Kinder auf Kap Verde

Die Verwirklichung der Kinderrecht auf Kap Verde

Kap Verde ist Teil der auf kleinen Inseln gelegenen Entwicklungsländer (SIDS = Small Island Developing States). Dieser Staat hat große Fortschritte in Bezug auf Kinderrechte erzielt. Die knappen Ressourcen des Landes und seiner Bevölkerung behindern ihn jedoch bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Gewährleistung und Vertiefung der Achtung der Kinderrechte. Das Land hat noch viele Herausforderungen zu bewältigen, aber die Bereitwilligkeit der Regierung läßt eine bessere Zukunft für die kapverdischen Kinder erwarten.

Index der Realisierung von Kinderrechten: 7,89/10
Orange Stufe: Wahrnehmbare Probleme

Bevölkerung: 543 767
Bev. 0-14 Jahren: 28,7 %

Lebenserwartung: 72,7 Jahre
Kindersterblichkeit: 14,9 ‰

Kap Verde auf einen Blick

Kap Verde ist ein Inselstaat. Diese westafrikanische Republik besteht aus zehn Vulkaninseln und ist bekannt für ihre politische Stabilität, nachdem sie am 5. Juli 1975 ihre Unabhängigkeit erlangt hatte. Sie ist sogar eines der dynamischsten Länder mit ermutigenden Indikatoren. Mit einer guten Regierungsführung und einem geringen Korruptionsgrad weist Kap Verde ein Pro-Kopf-BIP auf, welches dreimal so hoch ist wie der Durchschnitt für Afrika südlich der Sahara. Im Jahr 2019 war es im Ranking des Index der menschlichen Entwicklung (HDI) das führende Land in Westafrika und belegt auf dem afrikanischen Kontinent den 13. Platz. Auf weltweiter Ebene befindet es sich auf dem 163. von insgesamt 228 Plätzen. (Generaldirektion des Finanzministeriums, 2020).

Der Archipel ist arm an natürlichen Ressourcen, insbesondere an Süßwasser, und leidet unter langen Dürreperioden (Ausschuss zur Beseitigung der Rassendiskriminierung, 2003). Da diese Konstellation eine echte Herausforderung darstellt, ist Kap Verde ein Land, das sowohl für seine finanziellen Ressourcen als auch für seine inländischen Bedürfnisse von außen abhängig ist. Da das Gebiet beispielsweise nur 10% Ackerland umfasst, muss das Land 85% seines Nahrungsmittelbedarfs importieren (Direction générale du Trésor, 2020). Auf mehrere Inseln verteilt und mit Ressourcenproblemen ist es für Kap Verde schwierig, wesentliche Dienstleistungen zu erbringen (Ausschuss zur Beseitigung der Rassendiskriminierung, 2003).

Status der Kinderrechte [1]

Was Kinderrechte angeht, hat das Land seit einigen Jahren viele Anstrengungen unternommen, um die Situation zu verbessern. Auf globaler Ebene zeigte sich Kap Verde bereit, internationalen Verträgen oder deren Ratifizierung zuzustimmen. So hat Kap Verde beispielsweise am 7. Februar 2011 das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung von 1973 und das Übereinkommen über die schlimmsten Formen der Kinderarbeit von 1999 ratifiziert. (Ausschuss für den Schutz von Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen, 2015).

Diese beiden Beispiele für Ratifizierungen gelten zusätzlich zum Beitritt zum Internationalen Übereinkommen über die Rechte des Kindes (KRK) am 4. Juni 1992. Darüber hinaus hat Kap Verde die Fakultativprotokolle zu diesem Übereinkommen bezüglich Kinderhandel, Kinderprostitution und Kinderpornografie sowie das Fakultativprotokoll bezüglich der Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten im Jahr 2002 ratifiziert. Zur Umsetzung des KRK wurden Gesetzesinitiativen ergriffen, insbesondere im Zuge der Einführung der Nationalen Kommission für Menschenrechte und Unionsbürgerschaft im Jahr 2004 und der Verabschiedung der Statuten für Kinder und Jugendliche im Jahr 2013 (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Das Land und die aufeinanderfolgenden Regierungen sind sich daher der Bedeutung der Kinderrechte bewusst, und es wurden Anstrengungen in diese Richtung unternommen. Nichtsdestotrotz werden nur wenige menschliche, technische und finanzielle Ressourcen für politische und legislative Maßnahmen bereitgestellt, um die uneingeschränkte Achtung der Kinderrechte zu gewährleisten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Beispielsweise finden die Statuten für Kinder und Jugendliche nur schwer Anwendung, was ihre Bedeutung stark einschränkt (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Kap Verde muss noch einige Fortschritte erzielen, insbesondere um die Leitprinzipien des KRK zu berücksichtigen. Beispielsweise berücksichtigtendiese Statuten von 2013 nicht den Grundsatz der Achtung der Meinung des Kindes in vielen Bereichen, welcher jedoch ein Leitprinzip des KRK darstellt. Weiterbildungen für Fachkräfte und Sensibilisierungskampagnen sowie die Förderung der Kinderrechte würden diese Rechte wirksamer machen und sie in den Praktiken und Sitten der Gesellschaft verankern (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Gleichzeitig ist es auf Grund von wenigen Daten und mangels Nachverfolgung durch die offizielle Politik schwierig, die Situation zu verstehen und zu verbessern. In Berichten verschiedener Organisationen der Vereinten Nationen über Kap Verde, wie in dem Bericht 2019 des Ausschusses für die Rechte des Kindes, wird dieser Mangel an Daten regelmäßig erwähnt. In diesem Bericht wird die Schaffung einer Beobachtungsstelle für Kinder und Jugendliche erwähnt, insbesondere die Einrichtung eines Datensystems, in dem man die Entwicklung der vom KRK erwähnten Rechte sehen könnte. (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen

Recht auf Bildung

In Kap Verde haben Kinder 8 Jahre lang Zugang zu kostenloser und obligatorischer Bildung (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Darüber hinaus stieg die Einschulungsquote nach Angaben des kapverdischen Bildungsministeriums von 63,5% im Jahr 2000 auf 85,3% im Jahr 2010. Dasselbe gilt für die Alphabetisierungsrate (Pires Ferreira, 2013). Praktisch alle Kinder haben Zugang zur Grundschulbildung und die Bildung hat einen erheblichen Anteil am öffentlichen Haushaltsbudgets (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Es gibt jedoch Hindernisse, was für Kinder den Zugang zu Bildung anbelangt. Obwohl die Grundschulbildung kostenlos ist, sind die indirekten Kosten wie Transport und Mahlzeiten für Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen erheblich. (Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 2018). Die Sekundar- und Universitätsausbildung sind ihrerseits mit Kosten verbunden. Für alle Klassenstufen gibt es starke Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Obwohl Anstrengungen diesbezüglich unternommen wurden, fällt die Bildung für Kinder mit Behinderungen sehr gering aus (Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 2018).

Des Weiteren ist Bildung ein Thema, an dem sich identitäre und nationale Probleme herauskristallisieren. Zum Beispiel wird der Unterricht auf Portugiesisch gehalten. Kapverdisches Kreolisch wird jedoch von vielen und insbesondere von einkommensschwachen sozialen Schichten verwendet. Kap Verde ist ein gutes Beispiel für Diglossie oder „eine Situation der Zweisprachigkeit eines Individuums oder einer Gemeinschaft, in der eine der beiden Sprachen einen zweitrangigen gesellschaftspolitischen Status hat“ (Larousse, n. D.), wobei die Amtssprache Portugiesisch ist. Das Sprachproblem zwischen der Landessprache und der Amtssprache ist ein echtes Hindernis für das Recht auf Bildung. In der Tat gestaltet sich der Wissensaustausch viel schwieriger und die Schüler tun sich schwer damit, insbesondere diejenigen, die Kreolisch sprechen (Pires Ferreira, 2013).

Die Qualität der Bildung und deren Relevanz wurden 2019 sogar vom Ausschuss für die Rechte des Kindes in Frage gestellt. Diese Problematik und Ineffektivität der Bildung geht mit  einer hohen Abbrecherquote einher. Dieser Trend betrifft insbesondere Frauen, trotz Gesetzesreformen, die es schwangeren Mädchen ermöglichen, weiter zu studieren (Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 2018). Junge Frauen sind auch   in den traditionell von Männern dominierten Studienrichtungen schlecht vertreten (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau, 2019).  Der Unterrichtsstoff enthält auch viele diskriminierende Stereotypen über den angeblichen Platz von Frauen und Männern in der Gesellschaft und innerhalb der Familie (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau, 2019).

Recht auf Gesundheit

In diesem Bereich sind Fortschritte zu verzeichnen. Die Säuglings- und Müttersterblichkeitsrate ist drastisch gesunken und es wurde ein öffentliches Budget zur Finanzierung des Gesundheitswesens für Kinder bereitgestellt (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Das Recht auf Gesundheit ist jedoch weit davon entfernt, vollständig erreicht und gewährleistet zu sein. Viele Krankheiten betreffen Kinder, einschließlich Krankheiten, bei denen Impfstoffe bekannt sind, wie z. B. Polio. Kleinkinder sind besonders von dieser Krankheit, aber auch von perinatalen Erkrankungen, akuten Infektionen der Atemwege, Durchfallerkrankungen, Kropf und Tuberkulose betroffen (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Auch bei der Gesundheit von Jugendlichen wurden Fortschritte erzielt, insbesondere mit der Einführung von Angeboten für sexuelle und reproduktive Gesundheit für Jugendliche im Jahr 2008. Dennoch werden viele junge Mädchen schwanger (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019), wobei 2018 12% der Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren bereits   ein Kind zur Welt gebracht haben (Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung in Respekt für Frauen, 2019). Mutterschaft kann ihre Zukunft gefährden, indem sie beispielsweise den Zugang zu Bildung oder zu einer verbesserten beruflichen Situation einschränkt (WHO, 2020).

Gute Ernährung wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Immer mehr kapverdische Kinder bekommen ausreichend zu essen, wie sinkende Raten von Untergewicht, Unterernährung und Wachstumsstörungen aufzeigen (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Anämie kommt jedoch bei kleinen Kindern und schwangeren Frauen sehr häufig vor (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Darüber hinaus haben 25% der ländlichen Bevölkerung keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 35% der ländlichen Behausungen verfügen über keine Toiletten oder ein Abwassersystem (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung gegen Frauen, 2019). Der fehlende Zugang zu guten sanitären Einrichtungen sowie zu Trinkwasser sind Ursachen für ebenjene Krankheiten, von denen Kinder betroffen sind (WHO, 2019).

Außer der körperlichen Gesundheit gibt es nur wenige Informationen und Unterstützung zur psychischen Gesundheit, insbesondere jener der Kinder. Das Land konnte keine Informationen über die Ursachen von Suiziden bei Kindern und Jugendlichen liefern (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Drogenkonsum ist weit verbreitet und   betrifft sogar Kinder unter 15 Jahren (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Recht auf Identität

Bei der Geburteneintragung wurden große Anstrengungen unternommen. Das Recht auf Identität geht mit der Verwaltungspraktik, die es einem Kind ermöglicht, mit einem Land, mit einer Staatsangehörigkeit in Verbindung gebracht zu werden, einher. Das Kind hat somit Rechte und Schutz. Beispielsweise können einem Kind ohne Geburtseintragung Leistungen wie Bildung verweigert werden. Es ist auch wahrscheinlicher, dass jene Kinder Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung, Zwangsarbeit oder illegaler Adoption werden (UNHCR Genf, 2015).

Das Thema der Geburtenregistrierung zeigt jedoch die Schwierigkeit, mit der dieses Land zu kämpfen hat, um den Bedürfnissen seiner Bevölkerung und seinen Bevölkerungszonen gerecht zu werden: Viele Geburten bleiben für die Behörden in ländlichen Gebieten aufgrund  fehlender Einrichtungen und Ressourcen nicht erfassbar. (Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 2018). Staatenlosigkeit ist ein Problem, das immer noch viele Kinder betrifft (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Das Recht auf Identität betrifft auch Migrantenkinder. Migranten aus Westafrika haben jedoch Schwierigkeiten, ihre Geburten zu registrieren, und Kinder haben daher keinen Zugang zu Gesundheits- und Bildungssystemen, ganz zu schweigen davon, dass ihnen der Zugang zur Staatsangehörigkeit erschwert wird (Ausschuss von Rechte des Kindes, 2019). Diese Kinder sind besonders anfällig für Missbrauch und Ausbeutung, insbesondere wenn sie aus Familien stammen, die sich in einer ungeregelten Situation befinden (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Risikofaktoren -> länderspezifische Herausforderungen

Gewalt und Missbrauch von Kindern

Gewalt gegen und Missbrauch von Kindern in Kap Verde bleiben ein anhaltendes Problem. Innerhalb der Familien ist die Bestrafung durch körperliche Züchtigung nach wie vor weit verbreitet, was jedoch für das Wohlergehen und der gesunden Entwicklung des Kindes nicht förderlich ist. Diese Praktik ist nicht in allen Situationen ausdrücklich verboten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Trotz der Einführung von Schutzmaßnahmen werden viele Fälle von Missbrauch gemeldet. Die mangelnde Nachverfolgung von Tätern und Kindern als Opfer macht es umso schwieriger, relevante und wirksame Lösungen zu finden (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Viele Fälle von sexueller Gewalt hauptsächlich durch Familienmitglieder oder Verwandte werden gemeldet, sie passieren aber auch im schulischen Umfeld. Die Schule wird von vielen Schülern als gefährlich angesehen (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen, 2019). Die meisten Fälle von sexuellem Missbrauch betreffen Mädchen (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen, 2019).

Trotz der Einführung des Nationalen Programms zur Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche 2017-2019 (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen, 2019) im Jahr 2016, hat Kap Verde nur wenige Mittel, um Kindern, die Opfer solcher Gräueltaten sind, soziale, psychologische, medizinische und rechtliche Unterstützung zu bieten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Des Weiteren ist die Meldung von Gewalttaten an die Behörden nicht verpflichend (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Kinder sind daher in einem Klima erhöhter Gewalt anfällig für Ausbeutung (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Darüber hinaus wird im Bericht des Ausschusses für die Rechte des Kindes von 2019 über Fälle von Polizeigewalt vor allem gegen Straßenkinder berichtet, in dem die Straffreiheit von Polizeibeamten angesichts ihrer ungesetzlichen Handlungen hervorgehoben wird (Ausschuss von Rechte des Kindes, 2019). Regierungsmitglieder beziehen sich selbst darauf, da Gewalt für die Sicherung der Rechte zum Schutz von Kindern eine wirkliche Herausforderung ist, auch im Wissen darum, dass Medien und Politiker diese Praktiken zu tolerieren scheinen (Ausschuss für Rechte) des Menschen, 2019).

Die Verurteilung von Gewalt ist ein wichtiges Merkmal unserer Gesellschaft. Kinder, die gegen eine Regel verstoßen, sollten je nach Alter und Schweregrad ihrer Tat zur Rechenschaft gezogen werden. Wie Erwachsene haben sie aber Rechte, die respektiert werden müssen. In Kap Verde beträgt das Mindestalter für Strafmündigkeit nun 16 Jahre. Ab dem 12. Lebensjahr können Kinder jedoch Gegenstand sozialpädagogischer Maßnahmen werden, und leider werden ab dem 16. Lebensjahr hauptsächlich Maßnahmen, mit Freiheitsentzug, angewendet. Kinder werden normalerweise in Gefängniszellen mit Erwachsenen festgehalten, was gegen Artikel 37 des KRK verstößt. Darüber hinaus haben sie keinen systematischen Zugang zu Hilfe und Beratung sowie zu Beschwerdemöglichkeiten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Kinderarbeit

Kap Verde ist ein Land mit einem hohen Anteil an Familien, die in Armut leben. Diese Not betrifft viele Kinder und schwächt deren Rechte. Das KRK regelt Kinderarbeit und erklärt, dass diese die Bildung des Kindes nicht gefährden darf. Die prekäre Situation zwingt jedoch einige Eltern, ihre Kinder aus dem Schulsystem herauszuholen, damit diese zum Einkommen beitragen (Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, 2018).

Kap Verde macht Fortschritte, insbesondere indem das Mindestalter für die Beschäftigungsfähigkeit auf 15 Jahre festgesetzt wird. 2014 wurde der Aktionsplan zur Verhinderung und Beseitigung der Kinderarbeit verabschiedet (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Viele Kinder arbeiten jedoch und üben gefährliche Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen wie Landwirtschaft, Fischerei sowie im Haushalt aus. Dies betrifft insbesondere Kinder aus ländlichen Gebieten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Prostitution und Sextourismus

Kap Verde war aufgrund seiner geografischen Lage lange Zeit Drehscheibe für den Altlantischen Dreieckshandel (Semedo, 2016). Bis heute ist es ein wichtiger Ort für Menschenhandel. In der Tat ist es ein Herkunfts-, Transit- und Bestimmungsland dieser illegalen Praktik, welche Kinder stark betrifft. Menschenhandel ist seit 2015 in Kap Verde eine Straftat, und für den Zeitraum 2018-2021 wurde ein nationaler Plan zur Bekämpfung des Menschenhandels verabschiedet (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung Frauen, 2019). Bisher sind jedoch nur wenige Informationen verfügbar, um die Verfahren zum Schutz von betroffenen Kindern und zur Verfolgung von Tätern zu bewerten und nachzuvollziehen (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und Prostitution ist vor allem für Frauen und Mädchen in Kap Verde weitreichend, da Armut und deren prekäre Situation Risikofaktoren sind. (Ausschuss zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitsnehmer und ihrer Familienangehörigen, 2015). Dies ist nach wie vor ein großes Problem und Kap Verde hat viel zu tun, wirksame Lösungen gegen sexuelle Ausbeutung und Prostitution zu finden, die angesichts des Tourismusbooms noch zunehmen können (Ausschuss für den Schutz der Menschenrechte. aller Wanderarbeitnehmer und ihre Familienangehörigen, 2015). Übrigens ist die Ausnutzung und Rekrutierung von Kindern im Alter von 16 bis 18 Jahren zum Zwecke der Prostitution und / oder Pornografie   in Kap Verde nicht offiziell verboten und wird nicht kriminalisiert (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Es existieren weitere ebenso besorgniserregende Situationen: In seinem Bericht von 2019 zeigte sich der Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen alarmiert über Fälle, in denen Familien ihre Töchter ermutigten, sich bei amerikanischen Staatsangehörigen zu prostituieren, um ein Visum zu bekommen oder Geld zu erhalten. Dieser Ausschuss hat auch über Fälle von Mädchen berichtet – möglicherweise erst 12 Jahre alt, die  sexuell im Austausch gegen Drogen ausgebeutet wurden (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung von Frauen, 2019).

Geschlechtsspezifische Diskriminierung

Kap Verde ist eine sich in Entwicklung befindende Gesellschaft. Zum Beispiel verabschiedete die kapverdische Regierung 2011 das Sondergesetz über geschlechtsspezifische Gewalt, begleitet von Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Trotzdem bleibt die Gesellschaft patriarchalisch und läßt den Rechten von Frauen und Mädchen sowie dem Zugang dazu wenig Platz. Wie der Ausschuss für die Rechte des Kindes in seinem Bericht von 2019 erwähnte, bestehen nach wie vor geschlechtsspezifische Stereotypen, insbesondere die des klassischen Familienmodells, in dem sich die Mutter um die Kinder kümmert. Die Diskriminierung von Frauen hält an. (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Diese hat sich in Kap Verde durch viele sexistische Gewaltakte extrem verschlimmert. (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019).

Obwohl Kinderehen als schädlich gelten, können Jugendliche mit Zustimmung ihrer Familien heiraten (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Eheähnliche Gemeinschaften existieren zwischen Mädchen und Jugendlichen unter 18 Jahren. Eheähnliche Gemeinschaften mit Kindern gelten als Kinderehen (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau, 2019). Nach dem kapverdischen Zivilgesetz werden eheähnliche Gemeinschaften für 19-jährige Mädchen anerkannt, wenn das Paar mindestens drei Jahre zusammengelebt hat.  Schließlich sind Eheschliessungen erst rechtmässig für Mädchen ab 16 Jahren (Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung der Frau, 2019).

Umwelt und Kinderrechte

Der Klimawandel wirkt sich auf die Wahrung der Kinderrechte aus (UNICEF, 2007).  Die Bevölkerung, insbesondere arme Familien in Kap Verde, ist wiederholt mit Süßwassermangel und Dürre konfrontiert (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Da Kap Verde ein Inselstaat ist, ist es vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen, ganz zu schweigen vom Anstieg der Temperaturen sowie unterschiedlichen Niederschlagsverhältnissen (Ausschuss für die Rechte des Kindes, 2019). Es gibt jedoch nur wenige Daten, auf die zugegriffen werden kann, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Rechte der Kinder zu messen.

Geschrieben von Juliette Bail

Übersetzt von Nathalie Gschliesser

Lektorat von Susanne Schröder

Zuletzt bearbeitet am 08. September 2020

Literaturverzeichnis:

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[1] Dieser Artikel gibt nicht vor, ein vollständiger oder repräsentativer Bericht über die Rechte des Kindes in Kap Verde zu sein. Tatsächlich erweist sich der Mangel an aktuellen Informationen über Kinderrechte als herausfordernd. Dieser Artikel bezieht sich hauptsächlich auf Quellen der Vereinten Nationen, die es verdient hätten, mit Ressourcen anderer Organisationen erhärtet zu werden.