Kinder in Griechenland

Kinder in Griechenland

Die Verwirklichung der Kinderrechte in Griechenland

Seitdem sich Griechenland in der Krise befindet, leiden die Griechen, insbesondere die Kinder, an der Verschlechterung der Lebensumstände. Aufgrund der wachsenden Armut sehen sie sich mit immer mehr Schwierigkeiten, wie beispielsweise Verwahrlosung, konfrontiert. Die Kinder von Minderheiten sind nicht nur Opfer von Diskriminierung, sondern auch von Menschenhandel mit dem Ziel der kommerziellen oder sexuellen Ausbeutung. Für ein Land, das zur Europäischen Union (EU) gehört, ist die Lage der Kinder Griechenlands besorgniserregend.

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Index der Realisierung von Kinderrechten: 8,82/ 10
Gelb: recht gute Lage

Bevölkerung: 10,8 M.
Bev. 0-14 Jahren: 14,3 %

Lebenserwartung: 80,8 Jahre
Kindersterblichkeit: 4 ‰

 

Hauptprobleme, mit denen Kinder in Griechenland konfrontiert werden:

Armut

Griechenlands Finanzkrise wird mehr und mehr zu einer gesellschaftlichen Krise, resultierend in der steigenden Armutsrate des Landes.

Im Vergleich zu anderen EU-Ländern ist die Anzahl der in Armut lebenden Kinder hoch. 2007 lebten 9,7 % der Kinder zwischen 0 und 17 Jahren in Haushalten mit einem Einkommen von 40 % unter dem Durchschnitt.

Außerdem leben 19,7 % der Kinder Griechenlands in Haushalten ohne die Möglichkeit, für lebensnotwendige Bedürfnisse aufzukommen.

Eine Studie aus dem Jahre 2008 zeigt auf, dass die Armut, der Kinder ausgesetzt sind, hauptsächlich von arbeitslosen Eltern, einer mangelhaften Schulbildung und dem Aufwachsen in kinderreichen Familien herrührt.

Das Recht auf Bildung

In Griechenland ist das öffentliche Schulwesen von der Grundschule bis zum Universitätsabschluss kostenlos und im Alter von 6 bis 15 Jahren verpflichtend.

Aufgrund zahlreicher ethnischer Minderheiten wurden sogenannte „interkulturelle Schulen“ für Kinder aus binationalen Ehen, Minderheiten und von Einwanderern gegründet. Das Ziel dieser Schulen ist die Sensibilisierung der Schüler für ihre eigenen Kulturen und Werte und sie mit den Traditionen aller in Griechenland ansässigen ethnokulturellen Gruppen bekannt zu machen.
Man möchte Einwandererkindern die Integration erleichtern und dabei gleichzeitig die Sprache und Kultur ihrer Eltern bewahren. Leider scheint in der Realität die Aufgabe dieser Schulen eher im Lehren der griechischen Sprache und Kultur zu liegen.

Das Recht auf Gesundheit

Das Recht auf Gesundheitsversorgung gilt für all jene, die rechtmäßig in Griechenland leben. Menschen, die nach Griechenland eingewandert sind, haben also Zugang zum Gesundheitswesen, sobald sie den Beweis erbringen, dass sie legal im Land leben.

Doch der Gesundheitssektor ist besonders stark von der Krise betroffen. Für jede Sprechstunde im öffentlichen Krankenhaus müssen die Patienten eine Pauschale von 5 € zahlen. Es kommt oft vor, dass Ärzte ihre Patienten darum bitten, ihr eigenes Verbandszeug, Nadeln und Bandagen zu kaufen, da die Vorräte der Krankenhäuser erschöpft sind.
Laut „Ärzte der Welt“ verschlechtert sich die Lage immer weiter. Die Organisation verteilt an manche Kinder bereits angereicherte Lebensmittel, denn die ärmsten Familien können die Versorgung nicht mehr leisten. Die Menschen wenden sich sogar direkt an die Zentrale der NGO um kostenlose Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen und es wird für die Organisation immer schwieriger, die Situation zu meistern.

HIV/AIDS

Laut dem Griechischen Zentrum für Gesundheitskontrolle und Prävention (vom Gesundheitsministerium finanzierte Organisation des Gesundheitswesens), ist die Zahl der mit HIV/AIDS infizierten Kinder niedrig. Doch wurden Fälle der Ansteckung von Kindern durch ihre Mütter diagnostiziert und zwar insbesondere aufgrund von landesweiten Defiziten bei der Untersuchung von schwangeren Frauen.

Ab jetzt werden schwangere Frauen systematisch auf AIDS getestet, um der Ansteckung von Kindern durch ihre Mütter vorzubeugen.

Kinder als Opfer von Gewalt

Misshandlung

In Griechenland gibt es keinerlei nationale Statistiken über Kindesmisshandlung, insbesondere weil die Behörden solche Fälle nicht melden müssen.

Die griechische Gesetzgebung verbietet jedoch die Misshandlung von Kindern sowohl in der Schule als auch zuhause. Dies hält dennoch rund 60 % der griechischen Eltern nicht davon ab, ihre Kinder körperlich zu züchtigen. Dabei erlegt die Gesetzgebung Eltern eine Strafe auf, die körperliche Gewalt als Erziehungsmaßnahme anwenden, mit dem Verweis darauf, dass dies gegen die elterliche Fürsorgepflicht verstößt.

Zur Verbesserung der Situation wurden Präventionsprogramme sowie Programme für Kinder, die zu Missbrauchsopfern wurden, ins Leben gerufen.

sexuelle Gewalt

In Griechenland werden eiinige Kinder auch zu Opfern sexueller Gewalt, manchmal sogar innerhalb der eigenen Familie. Die Situation ist umso alarmierender, als Griechenland kürzlich beschlossen hat, Pädophilie als Behinderung anzusehen.

Kinderarbeit

Ganz allgemein verbietet die griechische Verfassung Kinderarbeit. In Griechenland beträgt das Mindestarbeitsalter 15 Jahre, kann aber auf 12 Jahre herabgesetzt werden, wenn es sich um Arbeit innerhalb von Familienunternehmen handelt.

Zahlreiche Kinder sind dazu gezwungen, arbeiten zu gehen, um zum Erhalt des Lebensunterhalts ihrer Familien beizutragen. Einige Eltern schicken ihre Kinder sogar zum Betteln auf die Straße. Leider werden in Griechenland diese Praktiken nicht bestraft. Dennoch hat Griechenland die „Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit“-Konvention ratifiziert.

Sowohl die Regierung als auch zahlreiche NGOs glauben, dass ein Großteil der auf der Straße bettelnden Kinder Roma oder albanische Immigranten sind, die Opfer des Menschenhandels wurden.

Kinderhandel

Griechenland ist zu einem Durchgangs- und Aufenthaltsland für zahlreiche Migranten geworden, was zur Zunahme des Menschenhandels jeglicher Art, wie auch der Prostitution und der Kinderpornographie führte.

Kinderhandel zu kommerziellen Zwecken

In Griechenland fielen die meisten auf der Straße lebenden Kinder dem Menschenhandel zum Opfer. Viele von ihnen stammen aus der Roma-Gemeinschaft oder aus Albanien. Sie gehen nicht zur Schule, sondern verbringen den Tag auf der Straße, in den Restaurants und den Hotels mit Betteln, Stehlen, dem Waschen von Windschutzscheiben oder dem Verkauf von Schnickschnack in der Hoffnung, Geld zu verdienen, das sie dann an die Personen weitergeben, die sie nach Griechenland geschleust haben.

Die Schleuser haben schnell festgestellt, dass der Import von Kindern einfach und profitabel ist. Seither ist der Kinderhandel zu kommerziellen Zwecken angewachsen.

Schlimmer noch, manche Eltern sind dazu bereit, ihre Kinder zu verkaufen oder gegen ein monatliches Gehalt an Händler zu verleihen.

Kinderhandel zur sexuellen Ausbeutung

Zahlreiche junge Mädchen werden Opfer von Kinderhandel zur sexuellen Ausbeutung. Es kommt häufig vor, dass junge illegale Immigrantinnen gezwungen werden, als Prostituierte zu arbeiten, unter der Androhung bei Weigerung angezeigt und abgeschoben zu werden.

Heimatvertriebene Kinder

Aufgrund seiner geographischen Lage bietet sich Griechenland als Migrationsland an. Daher kommen jährlich zahlreiche Einwanderer, darunter auch Kinder, die zumeist auf der Suche nach einem besseren Leben aus ihren Ländern geflohen sind.

Unbegleitete Minderjährige

In Griechenland findet man eine große Anzahl an unbegleiteten Minderjährigen aus Ländern wie Albanien, Bulgarien, Rumänien, Kasachstan etc.

Inhaftierte Kinder

Es kommt häufig vor, dass unbegleitete Kinder unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert werden. In Griechenland sind die Auffanglager überfüllt und Frauen und Kinder werden mit Männern zusammen in zu kleine Zellen einquartiert. Die hygienischen Bedingungen sind ebenfalls beklagenswert und stellen teilweise schon eine Gesundheitsgefährdung der Gefangenen dar.

Im Dezember 2010 befanden sich laut „Human Rights Watch“ 120 unbegleitete Migrantenkinder unter den 450 Menschen im Auffanglager von Fylakio-Kyprinou. Sie hatten bereits Wochen oder sogar Monate in diesem Zentrum verbracht und waren zusammen mit Erwachsenen eingesperrt, mit denen sie sich auch ihre Matratzen teilen mussten.

Trotz der Tatsache, dass Griechenland Minderjährige nur in letzter Instanz einsperren darf und diese vielmehr beschützen muss, werden zu viele Kinder unter erschreckenden Bedingungen ihrer Freiheit beraubt. Und dies obwohl die griechischen Behörden dazu angehalten sind, jegliche Person auf ihrem Staatsgebiet menschenwürdig zu behandeln, unabhängig davon, ob diese ein Bleiberecht in Griechenland hat oder nicht.

Ausgesetzte Kinder

Aufgrund der im Land herrschenden Krise haben sich in den vergangenen Monaten die Fälle ausgesetzter Kinder vervielfacht.
Viele Eltern haben ihre Arbeitsstelle verloren und sind nicht mehr in der Lage, finanziell für ihre Kinder aufzukommen. Manche Eltern bringen ihre Kinder zur Schule, um sie dann von dort nicht mehr abzuholen. Andere begleiten die Kinder zu Aufnahmeeinrichtungen, die ursprünglich für misshandelte Minderjährige vorgesehen waren.
Heutzutage kommt ungefähr die Hälfte der Aufnahmeanträge von sehr armen Eltern, die lieber ihre Kinder in solche Einrichtungen geben, als sie Not leiden zu sehen.

Kinder von ethnischen Minderheiten

In Griechenland leben zahlreiche ethnische Minderheiten: Türken (einschließlich Türken, Pomaken, Roma), Bulgaren, Armenier, Albaner (einschließlich Arvaniten und Albanoi) und Mazedonier. Kinder aus ethnischen Minderheiten sind sehr oft Opfer von Diskriminierung. In Griechenland sehen sich Roma einer Vielzahl von Schwierigkeiten ausgesetzt, sei es beim Zugang zu Wohnungen, Arbeitsplätzen, dem öffentlichen Dienst oder zu Bildung.

Außerdem ist die Weitergabe von Informationen bezüglich der Gesundheit oder aber der Empfängnisverhütung für Kinder von Minderheiten oft kompliziert. Deren Eltern haben auch Probleme, wenn es darum geht, ihre Kinder im Geburtenregister eintragen zu lassen. Daher kommt es, dass sie meist keine Geburtsurkunden besitzen.