Artikel 31: die Notwendigkeit des kindlichen Spiels

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Die Wellcome Collection in London zeigte kürzlich eine Ausstellung mit dem Titel „Play Well“. In Abstimmung mit Michael Rosens Book of Play regte die Ausstellung das Publikum dazu an, über die Bedeutung des Spiels für die Gesundheit der Kinder nachzudenken.

Zwischen Fotos von spielenden Kindern auf Straßen und Spielplätzen konnten sich die Besucher über das Kindergartenkonzept des deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel informieren, welches das Spiel in den Mittelpunkt stellte und über die Reggio-Pädagogik, die Lernen und Spiel vereinte. Diese Aufnahmen verdeutlichten den Besuchern die physische und psychische Bedeutung des Spiels für die Entwicklung des Kindes.

Bereits in den 60er Jahren betonte der Psychologe Jean Piaget in seinen Arbeiten über Spieltheorie die Wichtigkeit des kindlichen Spiels. Er beschrieb das Spiel als zentral für die kognitive Entwicklung des Kindes (Piaget). Die Bedeutung des Spiels ist in der Tat kein neuartiges Phänomen: Experten der Kindesentwicklung sind sich schon seit längerem der Bedeutung des Spiels bewusst.

Im Jahre 1989 erkannte auch die UNICF die Bedeutung des Spielens an. Die UN-Kinderrechtskonvention besagt in Artikel 31 folgendes:

«Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben. Die Vertragsstaaten achten und fördern das Recht des Kindes auf volle Beteiligung am kulturellen und künstlerischen Leben und fördern die Bereitstellung geeigneter und gleicher Möglichkeiten für die kulturelle und künstlerische Betätigung sowie für aktive Erholung und Freizeitbeschäftigung.»

(UNICEF)

Kinder haben ein Recht auf Spiel. Es ist für ihre Entwicklung entscheidend.

Unter gewissen Umständen sind Kinder jedoch nicht in der Lage, gefahrlos zu spielen. Aus diesem Grund hat UNICEF sichere Orte für Kinder in Kriegsgebieten und Flüchtlingslagern geschaffen. UNICEF hat Spielzentren mit Fussbällen, Springseilen und Bauklötzen für Kinder in Syrien, Bangladesch, in der Tschadsee-Region und dem Irak eingerichtet. (UNICEF)

Nichtregierungsorganisationen haben sich ebenfalls an der Mission beteiligt, Kindern auf der ganzen Welt das Spielen zu ermöglichen. Insbesondere die kanadische Institution Right to Play arbeitet in Afrika, Asien und im Mittleren Osten indem sie Spiele innerhalb und ausserhalb des Klassenzimmers bereitstellt. Ihre Tätigkeit konzentriert sich dabei auf vier Formen des Spielens: Spiele, Sport, kreatives Spiel und freies Spiel. Durch diese Initiative fördern sie die Entwicklung von Kreativität und Selbstentfaltung bei Kindern. (Right to Play).

In ähnlicher Weise setzt sich die 1961 gegründete International Play Association (IPA) für den Schutz des Kinderspiels als ein zentrales Menschenrecht ein. Im November 1977 verfassten sie eine Erklärung zum Recht des Kindes auf Spiel, die im Enklang mit Artikel 31 der der UN-Kinderrechtskonvention stand. IPA ist in über 50 Ländern tätig und initiiert Seminare, Konferenzen, Bildungsreisen, Forschung, Veröffentlichungen, Spielplatzgestaltung, Schulungen in Spielarbeit und Organisation von Spielprogrammen und Spieltagen.

Durch diese Tätigkeit bringen sie ihre Besorgnis u.a. zu folgenden Themen zum Ausdruck: Gleichgültigkeit der Gesellschaft gegenüber der Bedeutung des kindlichen Spiels, Überbewertung der theoretischen und akademischen Inhalte in der Schule, ständige Konfrontation der Kinder mit Krieg, Gewalt, Ausbeutung und Zerstörung. (International Play Association) Die Bekanntmachung dieser Bestrebungen ermöglicht es uns, die Art und Weise zu überdenken, in der wir uns für die Rechte der Kinder in der ganzen Welt einsetzen.

Bei Humanium steht das Kind im Mittelpunkt unserer Arbeit. Mit Hilfe von somatischen Lebensberatern, Psychologen, diplomierten Fachleuten und Therapeuten hoffen wir, das Kind zu befähigen Durch unsere Projekte zur Verbesserung von Unterernährung, Bildung, Kinderarbeit und Lebensbedingungen, konzentrieren wir uns auf die Gesundheit des Kindes, wozu auch das Spielen gehört. In Istanbul, Türkei, haben wir in einer Flüchtlingsunterkunft für unbegleitete Minderjährige eine Bibliothek mit Büchern und DVD’s eingerichtet. Solche Ressourcen ermöglichen Kindern und Jugendlichen eine bereichernde intellektuelle und kulturellen Freizeitbeschätigung. Dieses Spielen ist in vielerlei Hinsicht entscheidend für die Gesundheit eines Kindes.

Die Diskussionen über die Anstrengungen der Nichtregierungsorganisationen und der UNICEF, Spielbereiche für Kinder bereitzustellen, bestärken uns, auch in Zukunft die weltweite gesellschaftliche Diskussion über die Bedeutung des kindlichen Spiels voranzutreiben. Die IPA plant, ihren dreijährlichen Weltkongress im November 2020 in Jajpur, Indien, stattfinden zu lassen. Derartige Konferenzen erinnern uns daran, dass es noch ein weiter Weg ist, um das Recht der Kinder auf Spiel zu verwirklichen. Doch wir sind zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind!

Mit diesen Gesichtspunkten vor Augen können wir bei Humanium Artikel 31 Wirklichkeit werden lassen!

Verfasst von Leah Benque

Übersetzt von Dominique Boutiba

Korrektur gelesen von Birgit Puttock

Literaturnachweise:

International Play Association. (n.d.), “IPA: 21st World Conference Jaipur 2020,” IPA.

International Play Association. (n.d.), “The Child’s Right to Play,” IPA.

Piaget, Jean, The Language and Thought of the Child (Paris, 1959).

Right to Play. (n.d.), “About Us,” Right to Play.

SURIYAARACHCHI, RASHINI. (2017, December 15), “Where do children play in a war zone?” UNICEF.

UNICEF. (n.d.), “HOW WE PROTECT CHILDREN’S RIGHTS WITH THE UN CONVENTION ON THE RIGHTS OF THE CHILD,” UNICEF UK.