2024: Ein Jahr mit großen Herausforderungen für Kinder weltweit

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Im Jahr 2024 sind die Rechte von Kindern stark bedroht, da Millionen von ihnen der Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Schutz verwehrt wird. Zu den schwerwiegendsten unter den verschiedenen globalen Krisen gehören die eskalierenden Konflikte im Sudan, in der Sahelzone, in Palästina und im Libanon, die zu zahlreichen Todesfällen, Vertreibungen und tiefen psychologischen Traumata bei Kindern geführt haben. 

Humanitäre Katastrophen: Der Bürgerkrieg im Sudan, die Unterernährung in der Sahelzone und die anhaltende Hungersnot im Jemen

Im Jahr 2024 sind die Krisen in Afrika weiter eskaliert. Konflikte und wirtschaftliche Instabilität verschärfen die ohnehin schon dramatische Lage. Im Sudan hat sich der anhaltende Bürgerkrieg zu einer humanitären Katastrophe ausgeweitet, durch die Millionen Menschen vertrieben wurden und vor allem Kinder gefährdet sind. UNICEF berichtet von mindestens 190 getöteten Kindern seit Beginn des Konflikts im April 2023, wobei die tatsächliche Zahl wahrscheinlich unterschätzt wird. Darüber hinaus haben Angriffe auf humanitäre Helfer, geplünderte Hilfsgüter und zerstörte Einrichtungen die Hilfsbemühungen weiter behindert (UNICEF, 2023).

In der Sahelzone leiden Kinder weiterhin unter extremer Unterernährung, mangelnder Bildung und eskalierender Gewalt aufgrund der anhaltenden Konflikte, insbesondere in Mali, Burkina Faso und Niger. In Mali haben die Zusammenstöße zwischen Regierungstruppen und bewaffneten Gruppen zu einer ausgedehnten Vertreibung geführt, bei der Tausende von Kindern gezwungen waren, aus ihren Häusern zu fliehen. In Burkina Faso hat die rasche Ausweitung der von militanten Gruppen ausgehenden Gewalt zur Schließung von fast 7 800 Schulen geführt, so dass mehr als 1,4 Millionen Kinder nicht mehr zur Schule gehen konnten. 

Auch der Jemen leidet weiterhin unter einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt, verursacht durch den dort anhaltenden Konflikt und durch eine von Saudi Arabien initiierten Blockade, die die Hungersnot und Krankheiten noch  verschlimmert hat. Mehr als 600.000 Kinder unter fünf Jahren sind akut unterernährt, 120.000 davon leiden an schwerer Unterernährung. Trotz einer gewissen Lockerung der Beschränkungen im Jahr 2023 sind Millionen von Menschen, insbesondere Kinder, aufgrund der begrenzten humanitären Hilfe und des Zusammenbruchs der Grundversorgung weiterhin in verzweifelter Not.

Gefährdung der Kinderrechte in ganz Europa: Obdachlosigkeit, Familientrennung und das EU-Migrationsabkommen

In ganz Europa sind Kinder mit einer Reihe von Krisen konfrontiert, die Zeichen systemischer sozialer und wirtschaftlicher Herausforderungen sind. Von Schweden bis Frankreich haben gefährdete Gruppen, insbesondere Flüchtlinge und marginalisierte Jugendliche, mit Problemen wie Armut, sozialer Ausgrenzung und unzureichendem Schutz zu kämpfen. Infolgedessen sind schwedische Sozialdienste in die Kritik geraten, weil sie syrische Flüchtlingskinder von ihren Familien getrennt haben, was Fragen nach dem Vorhandensein eines Gleichgewichts zwischen Kinderschutz und kulturellen Befindlichkeiten aufwirft. 

Darüber hinaus hat das im Mai 2024 beschlossene EU-Migrations- und Asylabkommen erhebliche Bedenken hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Rechte von Kindern aufkommen lassen. Das Abkommen erlaubt die Inhaftierung von Kindern an den Grenzen zur Prüfung auf rechtmäßige Einreise, was gegen die internationalen Grundsätze des Schutzes von Kindern verstößt und ihnen wesentliche Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheitsversorgung vorenthält. Unbegleitete Minderjährige sind aufgrund der unzureichenden Bestimmungen zur Familienzusammenführung erhöhten Risiken ausgesetzt, was sie isoliert und anfällig für Ausbeutung macht. 

Kritiker bemängeln, dass dieses Abkommen das Wohl der Kinder nicht berücksichtigt und fordern kinderfreundliche Alternativen und stärkere Schutzmaßnahmen. Diese Bedenken werden durch die zunehmenden Probleme von Kindern im Vereinigten Königreich und in Frankreich noch verstärkt, wo systemische Probleme wie Obdachlosigkeit, soziale Ausgrenzung und Inhaftierung die Gefährdung von Migranten und benachteiligten Kindern noch verstärken. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit von Reformen und umfassenden Schutzmaßnahmen, um die Rechte von Kindern in ganz Europa zu schützen.

Die weit verbreitete Verletzung der Rechte von Minderjährigen in ganz Nordamerika: von Grenzlagern bis zu Opioid-Epidemien

Die Verletzung der Rechte von Kindern in den USA wird immer besorgniserregender, insbesondere im Zusammenhang mit den an der Grenze zwischen den USA und Mexiko inhaftierten Migrantenkindern. Immer mehr Familien, darunter viele Kinder, riskieren auf der Suche nach Sicherheit eine gefährliche Reise, nur um dann in überfüllten Grenzlagern unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt zu sein.

In diesen Lagern, die sich oft in abgelegenen Wüstengebieten befinden, fehlt es an grundlegenden Dingen wie Nahrung, Wasser, Unterkünften und medizinischer Versorgung, was schwerwiegende physische und psychische Konsequenzen für die Kinder zur Folge hat. 

Die Unterdrückung von Minderjährigen geht über die Vereinigten Staaten hinaus und erstreckt sich auch auf andere Regionen Nordamerikas, wie z. B. Kanada, wo indigene Kinder, die in Reservaten leben, aufgrund des Klimawandels stark bedroht sind. Diese Kinder sind besonders gefährdet, da das Land, das sie bewohnen, bereits aufgrund der Kolonialgeschichte  Nachteile birgt. Die Auswirkungen der Klimakrise – von Waldbränden und Wasserverschmutzung bis hin zum Verlust traditioneller Nahrungsquellen – verstärken die bestehenden gesundheitlichen und sozialen Ungleichheiten. 

Ein weiteres beunruhigendes Beispiel ist der alarmierende Anstieg des Opioidmissbrauchs unter kanadischen Jugendlichen. Seit den 1980er Jahren hat sich der Konsum von verschreibungspflichtigen Opioiden in Kanada zum zweitgrößten weltweit entwickelt, wobei gerade viele Teenager illegale Drogen konsumieren.

Die Opioid-Epidemie verschärfte sich mit der Einführung synthetischer Opioide, insbesondere Fentanyl, das erheblich zum Anstieg der Todesfälle durch Überdosierung beitrug. Im Jahr 2023 verzeichnete Britisch-Kolumbien die historische Zahl von 1.455 drogenbedingten Todesfällen und übertraf damit alle bisherigen Gesamtzahlen für einen solchen Zeitraum.

Kinder als Kollateralschaden: die Folgen der eskalierenden Gewalt Israels in Palästina und im Libanon

Die verheerendste und eklatanteste Verletzung des Rechts von Kindern auf Leben spielt sich in den besetzten palästinensischen Gebieten ab. Die Region hat sich zum tödlichsten Ort der Welt für Kinder entwickelt. In weniger als einem Jahr wurden mindestens 11.300 Todesfälle von Kindern gemeldet. Rund 30 % dieser Opfer waren unter fünf Jahre alt, darunter 710 Säuglinge unter 12 Monaten. Die anhaltende Gewalt, der Mangel an Nahrungsmitteln und der fehlende Zugang zu lebensrettenden Ressourcen führen dazu, dass Kinder nicht nur einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind, sondern auch psychische Schäden davontragen (Save the Children, 2024).

Israel hat auch dafür gesorgt, dass die Arbeit des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) eingeschränkt wird. Es arbeitet daran, die Finanzierung des Hilfswerks zu begrenzen, übt Druck auf die Geberländer aus, damit diese ihre finanzielle Unterstützung zurückziehen, und setzt sich bei internationalen Organisationen dafür ein, dass das Hilfswerk von den UN-Plattformen ausgeschlossen wird.

Diese Maßnahmen könnten die lebenswichtigen humanitären Dienste für palästinensische Flüchtlinge, einschließlich Bildung, Gesundheitsversorgung, Lebensmittel und Unterkünfte, einschränken und die ohnehin schon schlechten Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern, insbesondere im Gazastreifen und im Westjordanland, noch weiter verschlechtern (Krever, 2024).

„Der Gazastreifen ist für seine eine Million Kinder die Hölle auf Erden. Und es wird von Tag zu Tag schlimmer, denn wir sehen die schrecklichen Auswirkungen der täglichen Luftangriffe und Militäroperationen auf palästinensische Kinder.“  

– UNICEF-Sprecher James Elder, Oktober 2024

Auch die anhaltende Gewalt im Westjordanland hat schwerwiegende Auswirkungen auf Kinder. Innerhalb eines Jahres sind 143 palästinensische Kinder getötet worden, was einen erschreckenden Anstieg der Todesfälle um 250 % im Vergleich zum Jahr 2022/23 bedeutet. Darüber hinaus wurden über 440 Kinder durch scharfe Munition verletzt, was bei vielen bleibende körperliche und seelische Narben hinterlässt. Die Militäroperationen in Dschenin, Tulkarm und Nablus sind eskaliert, und die Familien leben in täglicher Angst vor einer beispiellosen Gewalt (UNICEF, 2024).

Die Gewalt geht über Palästina hinaus, denn die israelischen Angriffe auf den Libanon haben Kindern erheblichen Schaden zugefügt. In den letzten Monaten wurden nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens 231 Kinder im Libanon getötet und mehr als 1.300 verletzt. Der Konflikt, der hauptsächlich zwischen Israel und der Hisbollah ausgetragen wird, hat verheerende Folgen für unschuldige Zivilisten: Täglich werden durchschnittlich 3,5 Kinder getötet und 9,5 verletzt (Cheeseman & Haidamous, 2024).

Dringende Maßnahmen für die Stärkung von Kinderrechten: ein Aufruf zur weltweiten Unterstützung

Im Jahr 2024 sind Millionen von Kindern von vermeidbaren Konflikten und von menschengemachten Katastrophen betroffen, die durch das Versagen der Regierungen noch verschlimmert werden. Um weitere Verluste an Menschenleben zu verhindern, muss die internationale Gemeinschaft dringend zu einem sofortigen Waffenstillstand in Regionen wie dem Sudan, Palästina, Libanon und der Sahelzone aufrufen und den ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe sicherstellen. Insbesondere Israel und die USA müssen zu entschlossenem Handeln aufgefordert werden.

In den vergangenen 14 Monaten des Konflikts haben die USA im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen fünf Resolutionen abgelehnt, die ein Ende der Gewalt in Gaza gefordert haben. Zuletzt stimmten die USA am 20. November 2024 als einzige Nation gegen eine Resolution, die einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand forderte (Fassihi et al., 2024). Diese wiederholten Vetos sind der Lösung der humanitären Krise in Gaza und der Einhaltung des Völkerrechts hinderlich, welches daher weiterhin eklatant verletzt wird (UN, 2024).

Im Jahr 2025 werden wir unsere Mission fortsetzen, um sicherzustellen, dass jedes Kind Zugang zu Sicherheit hat und die Möglichkeit bekommt, in einer Welt ohne Angst und Gewalt aufzuwachsen. Wir laden Sie ein, uns bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen, indem Sie eine Patenschaft für ein Kind übernehmen, spenden oder Ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Mit vereinten Kräften können wir eine Welt aufbauen, in der die Rechte eines jeden Kindes geschätzt und gewahrt werden!

Wir von Humanium wünschen Ihnen für das neue Jahr viel Freude, Gesundheit, Sicherheit und die Verwirklichung Ihrer Träume!

Verfasst von Lidija Misic

Übersetzt von Katharina Wilhelm

Korrekturgelesen von Marie Podewski

Literaturverzeichnis:

Cheeseman Abbie & Haidamous Suzan (2024), Israel’s war on Hezbollah takes terrible toll on Lebanon’s children. Retrieved from The Washington Post at https://www.washingtonpost.com/world/2024/11/19/children-killed-lebanon-israel-hezbollah/, accessed on November 24, 2024.

Farnaz Fassihi et al. (2024), U.S. Casts Sole Vote Against Gaza Cease-Fire Resolution. Retrieved from The New York Times at https://www.nytimes.com/2024/11/20/world/middleeast/gaza-ceasefire-us-veto.html, accessed on November 24, 2024.

Krever Mike (2024), Israel has long wanted to dismantle the UN’s Palestinian refugee agency. The consequences could be disastrous for all. Retrieved from CNN at https://edition.cnn.com/2024/11/03/middleeast/israel-unwra-knesset-bill-analysis-intl/index.html, accessed on November 24, 2024.

Save the Children (2024), Gaza: at least 3,100 children aged under five killed with others at risk as famine looms. Retrieved from Save the Children at https://www.savethechildren.net/news/gaza-least-3100-children-aged-under-five-killed-others-risk-famine-looms, accessed on November 24, 2024.

UN (2024), Middle East live updates for 20 November: US vetoes Security Council resolution on Gaza. Retrieved from UN at https://news.un.org/en/story/2024/11/1157201, accessed on November 24, 2024.

UNICEF (2023), Geneva Palais Briefing Note: Horrifying numbers of children killed & injured in Sudan. Retrieved from UNICEF at https://www.unicef.org/press-releases/geneva-palais-briefing-note-horrifying-numbers-children-killed-injured-sudan, accessed on November 24, 2024.

UNICEF (2024), Gaza’s children: „Trapped in a cycle of pain“. Retrieved from UNICEF at https://www.unicef.org/press-releases/gazas-children-trapped-cycle-pain, accessed on November 24, 2024.