Schlagstöcken geschlagen, „einschließlich elektrischer Schlagstöcke, während sie festgeschnallt sind“, sie werden „Verhören unterzogen, bei denen ihnen Wasser ins Gesicht geschüttet wird“, sie werden in „verlängerte Einzelhaft“ gesteckt und „gezwungen, für längere Zeit regungslos auf kleinen Hockern zu sitzen“ (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022).

Darüber hinaus gibt es alarmierende Berichte ehemaliger inhaftierter uigurischer Frauen, die berichten, dass sie von chinesischen Beamten außerhalb ihrer Schlafsäle vergewaltigt und „von (chinesischen) Wachleuten gezwungen wurden, im Rahmen eines Verhörs Oralsex und verschiedene Formen der sexuellen Erniedrigung, einschließlich erzwungener Nacktheit, zu praktizieren“ (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022).

Zusätzlich werden die inhaftierten Uiguren gezwungen, im Rahmen des „Graduierungsprozesses“ in den VETCs zu arbeiten, ohne dass sie die Möglichkeit haben, sich zu weigern, „aus Angst, länger in den Einrichtungen festgehalten zu werden“ (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022). Dies geschieht entweder während der Unterbringung der Uiguren in den VETCs oder im Rahmen von Arbeitseinsätzen in Xinjiang und in anderen Teilen Chinas, „bekannt als ‚überschüssige Arbeitskräfte‘ und ‚Arbeitstransfer‘“ (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022).

Misshandlung von uigurischen Kindern

Die chinesische Politik und die verhängte ethnische Gewalt hatten und haben immer noch tiefe Auswirkungen auf die uigurischen Familien im Allgemeinen. Die weit verbreitete willkürliche Beraubung der Uiguren hat dazu geführt, dass viele Familien gewaltsam getrennt wurden und nicht wissen, wo sich ihre Kinder aufhalten (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022). Darüber hinaus sind die uigurischen Kinder am stärksten gefährdet, da die chinesische Regierung versucht, jede Spur der uigurischen ethnischen Minderheit und ihrer eigenen Identität zu beseitigen, indem sie sich direkt an die junge Generation wendet (News 18, 2020).

Nachdem ihre Eltern zwangsweise in VECTs oder Arbeitsstätten geschickt wurden, wurden viele uigurische Kinder in chinesische Internate und in staatliche Waisenhäuser in Xinjiang geschickt (NPR, 2022; Georgetown Journal & International Affairs, 2021). In den Internaten und Waisenhäusern wird ihnen zwangsweise Mandarin beigebracht, und jedes Kind, das uigurisch spricht, wird streng bestraft (NPR, 2022).

Zusätzlich wurde festgestellt, dass im Jahr 2019 circa 880.500 Kinder gezwungen waren, in diesen Internaten zu leben (The Guardian, 2020). Die chinesische Regierung macht diese Kinder absichtlich zu „Waisen“, indem sie sie gewaltsam von ihren Eltern trennt, „so dass der Staat eine elterliche Rolle übernehmen kann“ und somit erfolgreich den Familienzusammenhalt innerhalb der uigurischen Minderheit zerbricht (Melanson, 2022). Viele Eltern wissen heute noch nicht, wo ihre Verwandten und ihre Kinder verblieben sind (Amnesty International, 2021).

Die wohlverdiente Wahrheit und Freiheit für die Uiguren

Es ist bereits abscheulich, was die internationale Gemeinschaft inzwischen über die Not der Uiguren in China weiß. Noch beunruhigender ist jedoch, was die internationale Gemeinschaft immer noch ignoriert, weil China seine Verbrechen ständig leugnet und vertuscht.

Aus diesem Grund fordert Humanium die chinesische Regierung auf, alle Uiguren und ihre Kinder, die in Xinjiang willkürlich ihrer Freiheit beraubt wurden, freizulassen (Office of the High Commissioner for Human Rights, 2022). Humanium fordert die chinesische Regierung und die internationale Gemeinschaft außerdem auf, alle Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen in den Berufsbildungszentren, Waisenhäusern und Internaten ordnungsgemäß zu untersuchen, einschließlich der Vorwürfe von Folter, sexueller Gewalt, Misshandlung sowie Berichten über Todesfälle in der Haft (Büro des Hochkommissars für Menschenrechte, 2022). Schließlich fordert Humanium die chinesische Regierung auf, alle zurückgehaltenen Informationen über getrennte uigurische Familien freizugeben, damit diese endlich wieder zusammen finden können.

Humanium setzt sich weiterhin für den Schutz der Menschenrechte von Kindern ein, einschließlich ihres Rechts auf Freiheit, Schutz und eine Familie. Wenn Sie die Arbeit von Humanium unterstützen möchten, denken Sie bitte über eine Spende, eine ehrenamtliche Tätigkeit oder eine Mitgliedschaft nach.

Geschrieben von Moïra Phuöng Van de Poël

Übersetzt von Lara Kieninger

Korrektur gelesen von Jana Ruf

Quellenverzeichnis: 

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